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Krisen und Krisenfolgen: Zur Entwicklung eines neuen krisentheoretischen Ansatzes

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Krisen, Staatsstreiche und Revolutionen

Part of the book series: Studien zur Sozialwissenschaft ((SZS))

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Zusammenfassung

Begriff und Phänomen der Krise regen — vor allem hierzulande1 — offenbar Sozialwissenschaftler unterschiedlicher Provenienz momentan zur Produktion an. Entsprechend unübersichtlich ist die Literatur, die allerdings angesichts vielfach zu beobachtender abstrakter und/oder dogmatischer Tendenzen für eine empirisch betriebene Sozialwissenschaft über weite Strecken (bislang jedenfalls) als eher unbrauchbar zu bezeichnen ist. Ziel dieses Kapitels ist es, (1) die Krisendiskussion hierzulande aus ihren Einseitigkeiten herauszuführen, (2) bislang disparate Forschungsansätze und -befunde in der empirischen Sozialforschung zu integrieren und (3) dabei zu einer Mehrebenentheorie von Performanz2, Legitimitätsverlust) und Überdauern politischer Systeme (also auch einer Analyse von Krisenfolgen) zu gelangen. Dabei wird hier neben einem Aufriß entsprechender Ansätze eine Reihe von Hypothesen entwickelt und z.T. in Kausalmodellen zusammengefaßt werden, die in historisch vergleichenden, teilweise quantitativen, teilweise qualitativen cross-nationalen Analysen getestet und modifiziert werden müssen. Ein für eine solche Untersuchung angemessenes Sample wäre aus den sogenannten fortgeschrittenen Industriegesellschaften zu ziehen (wenn nicht gar eine Vollerhebung in Frage käme). Entsprechend beziehen sich die meisten der nachfolgenden Aussagen auf Länder dieses Typs3.

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Anmerkungen

  1. Vgl. etwa Kielmansegg (1976), Hennis et al. (1977) und Kriele (1977).

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  2. Während sich für Persistenz angemessene deutsche Bezeichnungen angeben lassen und auch im Text verwendet werden (wie etwa Fortbestehen, Überleben), ist dies, wie noch deutlich werden wird (Fußnote 27), bei Performanz nicht der Fall. Trotz der damit verbundenen ,,Sprachhuberei“ haben beide Termini einen Vorteil: sie lassen sich zumindest alliterativ verwenden.

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  3. Da es hier in erster Linie um (fortgeschrittene) Industriegesellschaften geht, wird auf die krisentheoretisch bedeutsame Arbeit von Binder et al. (1971), deren Akzent auf Krisen liegt, die unterentwickelte Länder im Verlauf ihrer Entwicklung durchmachen (müssen) — vgl. auch Huntington (1968) und Huntington/Nelson (1976) —, nicht näher eingegangen. Dennoch bleibt festzuhalten, daß von den dort genannten 5 Krisen (Identitätskrise, Legitimitätskrise, Partizipationskrise, Verteilungskrise und Penetrationskrise) keine, vielleicht mit Ausnahme der Penetrationskrise (in etwa: Ausmaß der Durchdringung der Peripherie durch die Zentrale), als dauerhaft gemeistert betrachtet werden kann. Besonders die Partizipationskrise und Distributionskrise mögen auch in fortgeschrittenen Industriegesellschaften ihre Bedeutung besitzen, wohingegen Identitätskrisen in jüngeren Staaten von größerer Bedeutung sein dürften. Offensichtlich gibt es kein einheitliches Muster der Krisenabfolge, dem Länder im Verlauf ihrer Entwicklung folgen. Unzureichend gelöste Konflikte in der Vergangenheit können ja eine permanente Bedrohung eines politischen Systems darstellen (vgl. dazu mit Bezug auf die Entwicklung westeuropäischer Parteiensysteme Lipset/Rokkan 1967).

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  4. Vgl. die Definition von Erikson, dessen Schriften sich auf die individuelle Persönlichkeitsentwicklung richten (,,Identitätskrise“): ,,Krise ... ist ein notwendiger Wendepunkt, ein entscheidender Moment, an dem die Entwicklung in der einen oder anderen Richtung erfolgen muß, wenn Wachstumsressourcen, Wiederherstellung und weitere Differenzierung gewährleistet sein sollen“ (Erikson 1968: 16).

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  5. Starn (1976) berichtet jedoch vom Gebrauch des Krisenbegriffs in der britischen Politik bereits um 1659.

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  6. Obgleich, wie Starn (1971) deutlich macht, der Begriff der Krise fruchtbarer als z.B. der Begriff der Revolution angewendet werden mag, weil er im Unterschied zu letzterem weniger durch historische Präzedenzfälle geprägt (belastet) ist (vgl. auch die Diskussion in Kap. 5.2).

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  7. Etwa im Sinne der Dependenztheorien, daß Krisen in einigen zumeist unterentwickelten Ländern weniger intern als vielmehr auf Grund externer wirtschaftlicher und politischer Abhängigkeit zu erklären wären. Im Hinblick auf internationale Krisen vgl. u. a. den von Herrmann (1972) herausgegebenen Reader und darin den Übersichtsartikel von Robinson sowie International Studies Quarterly 21, Nr. 1 (March) 1977.

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  8. Zumindest zunächst; später wird dann mit ,,Persistenz eines politischen Systems“ eine andere endgültige abhängige Variable eingeführt werden.

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  9. Ähnliche Tautologien finden sich in den Werken ,,neomarxistischer“ Proponenten der Systemtheorie (wobei eine weitere Parallele in der beinahe vollständigen Enthaltsamkeit gegenüber empirischen Indikatoren für die bezogenen theoretischen Standpunkte liegt). Habermas schlägt die folgende grundlegende Erklärung von Krisen vor. „Krisen entstehen, wenn die Struktur eines Gesellschaftssystems weniger Möglichkeiten der Problemlösung zuläßt, als zur Bestandserhaltung des Systems in Anspruch genommen werden müßten“ (Habermas 1973: 11). Für Habermas befinden sich die Individuen unter den Bedingungen des „Spätkapitalismus“ in einer tiefen motivationalen Krise. Dieser Niedergang an Legitimität entstehe aus den Wertwidersprüchen zwischen einem individuelle Effizienz und Tüchtigkeit betonenden kapitalistischen Ethos und dem wachsenden staatlichen Moloch einer staatskapitalistischen Gesellschaft, innerhalb derer eine solche individuelle Motivation ihren Stellenwert nicht mehr habe. Bell, der diese Analyse in Teilen übernimmt, macht nichtsdestoweniger darauf aufmerksam, daß in der Sprache von Habermas „Systeme , verdinglicht‘ werden, d. h. die Systeme erzeugen oder erzwingen Verhalten oder manipulieren Menschen, und die Eigenheiten einzelner Gesellschaften oder der Charakter eines Volkes oder seine Traditionen verschwinden unter dem monolithischen Gewicht des Terminus ,System‘ (Bell 1976: 249). Die Krisensicht von Marcuse ist der Habermasschen nicht gänzlich unverwandt. „Die zentrifugalen Kräfte, die bei der Entstehung transzendie-render Bedürfnisse entstehen, ... werden durch die Art der Produktion selbst erzeugt ... Der Kapitalismus hat eine neue Dimension eröffnet, die in einem der Lebensraum des Kapitalismus und seine Negation ist“ (Marcuse 1972: 18–19).

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  10. In deutschsprachigen Werken über Legitimität (und Legitimation) wird entweder das bei Max Weber (immer noch) nicht geklärte Verhältnis zwischen Legalität und Legitimität (u. a. Winckelmann 1952; Hufnagel 1971; s. Bensman 1979 für eine nützliche Explikation der verschiedenen Bedeutungen, die Weber mit „Legitimität“ verbindet) untersucht, der Begriff der Legitimität begriffshistorisch mit anderen verbunden (zumeist dem der Volkssouveränität, s. Kielmansegg 1977) oder im Rahmen von systemtheoretisch gewandten Metakonzeptionen (s. etwa bei Luhmann, s. Weiß 1976 zur Übersicht; Münch 1976; vgl. auch einige der Beiträge in Kielmansegg 1976) behandelt, die sich Operationalisicrungsversuchen gegenüber wahrscheinlich als sehr sperrig erweisen würden. Über die Berechtigung dieser einzelnen Ansätze und ihres Beitrages zur Erkenntnis und Erklärung der Wirklichkeit ist hier nicht zu befinden (vgl. auch die kritische Darstellung bei Rammstedt/Rönsch 1911). Wenngleich dies hier nur ex negativo ausgeführt werden kann, sei doch behauptet, daß sie im Sinne der hier zu behandelnden Legitimitätskonzeptionen wenig an theoretischem Gehalt beitragen.

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  11. Ob diese Definition in der Tat zentrale Aspekte von Legitimität erfaßt, ist umstritten. „Legitimität ist eine Eigenschaft, die einem Regime von einer Bevölkerung verliehen wird. Diese Eigenschaft ist das Ergebnis der Fähigkeit der Regierung, Legitimität zu erzeugen; die Kapazität, Legitimität zu erzeugen, ist nicht Legitimität selbst“ (Merelman 1966: 548).

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  12. Die Definition von Lipset läßt die Bedeutung charismatischer politischer Führer in jungen Entwicklungsländern unerwähnt (hinsichtlich dieser Frage vgl. allerdings auch Lipset 1967).

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  13. Eine etwas engere Definition von Legitimität wird in einem anderen Artikel von Lipset vorgeschlagen: „Legitimität bezeichnet die Fähigkeit eines politischen Systems, die Überzeugung zu bilden und aufrechtzuerhalten, daß die bestehenden politischen Institutionen die besten sind, die möglicherweise entwickelt werden könnten“ (Lipset 1959: 108; Hervorhebung von mir, E.Z.). Hinsichtlich weiterer Aspekte der Legitimitätskonzeption von Lipset vgl. weiter unten.

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  14. Pye bemerkt neben verschiedenen anderen Autoren, daß eine Gesellschaft (ein Regime, die Eliten) (einige) Krisen vermeiden könnte(n), je mehr sie (es) über Legitimität verfügen würde(n): „Eine dramatische Lösung einer Legitimitätskrise kann es einer Gesellschaft ermöglichen, zumindest für einige Zeit, die anderen Krisen [s. in Binder et al. 1971] zu vermeiden“ (Pye 1971: 137; Pye spricht in diesem Zusammenhang auch von Reinigungskrisen). „Als die Leistungsfähigkeit verschiedener Regierungen in den 1930er Jahren zusammenbrach, blieben jene Gesellschaften, die hoch auf der Skala [inferierter] Legitimität rangierten, demokratisch, während Länder wie Deutschland, Österreich und Spanien ihre Freiheit verloren und Frankreich nur knapp einem ähnlichen Schicksal entging“ (Lipset 1960: 82).

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  15. Kritiker haben allerdings häufig moniert, daß bei Easton die Umwandlung von Inputs in Outputs nicht näher präzisiert wird.

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  16. Die Definition von Legitimität durch Luhmann als „eine generalisierte Bereitschaft, inhaltlich noch unbestimmte Entscheidungen innerhalb gewisser Toleranzgrenzen hinzunehmen“ (Luhmann 1969: 28), weist Überschneidungen zu Eastons Konzept des “diffuse support“ auf. Allerdings bleibt zu beachten, daß Luhmann Legitimität oder genauer Legitimation eher einseitig aus der Sicht der Autoritäten, also als Strategie zur Vergrößerung von deren Handlungsspielraum zu verstehen scheint, während bei Easton und in unserer Arbeit Legitimität eher als Attribut verstanden wird, das einem politischen System „von unten“ (und nicht sozusagen mit Blick auf störungsfreie technokratische Abläufe) verliehen wird. S. dazu im weiteren Verlauf.

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  17. Es wäre empirisch zu prüfen, ob Regime mit diffuser Unterstützung in etwa eine gleichlange Lebensdauer wie solche mit diffuser als auch spezifischer Unterstützung haben, wenngleich bei letzteren angesichts des Übergreifens von spezifischer Unterstützung in diffuse Unterstützung eine saubere Trennung der beiden Komponenten schwerfallen wird. Möglicherweise wirken spezifische und diffuse Unterstützung nicht nur additiv, sondern interaktiv auf die abhängige Variable. Letztere Alternative wäre jedenfalls mit der Vorstellung eines Umschlagens von spezifischer in diffuse Unterstützung vereinbar.

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  18. Die gemischte Form der „Bürgerkultur, die manchmal scheinbar widersprüchliche politische Merkmale aufweist [z. B. aktive politische Partizipation und passive Hinnahme anderer politischer Entscheidungen] scheint für demokratische politische Systeme besonders angemessen, da sie ebenfalls Mischungen aus Widersprüchen darstellen“ (Almond/Verba 1963: 340). Nach ihren Interviewdaten sehen Almond/Verba Bürgerkulturen nur in Großbritannien — dem vorrangigen Beispiel — und den USA gegeben, nicht aber in der Bundesrepublik Deutschland, in Italien und Mexico. Für eine Diskussion und Kritik der Vorstellung von den “deferential“ Briten, die hier impliziert ist, s. Jessop (1971). Auch „findet sich kein Hinweis darauf, ob die Bürgerkultur eine Ursache oder ein Produkt einer stabilen Demokratie darstellt. Möglicherweise entwickelt sich eine civic culture erst nach vielen Jahrzehnten demokratischer Erfahrung“ (Roth/Wilson 1976: 447). S. dazu auch jüngst “The Civic Culture Revisited“ (Almond/Verba 1980).

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  19. „Wichtige Teile der deutschen Armee, des Beamtentums und der Aristokratie lehnten die Weimarer Republik ab, nicht weil sie ineffektiv war, sondern weil ihre Symbole und grundlegenden Werte ihre eigenen negierten“ (Lipset 1959: 87).

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  20. Im Original: “extern efficacious“. Die Unterscheidung zwischen “externer efficacy“ und “interner efficacy“ (efficacy in etwa: Glaube Einfluß zu haben) baut auf einer Analyse des “Index of Political Efficacy“ des Survey Research Center der Universität Michigan auf, die Balch (1974) durchgeführt hat. Sein Ziel war zu zeigen, daß „diffuse Systemunterstützung ... mit externer efficacy ... und individuelle Ichstärke mit... interner efficacy in Beziehung steht“ (Balch 1974: 31). Die Skala politischer efficacy scheint sich aus zwei getrennten Unterskalen zusammenzusetzen. Nach einer Pfadanalyse von amerikanischen Umfragedaten für die Jahre 1956–60 empfehlen McPherson et al. (1977) Forschern, die den Index of Political Efficacy benutzen, “to consider using no care and no say items without the voting and complex items. The former two items are reliable, reasonably stable, and almost uncontaminated by systematic measurement error, while the latter items are relatively unreliable, unstable, and display systematic differences from each other and the no say and no care items“ (McPherson et al. 1977: 520; s. auch die vergleichbaren Schlußfolgerungen bei House/Mason 1975). Die Items lauten: “Sometimes politics and government seem so complicated that a person like me can’t really understand what’s going on (Complex). Voting is the only way that people like me can have a say about how the government runs things (Voting). I don’t think public officials care much about what people like me think (No Care). People like me don’t have any say about what the government does (No Say).“ Vgl. auch die Diskussion weiter unten. — Shingles (1978) versucht die Schwierigkeiten, die sich aus der Multidimensionalität des Konzeptes der political efficacy wie auch des Rotterschen Konzeptes des “internal-external locus of control“ ergeben, durch die Entwicklung des Konzeptes der “political control“ zu umgehen, wobei er aus der spezifischen Interaktion von interner politischer Kontrolle (IPC, in etwa: Überzeugung des Individuums, daß seine politischen Aktivitäten zum Erfolg führen werden, wobei der Akzent auf eigenen Qualitäten liegt) und externer politischer Kontrolle (EPC, wobei der Akzent auf Umwelteinflüssen liegt) unterschiedliche Vorhersagen über das Protestverhalten von Schwarzen und Weißen in den USA ableitet und empirisch (repräsent. Auswahl in den USA in 1967) bestätigen kann (Schwarze: IPC hoch, EPC eher niedrig; Weiße: IPC und EPC beide eher konsistent hoch oder auch niedrig bei völlig entfremdeten Individuen).

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  21. Regime wird in diesem Kapitel immer als Regierungsform und nicht als konkrete Regierung verstanden, wie das im unpräzisen Alltagssprachgebrauch häufig nahegelegt wird.

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  22. „Die Einschärfung eines Legitimitätsgefühls ist wahrscheinlich das wirksamste Mittel, den Strom diffuser Unterstützung zugunsten beider, der Autoritäten und des Regimes, zu regulieren“ (Easton 1965: 278). Easton und Dennis haben folglich einen Versuch unternommen, ihre Systemanalyse mit Forschungen über politische Sozialisation zu verbinden. Doch liegen inzwischen Resultate vor, die ,,erhebliche Zweifel an der Bedeutung von Daten über die Kindheit aufkommen lassen, die under allocative politics and system persistence models [gemeint ist Eastons theoretischer Bezugsrahmen] erhoben worden sind“ (Searing et al. 1973: 429).

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  23. Eine in diesem Zusammenhang besonders wichtige Frage ist, wie nicht vollständig legitimierte Staaten sich regieren (vgl. Rose 1969). Welche spezifische „Mixtur“ von Strategien zur Erzielung von passiver Hinnahme (compliance) politischer Entscheidungen vis-à-vis z.B. demokratischeren politischen Systemen wenden sie an? „Wir vermuten, daß die Bedingungen, die zu Semiloyalität oder sogar dem Verdacht der Semiloyalität durch führende Akteure in der politischen Auseinandersetzung, Opposition und Regierungsparteien gleichermaßen, führen, den Prozeß des Zusammenbruchs [demokratischer Regime] nahezu gleichwertig erklären wie die Rolle der illoyalen Opposition“ (Linz 1978: 38).

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  24. Easton (1965: 307) selbst erwähnt eine weitere Kategorie: “omnibus legitimating responses“, die einfach Antworten bezeichnet, die nicht genau in eine der vorgeschlagenen sechs Kategorien passen, sondern mit anderen überlappen.

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  25. Die Diskussion des charismatischen Führers und seiner Gefolgschaft bei Weber (1964: 179–201; 832–873) wird hier in Erinnerung gerufen. In der Sicht Eastons ist das Konzept der persönlichen Legitimität umfassender als Webers charismatische Legitimität (vgl. die unschlüssige Diskussion bei Easton 1965: 303 – 304).

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  26. Und — wie Easton gelegentlich tut — „politische Gemeinschaft“ (s. Easton 1965: 320 ff. für eine Diskussion) als dem allgemeinen Bezugsobjekt.

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  27. Spätestens an dieser Stelle ist der Begriff der Performanz näher zu erläutern. „Performanz ist die Bezeichnung, die wir einem Ergebnis verleihen, das erwünscht ist, aber ohne einen Einsatz es zu erzeugen unwahrscheinlich bleibt“ (Deutsch 1970: 198). Sie „schließt zwei Dimensionen ein: Effektivität — die erhöhte Wahrscheinlichkeit des Eintretens eines sonst eher unwahrscheinlichen Ergebnisses — und Effizienz — das Verhältnis zwischen Veränderung in der Wahrscheinlichkeit des Ergebnisses und seinen Herstellungskosten“ (Deutsch 1974: 230). Gurr setzt politische Performanz mit politischer Stabilität in Beziehung (die sie „z.T. ersetzt hat“) und fährt dann fort: „Wir sprechen von der ,Stabilität‘ und ,Performanz‘ eines politischen Systems in analoger Weise wie die Ärzte über den Gesundheitszustand eines Patienten und die Ökonomen über die Wirtschaftlichkeit eines Unternehmens. Während jedoch die Ärzte weitgehend hinsichtlich der Merkmale gesunder Menschen übereinstimmen, gibt es eine große Inkonsistenz und Meinungsverschiedenheit darüber, was die ,entscheidenden Merkmale‘ eines politischen Systems sind“ (Gurr 1974: 1483). Zur Dimension der Performanz vgl. auch in Kap. 3.5.

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  28. Andererseits gilt, „was auf rein theoretischer Basis weniger erwartet werden mag, daß Systeme, die frei von irgendeiner Streßdrohung sind, es fortdauernd notwendig finden, die Legitimitätsgefühle zu erneuern“ (Easton 1965: 308).

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  29. In diesem Kapitel sind externe Faktoren aus der Diskussion ausgeklammert worden. Würden sie in die Betrachtung einbezogen, so mögen sich sehr wohl Fälle ergeben, wo ein Regime sowohl an Legitimität wie auch Performanz gewinnt und dennoch auf Grund externer Widerstände untergeht. Das Schicksal der Regierung der CSSR im Jahre 1968 liefert hier ein Beispiel.

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  30. Vor einiger Zeit ist auch behauptet worden, daß der zunehmende Staatsinterventionismus in westlichen Staaten die Insuffizienz der Wirtschaft (der „kapitalistischen Klasse“) zugunsten einer größeren Performanz wettmachen solle, um eine weitere Aushöhlung der Legitimität der politischen Ordnung zu verhindern. O’Connor wählt dabei die folgende Argumentation: „Der kapitalistische Staat muß versuchen, zwei grundlegende und sich häufig gegenseitig ausschließende Funktionen zu erfüllen — Akkumulation und Legitimation. Dies bedeutet, daß der Staat versuchen muß, Bedingungen aufrechtzuerhalten oder zu schaffen, unter denen die Kapitalakkumulierung möglich ist. Andererseits muß der Staat jedoch auch versuchen, die Bedingungen sozialer Harmonie aufrechtzuerhalten oder zu schaffen. Ein kapitalistischer Staat, der seine repressiven Mittel offen benutzt, um einer Klasse bei der Kapitalakkumulation auf Kosten anderer Klassen zu helfen, verliert seine Legitimität und unterminiert somit die Basis der ihm entgegengebrachten Loyalität und Unterstützung. Aber ein Staat, der die Notwendigkeit der Hilfeleistung im Prozeß der Kapitalakkumulation mißachtet, riskiert, seine eigenen Machtressourcen auszutrocknen, die Fähigkeit der Wirtschaft, einen Mehrwert zu erzeugen, und die Steuern, die diesem Mehrwert (und anderen Formen des Kapitals) entnommen werden“ (O’Connor 1973: 6; vgl. auch Offe 1973 für eine andere Variante dieser Theorierichtung). Doch stellen sich die Probleme der Akkumulation und Legitimation für jeden industriellen (und vorindustriellen) Staat. Wie Bell schreibt: „Der entscheidende Unterschied zwischen sogenannten sozialistischen Staaten und den westlichen kapitalistischen Staaten liegt weniger in der Frage der Eigentumsbeziehungen (obgleich das Privateigentum einer dominanten wirtschaftlichen Schicht einen disproportionalen Anteil politischer Macht gegeben hat) als vielmehr in dem Charakter des politischen Systems, in der Art, wie die Bürgerschaft den öffentlichen Haushalt ... faßt ... Es ist nicht der ‚kapitalistische Staat‘, der [die oben erwähnten Risiken] eingeht, es ist das demokratische politische System“ (Bell 1976: 231). Andere Einwände gegen diese Art der Krisenanalyse sind, daß die Begriffe zu einem Großteil Undefiniert bleiben und/oder ohne empirische Bezugsgrößen abgehandelt werden, daß keine Falsifizierungsversuche unternommen werden und daß offenbar eine Art vorherbestimmter Entwicklung unterstellt wird. Etwa im Sinne von Offes (1973) drei Auffangmechanismen („Organisierung des Marktes, Institutionalisierung des technischen Fortschritts, staatliche Regulierung des kapitalistischen Gesamtsystems“) der „selbstnegatorischen Tendenzen der kapitalistischen Grundstruktur“ (Narr/Offe 1975: 16–17) wird bislang nur eine Prognose (wenn nicht gar Prophezeiung), nicht aber eine inhaltlich befriedigende Erklärung geliefert. Die These, der Spätkapitalismus habe damit seine „Mechanismen der Selbstperpetuierung“ „kategorial erschöpft“ (ebd., S. 18) läßt erwarten, daß die Kategorie des „Spätkapitalismus“ bald aufgegeben werden kann. Wird dies nicht der Fall sein — ein negativer Fall zur Überprüfung dieser Aussage fehlt bislang —, so ist wieder einmal der Weg einer Immunisierung wissenschaftlicher Aussagen eingeschlagen worden, eine Strategie, auf die Kritiker dieser Art der Makrosoziologie immer wieder hingewiesen haben (vgl. etwa Sarrazin et al. 1974 am Beispiel der Krisentheorie von Habermas). Oder vielleicht noch unfreundlicher formuliert: “Thus the Marxian analyses of the state have evolved: from executive committee of the bourgeoisie to Bonapartism; from Bonapartism to brokerage; and now from brokerage to bankruptcy“ (Maier 1977: 251). Für eine Kritik verschiedener Varianten der neomarxistischen Staatstheorie vgl. u. a. Guggenberger (1974).

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  31. Der Verweis auf die gerade bei den Bauern weitgehend noch ungebrochene Autoriät des („Väterchen“) Zaren relativiert allerdings das vorgetragene Argument.

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  32. Wir sind uns der Identifikationsprobleme bewußt, die bei einem solchen Modell wie dem vorliegenden mit derartig vielen Rückkopplungseffekten auftreten. Unsere heuristischen Bemühungen mögen dennoch von einigem Nutzen sein, indem sie aufzeigen, worauf der Forscher zunächst einmal achten sollte.

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  33. Z.B.: „Auf jeden Fall kann Ineffektivität bei der Zielerreichung Legitimität untergraben, aber umgekehrt mögen unterschiedliche Meinungen über die Legitimität irgendeines Regimes seine Effektivität herabsetzen“ (Wiseman 1971: 183). Oder: „Je länger ein System bei innerem Frieden überdauert, desto wahrscheinlicher werden die Legitimitätssymbole und entsprechende Einstellungen ohne zu fragen von einer Generation an die nächste weitergereicht (s. Merelman 1966)“ (Gurr/McClelland 1971: 32).

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  34. Möglicherweise handelt es sich dabei auch um einen interaktiven Effekt und nicht um einen additiven, wie hier der Einfachheit halber angenommen.

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  35. Aus historischer Sicht besteht natürlich auch die Möglichkeit eines positiven Effektes von Repression auf Performanz. Man denke etwa an historische Spätentwickler wie Preußen, Japan und die Sowjetunion. Doch erstreckte sich die Repression in den beiden ersten Fällen weniger auf den wirtschaftlichen Bereich. Ferner wäre im Falle der Sowjetunion die ungeheure Zahl an Opfern bei der Bewertung der Performanz nicht zu unterschlagen.

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  36. Modell I weist in den Grundgedanken einige Parallelen zu dem von Eckstein/Gurr (1975: 468) entwickelten Modell auf. Ihre abhängige Variable lautet Persistenz und Anpassungsfähigkeit (was sie unter dem gemeinsamen Nenner “durability“ zusammenfassen). Eckstein/Gurr diskutieren eine Reihe von Rückkopplungseffekten in ihrem umfassenden Werk, auf deren Erörterung hier verzichtet wurde. Insgesamt gesehen glauben wir jedoch, daß das hier vorgelegte Modell, das bis auf die Vorarbeiten von Gurr/McClelland (1971) und Gurr (1974) relativ unabhängig von uns entwickelt worden ist, eine größere Erklärungsökonomie besitzen wird (von Roses „Modell“ — 1969: 607 — gar nicht zu reden). Zentraler Gedanke der umfassenden theoretischen — und z. T. empirischen — Arbeit von Eckstein/Gurr ist, daß die Dauer eines politischen Systems “depends pricipally on congruence and complementarity on the most salient dimensions of authority“ (ebd., S. 470), „hauptsächlich [Dimensionen], die die stärkste instrumenteile Bedeutung bei der politischen Sozialisation und in den Prozessen der Rekrutierung der politischen Eliten besitzen“ (Eckstein 1979: 17). Kürzlich fügte Eckstein hinzu, daß „Kongruenz monoton als eine Funktion von Performanz (Unterstützung) zunehmen sollte“, und daß „sie eine notwendige Bedingung für sehr hohe Unterstützung darstellt“ (Eckstein 1979: 17) und ferner, daß y- und x-Variable vertauscht werden könnten. Vgl. auch die Gegenposition zur Kongruenztheorie z. B. bei Huntington (1975).

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  37. Die Arbeit von Linz (1978) verfolgt ähnliche Absichten wie wir hier, obgleich wir uns nur auf einige wenige theoretisch wichtige Variablen konzentrieren, wohingegen er zahlreiche weitere Variablen aufnimmt und vielfältiges historisches Material in seiner Diskussion der Bedingungen und Folgen eines Zusammenbruchs demokratischer Regime anführt.

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  38. Eine interessante Frage ist in diesem Zusammenhang von Rose aufgeworfen worden, nämlich, „ob sich die Techniken, die für die Entwicklung von Unterstützung und Akzeptierung (support and compliance) angemessen sind, von denen unterscheiden, die benötigt werden, um die einmal gewonnene Legitimität aufrechtzuerhalten. Vor einem Jahrhundert argumentierte Bagehot, daß dies der Fall ist. Die Ereignisse seitdem haben seine These gestützt“ (Rose 1971: 38).

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  39. Diese und weitere hier zu nennende intervenierende Variablen können etwa so zusammengefaßt werden: Regierungen werden überlastet, wenn die Erwartungen über die nationalen Ressourcen, die Leistungsfähigkeit der Regierungsinstitutionen und die Auswirkungen, die deren Output haben kann, hinausgehen. Überlastung kann aus einer oder mehreren Ursachen resultieren: Knappheit nationaler Ressourcen, überhöhte Erwartungen, Mängel in Regierungsinstitutionen, unzulänglicher Output der Regierung oder Regierungsoutput mit geringerer Wirkung auf die Gesellschaft, als die Regierenden oder die Regierten wünschen mögen. S. Rose 1975.

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  40. Allerdings ist zuzugeben, daß in operationaler Hinsicht bis hierhin nicht allzu viel gewonnen wäre, da die Konzeptionen der spezifischen und diffusen Unterstützung ja selbst nur schwer zu operationalisieren sind. Dennoch bleibt u. E. festzuhalten, daß der Weg von dem abstrakten Konzept der Legitimität über die hier angedeuteten Zwischenglieder zu manifesteren Indikatoren führt. Hinsichtlich der angeschnittenen Operationalisierungsprobleme vgl. auch die Diskussion weiter unten.

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  41. Vgl. auch die folgenden Bemerkungen, die einen völlig anderen Ansatz zu den Problemen Krise, Illegitimität und politische Instabilität als denjenigen von Easton kennzeichnen:

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  42. „Zwei Elemente haben in den Konzeptionen politischer Stabilität Vorrang: Ordnung und Kontinuität“ (Huntington/Dominguez 1975: 7). Hinsichtlich des Ansatzes von Huntington, der die Ordnungskomponente von Stabilität statt der Legitimitäts(Konsensus)-Komponente hervorhebt, s. Huntington (1968). Für auf der Basis dieses Ansatzes entwickelte Alternativmodelle der politischen und wirtschaftlichen Entwicklung von Ländern der Dritten Welt s. Huntington/Nelson (1976). — Neuerdings scheinen historische Überlegungen — wenngleich bislang weniger ausgearbeitet — eine größere Rolle in Huntingtons theoretischen Aussagen über politische Stabilität zu spielen. Vgl. nur die folgende Äußerung: „Politische Stabilität kann am angemessensten in den Bezügen der für die jeweilige Gesellschaft typischen historischen Wandlungsprozesse verstanden werden“ (Huntington 1977: 282) und die damit verbundenen Fragen der Forschungsplanung in Kap. 3.5.

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  43. Easton würde wahrscheinlich diesem berühmten Ausspruch von Renan widersprechen, da in seiner Version der Systemtheorie diffuse Unterstützung geradezu das Gegenteil eines täglichen Plebiszits darstellt.

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  44. Von besonderer Bedeutung in der empirischen Forschung und theoretischen Literatur über Krisen und Instabilität ist dabei die Entfremdungskonzeption. Die weiter unten noch einmal angesprochenen Probleme der Dimensionalität und Indikatorenwahl bei diesen häufig verwandten theoretischen Konzepten sucht Easton in diesem Falle so zu lösen, daß er, aufbauend auf Finifter (1972), Entfremdung als eine mögliche Determinante (und wiederum auch Konsequenz) von mangelnder Unterstützung ansieht (für eine andere theoretisch bedeutsame Konzeptionalisierung s. Gamson 1968). Komplizierter ist der Versuch Eastons, das Konzept der “compliance“ (deutsch etwa als Unterwürfigkeit, Einwilligung, Akzeptierung) nicht als eine Dimension von Unterstützung, sondern ,,als eine Determinante, Folge oder als einen möglichen Indikator für Unterstützung“ (Easton 1975: 455) anzusehen. Gegen das Verständnis von “compliance“ als einer Dimension von Legitimität sprechen Überlegungen der Erklärungsökonomie: dort, wo “compliance“ freiwillig geschieht — ein Grenzfall —, ist Legitimität bereits gegeben; dort, wo sie unter reinem Zwang geschieht — der andere Grenzfall —, mag sich das Konzept der Repression (s. Modell I) besser eignen. Andere theoretisch und empirisch abzugrenzende Begriffe sind „relative Benachteiligung“, „Unzufriedenheit“, „systemische Frustration“ u.a.

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  45. Das Vertrauen in politische Führer sank von 1964–1972 (Miller 1974b: 90). Das Vertrauen in die Regierung ging bei Weißen zwischen 1964–70 — lange vor Watergate — stark zurück und noch stärker bei den Schwarzen, die zunächst einen Zuwachs an Vertrauen von 1964–1966 zeigten (Miller 1974a: 955).

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  46. Umgekehrt mag das System bereits bei bestimmten Individuen jeglichen Kredit verloren haben, doch werden einzelne lokale Vertreter des Systems davon ausgenommen.

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  47. Vgl. auch Searing et al. (1973: 420), die für eine Unterscheidung zwischen diffuser Unterstützung mit Zustimmung zu bestimmten politischen Entscheidungen und diffuser Unterstützung eines politischen Systems ohne “policy agreement“ plädieren.

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  48. Easton (1975: 439ff.) hat diesen Einwand selbst gesehen (vgl. außerdem Loewenberg

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  49. und als Gegenbeleg Sigel/Hoskin 1977: 119). Vgl. allgemein auch Converses “Nature of belief systems in mass publics“ (Converse 1964).

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  50. Bei einer Faktorenanalyse repräsentativer amerikanischer Umfragedaten aus dem Jahre 1972 gelangt Citrin (1977: 389) allerdings zu einer dritten, theoretisch sinnvollen Komponente: “responsiveness“ of government, die von anderen Autoren aber mitunter konzeptionell unter die trust-Komponente gefaßt wird.

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  51. Vergleichbare Unterscheidungen trifft Citrin (1977) in seiner San Francisco Bay Area Studie von 1972 und 1973. Er hebt hervor, daß Entfremdung für sich genommen nur eine geringe Chance der genauen Vorhersage von Protestbereitschaft bietet, wohl dagegen Entfremdung in Interaktion mit Variablen wie Schulbildung, Alter, intellektuelle und politische Ressourcen.

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  52. Im folgenden auch mit „politisch träger Masse“ übersetzt. Die amerikanische Bezeichnung “assent“ trifft das Gemeinte nur unscharf. Ausdrücke wie “acquiescence“ oder “political abstention“ wären vielleicht angemessener. Schließlich wird hier von „politisch träger Masse“ nicht in einem wertenden Sinne gesprochen.

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  53. „Entgegen der Überzeugung und der Zuversicht von Demokraten sollte ein demokratisches Regime nach Möglichkeit niemals den Punkt erreichen, an dem sein Überleben von der Bereitschaft seiner Anhänger abhängt, dafür in den Straßen zu kämpfen. Nur wenige Bürger sind, sogar in einer Krise, bereit, diejenigen zu unterstützen, die die Demokratie umstürzen wollen. Doch fühlen sie sich in einer modernen Gesellschaft unfähig, in dieser Lage etwas zu tun. Nur die Extremisten des politischen Spektrums sind auf den Kampf vorbereitet oder besitzen wahrscheinlich die Ressourcen dazu. Um sich der Illoyalität von Minoritäten zu widersetzen, muß eine demokratische Regierung deren Zugang zu Gewaltmitteln unterbinden. Ihre Bewaffnung muß verhindert werden; sie müssen politisch von den Massen isoliert werden. Sollten solche Minoritäten von den höheren Rängen der Macht derartig unterstützt werden, daß es ihnen möglich wäre, die Loyalität oder Neutralität der Zwangsressourcen des Staates infrage zu stellen, wäre das Schicksal des Regimes nahezu besiegelt“ (Linz 1978: 85).

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  54. Asher (1978: 730) wendet jedoch ein, daß die „Indikatoren von Wright besonders stark spezifische Regierungsleistungen und gegenwärtige Ereignisse widerspiegeln mögen. Wenn dies der Fall ist, steht Wrights Schlußfolgerung, diffuse Unterstützung als eine Ursache für Stabilität für unbeachtlich zu erklären, auf schwachem Grund“.

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  55. Ob diese Abfälle in der Performanz tatsächlich dem System anzulasten sind oder fälschlich auf dieses geschoben werden, ist für eine empirisch betriebene Krisenanalyse unerheblich, wie wir überhaupt von politischem System in dieser Arbeit in einem sehr weiten Sinne, dem von politischer Ordnung bzw. politischer Gemeinschaft, und nicht einem spezialisierten Teilsektor der Gesellschaft sprechen, wie dies Funktionalisten vielfach tun.

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  56. ,,Fast 1/6 der Befragten im Universitätsmilieu äußern sehr negativen support, und fast 1/3 ist in den ,Negativbereich‘ einzuordnen; umgekehrt fallen außerhalb des Universitätsmileus sehr wenige Befragte in die ,sehr negativ’ Zone der Variable Politische Unterstützung, während nur 9,1% der Befragten im städtischen Milieu und nur 14,8% derer im ländlichen Milieu in die »negative’ Zone einzuordnen sind“ (Muller/Jukam 1977: 1580). Eine dreifache Erklärung wird von den Autoren vorgeschlagen: (1) Studenten sind leicht verfügbar; (2) sie riskieren (wahrscheinlich) weniger als andere Gruppen; (3) das Universitätsklima erleichtert die Teilnahme an Protestaktivitäten.

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  57. Acht Items, die sich z. B. auf die ,,Bewertung beziehen, wie gut das System grundlegende Werte erfüllt, ... mit den Grundwerten [des Befragten] übereinstimmt, ... in einer solchen Form arbeitet, daß vermutlich gemeinsame politische Werte wie Repräsentierung der Bürger und Schutz von Grundrechten, die ihnen zustehen, erfüllt werden“ (Muller/Jukam 1977: 1566).

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  58. Vier Items, von denen zwei direkt nach der „Bewertung der Vertrauenswürdigkeit der Bundesregierung“ durch den Interviewten fragen (ebd., S. 1569).

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  59. Die Links-Rechts-Skala von Klingemann (1972) gelangt hier zur Anwendung.

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  60. Für vergleichbare Befunde s. auch Sigel/Hoskin (1977). Sie erwähnen außerdem ein anderes Resultat von möglicherweise allgemeiner Bedeutung: zunächst mag untergeordneteren, lokalen Institutionen die Unterstützung versagt werden, bevor der Legitimitätsverlust auch weiterreichende Institutionen angreift und damit u. U. zum Abbau an diffuser Unterstützung führt. Schließlich entwickeln sie die Idee des “comparative pride“, d.h. der Bewertung des eigenen politischen Systems, der Amtsinhaber, ihrer politischen Entscheidungen usw. im Vergleich zu ausländischen Bezugsgrößen. Je nach Ausgang eines solchen Vergleichs mag die ursprüngliche Bereitschaft zur Kritik an Schärfe gewinnen oder abnehmen. Ihr Sample wurde repräsentativ aus High School Seniors in Pennsylvania gezogen.

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  61. Eine Auswahl von 11 Items, von denen der Befragte angab, sie seien Aufgabe der im Amt befindlichen Regierung.

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  62. Man kann natürlich die Frage aufwerfen, ob die Resultate von Muller/Jukam (1977) dieselben sein werden, wenn die augenblickliche konservative Opposition ins Amt gewählt werden sollte.

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  63. Oder wie von Stokes (1962: 64, auch von Muller/Jukam 1977: 1568 zit.) ausgedrückt: „Wir sollten einfach nicht annehmen, daß die Menschen, die negative Gefühle gegenüber der Regierung ausdrücken, ... grundlegende Änderungen in der politischen Ordnung befürworten würden.“ Tatsächlich mag es mitunter gerade umgekehrt sein: um langfristig die politische Ordnung sicherzustellen, wird kurzfristig die Aufmerksamkeit auf spezifische, weniger weitreichende Veränderungen gelenkt.

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  64. Wie Performanz möglicherweise auch, was bei Gesamtpunktwerten u. U. zur Verdeckung gegensätzlicher Trends im einzelnen führen kann.

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  65. Möglicherweise besitzen auch Eliten so etwas wie diffuse Unterstützung (wenngleich aus Gründen der Klarheit das Konzept der diffusen Unterstützung für das System als solches reserviert werden sollte, vgl. Easton 1975: 445).

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  66. Dies könnte auch dazu führen, daß bestimmte politische Institutionen im Sinne der “checks and balances“ an Legitimität gewinnen, während diese Wertschätzung von anderen Institutionen abgezogen wird. Die Watergate-Krise erbrachte z. B. den letztlich hineingezogenen Richtern und Gerichten ein deutliches Plus in der öffentlichen Wertschätzung.

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  67. Es gibt natürlich auch einen internationalen Zuschreibungseffekt, der angesichts der hier vorherrschenden Beschäftigung mit dem internen politischen System aber nicht näher aufgenommen werden soll: ein wie (autokratisch) auch immer geartetes Regime wird sich international Anerkennung verschaffen können, je länger es überdauert. Die diplomatische Kontaktaufnahme mit Diktaturen nach anfänglicher diesbezüglicher Abstinenz liefert beredte Beispiele. Andererseits aber ist wahrscheinlich auch der Fall einigermaßen regelmäßig, daß mit dem bevorstehenden Zusammenbruch langjähriger autokratischer Systeme eine vorübergehende diplomatische Zurückhaltung seitens des Auslandes (wieder) einsetzt.

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  68. Natürlich gibt es eine Reihe wohlbekannter Beispiele, die die Stabilität von Mehrparteiensystemen belegen, wobei die Niederlande und die Schweiz nur die prominentesten darstellen (für eine Diskussion der diesbezüglichen Fragen wie z. B. Verzuiling und Elitenkonsens vgl. u.a. Lijphart 1968; 1977; Dahl 1971: 105–123, und Steiner 1974; s. auch die Zusammenstellung zahlreicher Kritikpunkte gegen diesen Ansatz der “consociational democracy“ bei Obier et al. 1977). Einige quantitative Belege dazu finden sich in der Analyse von Dodd (1976) über europäische Staaten während der Jahre 1918–72. Mehrparteienkoalitionen waren relativ stabil, wenn sie dem Kriterium des „Minimalsieges“ genügten. Huntington beschäftigt sich jedoch in erster Linie mit Gesellschaften auf dem Wege zur Modernität: ,,Es scheint so, als ob ein Mehrparteiensystem nicht vereinbar mit einem hohen Ausmaß politischer Institutionalisierung und politischer Stabilität in einem sich modernisierenden Lande ist. In sich modernisierenden Ländern sind Mehrparteiensysteme schwache Parteiensysteme“ (Huntington 1968: 423).

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  69. Anders — aber auch im Sinne Huntingtons ausgedrückt: „Ein System wird wahrscheinlich länger überleben, wenn es seine Angewiesenheit auf verfügbare überragende Führerpersonen verringert und eine Art Gleichgewicht zwischen Ansprüchen und Kapazitäten behauptet“ (Kavanagh 1977: 4). Andererseits sind Persönlichkeitsvariablen gerade in Krisenzeiten von erheblicher Bedeutung, wenn das Führungspersonal erhöhtem Stress ausgesetzt ist. Vgl. hierzu auch Kavanaghs (1974) instruktive Studie über Churchill.

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  70. Wird eine holzschnittartige Vereinfachung dieser These wie etwa die folgende gewählt, so ist sie natürlich alles andere als neu: ,,In some measure, governability and democracy are warring concepts. An excess of democracy means a deficit in governability; easy governability suggests faulty democracy“ (Crozier et al. 1975: 173). Joseph (1979) gibt einen nützlichen Überblick über die entsprechenden Argumente der Neokonservativen wie z. B. Huntington und Sartori und der „revisionistischen“ Liberalen wie Lindblom und Dahl in der Debatte um die „Krise der pluralistischen Demokratie“.

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  71. In einer jüngsten Arbeit von Sanders/Herman (1977) werden ähnliche (allerdings auch teilweise frühere Befunde einschränkende) Resultate berichtet, wobei Regierungsstabilität und Überleben von Regierungen die abhängigen Variablen sind und das Sample 329 Fälle umfaßt. Die relative Größe der Antisystem-Parteien und Majoritätsstatus der Regierung (oder nicht) erweisen sich als die stärksten Prädiktoren. Schließlich, je länger eine Regierung existiert oder überlebt, desto wahrscheinlicher ist die Inzidenz von Unruhen (schwach positive Korrelationen) und Protestdemonstrationen (leicht positive Korrelationen), wohingegen sich eine vergleichbare negative Beziehung im Hinblick auf politische Streiks ergibt.

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  72. Z. B. mögen Kabinettsmitglieder lediglich zwischen verschiedenen Ämtern zirkulieren.

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  73. Hurwitz (1972) hat in einer Studie demokratischer Stabilität (gemessen in Form von Unterstützung für Systemparteien wie auch Persistenz von Regierungen, s. Hurwitz 1971; für einen anderen Index politischer Stabilität auf der Basis von Veränderungen der Regierung vgl. Taylor 1969: 560) in 20 westlichen Nationen (Periode: 1945–69) die Vorhersagegüte der folgenden Variablen getestet: wirtschaftliche Entwicklung (+), wirtschaftliches Wachstum (-), römisch-katholisches Glaubensbekenntnis als vorherrschendes religiöses Glaubenssystem (-); religiöse, linguistische, ethnische/rassische Homogenität (+) und Ausmaß demokratischer Verhältnisse (+). In bivariater Analyse ergeben sich die erwarteten Vorzeichen mit Ausnahme von religiöser Homogenität und demokratischer Performanz, wo negative Vorzeichen ermittelt werden. Die Einzelhypothesen erweisen sich bei der Erklärung der Variation der abhängigen Variable als nicht sehr erfolgreich, doch ,,gemeinsam betrachtet, erklären sie [fast] zwei Drittel der Varianz von Stabilität“ (ebd., S. 485). Ein neues Maß, das die relative Stärke der Parteien und deren Auswirkung auf politische Instabilität (definiert als Instabilität der Exekutive nach Taylor/Hudson 1972) berücksichtigt, haben Laakso/Taagepera (1979) auf 142 Wahlen in 15 westeuropäischen Ländern nach 1944 angewandt. Unter Benutzung verschiedener Indices fanden sie keine Beziehung zwischen der ,,effektiven Zahl der Parteien“ und politischer Instabilität.

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  74. Einparteien-Majoritätsregierungen und consociationale Systeme wurden nicht berücksichtigt, da, wie Warwick z. T. zeigt, unterschiedliche kausale Prozesse in diesen Ländern wirksam sind. Schließlich „wurden nur solche Regierungen berücksichtigt, deren Ende das Ergebnis eines Verlustes an innerem Zusammenhalt oder parlamentarischer Unterstützung war, da die Auflösung einer Regierung, die durch solche Faktoren wie reguläre Wahlen oder Tod des Regierungschefs verursacht worden war, ohne Bedeutung für die vorliegende Fragestellung war“ (Warwick 1979: 489).

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  75. Für die Beziehung zwischen politischer und wirtschaftlicher Diskriminierung vgl. Gurr/Duvall (1973: 167). Sie finden heraus, daß politische Diskriminierung für die Erklärung des Ausmaßes politischen (zumeist gewaltsamen) Konflikts Priorität besitzt. Oder wie von Almond/Verba formuliert: „Ceteris paribus, das Gefühl an der Politik teilnehmen zu können scheint die Legitimität eines Systems zu vergrößern und zu politischer Stabilität zu führen“ (Almond/Verba 1963: 243). Die zugrundeliegende theoretische Erklärung lautet, daß volle politische Teilnahme zu einer Verringerung der Diskriminierung in anderen Bereichen führen wird.

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  76. Zwischen den Theorien von Huntington und Kornhauser bestehen natürlich einige Verbindungen. Was in der Theorie der Massengesellschaft der Funktion nach als intermediäre Gruppen bezeichnet wird, kennzeichnet Huntington in seinem Erklärungsschema als politische Institutionalisierung. Beide theoretischen Konzeptionen werden jedoch nicht hinreichend präzisiert. Außerdem könnten die theoretischen Erörterungen im Anschluß an Tabelle 3–2 (s. weiter unten) mit den Überlegungen von Wright (1976) in Verbindung gebracht werden.

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  77. In der Theorie der Massengesellschaft wird bekanntlich nicht näher zwischen in der Tat einflußreichen Organisationen und Gruppen und weniger einflußreichen intermediären Organisationen und Gruppen unterschieden. Der “decisional challenges “-Ansatz von Gurr (1973; s. in Kap. 3.5.5) würde hier zumindest im Falle von Krisensituationen eine Weiterentwicklung darstellen. Generell wären intermediäre Organisationen und Gruppen zumindest nach Kriterien wie Zahl der Mitglieder und Ressourcen, für die sie stehen, traditioneller Einfluß sowie Marktposition im politischen und wirtschaftlichen Bereich zu unterscheiden.

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  78. Modell I oben weist in der grundlegenden Orientierung einige Parallelen zu dem Modell von Gurr/McClelland (1971: 79) auf, auf deren Vorarbeiten wir aufbauen. Dennoch ist Modell I wesentlich expliziter in seinen Aussagen, allein schon durch Berücksichtigung der Variable Repression, die in dem Modell von Gurr/McClelland fehlt. Dafür finden sich in ihrer Studie der 12 Länder Kanada, Kolumbien, Frankreich, Deutschland/Bundesrepublik, Italien, Mexico, Niederlande, Philippinen, Spanien, Schweden, Tunesien und Jugoslawien (es handelt sich dabei um ein Sample, das nicht systematisch ist, sondern auf Grund von Expertenwissen über die einzelnen Länder gezogen wurde) bereits einige empirische Resultate (Untersuchungsperioden: 1927–36 und 1957–66). Auch ihre Arbeit geht zurück auf theoretische Überlegungen Ecksteins (1971) über die Dimensionen (weniger noch: deren Kausalbeziehungen) von politischer Performanz.

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  79. Almond et al. (1973) untersuchen verschiedene größere Krisen in Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Mexico, Japan und Indien und richten dabei ihre Aufmerksamkeit auf Distanzen zwischen (potentiellen) Koalitionspartnern und auf deren Ressourcen. Ihr Interesse gilt zu einem großen Teil dem Verhalten von Elitegruppen. Die Autoren treffen Voraussagen hinsichtlich der Wahrscheinlichkeiten bestimmter Koalitionen und gehen sogar so weit, auf der Basis ihrer koalitionstheoretischen Analysen (für eine Kritik der zugrundeliegenden Prämissen und angewandten Maße s. u.a. Barry 1977a; 1977b) historisch denkbare Alternativmöglichkeiten durchzuspielen. “Crisis, Choice, and Change“ kann mit dem Bemühen, „historische Episoden in analytische umzusetzen“ (ebd., S. 24), als weiterer Meilenstein auf dem Wege zu einer vergleichenden Krisenwissenschaft angesehen werden. Dies gilt ungeachtet der gegen dieses Werk vorzubringenden massiven Kritik. So fehlt in dem Buch etwa eine explizite Krisendefinition. Moniert worden sind ferner u.a.: unpräzise und willkürliche Maße, die für die Studie ausgewählten Fälle und als Folge das Fehlen eines (einheitlichen) Explanandums sowie die Analyse von Konflikten zumeist aus der Nullsummenperspektive (vgl. Barry 1977a; 1977b und die Replik von Almond/Flanagan 1978).

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  80. Teile des nachfolgenden Abschnittes sind auf dem 19. Deutschen Soziologentag in Berlin im April 1979 vorgetragen worden und waren schriftlich zur Veröffentlichung in den Konferenzbeiträgen akzeptiert, wo sie dann ohne jede weitere Erwähnung nie erschienen sind. Harald von Riekhoff (z. Zt. München) danke ich für Kommentare zu einigen der vorgeschlagenen Operationalisierungen.

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  81. Letzteres ist in demokratischen Industriegesellschaften ein völlig normaler Vorgang, ebenso wie der dauerhafte Dissens in Form einer parlamentarischen Opposition. Dies gilt bis hin zu konstruktiven Mißtrauensvoten wie etwa im Falle MacDonalds im Jahre 1924 und Callaghans im Jahre 1979. Dies sind in erster Linie Regierungskrisen, nicht politische Systemkrisen. Sie können sich aber überlagern mit Entscheidungsherausforderungen (dazu s. weiter unten).

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  82. So mag z. B. eine günstige geo-politische Lage politische Stabilität im Inneren begünstigen, eben weil Einflüsse internationaler politischer Auseinandersetzungen sich weniger stark als im Falle kontinental ,,eingeschlossener“ Staaten äußern können. Die skandinavischen Länder — vielleicht mit Ausnahme Finnlands —, Großbritannien, die USA und Kanada haben hier sehr wohl einen Bonus zu verzeichnen.

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  83. Intermediäre Organisationen haben natürlich auch eine vermittelnde oder u. U. blockierende Funktion. Dissens kann also durch diese Organisationen gestärkt oder geschwächt werden. Eine Datenerhebung und angemessene Kodierung fällt in diesem Bereich besonders schwer. Wir würden augenblicklich dafür plädieren, diesen Umstand in der „Verbreitungs“-Komponente unseres Maßes für Entscheidungsherausforderungen (s. Kap. 3.5.3) zu berücksichtigen. Intermediäre Organisationen „vermitteln“ ja auch zumindest teilweise das Wahlverhalten ihrer Mitglieder. Ähnlich werden sie die Unzufriedenheit ihrer Mitglieder in bestimmte Formen der Entscheidungsherausforderung umlenken. Von besonderem Interesse wird der Fall, wo neue Organisationen alte ,,ersetzen“. Nach dem Abbau früherer (loyaler) Bindungen — und u. U. nach einem vorübergehenden Vakuum — mag dann eine Sogwirkung von der neuen Organisation auf weitere Bevölkerungsgruppen ausgehen (vgl. dazu die Analyse der Anfälligkeit der Bauern in Schleswig-Holstein für den Nationalsozialismus bei Heberle 1963 und allgemeiner Lepsius 1966).

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  84. Beispiele für einen grundlegenden Wandel politischer Systeme liefern dabei etwa die ,,Institutionalisierung der Mexikanischen Revolution in einer dominanten Partei (1929–1934: von einer Präsidentialherrschaft zu einer Einparteienherrschaft) und die Errichtung der V. Französischen Republik (1958–1962: von der Vorherrschaft der Legislative zur Präsidentialherrschaft)“ (Gurr/McCelland 1971: 12).

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  85. Umgekehrt wäre allerdings auch die Analogie einer Herzattacke denkbar: Hat das politische System eine Krise mit Mühe überlebt, wird es bei der nächsten Herausforderung auf noch größere Schwierigkeiten stoßen. Gipfelpunkt diesbezüglicher Analysebemühungen wäre natürlich die Aufstellung entsprechender Funktionen der Lebenserwartung.

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  86. Gurrs Messungen der Variable Persistenz sind zu kompliziert für eine Erörterung an dieser Stelle. Stattdessen seien zumindest einige der Befunde erwähnt, die für diese Art des Ansatzes typisch sind: die mittlere historische Lebensdauer politischer Systeme beträgt 32 Jahre, für 1971 bestehende politische Systeme 42 Jahre; die „Kindersterblichkeit“ politischer Systeme äußert sich z. B. so, daß 50% der europäischen politischen Systeme nicht älter als 12,2 Jahre (der politischen Systeme der Dritten Welt: 12,3; des 19. Jahrhunderts: 19,9 und des 20. Jahrhunderts: 9,0) alt wurden. Die Überlebenswahrscheinlichkeit z. B. der politischen Systeme, die bereits 50 Jahre alt sind und 75 Jahre erreichen wollen, liegt bei 0.60. Dies sind gänzlich neue und aufregende Resultate. Gurr (1974 bzw. mit Blick auf die ausgeführte Theorie: Eckstein/Gurr 1975) ist in erster Linie an dem Einfluß von Herrschaftscharakteristika auf die abhängige Variable interessiert und findet denn auch — dies ist das wichtigste Resultat (seiner bislang weitgehend nur bivariaten Analysen) überhaupt —, daß „hochgradig konsistente demokratische und stark autokratische politische Systeme ... dauerhafter als Systeme mit gemischten Herrschaftscharakteristika waren ... Die Belege deuten unzweideutig darauf hin, daß das Überleben wahrscheinlicher wird, je mehr ein politisches System einer reinen Demokratie oder einer reinen Autokratie, so wie hier definiert, ähnelt“ (Gurr 1974: 1502; vgl. auch bereits in Kap. 2.2). Das Sample umfaßt 336 politische Systeme in 91 nation-states zwischen 1800 und 1970. Hinzugefügt sei, daß Gurr (und wir gleichermaßen) eigentlich stärker an der Anpassungsfähigkeit politischer Systeme als an deren bloßem Überleben interessiert ist. Doch führt die Entwicklung eines dementsprechenden Forschungsprogramms zunächst einmal über die Entwicklung der Persistenzforschung.

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  87. Mit dem Scheitern oder Fortbestehen einer politischen Ordnung soll nicht unbedingt eine Wertung ausgesprochen werden. In einigen Fällen mag sich eine politische Neuordnung langfristig als erfolgreicher als eine zunächst fortbestehende erweisen. Krisen, die zum Scheitern einer politischen Ordnung führen, mögen langfristig auch einige positive Wirkungen haben. Zu denken wäre etwa an die Struktur der Arbeitsbeziehungen in der Bundesrepublik im Vergleich zu Weimar wie auch zu anderen westeuropäischen Ländern, wo die Fraktionalisierung der Arbeiterorganisationen einen hohen wirtschaftlichen Preis erfordert, oder an die Stabilisierungswirkungen der 5 %-Klausel. Auch kann politische Stabilität sehr wohl mit „negativen“ politischen Nebeneffekten einhergehen, die sich erst auf längere Sicht zeigen mögen, etwa im Falle einer „Überideologisierung“ des Status quo.

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  88. Die Reputationstechnik verbietet sich aus technischen Gründen, da sie Befragungen voraussetzt. Der Einsatz der Entscheidungstechnik im Rahmen von Verfahren zur Identifizierung von Eliten wäre zu aufwendig.

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  89. Die Probleme werden noch dadurch erschwert, daß manche Mitglieder der außerstaatlichen Eliten mit den staatlichen Eliten auf vielfältige Weise verflochten sind.

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  90. Allerdings waren diese vielfach nicht als Antisystemproteste gedacht, wurden jedoch als solche von den regierenden Eliten behandelt.

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  91. Wie in Kap. 3.3 ausgeführt worden ist, sollten der Output eines politischen Systems und seine Bewertung voneinander unterschieden werden. Performanz stellt also für uns eine rein „technische“ Outputgröße dar, deren Bewertung bereits der Variable Legitimität zuzuordnen ist, wobei die Bewertung indirekt über Entscheidungsherausforderungen gemessen werden müßte. Würde man eine solche Trennung nicht voraussetzen, ergäbe sich bereits hier eine zirkulare Verwendung von Indikatoren. Zu beachten bleibt außerdem, daß aus testtheoretischen Gründen der Begriff der Legitimität empirisch nicht zu weit gefaßt werden sollte, wie das manchmal in theoretischen Abhandlungen geschieht. Vielmehr dürfte es angezeigt sein, die Handlungskonsequenzen von Illegitimität, etwa im Sinne von aktivem Dissens in Form von gegen das System gerichteten gewaltsamen Protesten, theoretisch und empirisch als separate Phänomene zu behandeln (vgl. auch die Diskussion bei Zimmermann 1981a, in der noch einmal auf theoretische Fragen der Erfassung von Legitimität Bezug genommen wird).

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  92. Unter den gewöhnlich verwendeten Indikatoren für Legitimitätsverfall finden sich Verringerung der Parteiidentifikation, das Entstehen von Single-Issue- und/oder Extrem-Parteien, Wahlenthaltung oder verschiedene Maße politischen Mißtrauens und politischer Unterstützung (vgl. z. B. die Diskussion bei Kaase 1979). Ein Niedergang in der Parteiidentifikation muß jedoch nicht eine Verringerung der Regimelegitimität anzeigen, sondern mag im Gegenteil nur belegen, daß die Wählerschaft auf unzureichende Leistungen etablierter Parteien reagiert.

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  93. Bei komplexeren Wahlprogrammen im Unterschied zu „Single-Issue-Parteien“ (ad hoc-Parteien) wird man darauf angewiesen sein, das Ausmaß der Bindung der jeweiligen Wählerstimmen an bestimmte Entscheidungsherausforderungen abzuschätzen.

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  94. Die Variable Fraktionierungsgrad des Parteiensystems sollte nicht mit einer impliziten Höherbewertung von Zweiparteiensystemen verwechselt werden. (S. auch Fußn. 65.)

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  95. Daneben mag es stärker „voluntaristisch“ geprägte Entscheidungsherausforderungen geben, bei denen das politische System herausgefordert ist, ohne daß ein intensiver Versuch der Beeinflussung eines größeren Bevölkerungssegmentes außerhalb des Parlamentes oder durch im Parlament vertretene Parteien stattgefunden hätte: der Terrorismus der 1970er Jahre in der Bundesrepublik (und in einigen anderen Ländern) liefert hierfür ein Beispiel. Wir gehen allerdings davon aus, daß diese Kategorie, die die Gültigkeit unserer grundlegenden Operationalisierung von Entscheidungsherausforderungen in Zweifel zieht, vergleichsweise schwach besetzt ist.

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  96. Ferner wäre zu prüfen, ob eine weitere Untergliederung nach der Zahl der Streitfragen („single- vs. multi-issue demands“) und der Entschlossenheit, diese Forderungen in die Praxis umzusetzen (z. B. Bereitschaft zum Kompromiß oder zum Aufschub vs. absolute, sofortige und kompromißlose Entschlossenheit), der Struktur des Datenmaterials gerecht wird und brauchbare Vorhersagen liefert.

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  97. Natürlich ließen sich auch Argumente für eine additive Verknüpfung vorbringen (vgl. etwa in Fußn. 97). Welches Modell unter welchen Bedingungen bessere Vorhersagen liefert, muß detaillierter Analyse vorbehalten bleiben.

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  98. Die Verbreitung von Entscheidungsherausforderungen ist dabei natürlich nicht gänzlich unabhängig von ihrer politischen Umsetzbarkeit. Ein großes Bevölkerungssegment mag bestimmte Forderungen teilen und auch mit diesen Forderungen im Parlament vertreten sein. Doch soll gerade diese ,,Doppelgewichtung“ mittels einer multiplikativen Kombination diesen Typus einer Herausforderung von z. B. Entscheidungsherausforderungen seitens einer außerparlamentarischen Opposition (wie z. B. der Antikernkraft-Bewegung) unterscheiden. Gerade dies aber mag sich als das große Handicap der „Grünen“ erweisen, die ansonsten das Repertoire von Protestgruppen bislang nicht ohne Geschick eingesetzt haben: sie finden Beachtung in den Medien; haben Koalitionen, teilweise mit ehemaligen Mitgliedern etablierter Parteien, geschlossen und haben es vermeiden können, als Radikale (etwa unterwandernde Kommunisten) abgestempelt werden zu können. Schließlich sind sie in ein Vakuum gestoßen, das die Parteien gelassen haben. Außerdem haben externe Faktoren wie die Unfälle von Harrisburg und Störungen hierzulande in einigen Fällen zu gerichtlich abgesicherten Planungsaufschüben geführt oder diese zumindest mitbegünstigt. Ob dies alles für weitergehende Änderungen durch die Grünen reichen wird, ist fraglich angesichts des Scheiterns an der 5 %-Hürde in der Bundestagswahl von 1980.

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  99. Ferner bleibt zu bedenken, daß unsere Operationalisierungen natürlich nicht in allen westlichen politischen Systemen gleichermaßen sinnvoll sein mögen, z.B. nicht in den USA, wo die Möglichkeit zu issue-Koalitionen zwischen verschiedenen Zweigen der großen Parteien besteht.

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  100. Mit diesem Zitat soll natürlich keineswegs Zustimmung zu der Theorie (erfolgreichen) Protestverhaltens von Arme-Leute-Bewegungen (Poor People’s Movements, s. Piven/Cloward 1977) ausgedrückt werden. Die dort vorgelegten vier Fallanalysen rechtfertigen noch nicht einmal in sich (vgl. z.B. die Kritik bei Jenkins 1979; Majka 1980; Roach/Roach 1980) die Verallgemeinerung der Autoren, daß die Organisierung von politischem Dissens nur die Wirkung disruptiver politischer Handlungen wie z. B. von Streiks, sit-ins oder anderen Aktivitäten herabsetze. Nicht nur bedeutende theoretische Ansätze in der Literatur wie etwa der von Tilly (1978; zur Kritik vgl. Kap. 5.4.6.6.1) stehen der Aussage von Piven/Cloward diametral entgegen, sondern auch vielfältige Beobachtungen aus dem Bereich der Protestforschung, insbesondere wenn man an erfolgreiche Revolutionen denkt. (Fairerweise muß allerdings hinzugefügt werden, daß das Explanandum von Piven/Cloward davon abgegrenzt ist, so daß ein Teil der — auch in der Literatur verbreiteten — Kritik an dem begrenzten theoretischen Anspruch von Piven/Cloward vorbeizielt. Allerdings haben sie sich andererseits diese Kritik durch unzulässige Verallgemeinerungen ihrer theoretischen Behauptungen und empirischen Befunde zugezogen.)

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  101. So könnte die multiplikative Verknüpfung auch einen eventuellen systematischen Fehler — je nach dessen Größe — vergrößern, da er durch die multiplikative Verknüpfung mit den beiden anderen Komponenten ein stärkeres Gewicht als bei einer rein additiven Verknüpfung erhält. Ferner mögen einige der in den drei Komponenten verwandten Größen nicht voneinander unabhängig sein, sondern systematisch miteinander variieren. Doch halten wir dies — bis auf den in Fußn. 95 beschriebenen Fall der ,,Doppelgewichtung“ — zumindest auf dem jetzigen Kenntnisstand für nicht allzu wahrscheinlich.

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  102. Man könnte natürlich auch umgekehrt für eine konfliktbejahende Demokratie argumentieren und sagen, daß Entscheidungsherausforderungen ein Ausdruck von Legitimität einer politischen Ordnung seien. Doch wird sich dies höchstens für schwächere Formen der Entscheidungsherausforderung, für segmentäre Forderungen (und dann auch nur wahrscheinlich in begrenztem Ausmaß), behaupten lassen. Vgl. dazu auch Kap. 2.

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  103. Mit diesem Ansatz ließen sich auch Fälle einer sogenannten „stabilen Dauerkrise“ fassen, die von außenstehenden Beobachtern leicht (und zumindest im ersteren Fall fälschlich) Ländern wie Großbritannien und Italien zugeschrieben wird. Im Sinne von Gurr und den vorstehenden Überlegungen hätte hier das Ausmaß der Entscheidungsherausforderungen — ungeachtet aller anderen Erscheinungsformen — eben (noch) nicht ein kritisches Maß erreicht.

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  104. Allerdings muß mit dieser Metapher vorsichtig umgegangen werden, da der „Zeitgeist“ häufig in mehreren Ländern anzutreffen ist, die Entwicklungen dessen ungeachtet aber einen unterschiedlichen Verlauf nehmen.

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  105. Vgl. z.B. Kracauers (1947) berühmte Analyse von Filmen in der Weimarer Republik, in denen sich manche der Entwicklungen, die mit der Machtübernahme der Nazis begannen, bereits abzeichneten.

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  106. ,,Als Partei der Französischen Revolution stand die Radikalsozialistische Partei links von der Mitte, nach ihrer wirtschaftlichen und sozialen Orientierung stand sie rechts. Sie war zu wechselnden Koalitionen fähig und trug wesentlich dazu bei, daß das französische Parlament in größerem Maße die Interessen der Kleinunternehmen und der Landwirtschaft berücksichtigte. Damit blieb das Protestpotential einer Gesellschaft, die einen überaus mittelständischen Charakter besaß, geringer als etwa in Deutschland“ (Thamer/Wipper-mann 1977: 130).

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  107. Gamson (1980) benutzt einen Zeitraum von 15 Jahren zur Erfassung der Resultate, die herausfordernde Gruppen erreichen. Doch lautet sein Erklärungsobjekt nicht Krisen als solche, so daß unser Zeitlimit gerechtfertigt sein mag (vorausgesetzt, daß es sich empirisch bewährt).

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  108. Gelegentlich kann ein Generalstreik natürlich auch den Charakter einer regimestützenden Maßnahme haben, wie etwa im Falle der Reaktionen auf den Kapp-Putsch.

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  109. In weitergehender Interpretation mag man darin u. U. sogar langfristig ein systemstabilisierendes Element sehen, eben weil die Formen der Konfliktaustragung allgemein anerkannt sind. Doch unterliegen funktionale Aussagen dieser Art immer besonderen Gefahren, da die Mittel bei der Austragung politischer Konflikte natürlich auch für andere Zwecke verwandt werden können.

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  110. In diesem Zusammenhang könnte sich der theoretische Bezugsrahmen von Hirschman (1970) als besonders erklärungskräftig erweisen: wird die Alternative „Exit“ gewählt, d.h. ein Verlassen oder schärfer: eine Zerstörung der bisherigen politischen Ordnung angestrebt, oder finden sich (noch) nennenswerte soziale Kräfte, die sich eher für die Option „Voice“ (Protest im Rahmen der bisherigen politischen Ordnung) entscheiden? In Hirschmans Modell sind beide Optionen zugleich nicht möglich. Es bleibt herauszufinden, a) unter welchen Bedingungen welche dieser beiden Optionen von welchen Gruppen und b) mit welchen Folgen gewählt wird und c) welche Faktoren ggf. dazu beitragen, daß soziale Gruppen und/oder politische Eliten sich von der Voice-Option weg zugunsten der extremen Exit-Option entscheiden. (Exit wird von uns hier im übrigen in einem etwas anderen Sinne als bei Hirschman gebraucht.)

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Zimmermann, E. (1981). Krisen und Krisenfolgen: Zur Entwicklung eines neuen krisentheoretischen Ansatzes. In: Krisen, Staatsstreiche und Revolutionen. Studien zur Sozialwissenschaft. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-96989-7_3

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