Zusammenfassung
Die Zentrumspartei war in der Weimarer Zeit eine bürgerliche Partei mit mittelständisch-agrarischem Gepräge gewesen. Großgrundbesitz und Großindustrie hatten 1919 ihren beherrschenden Einfluß auf die Führungsgremien der Partei verloren1. Das Zentrum war vor allem die Partei des (katholischen) gewerblichen, kaufmännischen und agrarischen Mittelstandes; sie band zudem katholische Landarbeiter und einen großen Teil der aus ländlichen Regionen stammenden katholischen Industriearbeiter, sofern sie noch kirchliche Bindungen und Beziehungen zu dem ihnen vertrauten dörflichen Milieu besaßen2. Trotz des hohen Stimmenanteils der Arbeiterzentrumswähler haben sie die Hauptlinien der Zentrumspolitik doch niemals bestimmt3. Mittelständisch-agrarisch blieb nach 1945 sowohl der Zuschnitt der Anhängerschaft der CDU — obwohl hier zunächst die Arbeitersekretäre vorpreschten — als auch des wiedergegründeten Zentrums mit seinem überwiegend traditionalistischen Wählerpotential. Mit Blick auf die Sozialstruktur ihrer Basis ist die CDU in Rheinland-Westfalen zutreffend als eine bloße Erweiterung der sozialen Konfiguration des Zentrums4 bezeichnet worden. Sie habe unter Einsatz anderer Mittel „auf subtile Weise alte Traditionen des politischen Katholizismusi“5 fortgeführt. Aus dieser Verwandtschaft erklärt sich, daß CDU und „Neuzentrum“ hier besonders heftig um dieselben Wählerschichten konkurrierten.
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Schmidt, U. (1987). Wählerpotential, Sozialstruktur und parlamentarische Repräsentanz des Nachkriegszentrums. In: Zentrum oder CDU. Schriften des Zentralinstituts für sozialwiss. Forschung der FU Berlin. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-96998-9_10
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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