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Zusammenfassung

Der Untertitel „Sprache im Nationalsozialismus“ markiert eine Abgrenzung gegenüber der germanistischen Tradition der Beschäftigung mit der „Sprache des Nationalsozialismus“. Diese Frontstellung ist keineswegs originell: In den letzten 20 Jahren, vor allem im Gefolge der Studentenbewegung, ist in der Auseinandersetzung mit dem „hilflosen Antifaschismus“ (s. vor allem Haug 1968) die restaurative Funktion der ausgrenzenden Thematisierung des Nationalsozialismus aus der deutschen Geschichte bzw. der „normalen“ gesellschaftlichen Entwicklung in Deutschland herausgestellt worden. Diese Thematisierung ließ den Faschismus im sprachlichen Bereich wie auch auf den anderen Feldern der Politik als ein Einbruch von Fremdem erscheinen, begrenzt auf den Zeitraum von 1933 bis 1945, ohne Kontinuität zur gesellschaftlichen Entwicklung vorher wie nachher. An diese inner(sozial)wissenschaftliche Diskussion schließt dieses Buch an; im Anhang findet sich eine Auseinandersetzung mit den entsprechenden (germanistischen u. a.) Diskussionen.

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Literatur

  1. S. den Bericht in der Neuen Osnabrücker Zeitung vom 10.5.83. Dort heißt es: „Oberbürgermeister Möller betonte, daß die Erinnerung an 1933 wichtig sei, um aus dieser Zeit zu lernen und die Frage beantworten zu können: „Wie war es möglich...?“.

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  2. S. etwa das große Regionalprojekt von Broszat u.a. 1979–1981.

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  3. Vgl. etwa Focke/Reimer (1979: 9): „Wir zeigen, wie die Nazis die Jugendlichen in ihre Organisationen preßten, ihre Freizeit praktisch abschafften und sie mit ihrer Ideologie vollstopften Um die Indoktrination komplett zu machen, wurden die Schulen umgekrempelt...“ (Hervorhebung von U.M.). Das Bändchen erschien immerhin nach anderthalb Jahren im Dezember 1980 bereits in der 5. Auflage in 53.000 Exemplaren.

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  4. S. Kap. 5.6. für eine ausführliche Analyse der gesamten Rede, aus der dieses Zitat stammt.

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  5. Diese Sichtweise ist in der Sozialgeschichtsforschung inzwischen etabliert, s. Schoenbaum 1966. Sie trägt auch der in der bundesrepublikanischen Öffentlichkeit immer noch weitgehend verdrängten Tatsache Rechnung, daß die Überwindung des Faschismus keine Leistung des deutschen Volkes sondern der Alliierten war.

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  6. Es sei angemerkt, daß der damit abgesteckte Rahmen der Untersuchung schon in den hellsichtigen frühen Faschismusanalysen der Kritiker aufgezeigt worden ist, die sich mit ihrem Denken der Subsumption unter parteipolitische Strategien verweigerten. Das gilt so — trotz seines damals politisch orthodoxen Standpunktes — vor allem für Ernst Bloch, der in seiner Faschismusanalyse von 1935 die gesellschaftliche Irratio,den von den bestehenden Verhältnissen nicht befriedigten Willen zu einem anderen Leben, als das vom Faschismus erfolgreich instrumentalisierte Moment betonte, das ihm die Massenloyalität verschaffte.

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  7. Weil damit ein zu großer Anspruch verbunden wäre, habe ich darauf verzichtet, ein Zitat aus dieser Arbeit als Motto dem Buch voranzustellen, das die gesellschaftlichen Ambivalenzen, um die es bei der Analyse geht, prägnant ausspricht: „Der Untertan rast umher... und sehnt sich als formales Raubtier in den strengen Stall“ (Bloch 1935: 163).

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  8. Ähnlich wie Bloch, wenn auch unter ganz anderen Prämissen, verwies damals Wilhelm Reich in seiner Faschismusanalyse (1933) auf den Gebrauchswert der faschistischen Verhältnisse für die Betroffenen, vor allem für die auch hier im Vordergrund stehenden Jugendlichen und Frauen.

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  9. Die zugrunde gelegte Periodisierung folgt der „Ereignisgeschichte“. Dagegen hat jetzt die Auswertung von biographischen Berichten in dem Essen/Hagener Projekt zur „gelebten Geschichte“ des Nationalsozialismus gezeigt, daß die Lebensgeschichte durch dazu inkongruente Strukturen gegliedert sein kann, die dem Muster einer Abfolge von „guten“ und „schlechten Zeiten“ folgen (s. Niethammer 1983; vor allem den Beitrag von U. Herbert in Bd. I: 67–96). Dadurch wird aber nicht der Bezugsrahmen des gesellschaftlichen Faschisierungsprozesses entwertet, dem die hier gemachten zeitlichen Schnitte folgen, wohl aber zeigt sich die Notwendigkeit einer Fortführung dieser Textanalysen auf dem Feld der „oral history“.

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  10. So wiederholt von seiten der sozialdemokratischen Korrespondenten der „Deutschland-Berichte“ der SOPADE, 1934 ff.

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  11. Das pathologische Zerrbild des „Hitlerjungen“ Görres bei Siemsen 1947 (im Pariser Exil geschrieben, zuerst in London 1940 erschienen) repliziert die perversen Klischees, die die NS-Propaganda von bündischen und vor allem kommunistischen Jugendlichen produzierte. Auf der gleichen Ebene von Pathologie bewegt sich Hans Falladas Hitlerjunge Baldur (!) Persicke in Fallada (1947), als Taschenbuch 1983 in einer Auflage von 183.000 Exemplaren erschienen. Zu vergleichen ist auch das oben angeführte Zitat aus Focke/Reimer (1979).

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  12. Beispielhaft sei hier auf Peter Brückners Autobiographie (1980) hingewiesen, die gerade bei einem, der alles andere als ein Mitläufer war, den Gebrauchwert der faschistischen Verhältnisse für rebellische Gesten der Jugendlichen deutlich macht — wie er sagt zum „épater le bourgeois“, vgl. S. 15, 19 und 27. Die wichtigste, weil zugänglichste Quelle für diese Fragestellung aber stellen wohl die „Deutschland-Berichte“ dar — allerdings gegen „ihren Strich“ gelesen. Ihre Korrespondenten, die dort fortlaufend über Jugendprobleme berichten, scheinen zum großen Teil sozialdemokratisch eingestellte Lehrer gewesen zu sein — jedenfalls ist ihre Perspektive auf die „Entwicklung der Jugend“ die von einem quasi naturwüchsigen Autoritätsgegenpol zu „jugendkulturellen“ Verhaltensformen. Hier nur einige Verweise auf Belegstellen dort, die diesen Zusammenhang illustrieren können (zitiert nach den Jahrgängen der Berichte): 1934: 554 (Vorteile gegenüber Eltern und Schule); 1934: 560 (Anzeige der Eltern), vgl. damit auch das Rundschreiben 1934: 557; 1938: 1366 (gegen die Eltern); 1949: 317 (Reduktion der Schulleistungen) u. a.

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  13. Materialien dazu finden sich in großem Umfang in den „Deutschland-Berichten“, außerdem s. vor allem Mason (1965). Der in Kap. 4. analysierte Text reicht immerhin in diesen Bereich hinein.

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  14. Gerade die oral-history-Forschung hat deutlich gemacht, wie sehr in der materiellen Lebenssituation verankerte kulturelle Haltungen die Erfahrungen und die Verhaltensweisen im Faschismus bestimmt haben; s. dazu außer Niethammer (1982) vor allem die Untersuchung von Luisa Passerini (1979), die (unabhängig von allen Differenzen zwischen dem deutschen und dem italienischen Faschismus) die Rolle der traditionellen (Fach)Arbeitereinstellung zur Arbeit für die alltägliche Reproduktion der Verhältnisse aufzeigt: da die forcierte Modernisierung traditionale Formen der „Betriebskultur“ entwertete und gleichzeitig die faschistische Repression bzw. Zerschlagung der Organisationen der Arbeiterbewegung die Entwicklung neuer (defensiver) Kulturformen erschwerte, wurde sie gewissermaßen umgepolt in die Basis für das Akzeptieren der Verhältnisse.

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  15. S. dazu jetzt etwa Bruckner 1982.

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  16. Deutlich erscheint diese Homologie auch in der faschistischen Inszenierung selbst: Die redaktionelle Gliederung des Parteiorgans „Völkischer Beobachter“ bringt Artikel über Frauenfragen und solcher der Jugend immer wieder auf einer Seite zusammen. Ein Beispiel dafür ist der „Völkische Beobachter“ vom 10.9.1934, der über den Nürnberger Parteitag berichtet und dabei in der Seitenaufteilung der Gliederung der „Sachgebiete“ des Parteitags folgt: Die Seiten 1 und 2 sind dem Verhältnis von Führer und SS bzw. SA gewidmet, S. 3 eine Fotodokumentation, S. 4 unter der ganzseitigen Überschrift „Adolf Hitler verpflichtet die Jugend auf Deutschland“ (Untertitel: „Alles, was wir vom Deutschland der Zukunft fordern, das, Jungens und Mädchen, verlangen wir von euch!“) zwei Hitler-Reden: „Die Frau treueste Helferin der Bewegung“ (nimmt etwa 2/3 des Spaltenplatzes ein) und „Der Führer an die Hitler-Jugend“. Auf den folgenden Seiten: S. 5 Abdruck einer Goebbels-Rede („Die Kraft des Nationalsozialismus liegt in der persönlichen Verbindung mit dem Volk“), S. 6–7: Sondertagungen des Reichsparteitages (NS-Studentenbund, NSBO, Schulungsleiter der Partei, kommunale Selbstverwaltung, Parteigerichtsbarkeit), S. 8 Sport und Außenpolitik.

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  17. Vgl. dazu jetzt die Sammlung Jahn 1978.

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  18. Zu diesem Komplex s. die monumentale Aufbereitung der Fakten bei Hilberg (1961). Die antisemitische Politik des Nationalsozialismus zielte bis 1941 auf die Abwehr der „Zersetzung des Volkstums“ durch die Juden — also auf Segregation, vor allem durch die Förderung der Emigration (die allerdings meist an den potentiellen Immigrationsländern scheiterte). Leidtragende dieser Politik waren bis dahin in erster Linie die Integrierten, die in der gesellschaftlichen Konkurrenz (vor allem im Beamtenapparat, am deutlichsten vielleicht in den Hochschulen) vorgeblich die „rassische” Grenze zwischen Deutschen und Juden verwischten; dagegen verfügte die zionistische Gruppe über einen relativen Bewegungspielraum, der von der nationalsozialistischen Propaganda auch ausgeschlachtet wurde: Sie verfügte über eine jüdische Hochschule in Berlin, konnte relativ zahlreiche jüdische Publikationen herausbringen — nicht zuletzt sogar eine eigene Zeitung, die damals wohl das einzige legale freie Presseorgan in Deutschland war. In direkter Zusammenarbeit mit der Gestapo wurde von ihr auch die Emigration nach Palästina organisiert.

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  19. Aus dem von Hilberg akkumulierten Material resultiert eine schauderhafte Folgerung: Der Holokaust ist in gewisser Hinsicht die Konsequenz der Anstrengungen der faschistischen Bürokratie, spontaneistische Formen des Antisemitismus unter Kontrolle zu bekommen, ihn staatsförmig zu machen. Die „Reichskristallnacht“ 1938 war, unter Anleitung des jetzt in der Parteiführung isolierten Goebbels, die letzte (und in ihren Konsequenzen verglichen mit dem Folgenden relativ harmlose) Erscheinung des spontanen Antisemitismus, von da „übernahm“ ihn der „Apparat“, vor allem die SS. Erst unter dem Druck der Kriegssituation, die 1941 die Aussiedlungsprojekte definitiv unmöglich machte, und zugleich der wachsenden Probleme in den riesigen Ghettos in den Ostgebieten, entstand das Vernichtungsprojekt — und lief der bürokratisierte Apparat Amok. Für die in dieser Arbeit verfolgte Fragestellung ist dabei wichtig, daß diese Vernichtungsaktion durch euphemistische Verkleidungen aus der öffentlichen Selbstdarstellung ausgeblendet wurde. Eine weitere Analyse erübrigt sich hier, da diese Vorgänge nicht mehr in den Untersuchungszeitraum fallen.

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Maas, U. (1984). Einleitung. In: „Als der Geist der Gemeinschaft eine Sprache fand“. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-96994-1_1

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  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-531-11661-7

  • Online ISBN: 978-3-322-96994-1

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