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Wege zur politischen Konformität: Interessentenprofile

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Politik und Nichtpolitik
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Zusammenfassung

Von den 80er Jahren aus rückwärts betrachtet, haben sich die Denkweisen und Orientierungen der „Mitte“ in der Bundesrepublik auf Positionen eines „systemkonformen Konservativismus” (Winkler 1983: 204) eingependelt. Auch die Mitte der 60er Jahre herausbrechende erste ernste Rezession hat bei Handwerkern, Händlern und Gewerbetreibenden nicht zu einem Wiederaufleben „panischen“ Protests und zur neuerlich parteifeindlichen Radikalisierung geführt. Angesichts der seit den ersten Nachkriegsjahren stabilen politischen Integration des gewerblichen Mittelstandes in das westdeutsche Parteiensystem erhebt sich die Frage, inwieweit diese Eingliederung auf einen nach 1945 einsetzenden, grundlegenden Wandel der herkömmlichen besitzmittelständischen Einstellungsmuster zurückgeführt werden kann.

„Sensationelle Vorschläge machte der Kaufmann K[...] (Kamen) den Anwesenden. Man müsse einmal in der Werbung ... ganz neue Wege gehen. K[...] machte den Anwesenden das Angebot, einen Roboter, der erstmalig auf der Münchener Messe zu sehen war, zu dieser Gelegenheit nach Kamen zu holen. Der 2,30 Meter große Maschinenmensch, der bisher im Dienst der Werbung für größere Firmen in westdeutschen Großstädten stand, müsse sich auf den Weg über die umliegenden Ortschaften begeben und zum Besuch der St. Severins-Kirmes und der Gewerbeausstellung einladen. Die Idee des Kaufmanns K[...] erregte in der Versammlung beachtliches Aufsehen. “

(Bericht der WR vom 1.9.1950 über eine Versammlung des Gewerbevereins Kamen)

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Anmerkungen

  1. Lt. H.A. Winkler ist die Zahl der Handwerksbetriebe auf dem Gebiet der Bundesrepublik von ca. 792000 (1939) auf rund 864000 (1961) angewachsen. Im gleichen Zeitraum stieg die Zahl der Groß-und Einzelhandelsgeschäfte um etwa 25%. Der Umsatzzuwachs im Handwerk übertraf mit 330% den der Industrie um 15 (Winkler 1983: 189, 192). In solchen globalen Zahlenvergleichen wird nicht deutlich, daß sich infolge der zahlreichen Betriebsneugründungen während der frühen Nachkriegsjahre die Gewerbestruktur zumindest zeitweise quantitativ — im kfm. Sektor auch qualitativ — veränderte. So unterschied der Geschäftsführer der Einzelhandels-Kreisvereinigung Unna in seinem Arbeitsbericht 1949 bezeichnenderweise zwischen dem „echten Kaufmannstum“ und »Auch-Kaufleuten”, die sich seit 1945 in großer Zahl und oft ohne hinreichende Kenntnisse in Handelsberufe „hineingedrängt“ hätten (HA vom 11. 1. 1950 ).

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  2. Anläßlich der ersten Lesung des Gesetzes über die Handwerksordnung im I. Dt. Bundestag am 26. Oktober 1950 wurde die wirtschaftliche und sozialkulturelle Bedeutung des Handwerks von Sprechern aller Fraktionen unterstrichen (vgl. Sten.Berichte, Bd. V: 3498 — 3506). Der SPD-Debattenredner Dr. Veit versicherte, daß „wir die Bedeutung des Handwerks für unser Volk und für unsere Volkswirtschaft erkennen“. Das Handwerk müsse geschützt werden durch den Erhalt von Arbeitsstätten, „in denen die Verbindung von Kapital und Arbeit in einer Person gegen die Entwicklungstendenzen des Kapitalismus erhalten geblieben ist”. Jetzt und in Zukunft nehme das Handwerk Aufgaben wahr, welche „die Erziehung unseres Volkes und unserer handwerklich tätigen Menschen zur Qualitätsarbeit gewährleisten“ (Ebenda: 3502 ).

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  3. Siehe dazu den Artikel „Gewerbeverein für Kamen gegründet“ in HA vom 26.1.1950 — Lt. Verfügung der Finanzleitstelle für die brit. Zone wurde zum 1.4.1946 der Freibetrag für die Gewerbelohnsummensteuer auf 3600 RM Jahreseinkommen heraufgesetzt (Amtl.Bek. Nr.4/25.1.1947).

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  4. So wurde z. B. auf einer Vorstandssitzung der SPD-OG Unna am 10. Oktober 1947 darüber Klage geführt, daß die Mehrzahl der Unternehmer und Handwerker nur noch dort arbeite, wo sie Realien erhielten. „Es wäre Sache der Partei, sich im Einvernehmen mit der Gewerkschaft über die Kreishandwerkerschaft an die Unternehmer und Handwerker zu wenden, damit wenigstens die notwendigen Arbeiten auch für den kleinen Mann ausgeführt würden“ ( Sitzungsprot. im Mat. Kortmann).

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  5. Unter den „Nöten des Handwerks“, bestätigte ein Referent des Düsseldorfer Wirtschaftsministeriums auf einer Unnaer Handwerkerkundgebung im Oktober 1947, stehe der Rohstoffmangel an erster Stelle; bei der Verteilung sei das Handwerk nicht immer gebührend bedacht worden (WP vom 14.10.1947).

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  6. Vgl. Anm.1.

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  7. Dazu Angaben über globale Umsatzzuwächse bei Winkler 1983: 189.

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  8. Lt. Verwaltungsbericht wurden im 2. Hj. 1946 im Einzelhandel 2 von 6, im Jahr 1947 5 von 12 Konzessionsanträgen abschlägig beschieden (bei einer Gesamtzahl von 217 bzw. 224 Geschäften). Im gleichen Zeitraum wurden im Handwerk (bei 308 bzw. 331 Betrieben insgesamt) 11 von 16 (1. Hj. 1946) bzw. 7 von 30 (1947) bearbeiteten Anträgen abgelehnt (Verwaltungsbericht 1946/48; STAUN, a.a.O.).

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  9. Diesen Begriff gebrauchte der Referent aus dem Wirtschaftsministerium in seiner Ansprache anläßlich der Unnaer Heimatwoche; dem Handwerk falle die Aufgabe zu, „das Kulturniveau des deutschen Volkes durch Wertarbeit zu heben“ (WP vom 14.10.1947).

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  10. Diesen Begriff verwendet Schreyer im Rahmen seiner Ende der 60er Jahre erschienenen Arbeit über den industriellen Strukturwandel in Bayern (Ders. 1969: 17).

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  11. Der»Trend des Eigentumsdenkens“, das hatte Theodor Geiger schon Anfang der 30er Jahre beobachtet, „buchtet sich sogar in das Lohnproletariat aus: sie ergreift zum erheblichen Teil die „alteingesessenen” Industriearbeiter mit eigenem Grund und Boden“ (Ders. 1972 (1932): 107). — Zur Dominanz (neu)mittelständischer Werte und Einstellungen in der heutigen Kommunalpolitik vgl. Holler/Naßmacher 1976: 7.

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  12. Dies waren die Kaufleute Antonie Gailard und Johann Husten (letzterer wurde 1929 für die Wirtschaftspartei, 1933 für die Bürgerliche Vereinigung zum Stadtverordneten gewählt).

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  13. Müller hatte als DVP-Mitglied 1929 für die Einheitsliste bürgerlicher Parteien, Diening im gleichen Jahr als Bewerber der Wirtschaftspartei für den Rat kandidiert.

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  14. So die Ausführungen des designierten Schriftführers Fluhme in der vorbereitenden Sitzung (HA vom 5.1.1950).

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  15. So das Referat Fluhmes in der Wiedergabe von HA und WP vom 5.1.1950 sowie des HA vom 26.1.1950.

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  16. So beinahe gleichlautend die Formulierungen in Berichten des HA vom 18.2. und der WR vom 25.2.1950. — Im gleichen Sinne äußerte sich Dipl.Kfm. Fluhme als Gastreferent anläßlich einer Zusammenkunft von Gewerbetreibenden im benachbarten Heeren-Werve, als dort über eine Vereinsgründung beraten wurde: der Verein wolle keine neue politische Partei sein, vielmehr sollten die Vereinsinteressen durch die bestehenden Parteien vertreten werden (WP vom 14. 3. 1950 ).

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  17. So der Altvorsitzende Müller in seiner historisch ausholenden Eröffnungsrede (WP vom 5.1.1950).

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  18. Zur Konstituierung des Unnaer Verkehrsvereins siehe die Presseberichte in WP vom 9.9. und HA vom 3.12.1949. — Der Verein gab sich betont mittelstandsfreundlich. Bei der Gründung hob der neugewählte Vorsitzende Rasche hervor, der Verein beschränke sich nicht nur auf Fremdenverkehrswerbung, sondern wolle „auch ganz intensiv für die Industrie und Geschäftswelt arbeiten“ (WP vom 9. 9. 1949 ).

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  19. So die Ausführungen des 2. Vorsitzenden Fiene (nach WP vom 27.1. und WR vom 31. 1. 1950 ).

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  20. Dem Verein komme es, so eine andere Pressemeldung, gerade auf den Beitritt junger Berufskollegen an, um „die Interessen, der neuen Zeit gemäß, zum Wohle des Ganzen wahren zu können“ (WR vom 25.2.1950).

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  21. Die Affinität zur CDU kam in der Personalunion von CDU-Ratsmitgliedschaft und Vereinsvorstandsfunktionen (Schriftführer, Beisitzer) zum Ausdruck.

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  22. Wie substantiell politisch auch diese verstanden wurden, kam in einem Presseporträt des Verkehrsvereins Kamen plastisch zum Ausdruck: „Hier marschiert ein Vortrupp von Männern, die uneigennützig das Beste für die Vaterstadt und damit für alle Bürger suchen. Recht verstanden, soll solch eine in ihren Zielen sachlich bestimmte Gruppe von Bürgern eine notwendige Ergänzung, man möchte fast sagen: ein Instrument sowohl von Verwaltung wie politischer Stellvertretung sein, die naturgemäß eher auf ruhig-ausgetretenen, durch Paragraphen und Tradition bezeichneten, durch Parteien und Weltanschauungen zuweilen erschwerten Pfaden wandeln“ (HA vom 22.7.1950).

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  23. Winkler verweist auf Umfragen aus der Mitte der 60er Jahre, denen zufolge bei Handwerkern »mit allgemein wachsender Unzufriedenheit auch die Neigung zu der Sozialdemokratie als der damals gewissermaßen „legitimen“ Oppositionspartei” stärker geworden ist“ (Ders. 1983: 204).

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  24. Unter diesem Begriff sind die unterschiedlichen Betroffenenkategorien der Evakuierten, Flüchtlinge, Ausgewiesenen und Vertriebenen zusammengefaßt. Für einen ersten Versuch der Abgrenzung siehe Schulze-Westen 1949: 2f.; neuerdings v. Plato 1985: 173, 177; Lt. Wiesemann tendiert die neuere Forschung zu dem Sammelbegriff „Flüchtlinge“ (Ders. 1985: 35). — Im folgenden verwende ich die Bezeichnungen „Flüchtlinge” und „Vertriebene“ synonym.

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  25. In ihrer 1949 veröffentlichten empirischen Studie hat Irmgard Schulze-Westen für den Kreis Lüdinghausen die soziale Situation der Flüchtlinge untersucht. Dabei wurden als Indikatoren der Verschlechterung die starke Zunahme einer Beschäftigung als Arbeiter (87% gegen vormals 45%) sowie ein starker Rückgang des Anteils der Selbständigen (3% gegen 26%) und Beamten (3% gegen 7%) dargestellt (32f.). Zugleich ergab sich eine Verschiebung der Unterhaltsquellen von den Arbeitseinkommen (59% gegen zuvor 89%) zu Unterstützungszahlungen (83% statt 3%); das Niveau der Einkommen hatte sich erheblich gesenkt (dazu die Statistik auf 45).Lt. Schulze-Westen konnte der Lkr. Lüdinghausen aufgrund seiner gemischten Wirtschaftsstruktur als repräsentativ für die britische Zone angesehen werden. Die der Studie zugrundeliegenden Daten wurden bei einer 1947 mit Hilfe von Kreisfürsorgerinnen durchgeführten häuslichen Fragebogenaktion erhoben.

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  26. Vgl. dazu den vom IGOV-Kreisvorsitzenden Dr. Baur verfaßten Beitrag im HA vom 19. 6. 1950.

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  27. Auf engstem Raume zusammengedrängt leben wir nun hier mit dem Gefühl, die schwierigen Verhältnisse der einheimischen Bevölkerung noch unangenehmer zu gestalten“ (aus einer von der WP am 12.9.1947 veröff. Zuschrift eines Ostvertriebenen anläßlich eines Kreisflüchtlingstreffens der CDU).

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  28. Dem Verwaltungsbericht zufolge, den der OKD dem Kreistag Ende 1946 vorlegte, hatten bis Anfang November 1946 im Kreis Unna knapp 30000 Flüchtlinge, Ausgewiesene und Evakuierte Aufnahme gefunden. In Prozentwerten waren das gegen 21% der Ortsansässigen. In einzelnen Bezirken erreichte die Quote bis zu 38% (Anlage 5 zur KT-Sitzung vom 9.11.1946; KRAUN).

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  29. OKD Unna an Reg.präs. Arnsberg, 5.8. 1949 (KRAUN HA 20) — Die Mentalitätsthese fand übrigens auch Eingang in wiss. Abhandlungen der Zeit. So urteilte etwa Schulze-Westen: Die „schwere Art der Westfalen, insbesondere des bäuerlichen Menschen“, mache den Bürgern das Einleben nicht gerade leicht; umgekehrt seien z. B. die Schlesier „an sich beweglich und anpassungsfähig” (Dies. 1949: 63 ).

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  30. Nach der Beseitigung des Geldschleiers, schreibt Schulze-Westen, habe sich die ganze Schwere des Flüchtlingsproblems gezeigt: die Sparkonten, von denen viele zuvor hätten leben können, seien bis auf geringe Reste vernichtet (Dies. 1949: 3).

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  31. Dazu die Statistik bei Wiesemann/Kleinert 1984: 320.

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  32. Amt Rhynern an die Kreisverwaltung in Unna, Stimmungsbericht vom 23.8.1949 (KRAUN 23 — 020).

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  33. Siehe dazu die lfd. Berichterstattung des SPIEGEL (u. a. Ausgaben vom 12.3.1949: 9ff.; 6.7.1950: 5f.; 22.11.1950: 5f.) sowie die Hinweise bei Wiesemann 1985: 40.

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  34. Chief Manpower Officer, 22.9.1948; zit. bei Wiesemann/Kleinert 1984: 305.

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  35. Auf eine solche politische,Mésalliance` zwischen Flüchtlingen und KP spielte auch Schulze-Westen an, als sie die Gefahr andeutete, daß sich hier eine neue Gruppierung,»vielleicht im Zusammenhang mit den einheimischen Arbeitern“, formiere, „die einer politischen Radikalisierung gegenüber äußerst anfällig ist” (Dies. 1949: 34).

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  36. HQ RB AR, MR April 1949 (FO 1005/1605).

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  37. Dieser Begriff findet sich in einem Bericht des SPIEGEL vom 2.6.1949.

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  38. Siehe dazu die Kritik im Bericht der WR über den „Tag des deutschen Ostens“ in Kamen in der Ausgabe vom 9.8.1949.

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  39. Über die beschränkte politische Anziehungskraft des BHE auf viele Flüchtlinge bemerkte Juan Linz Mitte der 60er Jahre: “… the successful integration into the West German economy and society of the refugees, the ties with the churches, and even party traditions reduced the support for this party to isolated pockets, particularly in smaller communities and among the poorer and older refugees, as well as among those of agricultural background” (Linz 1967: 287).

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  40. Wie behördliche Stimmungsberichte bezeugen, haben die Aufnahmebedingungen innerhalb des Kreises Unna, beispielsweise zwischen dem industriell strukturierten Amtsbezirk Pelkum und dem landwirtschaftlichen Amt Rhynern, erheblich differiert.

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  41. Mündliche Mitt. von Alfred Gleisner an den Verfasser.

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  42. Nach Wiesemann/Kleinert 1984: 320 (ein Vergleichswert für 1948 ist dort nicht angegeben).

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  43. In Unna wurden Ende Oktober 1945 161 Personen zunächst in 9 Sammelunterkünften, sodann in „Bürgerquartieren“ untergebracht. Am 26. August 1946 wurden der Kreisstadt weitere 76 Flüchtlinge aus Niederschlesien zugewiesen. „Bis zum Eintritt der kalten Jahreszeit sind auch diese Flüchtlinge auf Bürgerquartiere verteilt” (Verw.bericht Unna, 1.4.1942 —1.10.1946; STAUN I —10/26).

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  44. In einem Stimmungsbericht vom 28.7.1949 vermerkte der Amtsdirektor von Pelkum: „Sehr viele Flüchtlinge des hiesigen Bezirks kommen aus dem niederschlesischen Kohlenrevier. Das wirkt sich insofern günstig aus, als von ihnen immer mehr bei den Zechen eingestellt und in Zechenwohnungen untergebracht werden“ (KRAUN HA 20).

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  45. Im Juli 1949 betonte der Unnaer Stadtdirektor, es könnte bedeutend mehr Wohnraum geschaffen werden, wenn aus Landesbaudarlehen noch mehr Mittel zur Verfügung gestellt würden (Stimmungsbericht an den OKD Unna, 28.7.1949; ebenda).

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  46. Verw.bericht Unna, 1.10.1946 — 31.3.1948 (STAUN I —10/27).

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  47. Einzelheiten dazu im Verw.bericht Unna 1946/48 (wie Anm.31). Demnach haben in Unna zwischen Anfang 1946 bis Ende März 1948 durchschnittlich 203 Personen (meistens alleinstehende Frauen mit Kleinkindern) Wohlfahrtsunterstützung bezogen (Ebenda).

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  48. Reg.Gov. Officer to Dep.Reg. Officer, o.D. (Eingangsstempel 6.1.1949); FO 1013/470)

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  49. Siehe dazu den anregenden Beitrag von A. v. Plato in Niethammer/v. Plato 1985: 172 ff., hier 181 ff. Auch Manfred Eckwert, der seit Anfang 1948 als WR-Lokalredakteur in Unna arbeitete und 1949/50 Presseobmann der Kreis-IGOV war, urteilt rückblickend, daß die Eingliederung im Ruhrgebiet „schneller und günstiger“ als in anderen Regionen vorangekommen sei (EB-Ns. vom 23. 10. 1984 ).

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  50. der 21 Interviewten, auf deren Aussagen Platos Darstellung basiert, haben solche positiven Erfahrungen zu Protokoll gegeben. Nicht zuletzt die den Bergleuten zustehenden Sonderdeputate an Lebensmitteln, Kohle, Textilien und Schnaps haben fallweise zu „symbiotischen ökonomischen Zweckgemeinschaften“ zwischen Flüchtlingen und Einheimischen geführt (Ebenda: 184).

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  51. Von dem Drittel der Befragten, das diese Frage beantwortete, nannten 52 Prozent ihr Einleben „gut“, 18 Prozent „mäßig” und 30 Prozent „schlecht“ (Schulze-Westen 1949: 66).

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  52. Dies.: 66, auch 10; Stimmungsbericht des Amtsdirektors Rhynern vom 23.8.1949 (KRAUN 23 — 020). — Demgegenüber äußerten die meisten der im LUSIR-Projekt Befragten, Rückkehrhoffnungen „entweder nie oder nur sehr kurz gehabt zu haben“ (v. Plato a.a.O.: 194). Möglicherweise spielt hier der bei lebensgeschichtlichen Interviews beobachtbare Effekt mit, daß inkongruente Erfahrungssegmente, die in unterschiedlichen Erfahrungszeiten angesiedelt sind, in der Rückschau in einem dominanten Erinnerungswert aufgehoben werden.

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  53. Stimmungsbericht Amtsdirektor von Rhynern (wie Anm. 29).

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  54. Anläßlich eines Ausspracheabends der örtlichen Interessengemeinschaft Unna im Januar 1950 wurde die Ansicht vertreten, eine Verschmelzung der Vertriebenenjugend mit einheimischen Gruppen sei nicht wünschenswert, da die ostdeutsche Jugend die Aufgabe habe,»ihren Mitgliedern vorwiegend heimatliches Brauchtum zu vermitteln und in ihnen die Heimatliebe zu bewahren“ (so der Bericht der WP vom 23.1.1950).

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  55. Entschließung zur Brennstoffversorgung, zur Wirtschafts-und Versorgungslage vom 12.9.1946 ( STAK, Prot.buch der Ratssitzung); auszugsweise abgedr. bei Hohmann 1985: 114f.

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  56. Auf eine derartige „Warte-Psychose“ weist der SPIEGEL in seiner Ausgabe vom 22.11.1950 (5f.) hin.

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  57. Lt. SPIEGEL konnte sich Goebel, der im Hauptausschuß den Vorsitz übernahm, beim Aufbau von Orts-und Kreisverbänden auf eine Erklärung der Briten stützen, dernach gegen eine Zulassung von Interessengemeinschaften, „wo es die Interessen der Ostvertriebenen erfordern“, nichts einzuwenden sei.

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  58. Für den gleichen Tag war als Auftaktveranstaltung eine öffentliche Kundgebung mit Goebel angekündigt (WP vom 28.9.1948).

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  59. Schreiben Baurs vom 2.10.1948, an die Kreisverw. Unna, z.Hd. des Herrn Landrat Biernat (HSTAD, RWN 189, Nr.95, Bd.I). Paragraph 2 der Kreisverbandssatzung schrieb vor: „Die IGOV ist überparteilich, überkonfessionell und verfolgt keinerlei parteipolitische Ziele“ (lt. WR vom 22.6.1950). Zur Gründungsversammlung siehe auch die Pressenotiz in der WP vom 28. 10. 1948.

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  60. RB AR, MR August, 1948 — Sect. A (FO 1005/1604). Dem gleichen Bericht zufolge hat Goebel zu dieser Zeit die Möglichkeiten der Zulassung einer Flüchtlingspartei ventiliert.

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  61. MR September, 1948 — Sect. A (Ebenda).

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  62. Nach Informationen des KRO waren von insgesamt rd. 23000 im Kreis Unna wohnenden Ostvertriebenen ca. 12500 bei der IGOV als Mitglieder eingeschrieben. Im Kreisgebiet existierten zu diesem Zeitpunkt 70 Ortsgruppen (KRO LK Unna, MR March 1949; FO 1013/578). Die Kamener Interessengemeinschaft hatte Ende 1950 (bei rd. 1600 ortsansässigen Vertriebenen) 346 Mitglieder (gegenüber 233 im Dezember 1948); Angaben nach WP vom 5.1.1950. — Im Regionalverband NRW waren Mitte März 1949 nach Angaben Goebels rd. 650 000 Mitglieder organisiert; das entsprach etwa 60 bis 65% der Vertriebenen (SPIEGEL vom 12. 3. 1949 ).

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  63. Anfang 1949 gehörten der Kreis-Zweigorganisation der Flüchtlingsgenossenschaft mehr als 400 Mitglieder an (KRO LK Unna, MR January 1949; FO 1013/578). Im Monatsbericht von März 1949 beschrieb OTL Baker die Ziele und Aktivitäten der Genossenschaft ausführlicher (MR March 1949; ebenda).

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  64. KRO LK Unna, MR January 1949; ebenda.

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  65. In ihrer Ausgabe vom 14.7.1949 zitierte die WP im Hauptteil ein Schreiben der CDU-Landesleitung Westfalen, dem zufolge Goebel „Freunde und Mitarbeiter“ rundbrieflich einlud, der von ihm gegründeten „Tatgemeinschaft parteifreier Deutscher” beizutreten. Lt. SPIEGEL vom 12.3.1949 war Goebel aus der CDU mit der Begründung ausgetreten, „daß auch diese sich christlich nennende Partei sich nicht ausreichend für die speziellen Belange der Flüchtlinge einsetzt“.

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  66. Anläßlich einer Vertriebenenkundgebung in Oberhausen bekräftigte Goebel, den Vertriebenen dürfe eine eigene politische Vertretung nicht versagt werden; ansonsten sähen sich diese genötigt, „auch politisch ihre eigenen Wege zu gehen“ (lt. WP vom 21.6.1949).

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  67. Erkennbar unwillig notierte OTL Baker im Augustbericht 1949: seine Sympathie gehöre in diesem Fall dem abgewiesenen Kandidaten Dr. Baur, dem man seitens

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  68. der Verwaltung nicht ermöglicht habe, seinen Formfehler zu korrigieren. „Dies ist nur ein weiteres Beispiel für das übliche diktatorische Gehabe des Oberkreisdirektors von Unna, der als Kreiswahlleiter fungierte“ (KRO LK Unna, MR August 1949; FO 1013/578). — Vgl. auch den (unübersehbar tendenziösen) WP-Bericht „Tatgemeinschaft bekennt Farbe” am 30.7.1949.

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  69. KRO LK Unna, MR August 1949 (FO 1013/578) — Bezeichnenderweise hat die WR in ihrem Bericht über das Vertriebenentreffen gegen Goebels Tatgemeinschaftsprojekt mit eingestreut kommentierenden Bemerkungen polemisiert (WR vom 9. 8. 1949 ).

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  70. KRO LK Unna, MR September 1949 (FO 1013/579).

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  71. KRO LK Unna, MR October 1949 (ebenda).

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  72. British Resident Hamm/Unna — MR March 1950 (ebenda).

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  73. HQ RB Arnsberg, MR September 1948 (FO 1005/1604).

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  74. Flüchtlinge und Einheimische, schrieb DER SPIEGEL am 2. Juni 1949, hätten sich nach vier Jahren »zu Klassen formiert. In Kampfstellung gegeneinander“.

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  75. So eine maliziöse Umschreibung der Aktivitäten der „Tatgemeinschaft“ im Kreis Unna (WP vom 30.7.1949).

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  76. Anläßlich des „Tag des Deutschen Ostens“ in Kamen verstieg sich ein führender Vertriebenenfunktionär wie der Bezirksreferent Geisler zu der (stürmisch applaudierten) Bemerkung, man wolle lieber unter alliierter Gesetzeshoheit und Verwaltung leben, als das Regiment unfähiger deutscher Politiker und korrupter Behörden zu ertragen (KRO LK Unna, MR August 1949 (FO 1013/578); gleichlautend auch HQ RB Arnsberg (FO 1005/1605)).

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  77. Der Kamener IGOV-Ortsvorsitzende hat sich anläßlich des großen Kamener Vertriebenentreffens im August 1949 bei britischen Residenten über das seiner Meinung obstruktive Verhalten der Lokaladministration bitter beklagt: “The local leader… is bitter in his complaints about the unhelpful attitude of the Administration who he says are obstructive to refugees whenever possible” (MR August 1949; FO 1013/578).

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  78. Die seit September wieder erscheinende Heimatzeitung „Hellweger Anzeiger“ verhielt sich in diesem Konflikt neutraler (vgl. z. B. die Berichte in den Ausgaben vom 13.2. und 12.6.1950).

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  79. Nach der Landtagswahl 1950 warf die WR Dr. Baur gröblichsten Mißbrauch seines Vorstandsamtes vor: er habe geduldet, daß in Mitgliederversammlungen der IGOV DRP-Flugblätter verteilt worden seien; gegen den Aushang von DRP-Propaganda in den Vereins-Schaukästen sei er ebenfalls nicht eingeschritten (Berichte in der WR vom 21. und 22. 6. 1950 ).

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  80. Am 7. Mai 1950 wurde der Leiter der WR-Lokalredaktion Unna, Manfred Eckwert (SPD), als Pressebeauftragter in den Beirat des neugewählten IGOV-Kreisvorstandes berufen (KRO LK Unna, MR May 1949; FO 1013/578).

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  81. There is no doubt that SPD are very anxious to propitiate the Ostvertriebenen etc. in the Kreis. They are afraid of their strength and most anxious to obtain their votes (KRO LK Unna, MR October 1949; FO 1013/579).

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  82. Im gleichen Bericht bemerkte der KRO: “Klietz of Kamen (SPD) has warned people not to touch the Interessengemeinschaft which he says allows Nazis to camouflage their activities” (Ebenda).

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  83. Ebenda.

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  84. Eine ähnliche Prognose wagte der neue British Resident OTL Haig vor den Landtagswahlen 1950: “Whatever turn things may take, the candidates of the Interessengemeinschaft will in any case reduce the SPD votes in the Kreis. Local SPD leaders know this and develop a considerable activity amongst refugees with meetings, talks etc.” (British Resident Hamm/Unna, MR LK Unna March 1950; FO 1013/579)

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  85. So OTL Baker in seinem Bericht über den Verlauf des»Tag des Deutschen Ostens“ in Kamen (MR July 1949; FO 1013/578).

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Holtmann, E. (1989). Wege zur politischen Konformität: Interessentenprofile. In: Politik und Nichtpolitik. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97000-8_13

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-97000-8_13

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-531-11895-6

  • Online ISBN: 978-3-322-97000-8

  • eBook Packages: Springer Book Archive

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