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Kontinuitätslinien und Neuansätze: Parteikonzepte im Lager des politischen Katholizismus nach der Kapitulation des NS-Regimes

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Zusammenfassung

Im Frühjahr 1945 waren in Rheinland-Westfalen, dem Kerngebiet des ehemaligen preußischen Zentrums im Westen, die Positionen über die künftige Struktur einer Nachfolgeorganisation des Weimarer Zentrums und deren Funktion im bürgerlichen Parteienspektrum noch nicht festgelegt. Unter der Oberhoheit der britischen Militärregierung, deren Pläne man noch nicht genau kannte, wurden zunächst einmal alte Freundschaften wiederaufgenommen, neue politische Verbindungen gesucht, bekannte und neue Strategien zur Neu- bzw. Umgruppierung der Parteien im kleinen Kreis diskutiert. In diese Parteiformierungs-Diskussion gingen auch Erfahrungen aus katholischen Oppositionskreisen gegen das NS-Regime mit ein, die teils in loser Form existiert und im wesentlichen sozialethische Fragen erörtert hatten, teils — im Umkreis des 20. Juli 1944 — sich auch über die personelle Zusammensetzung einer Regierung nach dem Sturz des Dritten Reiches verständigt hattenl. Wegen ihrer Kontakte zu Goerdeler und den Kreisauern war nach dem Scheitern des Attentats auf Hitler die Verbandsführung der Westdeutschen Arbeitervereine verhaftet worden; Bernhard Letterhaus, der inzwischen in der Auslandsabteilung des OKW arbeitete, und Nikolaus Groß wurden hingerichtet, andere Beteiligte zu hohen Zuchthausstrafen verurteilt2. Auf das Vermächtnis der „Blutzeugen“ aus der katholischen Arbeiterbewegung beriefen sich die Berliner CDUD-Gründer Andreas Hermes und Jakob Kaiser sowie die Kölner Kolpingmänner Leo Schwering und Karl Zimmermann, die, ohne Kenntnis von der Berliner Gründung zu haben, ungefähr gleichzeitig im Sommer 1945 die Initiative zur CDP-Gründung in Köln ergriffen.

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Literatur

  1. Zur Charakterisierung der oppositionellen Zirkel in Köln und Düsseldorf und deren Einfluß auf die Programmatik der CDU in der Gründungsphase vgl. Franz Focke, Sozialismus aus christlicher Verantwortung. Die Idee eines christlichen Sozialismus in der katholisch-sozialen Bewegung und in der CDU, Wuppertal 1978, S. 176 ff. Focke unterscheidet den Kreis um die KAB-Zentrale, das Kettelerhaus, der Verbindungen zum 20. Juli hatte, bürgerliche Gruppen aus Mitgliedern der katholischen Studentenverbindung Unitas, die mit den Dominikanern Siemer und Welty zeitweise einen Gesprächskreis bildeten, einen Kreis um das Kölner Kolpinghaus sowie einen Bibelkreis in Düsseldorf, zu dem auch Protestanten stießen.

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  2. KAB-Verbandspräses Otto Müller starb im Gefängniskrankenhaus; die christlichen Gewerkschaftler Johannes Albers und Heinrich Körner wurden zu langen Zuchthausstrafen verurteilt, Körner wurde nach seiner Entlassung von einer verirrten Kugel getötet. Wilhelm Elfes und Pater L. Siemer waren in Abwesenheit zum Tode verurteilt worden, das Todesurteil gegen Andreas Hermes wurde nicht vollstreckt. Im Unterschied zur Führungsgruppe der Katholischen Arbeitervereine im Westen, die Kontakte zum 20. Juli 1944 gehabt hatte, erloschen die führenden Männer der Kolpingfamilie, deren Anpassungsversuche an die Nationalsozialisten sämtlich gescheitert waren, „wie eine abgebrannte Kerze“. Vgl. hierzu Heinz-Albert Raem, Katholischer Gesellenverein und deutsche Kolpingsfamilie in der Ara des Nationalsozialismus (Veröffentlichungen der Kommission für Zeitgeschichte, Reihe B, Bd. 35), Mainz 1982, S. 246. — Seit 1944 hatte es auch im Kölner Kolpinghaus einen oppositionellen Gesprächskreis gegeben, dessen Überlegungen jedoch nicht zu einem „festen Handlungskonzept” führten. Beteiligt waren Theodor Babilon, Heinz Richter, Leo Schwering und Karl Zimmermann, die nach dem 20. Juli verhaftet und in das Deutzer KZ-Durchgangslager gebracht wurden. Richter und Babilon kamen in Buchenwald ums Leben. Schwering und Zimmermann kamen frei; sie gehörten später zu den Mitbegründern der Kölner CDP (vgl. ebd., S. 231 ff.).

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  3. Vgl. Jürgen Aretz, Katholische Arbeiterbewegung und Nationalsozialismus. Der Verband katholischer Arbeiter-und Knappenvereine Westdeutschlands 1923–1945 (Veröffentlichungen der Kommission für Zeitgeschichte, Reihe B, Bd. 25), Mainz 1978, S. 229 ff.; Anna Hermes, Und setzet ihr nicht das Leben ein. Andreas Hermes — Leben und Wirken. Nach Briefen,Tagebuchaufzeichnungen und Erinnerungen, Stuttgart 1971, S. 114, 116 f. — Vgl. auch Rudolf Uertz, Christentum und Sozialismus in der frühen CDU. Grundlagen und Wirkungen der christlich-sozialen Ideen in der Union 1945–1949 (Schriftenreihe der Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte, Bd. 43), Stuttgart 1981, S. 23 ff.

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  4. Vgl. Aretz, Arbeiterbewegung (Anm. 3), S. 232; Hans Rothfels, Deutsche Opposition gegen Hitler, hrsg. u. eingel. v. Hermann Graml, München 1977, S. 125. — Vgl. außerdem die selbstkritische Einleitung Helmut Thielickes zur Denkschrift des „Freiburger Kreises“ um Goerdeler und Bonhoeffer. Mit Blick auf die autoritäre Staatsauffassung der Denkschrift stellt Thielicke fest, sie sei „hie und da nicht ganz aus dem Schatten des Naziregimes” herausgetreten und daß „selbst ihre Antithesen noch gewisse Spuren von damals aufweisen“ würden. Dies gelte nicht nur für die Staatsautorität, sondern auch für die Judenfrage, wo die Freiburger den „nazistischen Rassegedanken… naiv und unkritisch” übernommen hätten und einem „Apartheidsprinzip“ das Wort redeten. Für die nachfaschistische Zeit enthielt die Freiburger Denkschrift nur ein äußerst allgemein gehaltenes politisches „Minimalprogramm”; Beschränkungen der Rede-und Pressefreiheit, der Versammlungs-und Koalitionsfreiheit waren allerdings schon einkalkuliert. Vgl. In der Stunde Null. Die Denkschrift des Freiburger „Bonhoeffer-Kreises“: Politische Gemeinschaftsordnung. Ein Versuch zur Selbstbesinnung des christlichen Gewissens in den politischen Nöten unserer Zeit, Tübingen 1979, S. 18 ff. — Im Bereich der Wirtschaftsordnung enthielt die Denkschrift hingegen bereits die Grundzü- ge dessen, was nach dem Kriege als „soziale Marktwirtschaft” bezeichnet wurde. Vgl. ebd., S. 90 ff., 153 ff.; Christine Blumenberg-Lampe, Das wirtschaftspolitische Programm der Freiburger Kreise. Entwurf einer freiheitlich-sozialen Nachkriegswirtschaft. Nationalökonomen gegen den Nationalsozialismus, Berlin 1973. Während Goerdeler marktwirtschaftlich-liberal dachte, diskutierten die Kreisauer und die Kölner Gemeinwirtschaftsmodelle. Die staatliche Intervention in die Wirtschaft sollte jedoch nicht zum „Kollektivismus“ führen; Dezentralisation, Mitbestimmung der Betriebsgewerkschaften, das Subsidiaritätsprinzip der katholischen Soziallehre oder der Genossenschaftsgedanke wurden daher als Regulative eingeführt. Vgl. Focke, Sozialismus (Anm. 1), S. 192.

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  5. Hans Mommsen, Der Widerstand gegen Hitler und die deutsche Gesellschaft, Vortrag, gehalten am 2.7.1984 auf der Internationalen Konferenz zum 40. Jahrestag des 20. Juli 1944 in Berlin, Manuskript, S. 24 ff.; daraus wird auch im folgenden zitiert. Zum katholischen Widerstand vgl. außerdem Rudolf Lill, Katholiken im Widerstand. Opfer und Erbe des 20. Juli 1944, Kirche und Gesellschaft, Nr. 114, hrsg. v. d. Katholischen Sozialwissenschaftlichen Zentralstelle Mönchengladbach, Köln 1984; Verfolgung und Widerstand 19331945. Christliche Demokraten gegen Hitler, Begleitschrift zur Ausstellung des Archivs für Christlich-Demokratische Politik, o. O. 1984.

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  6. Hermes, Andreas Hermes (Anm. 3), S. 116, 118; Wilhelm Elfes, Leitsätze eines Vortrages in einer Geheimkonferenz in Bochum i. W. (Sommer 1942), in: ders., Ich bitte ums Wort. Zur Diskussion mit meinen Freunden, o. O., o. J., S. 9; Werner Conze, Jakob Kaiser. Politiker zwischen Ost und West 1945–1949, Stuttgart usw. 1969, S. 15; Focke, Sozialismus (Anm. 1), S. 188 ff. — Andreas Hermes arbeitete zusammen mit Wilhelm Elfes, Nikolaus Groß, Heinz Körner u. a. an einem Programm für ein Deutschland nach Hitler. (Vgl. hierzu auch Wilhelm Elfes, Gespräche um Deuschland, Krefeld o. J. [1957], S. 9.) Hermes konzentrierte sich darauf, ein Parteikonzept für eine christliche Partei der „Bürger, Bauern und Arbeiter“ zu entwickeln, das sich an Stegerwalds Essener Rede von 1920 orientierte und versuchte 1943 vergeblich, dafür auch Jakob Kaiser zu gewinnen. Vgl. Focke, Sozialismus (Anm. 1), S. 189 f.

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  7. Leo Schwering, Frühgeschichte der Christlich Demokratischen Union, Recklinghausen 1953, S. 29. Vgl. auch ders., 10 Jahre Christliche Union in Köln. Eine Festschrift 1955, hrsg. v. d. CDU Köln, S. 28: „diese christliche Partei begann ihre Existenz mit Märtyrern.“ Zur parteioffiziellen Kontinuitätsthese vgl. außerdem Helmut Kohl, Rede zum 20. Juli 1979, in: Deutsches Monatsblatt, 7/1979; Norbert Blüm, Rede auf dem Parteitag der CDU Rheinland am 19.10.1985 in Düsseldorf. Vgl. auch Gerhard Schulz, Die CDU. Merkmale ihres Aufbaus, in: Parteien in der Bundesrepublik. Studien zur Entwicklung der deutschen Parteien bis zur Bundestagswahl 1953 (Schriften des Instituts für politische Wissenschaft, Bd. 6), Stuttgart/Düsseldorf 1955, S. 41 ff., der die Kontinuitätslinien stärker differenzierend untersucht.

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  8. Heinrich Brüning an Hendrik Poels, 26.1.1946, in: ders., Briefe 1946–1969, hrsg. v. Claire Nix, Stuttgart 1974, S. 27. — Gleichwohl ist nicht zu übersehen, daß die Opfer des katholischen Widerstandes im Vergleich zu den Toten und Verfolgten des sozialistischen und kommunistischen Arbeiterwiderstandes relativ wenige waren.

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  9. Dr. Wilhelm Harnacher (1883–1951), Oberstudiendirektor aus Troisdorf bei Köln, Reichsrat, Generalsekretär der rheinischen Zentrumspartei bis 1933. Harnacher war zunächst Mitglied der CDP-Programmkommission und nahm noch an der konstituierenden Sitzung der rheinischen CDP in Köln am 2.9.1945 teil. Nach seiner Entscheidung für das Zentrum wurde er am 14.10.1945 auf der Gründungsversammlung des Nachkriegszentrums in Soest zum ersten Vorsitzenden dieser Partei gewählt. Seit dem 1.6.1946 war er auch Vorsitzender der rheinischen Zentrumspartei. Dr. Harnacher wurde 1946 erster Kultusminister in Nordrhein-Westfalen, schied aber noch im selben Jahr wegen Krankheit aus seinen Ämtern aus; ab 1948 übernahm er wieder den Posten des stellvertretenden Vorsitzenden der Zentrumspartei. Als Zentrumsvertreter gehörte Harnacher seit 1949 dem Deutschen Bundestag an.

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  10. Johannes Brockmann (1888–1975), Volksschullehrer. 1925–1933 Zentrumsabgeordneter im Preußischen Landtag. Vor 1933 arbeitete er in verschiedenen katholischen und kommunalpolitischen Verbänden; so war er Vorsitzender des katholischen Junglehrerverbandes. 1933 wurde er von den NS-Behörden entlassen, nach dem 20. Juli 1944 war er längere Zeit inhaftiert. 1945 Schulrat im Kreis Münster-Land, dann Generalreferent Kultus in der westfälischen Provinzialregierung. Vorsitzender der Zentrumsfraktion in NRW 1946–1958; 1948/49 Mitglied des Parlamentarischen Rates; 1953–1957 MdB. Seit 1946 war er geschäftsführender, 1948 vorübergehend auch gewählter Vorsitzender der Zentrumspartei. Seit 1947 war er außerdem Vorsitzender des nordrhein-westfälischen Landesverbandes der Zentrumspartei. 1949 wurde er als Zentrumsabgeordneter in den Bundestag gewählt, legte sein Mandat jedoch nieder, um Fraktionsführer im NRW-Landtag bleiben zu können. Seit 1952 war er geschäftsführender, seit dem 9.3.1953 gewählter Vorsitzender der Zentrumspartei als Nachfolger von Helene Wessel; er blieb es bis 1969, als Gerhard Ribbeheger ihn aus Altersgründen ablöste.

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  11. Vgl. Hermes, Andreas Hermes (Anm. 3), S. 130. Anna Hermes bezeichnet Hamacher als einen „klugen Mann“, der angesichts des NS-Regimes voller Selbstvorwürfe gewesen sei. — Den von ihm gegründeten „Albertus-Magnus-Kreis” bezeichnete Dr. Hamacher als eine „versteckte Untergrundbewegung zur Klärung über neue Wege und neue Ideen unserer Politik, wenn einmal das Naziregime zu Ende sei“ (HSTAD, RWN 48–7). Über den Kreis und seine Aktivitäten liegen mir jedoch keine Dokumente vor, die eine genauere Einschätzung ermöglichen würden. Von Dr. Harnacher ist bekannt, daß er Pläne zur Wiederbelebung des Volksvereins und der Katholischen Aktion begrüßte.

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  12. BAK, Nachlaß Brockmann (künftig zit. als NB), 26. — Die Teilnehmer dieses Rinkeroder Kreises, die sich während des NS-Regimes um Brockmann versammelten und ihre Zusammenkünfte als Jagdausflüge tarnten, waren Johannes Gronowski, Dr. Rudolf Amelunxen, Dr. Bernhard Reismann, Heinrich Stücker und Dr. Josef Kannengießer. Auch Helene Wessel scheint schon während des Krieges Verbindung zu diesem Kreis gehabt zu haben (BAK, NB 25). An anderer Stelle ist von einem Kontakt des Generalsekretärs der rheinischen Zentrumspartei vor 1933, Dr. Harnacher, zu dieser Runde die Rede. Vieles deutet jedoch darauf hin, daß die Westfalen erst nach Kriegsende Verbindung zu Dr. Hamacher aufnahmen (BAK, NB 25; Interview mit Dr. Bernhard Reismann am 30.11./1.12.1978).

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  13. Vgl. Hans Georg Wieck, Die Entstehung der CDU und die Wiedergriindung des Zentrums im Jahre 1945 (Beiträge zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien,Bd. 2), Düsseldorf 1953, S. 54.

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  14. Zu den Chancen einer Arbeiterpartei neuen Typs nach 1945 vgl. Ute Schmidt/Tilman Fichter, Arbeiterklasse und Parteiensystem. Aspekte der Parteiengeschichte in den ersten Nachkriegsjahren 1945–1949, in: Die Linke im Rechtsstaat, Bd. 1: Bedingungen sozialistischer Politik 1945–1965, Berlin 1976, S. 17–71, hier S. 54 ff.; vgl. auch Arno Klönne, Die deutsche Arbeiterbewegung. Geschichte,Ziele, Wirkungen, Düsseldorf/Köln 1980, S. 284 f.

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  15. Vgl. ebd., S. 202. Focke unterstellt insbesondere Walter Dirks ein solches „Null-StundenDenken“. Dirks selbst lehnte allerdings für sich jedes „tabula-rasa”-Denken ab und argumentierte historisch. Vgl. Interview mit Walter Dirks am 14.12.1983.

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  16. Vgl. Wieck, Entstehung (Anm. 13), S. 210, Anm. 326; vgl. auch Karl J. Germer, Von Grotewohl bis Brandt. Ein dokumentarischer Bericht über die SPD in den ersten Nachkriegsjahren, Landshut 1974, S. 29 ff.

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  17. Frank Moraw, Die Parole der „Einheit“ und die Sozialdemokratie (Schriftenreihe des Forschungsinstituts der Friedrich-Ebert-Stiftung, Bd. 94), Bonn-Bad Godesberg 1973, S. 83.

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  18. Vgl. Focke, Sozialismus (Anm. 1), S. 199; zu Kaisers Parteikonzeption s. Conze, Kaiser (Anm. 6), S. 15 ff. Conze sieht Kaiser ebenso wie Andreas Hermes in der Tradition von Essen (1920); nach 1945 habe er die Wiedergründung des Zentrums abgelehnt und kurzzeitig für eine „große linke Volks-oder Arbeiterpartei ähnlich der britischen Arbeiterpartei“ plädiert.

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  19. „Bericht von Herrn Karl Germer an Herrn Hermann Schlimme vom 17.5.1945“ (Abschrift), Landesarchiv Berlin, Zeitschriftensammlung, Standort Nr. 3771, Dokumentensammlung der Forschungsgruppe für Berliner Nachkriegsforschung. Vgl. auch Moraw, Parole (Anm. 18), S. 83. Dort wird als Datum der Kontaktaufnahme der 18. Mai genannt. Vgl. ferner Wieck, Entstehung (Anm. 13), S. 212.

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  20. Vgl. Conze, Kaiser (Anm. 6), S. 16: „Selbst die in der Nachfolge Leuschners stehenden Gewerkschaftspartner Göring, Schlimme und auch Ufermann hatten keinerlei Neigung zu einer großen Arbeiterpartei im Sinne Kaisers gezeigt.“ Anders Focke, Sozialismus (Anm. 1), S. 199: Germer habe „viele seiner Freunde aus den ehemaligen Freien Gewerkschaften sowie viele der ihm erreichbaren Freunde aus der früheren SPD gewinnen” können.

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  21. Vgl. Heinrich Rüschenschmidt, Gründung und Anfänge der CDU in Hessen (Quellen und Forschungen zur hessischen Geschichte, Bd. 42), Darmstadt/Marburg 1981, S. 44.

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  22. Interview mit Walter Dirks am 14.12.1983. — Anders bei Hans Georg Wieck, Christliche und freie Demokraten in Hessen,Rheinland-Pfalz, Baden und Württemberg 1945–1946 (Beiträge zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien, Bd. 10), Düsseldorf 1958, S. 38, gestützt auf den Bericht Marcel Schultes.

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  23. Interview mit Walter Dirks am 14.12.1983.

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  24. Vgl. Wieck, Entstehung (Anm. 13), S. 106. — Gisela Schwarze, Eine Region im demokratischen Aufbau. Der Regierungsbezirk Münster 1945/46 (Düsseldorfer Schriften zur Neueren Landesgeschichte und zur Geschichte Nordrhein-Westfalens,Bd. 11), Düsseldorf 1984, S. 81, setzt dieses Parteikonzept mit dem Christlichen Sozialismus aus der CDU-Frühphase gleich und weist darauf hin, daß dessen Programminhalte nicht nur von den Arbeitervertretern im Ruhrgebiet, im Paderborner Raum und im Münsterland (Emsdetten, Bocholt) propagiert wurden, sondern auch von den als „mittelständisch“ bezeichneten CDP-Gründungsmitgliedern Lensing, Jöstingmeier, Dr. Peters und Dr. Kannengießer.

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  25. „Gedanken zur Bildung von Parteien im christlichen Volksteil“, 6.10.1945, HSTAD, RWN 48–12, vgl. auch Arkadij R. L. Gurland, Die CDU/CSU, Ursprünge und Entwicklung bis 1953, hrsg. v. Dieter Emig, Frankfurt a. M. 1980, S. 31 f., mit Bezug auf Wieck, Entstehung (Anm. 13), S. 106. Gurland geht allerdings auf die Juni-Konferenz in Essen nicht ein.

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  26. Die Konferenz fand — so Schwarze, Region (Anm. 26), S. 62 — am 18. Juni in Essen statt; Peter Hüttenberger, Nordrhein-Westfalen und die Entstehung seiner parlamentarischen Demokratie (Veröffentlichungen der Staatlichen Archive des Landes Nordrhein-Westfalen,Reihe C, Bd. 1), Siegburg 1973, datiert Schultes Einladung auf den 3. Juni 1945 (ebd., S. 54), ebenso Schwering, Frühgeschichte (Anm. 7), S. 66. Nach Schwering hat in Essen „der Geist Stegerwalds… nun doch einen späten Sieg“ errungen.

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  27. Schwering, Frühgeschichte (Anm. 7), S. 112 f., 67 f., berichtet, es sei Lambert Lensing und Anton Gilsing aus Dortmund gelungen, die Paderborner Labour-Anhänger auf die CDPLinie zu bringen. Sicherlich hat auch die „unauffällige Vorarbeit“ des mit Brüning und Lensing befreundeten Paderborner Dompropstes Paul Simon die Entscheidung zugunsten der CDP mit befördert. Zur Schlüsselrolle Simons, der schon vor 1933 für eine interkonfessionelle Partei eingetreten war, vgl. auch Schwarze, Region (Anm. 26), S. 63, 79.

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  28. Vgl. Albert Eßer, Sozialistisch,christlich-sozial, bürgerlich. Gruppen, Tendenzen,Entwicklungen in der Christlich-demokratischen Union — Partei der Arbeit in M. Gladbach 1945–1948, Schriftliche Hausarbeit, Köln 1980, S. 10.

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  29. Vgl. dazu die sehr informative Arbeit von Albert Eßer, Wilhelm Elfes und die katholische Arbeiterbewegung, Schriftliche Hausarbeit im Rahmen der ersten Staatsprüfung für das Lehramt an der Sekundarstufe II, Köln 1984, die mir der Verfasser freundlicherweise zur Verfügung stellte.

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  30. Vgl. oben S. 100, Anm. 116. Die Frankfurter Rundschau v. 26.2.1946 druckte einen Artikel aus der Westdeutschen Arbeiterzeitung vom 27.2.1926 nach, in dem Elfes für die gewerkschaftliche Einigkeit der Arbeiter eintrat.

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  31. Elfes, Gespräche (Anm. 6), S. 7f.; vgl. auch Hüttenberger, Nordrhein-Westfalen (Anm. 28), S. 104, 49. Zum Parteikonzept Elfes’ im ersten Nachkriegsjahr vgl. ferner: Niederschrift über die Tagung von Mitgliedern der Christlich-Demokratischen und der Sozialdemokratischen Partei auf der Godesburg in Bad Godesberg am 30.9.1945, Archiv der Sozialen Demokratie, Bonn (AsD), WW 70.

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  32. Wilhelm Elfes, Der Christ in der Politik. Fragen und Antworten zu einem aktuellen Thema. Überlegungen in einem verschwiegenen Versteck vor der Gestapo (Herbst und Winter 1944/45), in: Ich bitte ums Wort (Anm. 6), S. 35.

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  33. Gleichwohl gab es noch im Herbst 1945 in katholischen Arbeiterkreisen Versuche, zum rechten SPD-Flügel Kontakte aufzunehmen (vgl. Schwarze, Region [Anm. 26], S. 82). Zu diesem Zeitpunkt hatte Kurt Schumacher freilich bereits unmißverständlich klargemacht, daß die Sammlung der Arbeiterbewegung seiner Meinung nach in der SPD stattfinden müsse. — Vgl. auch Uertz, Christentum (Anm. 3), S. 36 f.

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  34. Während im bizonalen Wirtschaftsrat seit Juni 1947 eine Koalition aus CDU/CSU, FDP und DP existierte, bestand in sieben von elf Ländern eine von CDU und SPD gemeinsam getragene Regierung. Auch nach der Bundestagswahl 1949, aus der beide Parteien ungefähr gleich stark hervorgingen, waren viele CDU-Politiker, vor allem aus Kreisen der katholischen Arbeiterbewegung, gegen eine rein bürgerliche Koalition. Immerhin gelang es Adenauer, Jakob Kaiser im Herbst 1949 einzubinden und damit den linken Flügel mit auf seinen Kurs zu bringen. Vgl. Auftakt zur Ara Adenauer. Koalitionsverhandlungen und Regierungsbildung 1949, bearb. v. Udo Wengst (Quellen zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien, Bd. 3), Düsseldorf 1985, S. XXI.

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  35. Zur Entwicklung der KAB nach 1945 vgl. Helga Grebing, Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung. Ein Überblick, München 1966, S. 282; Ute Schmidt, Katholische Arbeiterbewegung zwischen Integralismus und Interkonfessionalität: Wandlungen eines Milieus, in: Das Ende der Arbeiterbewegung in Deutschland? Ein Diskussionsband für Theo Pirker, hrsg. v. Rolf Ebbighausen/Friedrich Tiemann (Schriften des Zentralinstituts für sozialwiss. Forschung der FU Berlin, Bd. 43), Opladen 1984, S. 216–239; vgl. auch unten S. 304.

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  36. Unterstützt von der Mehrheit der Bischöfe, betrieb die KAB-Führung nach der zweiten Bundestagswahl 1953 die Wiedergründung christlicher Gewerkschaften und die Spaltung des DGB.

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  37. Vgl. NA RG 59, 862.00/7–2445, EDW-1390, 24.7.1945. — Zusammen mit J. Wirth reisten Dr. Schmidt und Dr. Kindt-Kiefer, ebenfalls Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft „Demokratisches Deutschland“, am 24. Juli nach Freiburg. Zur Aktivität dieser Schweizer Emigrantengruppe vgl. auch NA RG 59, 862.00/7–2345, Nr. 12158. Sie beriet Emigranten und Flüchtlinge, die in Deutschland politisch aktiv werden wollten, um dort eine demokratische und sozial-fortschrittliche Entwicklung in Gang zu setzen. — Eine Darstellung dieser Gruppe gibt ihr Mitglied Karl Hans Bergmann, Die Bewegung „Freies Deutschland” in der Schweiz 1943–1945,München 1974.

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  38. Max Müller, Zur Vorgeschichte der Gründung der badischen CDU in Freiburg/Br. in: Leo Wohleb, Der andere politische Kurs. Dokumente und Kommentare, hrsg. v. Paul-Ludwig Weinacht, Freiburg 1975, S. 123.

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  39. Zu Wirths Person und Politik nach 1945 vgl. Die unterlassene Ehrung des Reichskanzlers Joseph Wirth. Blüten eines provinziellen Antikommunismus, hrsg. v. Gernot Erler u. Karl Otto Sattler, Freiburg 1980, S. 60ff.; als mögliche Erklärung für seine politische Zurückhaltung nach 1945 vgl. die in Anm. 36, S. 161 f., angeführten Lebensumstände.

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  40. /49 beteiligte er sich dann an der Gründung der „Union der Mitte“ (vgl. unten Kap. 8.2) sowie an der „Deutschen Union”, die sich als überparteiliche Gruppierung begriff. 1952 initiierte er die „Deutsche Sammlung“ und gründete 1953 zusammen mit Wilhelm Elfes den „Bund der Deutschen für Einheit, Frieden und Freiheit”, mit dem Ziel, die deutsche Wiedervereinigung durch Verhandlungen mit Ost-Berlin und Moskau zu erreichen. Zum Bund der Deutschen (BdD) vgl. Parteien-Handbuch. Die Parteien der Bundesrepublik Deutschland 1945–1980, Bd. 1, hrsg. v. Richard Stöss (Schriften des Zentralinstituts für sozialwiss. Forschung der FU Berlin, Bd. 38), Opladen 1983, S. 856–859.

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  41. Dr. Carl (Karl) Spiecker (1888–1953) war die schillerndste Persönlichkeit des 1945 wiedergegründeten Zentrums. Nach seinem Studium war er 1912–1916 Zentrums-ParlamentsKorrespondent, nahm 1916–1917 am Krieg teil und arbeitete 1917–1919 als Journalist in der Nachrichtenabteilung des Auswärtigen Amtes. 1919–1922 wurde er auf Joseph Wirths Drängen hin Staatskommissar in Oberschlesien. Seit 1922 war er Verlagsdirektor der führenden Tageszeitung des Zentrums, der Germania, 1923–1925 als Ministerialdirektor Leiter der Presseabteilung der Reichsregierung, dann Ministerialdirektor in der Reichskanzlei. In der Weimarer Republik stand er auf dem linken Flügel und arbeitete zusammen mit Matthias Erzberger, Joseph Wirth und Wilhelm Marx. Seine innerparteilichen Gegenspieler waren rechte Zentrumskräfte wie Franz von Papen oder Graf von Galen, der spätere „Löwe von Münster“. Seit Mitte der zwanziger Jahre wurde Spiecker verstärkt von rechts angegriffen und in verschiedene Prozesse (um die Zentrumszeitung Germania) verwickelt. Mit der Rechtswendung des Zentrums ging auch Spieckers politischer Einfluß zurück. 1928 wurde er Vorstandsmitglied des „Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold”, des „Republikanischen Reichsbundes“, der „Vereinigung Republikanische Presse”. 1930–1931 war er unter der Regierung Brüning Sonderbeauftragter des Reiches für die Bekämpfung des Nationalsozialismus. In dieser Funktion versuchte er erfolglos, durch die Abspaltung der Strasser-Richtung eine Zersplitterung der NSDAP in die Wege zu leiten. 1933 wurde er wegen „nationaler Unzuverlässigkeit“ entlassen und ging in die Emigration: 1933–1940 lebte er in Frankreich, 1940–1941 in England, 1941–1942 in den USA und 1943–1945 in Kanada. In seinem Exil war er publizistisch tätig; er arbeitete in jenen Jahren verschiedentlich auch mit den Regierungen der westlichen Kriegsalliierten zusammen, „performing various tasks concerned with Free Germany Movements” (vgl. Political Parties in Western Germany, prepared by Political Activities Branch, CAD, NA RG 260, OMGB 13/150–3/3/21 119491, S. 54), was Brünings Abneigung gegen Spiecker noch weiter verstärkte. Zu den Verdächtigungen Brünings gegen Spiecker vgl. Brüning, Briefe (Anm. 8), S. 19, 22 f.

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  42. Demgegenüber betonte der „Bund religiöser Sozialisten“, eine linkskatholische Gruppierung um Theo Pirker und Joseph Rossaint, die in Bayern und in Essen aufgetreten war und die eine Verbindung von christlicher und sozialistischer Politik anstrebte, gerade das weltanschauliche Element. Den religiösen Sozialisten ging es weniger um eine aktuelle Neuformierung des Parteiensystems als um die Neubestimmung der Politikinhalte durch die Kooperation von Christen und Sozialisten und um eine neue Definition langfristiger politischer Ziele. Den religiösen Sozialisten war ihre gesellschaftliche Minoritätsposition durchaus bewußt (vgl. NA RG 260, OMGB 10/90–3/2 1–4, 10/90–3/5, 10/91–1/4, 13/149–3 /4 sowie Information v. Theo Pirker, München/Berlin).

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  43. Vgl. Martin Stankowski, Linkskatholizismus nach 1945. Die Presse oppositioneller Katholiken in der Auseinandersetzung für eine demokratische und sozialistische Gesellschaft, Köln o. J. S. 307, Anm. 52. Danach trat Rüther am 12.1.1946 mit Walter Dirks in Verbindung, den er aus den zwanziger Jahren kannte. Er übersandte Dirks ein Thesenpapier mit acht „Befürchtungen bei der Gründung der christlich demokratischen Partei“ und zugleich den Vorschlag zur Gründung des Bundes. Das Thesenpapier findet sich auch im Nachlaß Harnacher (HSTAD, RWN 48–12).

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  44. Deutsche Arbeiter-Partei 1945, Moers, an Dr. Harnacher, 25.3.1946. In diesem Schreiben erklärte die „Deutsche Arbeiter-Partei 1945“ ihre Sympathie mit der auf der ersten Parteikonferenz des Zentrums verfaßten Entschließung zum weltanschaulich neutralen bzw. überkonfessionellen Charakter des Nachkriegszentrums (DZPAM 19–20).

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  45. Vgl. Franz Josef Stegmann, Geschichte der sozialen Ideen im deutschen Katholizismus, in: Geschichte der sozialen Ideen in Deutschland (Deutsches Handbuch für Politik, Bd. 3), München/Wien 1969, S. 485. — Vgl. außerdem zu Stegerwald: Josef Deutz, Adam Stegerwald. Gewerkschafter—Politiker—Minister 1874–1945. Ein Beitrag zur Geschichte der christlichen Gewerkschaften in Deutschland, Köln 1952; Helmut J. Schorr, Adam Stegerwald,Gewerkschaftler und Politiker der ersten deutschen Republik. Ein Beitrag zur Geschichte der christlich-sozialen Bewegung in Deutschland, Recklinghausen 1966.

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  46. Diese Ansicht äußerte Stegerwald im Juni 1945 sowohl gegenüber Vertretern der amerikanischen Militärregierung als auch in einem Schreiben an den gerade ernannten bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Fritz Schäffer (vgl. Schorr, Stegerwald [Anm. 55], S. 386).

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  47. So z. B. der Mannheimer CDU-Gründerkreis, der auch eine um die Richtungsgewerkschaften gruppierte Sammlungspartei diskutierte. Vgl. Schulz, CDU (Anm. 7), S. 65; s. auch Wieck, Christliche und freie Demokraten (Anm. 24), S. 125.

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  48. Zum Einfluß Stegerwalds auf die Gründung der CSU vgl. Alf Mintzel, Die CSU. Anatomie einer konservativen Partei (Schriften des Zentralinstituts für sozialwiss. Forschung der FU Berlin,Bd. 26), Opladen 1975, S. 87 ff. sowie S. 546, Anm. 35: In den Richtungskämpfen der bayerischen Union zwischen einem konservativ-katholisch-bayerisch-etatistischen und einem liberal-konservativen, interkonfessionell-christlichen Flügel war Stegerwald (ebenso wie Josef Müller) Exponent der letztgenannten Richtung. — Vgl. auch Ernst Deuerlein, CDU/CSU 1945–1957. Beiträge zur Zeitgeschichte, Köln 1957, S. 53 ff. Deuerlein erwähnt, daß auch in Bayern „der Gedanke einer,Partei der Arbeit’ unter Einschluß der Sozialdemokraten erwogen“ worden sei, ohne die Vertreter dieses Konzepts namentlich aufzuführen und ohne eine Beziehung zu Stegerwalds Bemühungen herzustellen.

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  49. Adam Stegerwald, Von deutscher Zukunft, Würzburg 1946, S. 7 (gekürzte Fassung eines Vortrages auf der konstituierenden Versammlung der CSU am 13.10.1945 in Würzburg).

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  50. Ders., Wo stehen wir?, Würzburg 1946, S. 22 ff. (Rede Stegerwalds im Stadthaus zu Würzburg am 21.8.1945).

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  51. Vgl. ebd. Zum Parteikonzept Stegerwalds vgl. auch ders., Wohin gehen wir?, Würzburg 1946, S. 8 ff. Diese Schrift enthält neben Ausführungen, die auf dem Vortrag Stegerwalds vom 13.10.1945 (vgl. Anm. 62) aufbauen, ein Interview mit Dr. Dürr, dem CSU-Vorsitzenden für Würzburg. Daß er 1920 ohne Erfolg geblieben war, begründete Stegerwald mit währungspolitischen Schwierigkeiten, innenpolitischen Spannungen nach der Ermordung Erzbergers, dem Tod seiner einflußreichsten Förderer, Hitze und Trimborn, mit „politischer Instinktlosigkeit“, „konfessioneller Engherzigkeit”, dem 1919 verpaßten Zeitpunkt, seiner eigenen Arbeitsüberlastung sowie der politischen Heterogenität der christlichen Gewerkschaftsführer (ebd., S. 26 f.). Hätte er selbst noch stärker auf eine Neuformierung der Mitte-RechtsParteien gedrängt, so wäre der Zusammenhalt der christlich-nationalen Gewerkschaften ernsthaft gefährdet worden. Beim „Auseinandermanövrieren und Zerschlagen dieser Parteien“ (so schrieb er in: Von deutscher Zukunft [Anm. 62], S. 7) sei er weniger erfolgreich gewesen als „Hitler in seiner Art”: „Hitler konnte ungehemmt vorstürmen, weil er ehedem nichts hinter sich hatte, während ich. einen,Porzellanwagen` hinter mir mitziehen mußte“ (vgl. oben Kap. 2, Anm. 98).

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  52. Stegerwald, Wo stehen wir? (Anm. 63), S. 31 f.; daraus wird im folgenden zitiert. —Schwering ist der Auffassung, Stegerwald habe mit der „Arbeiter-und Bauernpartei“ zunächst sein eigenes Kind verleugnet, dann aber nach einem Besuch in Köln im Oktober 1945 wieder den alten Plan aufgenommen. „Es ging ihm wie Moses, der das Land der Verheißung schaute, es jedoch nicht betreten durfte; seine Tat jedoch bleibt eine geschichtliche Leistung” (Frühgeschichte [Anm. 7], S. 50f.).

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  53. Adam Stegerwald, Arbeiterwähler und Zentrumspartei,Vortrag, gehalten am 27. Juli 1918 vor Arbeiterzentrumswählern in Köln, Krefeld o. J., S. 26 f. (Bei der Reichstagswahl 1903 wurden ca. 45–50 Prozent der Stimmen, die das Zentrum gewann, von Arbeitern abgegeben, also mindestens soviel, wie Bauern und Mittelstand zusammengerechnet.)

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  54. Im Anhang zu Wohin gehen wir? (Anm. 65) findet sich das von Stegerwald mitformulierte CSU-Programm für Würzburg-Stadt und -Land. Abschnitt 7 fordert bei grundsätzlicher Anerkennung der Privatinitiative eine planmäßige Wirtschaftslenkung zur Oberwindung des Nachkriegselends sowie die Verstaatlichung der Schlüsselindustrien und der Bodenschätze. Abschnitt 10 enthält ein Bekenntnis zur Einheitsgewerkschaft und zum — mit der Stegerwaldschen Konzeption letztlich nicht zu vereinbarenden — Christlichen Sozialismus (S. 69). — Vgl. auch Deuerlein, CDU/CSU (Anm. 59), S. 56, und Walter Berberich, Die historische Entwicklung der christlich-sozialen Union in Bayern bis zum Eintritt in die Bundespolitik, Phil. Diss., Würzburg 1965, S. 3, 10 ff., 120, der Stegerwald eine zentrale Rolle bei der Gründung der interkonfessionellen CSU beimißt, seine tatsächliche Wirkung jedoch erheblich überschätzt (s. Mintzel, CSU [Anm. 59], S. 546, Anm. 35).

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  55. Adam Stegerwald, Neugestaltung des deutschen Lebens. Anhang zur Druckfassung der Rede Stegerwalds in Würzburg am 21.8.1945, datiert: 21.8.45, in: Wo stehen wir? (Anm. 63), S. 32.

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  56. Zit. nach Wieck, Entstehung (Anm. 13), S. 212, aus einer Rede, die Jakob Kaiser am 2. Februar 1946 auf der Delegiertenkonferenz des FDGB in Berlin hielt. Vgl. auch Grebing, Geschichte (Anm. 42), S. 278.

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  57. So gestand Leo Schwering in einem 1959 an Richard Muckermann gerichteten Brief ein, er habe in seiner Darstellung der CDU-Entwicklung die Bedeutung, die das Labour-Konzept 1945/46 für die Union und später für die Zentrumspartei tatsächlich gehabt habe, absichtlich heruntergespielt. Aus politischen Gründen habe er damals manchen Zusammenhang anders gewichten müssen, um möglichen Gegnern, insbesondere der Militärregierung und der Zentrumspartei, nicht in die Hände zu arbeiten (HSTAD, RWN 125–12).

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  58. Vgl. den Brief Brünings an Leo Schwering, o. D., zit. nach: Leo Schwering, Siegerwalds und Brünings Vorstellungen über Parteireform und Parteiensystem, in: Staat, Wirtschaft und Politik in der Weimarer Republik. Festschrift für Heinrich Brüning, hrsg. v. Ferdinand A. Hermens/Theodor Schieder, Berlin 1967, S. 23–40, hier S. 38 ff.; vgl. auch Brüning, Briefe (Anm. 8), S. 19, 22.

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  59. Vgl. Wittenberger, Nordrhein-Westfalen (Anm. 28), S. 77, 79; Schwering, Frühgeschichte (Anm. 7), S. 95 ff.; Helmuth Pütz, Die CDU (Amter und Organisationen der Bundesrepublik Deutschland,Bd. 30), Düsseldorf 1976, S. 36 f.; Die deutschen Parteien im Überblick. Von den Anfangen bis heute, hrsg. v. Walter Schlangen, Düsseldorf 1979, S. 172. — Wieck, Entstehung (Anm. 13), S. 138, hält demgegenüber fest, daß sich die Zentrumsverfechter vor allem deshalb gegen die Christlichen Demokraten wandten, weil sie einen Rechts-schwenk befürchteten. Vgl. auch Ute Schmidt, Die Deutsche Zentrumspartei, in: Parteienhandbuch (Anm. 47), S. 1198; Schwarze, Region (Anm. 26), sieht aufgrund neu ausgewerteter Quellen die Auseinandersetzung zwischen CDU und Zentrum in Westfalen in einem anderen Licht (S. 58 ff., 83 ff.).

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  60. So der Titel einer Sammlung der Biographien von CDP/CDU-Gründern, in der u. a. auch die Lebensbilder von Johannes Albers, Karl Arnold, Josef Gockeln, Andreas Hermes, Jakob Kaiser, Adam Stegerwald gezeichnet werden (hrsg. v. d. Konrad-Adenauer-Stiftung für politische Bildung und Studienförderung e. V., Bonn 1966).

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  61. Kaas trat, nachdem er sich 1933 nach Rom zurückgezogen hatte, in der deutschen Politik nicht mehr hervor. Brüning hielt sich politisch ebenfalls zurück und vertrat die Ansicht, Emigranten sollten sich in der deutschen Nachkriegspolitik generell zurückhalten. Dieser Meinung waren auch amerikanische Deutschlandexperten wie z. B. der politische Berater der amerikanischen Militärregierung in Deutschland, Robert D. Murphy, die Emigranten bestenfalls als Berater akzeptierten. Murphy hatte übrigens Vorbehalte gegen Brünings politische Einschätzungen: So hielt er dessen Auffassung, daß die Initiatoren des 20. Juli bzw. deren gesellschaftspolitisches Umfeld die geeignete politische Führungsschicht für ein postfaschistisches Deutschland seien, für falsch (vgl. OSS, 19. Okt. 1944, Memorandum for the Director of Strategic Services, Secretary of State. Subject: A Prominent German an the Problem of Germany. 800 Pol. Affairs 1944 Germany, Box 826, NA RG 84. Dieses OSS-Papier gibt Brünings Auffassungen ausführlich wieder. Zu Murphys Reaktion darauf vgl. 800 Pol. Affairs 1944, Germany, Box 826, NA RG 84, 1.11.1944 und 11.11. 1944).

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  62. Vgl. Schulz, CDU (Anm. 7), S. 41 ff. — Die Gründungsaufrufe sind abgedr. in: Dokumente zur parteipolitischen Entwicklung seit 1945, Bd. 2: Programmatik der deutschen Parteien, 1. Teil, bearb. u. hrsg. v. Ossip K. Flechtheim, Berlin 1963, S. 27 ff.; zu den Gründerkreisen vgl. auch Ute Schmidt, Die Christlich Demokratische Union Deutschlands, in: Parteienhandbuch (Anm. 47), S. 514 ff.

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  63. So plädierte z. B. Andreas Hermes in seinen ersten öffentlichen Reden für eine sich im rechtsstaatlichen Rahmen vollziehende gründliche Säuberungsaktion, die die wirklich Schuldigen zur Rechenschaft ziehen müsse. Das Zerstörungswerk des Nationalsozialismus führte er aber nicht auf die historisch-politischen und ökonomischen Bedingungen zurück, sondern auf Verfallserscheinungen, die viel früher eingesetzt und eine Abkehr vom ewig göttlichen Sittengesetz zur Folge gehabt hätten. Jetzt müsse daher ein Erziehungswerk beginnen, das die Rückkehr zu den „unveräußerlichen Werten wahrer seelischer Kultur“, d. h. zu den ewigen Werten des Christentums möglich mache und damit auch den Boden für den Wiederaufstieg des deutschen Volkes — als Ganzes und mit demokratischer Verfassung — bereite (zit. nach Hermes, Andreas Hermes IAnm. 3], S. 299 ff.).

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  64. Im Kölner KAB-Kreis hatte man z. B. erwogen, den deutschen Episkopat zu einem offiziellen Protest gegen Maßnahmen des NS-Regimes zu bewegen (vgl. Wieck, Entstehung [Anm. 13], S. 53, Anm. 90). — Zum Verhältnis der KAB zu den Bischöfen vgl. auch oben Kap. 3.

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  65. Ebd., S. 31 f.; vgl. auch Gerold Ambrosius, Die Durchsetzung der Sozialen Marktwirtschaft in Westdeutschland 1945–1949. Beiträge zur Wirtschafts-und Sozialpolitik in Deutschland nach 1945 (Beiträge zur Zeitgeschichte, Bd. 10, hrsg. v. Institut für Zeitgeschichte), Stuttgart 1977, S. 18, 214.

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  66. Vgl. Eberhard Welty, Die Entscheidung in die Zukunft. Grundsätze und Hinweise zur Neuordnung im deutschen Lebensraum, Heidelberg 1946. Zur Kritik an Weltys Staats-und Gesellschaftslehre vgl. Focke, Sozialismus (Anm. 1), S. 181 ff.: Focke betont die Ambivalenz von Weltys Konzept, auf das sich 1945 „gleichzeitig ein radikaler und intoleranter Antiliberalismus wie auch ein demokratischer und sozialistischer Emanzipationswille“ berufen hätten. Vgl. ähnlich auch Bernd Uhl, Die Idee des Christlichen Sozialismus in Deutschland 1945–1947, Phil. Diss., Freiburg 1973, S. 79 ff. — Uertz, Christentum (Anm. 3), S. 19ff., führt hingegen die Kritik an Weltys Modell der „christlichen Gesamtlebensordnung” bzw. an deren autoritären und antidemokratischen Zügen auf ein Mißverständnis zurück: Uhl und Focke würden den Unterschied zwischen der theologisch-kirchlichen und der politischen Ordnung, den Welty mit Bezug auf Thomas von Aquin vollziehe, nicht bemerken.

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  67. Vgl. Erbe und Aufgabe. Bericht über die Tagung der Sozialausschüsse der CDU der britischen Zone in Herne in Westfalen am 21./22. Februar 1947. Siehe insbes. das Referat Karl Arnolds: Die soziale und politische Situation und die Aufgabe der christlichen Arbeitnehmerschaft, ebd., S. 12 ff.

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  68. Vgl. Ambrosius, Durchsetzung (Anm. 91), S. 39f., sowie die quellenmäßig am besten fundierte Darstellung bei Uertz, Christentum (Anm. 3), S. 75 ff., 89 ff. Vgl. auch Adenauers eigene Version, in der er die Geschichte nachträglich begradigt, in: Konrad Adenauer, Erinnerungen 1945–1953, Stuttgart 1965, S. 60 f.

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  69. Walter Dirks, Gesellschaftliches Engagement?, in: Katholizismus und Kirche. Zum Weg des deutschen Katholizismus nach 1945, Würzburg 1965, S. 80.

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  70. Rainer Barzel, Die deutschen Parteien, Geldern 1952, S. 232. Ähnliche Formulierungen gibt es in Fülle, z. B. auch bei Joseph Joos, KAB in der Geschichte der christlichen Arbeiterbewegung Deutschlands, Köln o. J., S. 49.

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  71. Adenauer an Pastor Dr. Bernhard Custodis, 23.2.1946, zit. nach Adenauer-Briefe 19451947, bearb. v. Hans Peter Mensing (Rhöndorfer Ausgabe), Berlin 1983, S. 173 f.

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  72. Ambrosius, Durchsetzung (Anm. 91), S. 222 f., erklärt diesen Anpassungsprozeß aus dem Strukturproblem des Christlichen Sozialismus: Die wirtschaftspolitischen Konzepte seien aus dem unhistorischen naturrechtlichen Begründungszusammenhang abgeleitet worden, andererseits habe man es versäumt, die sozialökonomischen Entwicklungsfaktoren nach 1945 zu analysieren. Darüber hinaus habe sich die Soziallehre „den Anforderungen, die eine moderne Industriegesellschaft an eine sozialökonomische Neuordnung im wirtschaftsdemokratischen Sinn“ stellte, „nicht gewachsen” gezeigt, denn sie „vermittelte konservative und restaurative Elemente“ und führte zu einem „Zielkonflikt”, den die Christlichen Sozialisten nicht lösen konnten. — Die programmatische Wende vom Ahlener Programm zu den Düsseldorfer Leitsätzen (1949) wurde allerdings in der Union kaum diskutiert. Die katholischen Arbeitervertreter Albers und Kaiser erhoben nur schwache Einwände und ordneten sich den Gegebenheiten des Bundestagswahlkampfes unter. Vgl. Dorothee Buchhaas, Die Volkspartei. Programmatische Entwicklung der CDU 1950–1973 (Beiträge zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien, Bd. 68), Düsseldorf 1981, S. 168 ff.

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  73. Vgl. Frederic Spotts, Kirchen und Politik in Deutschland,Stuttgart 1976, S. 205 ff.; Peter Egen, Die Entstehung des Evangelischen Arbeitskreises der CDU/CSU,Diss., Bochum 1971, S. 70 ff.

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  74. Zusammen mit NSDAP und Deutschnationalen hatte das preußische Zentrum im Mai 1933 — gegen die Stimmen der Sozialdemokraten — dem Ermächtigungsgesetz zugestimmt. Individuelle Anpassung und Auflösungserscheinungen der Partei blieben damals kaum noch verborgen. Vgl. dazu Herbert Hömig, Das preußische Zentrum in der Weimarer Republik (Veröffentlichungen der Kommission für Zeitgeschichte, Reihe B, Bd. 28), Mainz 1979, S. 277. — Nur zwei preußische Zentrumsabgeordnete verwehrten demnach die Zustimmung: Franz von Galen, der Bruder des Bischofs, gab als einziger sein Mandat zurück; Bernhard Letterhaus von der Kölner KAB blieb der Abstimmung fern. Helene Wessel hatte sich offenbar ebenfalls gegen die Zustimmung ausgesprochen. — Helene Wessel (1898–1969), Fürsorgerin. 1915–1928 Parteisekretärin der Zentrumspartei in DortmundHörde. 1928–1933 Abgeordnete im Preußischen Landtag. 1945 im Vorstand der wiedergegründeten Zentrumspartei. 1948–1949 Mitglied des Parlamentarischen Rates. 1949 MdB für das Zentrum; 1946–1950 Mitglied des Landtages von Nordrhein-Westfalen; Mitglied des Zonenbeirats der britischen Zone; 1946–1949 Lizenzträgerin der Zentrumszeitung Neuer Westfälischer Kurier. 1949 übernahm sie den Vorsitz der DZP nach dem Tod Strickers. Am 21.11.1951 gründete sie, zusammen mit Gustav Heinemann, die „Notgemeinschaft zur Rettung des Friedens in Europa“. Am 27.1.1952 trat sie den Vorsitz der DZP an Johannes Brockmann ab. Am 12.11.1952 trat Helene Wessel aus der DZP aus und gründete schon am 29.11.1952 zusammen mit Heinemann die GVP. 1952 schied sie auch aus der Bundestagsfraktion der Föderalistischen Union (Bayernpartei — Zentrum) aus. 1953 war sie Präsidialmitglied der Gesamtdeutschen Volkspartei (GVP). 1954 wurde sie Gewerkschaftssekretärin für Sonderaufgaben in der Abteilung Wirtschaftspolitik des Landesbezirks Nordrhein-Westfalen des DGB. 1957 trat Helene Wessel zur SPD über. Ober die nordrhein-westfälische Landesliste der SPD kam sie 1957 wieder in den Bundestag. Auch 1961 und 1965 erhielt sie wieder ein Bundestagsmandat.

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  75. Warum Zentrum?, BAK, NB 5. Darin heißt es: „Das Ermächtigungsgesetz ist ja nur eine Formsache gewesen, die,Harzburger Front’ hat Hitler an die Macht gebracht!“ Ähnlich argumentiert auch ein undatiertes, ungezeichnetes Papier „Zentrum und Ermächtigungsgesetz”: Hier wird die Diktatur als ein bewährtes und erprobtes „letztes Hilfsmittel zur Lösung der politischen Krisis“ im Rückgriff auf die römische Geschichte (sic) und im Hinblick auf die Anwendung des Art. 48 in der Weimarer Republik ausdrücklich gerechtfertigt. Aus dieser Sicht erscheint das Ermächtigungsgesetz selbst im historischen Rückblick noch als adäquates politisches Instrument, das nur dadurch diskreditiert war, daß Hitler es mißbraucht hatte (HSTAD, RWN 48–12).

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  76. Vgl. ebd. sowie Interview mit Dr. Reismann am 30.11./1.12.1978.

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  77. BAK, NB 2 (möglicherweise verfaßt von Joh. Brockmann). Auch die CDP berief sich, wenn auch nicht ganz so euphorisch, auf Brüning. In der „Entschließung der Gründungsversammlung der Christlich Demokratischen Partei“ heißt es: „Unser Vorbild ist Dr. Heinrich Brüning, dessen völkerversöhnende Politik und dessen echte Aufbauarbeit von den Zerstörern Deutschlands in vermessenem Übermut unterbrochen und zunichte gemacht wurde” (HSTAD, RWN 48–7).

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  78. Die Entwürfe finden sich in den Nachlässen der Zentrumspolitiker bzw. ersten Vorsitzenden der wiederbegründeten Zentrumspartei, Dr. Harnacher und Johannes Brockmann. Sie sind häufig undatiert, nicht namentlich gezeichnet und daher schwer zuzuordnen. Jedoch kann aus der Argumentation, den sich wiederholenden Topoi und aus handschriftlichen Zusätzen darauf geschlossen werden, daß diese Papiere, zumindest großenteils, aus der Feder der Zentrumswiederbegründer oder ihrer Freunde stammen.

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  79. „Ziffern zum Nachdenken“ (hektogr. Flugblatt), HSTAD, RWN 48–12; BAK, NB 5. In einem Schreiben des Generalsekretärs der wiedergegründeten Zentrumspartei, Dr. Klein, an die Internal Affairs und Communication Division Control Commission for Germany vom 14.1.1946 wird mit Hinweis auf die Wahlergebnisse vom 13.3.1933 zu den Provinziallandtagen ähnlich argumentiert (vgl. HSTAD, RWN 48–7). — Freilich traf dieses Argument für die katholischen Traditionszonen in Rheinland-Westfalen, also dort, wo das Flugblatt verteilt wurde, am wenigsten zu.

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  80. So z. B. Kanzler Heinrich Brüning. Er hatte in privaten (von der CDP aber propagandistisch gegen das Zentrum ausgespielten) Briefen die interkonfessionelle Zusammenarbeit in der Union ausdrücklich begrüßt. Von Zentrumsseite wurde die Authentizität dieser Briefe damals heftig bestritten. Nachzulesen ist das Engagement Brünings für die interkonfessionelle Erweiterung in seinen 1974 veröffentlichten Briefen (vgl. oben Anm. 74).

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  81. „Wir waren Zentrum! Wir bleiben Zentrum!“ BAK, NB 5. Ein weiterer Beleg für diese Haltung findet sich in der Flugschrift „Warum Zentrum?” Dort heißt es z. B.: „Die Sozialdemokratische-und die Kommunistische Partei sind unter alten Namen wieder ins Leben getreten. Warum sollte es das Zentrum nicht?… Was hat sich in den zwölf Jahren des Nazi-Terrors ereignet, das zwingend wäre, das Zentrum nicht wieder zu beleben?… Rein gar nichts! Die Wähler sind dem Zentrum treu geblieben! Warum sollten die Führer den Wählern nicht treu bleiben?“

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  82. Vgl. Anm. 112, BAK, NB 5 sowie HSTAD, RWN 48–7 (o. Verf., Düsseldorf, Dezember 1945). Aus diesem Flugblatt wird im folgenden zitiert. Zur CVP vgl. oben Kap. 2.

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  83. Vgl. Volk ohne Mitte. Das Zentrum im Kampf, o. O., o. J. (Essen 1946), S. 10. Diese Streitschrift rekurrierte auf die historische Auseinandersetzung um den Zentrumscharakter und zitierte aus einem offenen Brief Joseph Wirths an Joseph Joos, in dem er sich für die Erhaltung der Zentrumspartei in ihrer gegenwärtigen Form und gegen die Neubildung einer reaktionären Sammelpartei aussprach (1924).

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  84. Vgl. Wieck, Entstehung (Anm. 13), S. 118 f. (Lenz an Hermes v. 27.8.1945) u. S. 138; Schwarze, Region (Anm. 26), S. 66 f. — Bornefeld-Ettmann war vor 1933 Mitglied des dem Zentrum nahestehenden Bauernvereins gewesen und nahm im Sommer 1945 Kontakt zu den Wiederbegründern des Zentrums auf. Er gehörte zunächst zu der Gruppe, die im Juli 1945 in Lippstadt das westfälische Zentrum neu begründete (vgl. unten Kap. 6), wechselte aber dann zur CDP über. — Als Gegenorganisation zum „Westfälischen Bauernverein“ wurde vor 1933 der „Westfälische Bauernbund” gegründet; diese Organisation vertrat entschieden die Interessen der Kleinbauern und Pächter, kooperierte mit der 1927 gegründeten „Deutschen Bauernschaft“ (Geschäftsführer: Heinrich Lübke) und galt als eine Bastion des Linkszentrums. Vgl. Ferdinand Jacobs, Von Schorlemer zur Grünen Front. Zur Abwertung des berufsständischen und politischen Denkens, Düsseldorf 1957, S. 48, 53 sowie Heide Barmeyer, Andreas Hermes und die Organisationen der deutschen Landwirtschaft. Christliche Bauernvereine, Reichslandbund,Grüne Front, Reichsnährstand 1928–1933, Stuttgart 1971.

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  85. Vgl. ebd. sowie „Zentrumspartei, vervielfältigen! weiterverbreiten!“ (Flugblatt), BAK, NB 2. — Adam Stegerwald (geb. 1874, gest. am 3.12.1945) blieb nach der Demission des Kabinetts Brüning am 30.5.1932, in dem er Reichsarbeitsminister gewesen war, politisch inaktiv. Er gehörte weder zum Umfeld des Kreisauer Kreises noch der Goerdeler-Gruppe. Es spricht vieles dafür, daß Stegerwald — ähnlich wie Adenauer — jeden Widerstand von innen damals für sinnlos gehalten und als Privatmann den politischen Wechsel abgewartet hat. Kurz vor dem 20. Juli 1944 übersiedelte er von Berlin in seinen Geburtsort Geußenheim bei Würzburg, wo ihn im Sommer 1944 die Gestapo verhaftete und zwei Monate festhielt. Nach dem Einmarsch der amerikanischen Truppen wurde er von der amerikanischen Militärregierung als Regierungspräsident in Würzburg eingesetzt. Dort beteiligte er sich aktiv am Aufbau der CSU (vgl. auch oben Kap. 5.1).

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  86. So in verschiedenen Flugblättern der Jahre 1945/46; vgl. auch Volk ohne Mitte. Das Zentrum im Kampf (Anm. 115).

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Schmidt, U. (1987). Kontinuitätslinien und Neuansätze: Parteikonzepte im Lager des politischen Katholizismus nach der Kapitulation des NS-Regimes. In: Zentrum oder CDU. Schriften des Zentralinstituts für sozialwiss. Forschung der FU Berlin. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-96998-9_6

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