Zusammenfassung
Wenn man die soziale Realität unter dem selektiven Gesichtspunkt der „Systembildung“ (d. h. unter dem Aspekt diskontinuierlich segregierter Verdichtungen von untereinander relationierten Erwartungen, Handlungen und Akteuren) begreift, wird man vor allem in modernen Gesellschaften mit einer reichen Mannigfaltigkeit sozialer Kollektive (Organisationen, Familien, soziale Bewegungen, Institutionen, Cliquen etc.) konfrontiert, zu deren einheitlicher Klassifikation weder Linneé’sche Prinzipien der phylogenetischen Verwandtschaft noch konsensuale analytische Kriterien der „Ähnlichkeit“ vs. „Verschiedenheit“ herangezogen werden können. Stärker als etwa in der vergleichenden Zoologie oder Botanik erscheint die Identifizierbarkeit von ‚Systemen‘ selber als problematisch, weil in Rechnung gestellt werden muß, daß
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einige soziale Kollektive (z. B. formale Organisationen) sich selber als solche thematisieren, während andere (z. B. soziale Schichtgruppen) nur vom soziologischen Beobachter, aber kaum von den Beteiligten selbst wahrgenommen werden;
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gewisse Systemtypen sich durch klar gezogene Grenzen (z. B. formale Mitgliedschaftskriterien) aus ihrer Umwelt ausdifferenzieren, während andere (z. B. Gesinnungsgruppen, soziale Bewegungen) ins Unbestimmte verfließen;
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nur bestimmte Kategorien von Sozialsystemen (z. B. Familien oder Vereine) ähnlich wie biologische Organismen eine mit ihrer Existenz untrennbar verbun?dene spezifische Binnenstruktur aufrechterhalten, andere dagegen (z. B. Staaten oder Wirtschaftsunternehmungen) ihre Identität bei beliebigen Wandlungen ihrer inneren Organisation beibehalten.
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Geser, H. (1983). Eine Typologie sozialer Strukturformen. In: Strukturformen und Funktionsleistungen sozialer Systeme. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-96992-7_1
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-96992-7_1
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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