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Positives Recht und Ideologie

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Soziologische Aufklärung 1

Zusammenfassung

Das Vertrauen in die soziale und politische Ordnungskraft des Rechts hat in den letzten zweihundert Jahren in auffälliger Weise abgenommen. Die große Zeit des Vernunftrechts und seines Versuchs, das Verhältnis von Mensch-Gesellschaft als ein Rechtsverhältnis zu bestimmen, liegt weit hinter uns. Nicht einmal die ambivalente Stellung zum Thema Recht und Ideologie, die Karl Marx bezogen hatte, läßt sich heute überzeugend nachvollziehen. Marx sah das Recht bereits als Instrument einer Ideologie, als Ausdruck der wirtschaftlichen Interessen einer herrschenden Klasse, und glaubte doch, daß mit Hilfe einer Rechtsänderung, nämlich Enteignung, soziale Revolution sich durchführen und eine ideologiefreie Sozialordnung sich herbeiführen lasse. Inzwischen hat die soziologische Theorie und Forschung die Einsicht in die Komplexität sozialer Systeme so gesteigert, daß es kaum noch möglich ist, das Wesen und den Differenzpunkt verschiedener Sozialordnungen in bestimmten Rechtsfragen zu lokalisieren. Zu viele Variablen treffen zusammen, und das Recht scheint bestenfalls eine von ihnen zu sein. Eine soziologische Theorie des Rechts ist daher überfällig. Die Klärung des Verhältnisses von Recht und Ideologie könnte eine ihrer Aufgaben sein.

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Anmerkungen

  1. Siehe z. B. das seit 1956 veröffentlichte Jahrbuch „General Systems“, ferner die unten — Anm. 5 — zitierten Veröffentlichungen von Ashby oder Wolfgang Wieser, Organismen, Strukturen, Maschinen. Zu einer Lehre vom Organismus. Frankfurt a. M. 1959.

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  2. Max Webers Begriff der rationalen Legitimität auf Grund des Glaubens an legale Ordnung hatte die Schwäche, diese Unglaubhaftigkeit in einem idealtypischen Begriff zu verstecken. So blieb die Frage nach den gesellschaftlichen Strukturen und Prozessen, die ein solches Prinzip der Beliebigkeit stabilisieren können, offen. Siehe dazu auch die Kritik von Peter M. Blau,„Critical Remarks an Weber’s Theory of Authority“, The American Political Science Review, 57, 1963, S. 305–315 (311 f.).

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  3. Daß Umweltkomplexität und Systemkomplexität in einem Verhältnis der Entsprechung stehen müssen, ist eine der zentralen Thesen der neueren Systemtheorie. Siehe z. B. W. Ross Ashby,Design for a Brain, 2. Aufl., London 1954; ders., An Introduction to Cybernetics, London 1956; O. J. Harvey, Harold M. Schroder,„Cognitive Aspects of Self and Motivation“, und Harold M. Schroder, O. J. Harvey,„Conceptual Organization und Group Structure”, beides in: O. J. Harvey (Hrsg.), Motivation and Social Interaction. Cognitive Determinants. New York 1963. S. 95–133 bzw. 134–166.

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  4. Den institutionellen Aspekt der Parteibildung unter diesen sozialstrukturellen Bedingungen betont Samuel P. Huntington,„Political Development and Political Decay“, World Politics, 17, 1965, S. 386–430, ohne den der Arbeit damit ausschließen zu wollen.

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  5. Das ist einer der Gründe, weshalb Gesetzgebung als Mittel einer raschen und revolutionären Umstellung des Rechts wenig geeignet ist. Bei der nationalsozialistischen Umfärbung des deutschen Rechts nach 1933 hat sich z. B. gezeigt, daß die Justiz hier schneller und gründlicher handeln konnte.

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  6. Man muß sich heute gleichsam dumm stellen, um diese akrobatische Denkleistung nachvollziehen und würdigen zu können: Dem Fürsten mußte die freie Verfügung über die Rechte entzogen werden, deren einzige Rechtsquelle er selbst war. Einer Mischung von Abstraktionsgabe und gesundem Menschenverstand, wie sie den guten Juristen auszeichnet, gelang dieses Kunststück. Vgl. dazu Hugo Grotius,De iure belli ac pacis libri tres. II, 14. § VIII. Zitiert nach der Ausgabe Amsterdam 1720, oder Jacob Andreas Crusius,„Tractatus historico-politicojuridici de praeeminenti dominio principis et reipublicae in subditos, eorum bona, ac ius quaesitum.“ In ders., Opuscula varia, Münster 1668, cap. XIII, 5. Zu Einzelheiten der Rechtsentwicklung siehe Otto von Gierke,Johannes Althusius und die Entwicklung der naturrechtlichen Staatstheorien, 5. Aufl., Aalen 1958, S. 268 ff.

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  7. Dieses Bewußtmachen fällt natürlich leichter, wenn es die Werte anderer aufs Korn nimmt. Deshalb breitet das Ideologiebewußtsein sich im 19. Jahrhundert auf dem Wege des entlarvenden Verstehens aus. Diese Art der Analyse der Beziehung von Wertung und Handlung als eines Zusammenhanges von Variationsmöglichkeiten, die sich wechselseitig begrenzen, enthält jedoch eine prinzipielle Einsicht, der sich schließlich niemand glaubhaft entziehen kann. Die in Anspruch genommenen Ausnahmen für sich selbst, für das eigentumslose Proletariat bei Marx oder für die standortlose Intelligenz bei Mannheim,sind deshalb, gemessen an den eigenen Analysen dieser Autoren, inkonsequent. Möglich ist nur der Übergang von latent-funktionalen zu manifest-funktionalen Ideologien, wie er z. B. mit dem „Prinzip der Parteilichkeit“ des Marxismus-Leninismus vollzogen wurde.

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  8. Hierzu näher Niklas Luhmann,„Wahrheit und Ideologie. Vorschläge zur Wiederaufnahme der Diskussion. Einen ähnlichen funktionalen Ideologiebegriff — „Ideologies are action-related systems of ideas“ — vertritt auch Carl J. Friedrich,Man and His Government. An Empirical Theory of Politics, New York, San Francisco, London 1963, S. 83 ff. (89).

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  9. Siehe dazu ausführlich David Braybrooke, Charles E. Lindblom,A Strategy of Decision. Policy Evaluation as a Social Process, New York, London 1963.

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  10. Diese Unterscheidung von instrumentalen und expressiven Variablen ist bisher hauptsächlich in der Kleingruppenforschung und in Führungstheorien benutzt worden, hat von dort aber auch Eingang in die allgemeine Theorie des sozialen Systems gefunden. Siehe insb. Robert F. Bales, Interaction Process Analysis. A Method for the Study of Small Groups, Cambridge, Mass., 1951; Talcott Parsons, Robert F. Bales, Edward A. Shils, Working Papers in the Theory of Action, Glencoe, Ill., 1953; Talcott Parsons, Robert F. Bales, Family, Socialization and Interaction Process, Glencoe, III., 1955; Philip E. Slater, „Role Differentiation in Small Groups“, American Sociological Review, 20, 1959, S. 300–310. Als eine Anwendung auf politische Ideologien vgl. Ulf Himmelstrand, Social Pressures, Attitudes and Democratic Processes, Stockholm 1960.

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  11. Die gleiche Beobachtung wird auf der Ebene der Rollen in Studien über Führungsrollen gemacht und als sog. „Doppelfuhrungstheorie“ vertreten. Siehe etwa Amitai Etzioni,„Dual Leadership in Complex Organizations”, American Sociological Review, 30, 1965, S. 688–698 mit weiteren Hinweisen.

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  12. Verständlicherweise wehren die Marxisten sich deshalb gegen den Vorwurf, Dogmatiker zu sein. Sie wollen sich gerade nicht auf Dauerformeln für alle Gelegenheiten festlegen. Siehe z. B. das Lehrbuch: Grundlagen der marxistischen Philosophie. Dt. Übers., 3. Aufl., Berlin 1961, S. 661 f. Ob es ihnen immer gelingt, die Reflexivität ihrer Ideologie gegenüber Tendenzen zur Dogmatisierung zu erhalten, ist eine andere Frage.

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  13. Siehe dazu z. B. Anthony Downs,An Economic Theory of Democracy, New York 1957, der die spezifische Rationalität dieser Umkehrung besonders herausarbeitet.

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  14. Aspekte dieses allgemeinen Gedankens sind in zahlreichen Disziplinen bereits gesehen und formuliert worden. In den Wirtschaftswissenschaften hat er seinen klassischen Ausdruck in der Kapitaltheorie von Böhm-Bawerks gefunden — siehe Eugen von Böhm-Bawerk,Kapital und Kapitalzins, 2 Bde., 4. Aufl., Jena 1921. In der Organisationswissenschaft nennt z. B. Erich Kosiol,Grundlagen und Methoden der Organisationsforschung, Berlin 1959, S. 18, „Organisieren… ein dem Disponieren vorgelagertes Umweghandeln“. In einer soziologischen Analyse spricht Louis Schneider,„The Role of the Category of Ignorance in Sociological Theory. An Exploratory Statement”, American Sociological Review, 27, 1962, S. 492–508 (insb. S. 500 f.), von „gain through indirection“. Nichts anderes meint Arnold Gehlen,Der Mensch. Seine Natur und seine Stellung in der Welt, 6. Aufl., Bonn 1958, S. 68, wenn er fortschreitende Indirektheit als Entlastungsprozeß charakterisiert. Sozialpsychologen wie John W. Thibaut, Harold H. Kelley,The Social Psychology of Groups, New York 1959, S. 197, betonen die Vorteile von „sequential patterns of interdependence”. Besonders ausführlich beschäftigt sich schließlich Karl W. Deutsch,The Nerves of Government. Models of Political-Communication and Control, New York, London 1963, insb. S. 98 ff., 200 ff., mit diesem Problem und gibt ihm die Form einer Unterscheidung von „primären“ und „sekundären” Nachrichten, Informationen, Symbolen.

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  15. Die Gleichheit der hintereinandergeschalteten Prozesse, eine in der Tradition am Beispiel des Sehens diskutierte und abgelehnte Möglichkeit (vgl. z. B. Platon,Charmides, 167 C ff., oder Plotin,Enneaden, V. 3, insb. §§ 8 und 10), ist für diesen Leistungsgewinn entscheidend. Es handelt sich nicht um Kombinationen wie Lernen zu verkaufen, Entscheiden über Handeln, Reden über Machtausübung. Diese mögen ihrerseits Kombinationsgewinne abwerfen, erbringen aber nicht jene spezifische Leistungssteigerung durch Selektivitätsverstärkung. Die Selektivität des Normierens oder des Wertens kann eben nicht durch Machtausübung, Reden oder Bezahlen gesteigert werden, sondern nur durch Wiederholung des Gleichen: durch Normieren der Normierung oder durch Bewerten der Wertung.

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  16. Der Gedanke weist auf Spencer zurück, wenngleich heutigen Soziologen diese Anknüpfung schwerfällt, weil sie einen anderen (weder kausale noch historische Notwendigkeit implizierenden) Evolutionsbegriff vertreten. An Äußerungen, die Differenzierung als das Fortschrittskriterium ansehen, vgl. etwa Fred W. Riggs,„Agraria and Industria“, in: William J. Siffin (Hrsg.), Toward the Comparative Study of Public Administration, Bloomington, Ind., 1957, S. 23–116; Neil J. Smelser,Social Change in the Industrial Revolution. An Application of Theory to the Lancashire Cotton Industry 1770–1840, London 1959; David Easton,Political Anthropology”, in: Bernard J. Siegel (Hrsg.): Biennial Review of Anthropology 1959, Stanford, Cal., 1959, S. 210–262, insb. S. 240 ff.; Talcott Parsons,„Some Considerations on the Theory of Social Change“, Rural Sociology, 26, 1961, S. 219–239, und ders. in: Talcott Parsons, Edward Shils, Kaspar D. Naegele, Jesse R. Pitts (Hrsg.), Theories of Society, Glencoe, III., 1961, Bd. I, S. 239–264; manche Beiträge in: Joseph LaPalombara (Hrsg.), Bureaucracy and Political Development, Princeton, N. J., 1963, z. B. S. 39 ff.; Shmuel N. Eisenstadt,The Political Systems of Empires, London 1963, und ders., „Social Change, Differentiation and Evolution”, American Sociological Review, 29, 1964, S. 375–386.

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  17. Wie man sie auch in der kybernetischen Systemtheorie findet. Siehe z. B. die Definition des Begriffs „variety“ bei Ashby, a.’ 0. (1954 und 1956) oder Stafford Beer,Decision and Control, London, New York, Sydney 1966, S. 246 ff.

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  18. Gehlen und Schelsky haben hier, wenn auch in verschiedener Weise, ein Problem gesehen und erörtert, öb die-freigewordene reflektierende Subjektivität in Kirchen, Biennalen, Universitäten usw. untergebracht werden könne. Vgl. Arnold Gehlen,Urmensch und Spätkultur. Philosophische Ergebnisse und Aussagen, Bonn 1956; ders., Die Seele im technischen Zeitalter. Sozialpsychologische Probleme in der industriellen Gesellschaft, 2. Aufl. Hamburg 1957; Helmut Schelsky,„Ist die Dauerreflektion institutionalisierbar? “ Zeitschrift für evangelische Ethik, 1, 1957, S. 153–174. Neu gedruckt in: ders., Auf der Suche nach Wirklichkeit. Gesammelte Aufsätze, Düsseldorf, Köln 1964, S. 250–275; und dazu wiederum Arnold Gehlen,Anthropologische Forschung, Reinbek 1961, S. 74 ff.

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  19. Vgl. hierzu Norbert Elias, Über den Prozeß der Zivilisation. Soziogenetische und psychogenetische-Untersuchungen, 2 Bde., Basel 1939.

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  20. Dies wird nicht selten von Entwicklungstheorien verkannt, die sich der funktionalen Methode bedienen und Interdependenzen so stark betonen, daß Übergangslagen als schlechthin unstabilisierbar erscheinen. Ein typisches Beispiel: Fred W. Riggs, Administration in Developing Countries. The Theory of Prismatic Society, Boston 1964.

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  21. Auf den Zusammenhang der Ausdifferenzierung eines politischen Systems mit der Rechtspositivierung bin ich kurz eingegangen in: Niklas Luhmann, „Gesellschaftliche und politische Bedingungen des Rechtsstaates“, in: Studien über Recht und Verwaltung, Köln, Berlin, Bonn, München 1967, S. 81–102. Zur allgemeinen Konzeption des politischen Systems als eines Teilsystems der Gesellschaft, die den folgenden Überlegungen zugrunde liegt, vgl. an neueren Darstellungen: David Easton, A Framework for Political Analysis, Englewood Cliffs, N. J., 1965; ders., A Systems Analysis of Political Life, New York, London, Sydney 1965; Gabriel A. Almond, „A Developmental Approach to Political Systems”, World Politics, 17, 1965, S. 183–214; Niklas Luhmann, Grundrechte als Institution. Ein Beitrag zur poltischen Soziologie, Berlin 1965; Charles B. Robson, „Der Begriff des,politischen Systems` “, Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 17, 1965, S. 521–527; H. V. Wiseman, Political Systems. Some Sociological Approaches, London 1966.

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  22. Hierzu im Zusammenhang mit einer Theorie reflexiver Planung auch: Niklas Luhmann,„Politische Planung“, Jahrbuch für Sozialwissenschaft. 17 (1966), S. 271–296.

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  23. Vgl. dazu auch den Gedanken einer „hierarchy of control“, der in Parsons’ Systemtheorie wachsende Bedeutung gewinnt. Parsons verwendet jedoch zum Teil andere Stufenbegriffe (roles, collectivities, norms, values) und postuliert außerdem einen hierarchischen Zusammenhang der Ermöglichung der oberen Stufen durch die unteren und der Kontrolle der unteren durch die oberen. So anspruchsvoll ist die Unterscheidung verschiedener Ebenen sachlicher Generalisierung von Verhaltenserwartungen nicht gemeint. Kurze Darstellungen der Parsons’schen Konzeption finden sich in: Talcott Parsons,„Durkhcim’s Contribution to the Theory of Integration of Social Systems”, in: Kurt H. Wolff (Hrsg.), Emile Durkheim 1858–1917, Columbus, Ohio, 1960, S. 118–153 (122 ff.), oder bei Talcott Parsons,„Die jüngsten Entwicklungen in der strukturell-funktionalen Theorie“, Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 16, 1964, S. 30–49 (36 f.). Mit ähnlichen Unterscheidungen arbeitet Neil J. Smelser,Theory of Collective Behavior, New York 1963, S. 32 ff.

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  24. Vgl. dazu auch Talcott Parsons, Societies. Evolutionary and Comparative Perspectives, Englewood Cliffs, N. J., 1966, S. 11.

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  25. Demgemäß wird die Funktion der Ideologie neuerdings oft auf die Rollenebene bezogen und lediglich als Beschwichtigung oder Wegerklärung von Rollenspannungen gedeutet. Siehe z. B. Francis X. Sutton, Seymour E. Harris, Carl Kayser, James Tohin,The American Business Creed, Cambridge, Mass., 1956, oder Victor A. Thompson,Modern Organization, New York 1961, S. 114 ff.

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  26. Siehe z. B. Ralf Dahrendorf, Homo Sociologicus, 4. Aufl., Köln, Opladen 1964; Helmuth Plessner, Soziale Rolle und menschliche Natur“, in: Erkenntnis und Verantwortung. Festschrift für Theodor Litt, Düsseldorf 1960, S. 105–115; Friedrich H. Tenbruck, „Zur deutschen Rezeption der Rollentheorie”, Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 13, 1961, S. 1–40; Dieter Claessens, „Rolle und Verantwortung“, Soziale Welt, 14, 1963, S. 1–13. Neu gedruckt in ders., Angst, Furcht und gesellschaftlicher Druck, und andere Aufsätze, Dortmund 1966, S. 102–115.

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  27. Falls die oft benutzten Begriffe „Werthierarchie“ oder „Wertsystem” dies implizieren sollten, ist das pure Gedankenlosigkeit; wenn nicht, bleibt unklar, was sie meinen. Wir bevorzugen im folgenden den Ausdruck Wertordnung und meinen damit nichts weiter als die Funktionsgemeinschaft einer bestimmten Kombination von anerkannten Wertsymbolen.

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  28. Dafür müssen jetzt besondere, symbolfunktionale Handlungen bereitgestellt werden. Siehe dazu u. a.: Murray Edelman, The Symbolic Uses of Politics, Urbana, III., 1964.

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  29. Auch das weist im übrigen auf wesentliche gesellschaftliche Vorbedingungen hin: Die Wartefähigkeit muß gesichert, ein relativ hoher Befriedigungsstand in allen lebenswichtigen Werten muß erreicht sein, bevor eine Wertordnung so komplex werden kann, daß die genannten Mechanismen zum Zuge kommen können.

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  30. Als Beispiele für eine kaum noch übersehbare Zahl von Anwendungen dieses Modells vgl. etwa Talcolt Parsons, Neil J. Smelser,Economy and Society, Glencoe, Ill., 1956; Talcolt Parsons,Structure and Process in Modern Society, Glencoe, Ill., 1960, z. B. S. 17, 59 ff.; P. G. Herbst,Autonomous Group Functioning. An Exploration in Behavior Theory and Measurement, London 1962, insb. S. 141 ff.; David Easton,A Systems Analysis of Political Life, New York, London, Sydney 1965; Gabriel A. Almond,„A Developmental Approach to Political Systems“, World Politics, 17, 1965, S. 183–214.

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  31. Dazu ausführlicher Niklas Luhmann,„Lob der Routine“, Verwaltungsarchiv, 55, 1964, S. 1–33, und ders., Recht und Automation in der öffentlichen Verwaltung. Eine verwaltungswissenschaftliche Untersuchung, Berlin 1966, S. 35 ff. Siehe ferner vor allem Torstein Eckhoff, Knut Dahl Jacobsen,Rationality and Responsibility in Administrative and Judicial Decision-Making, Kopenhagen 1960.

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  32. Der beste Beweis dafür ist, daß Zweck/Mittel-Überlegungen normalerweise im Bereich des „Ermessens“ angesiedelt werden, das weiterer juristischer Durchforschung unzugänglich ist. Ein anderer Beweis wäre, daß es keine auch nur annähernd adäquate juristische Erörterung der logischen und entscheidungstheoretischen Probleme des Zweck/Mittel-Schemas gibt. Nicht einmal eine Vorahnung der Probleme wird sichtbar. Vgl. als typisch Hans Peters,„Öffentliche und staatliche Aufgaben”, in: Festschrift Hans C. Nipperdey, München, Berlin 1965, Bd. II, S. 877 —895.

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  33. Daß ein solcher Schluß selbst höchsten Gerichten immer wieder passiert, ist eine andere Frage. Vgl. dazu die treffende Kritik bei Hans H. Klein,„Zum Begriff der öffentlichen Aufgabe“, Die öffentliche Verwaltung, 18, 1965, S. 755–759 (756 f.). — Im übrigen ist anzumerken, daß diese Regel stets nur für den untypischen Fall gegolten hat, daß nur ein einziges, also notwendiges Mittel zum Ziel fahrt (vgl. § 89 Einl. ALR oder präziser Immanuel Kant,Grundlegung zur Metaphysik der Sitten. Sämtliche Werke. (Hrsg. v. Kirchmann,Bd. III, Leipzig 1897, S. 39) und daß ferner unerlaubte Mittel stets ausgenommen waren (siehe z. B. Christian Wolff,Jus Gentium Methodo scientifica pertractatum. Zit. nach der Ausgabe der (Carnegie) Classics of International Law, Oxford, London 1934, Bd. I, §§ 32, 37 einerseits und § 71 andererseits, und man beachte auch die räumliche Trennung dieser Stellen!). Mithin war diese Denkfigur schon zu ihrer Blütezeit im Polizeistaat nur eine gut getarnte Tautologie, die dem Juristen die Freiheit ließ, ein Handeln entweder vom Mittel her zu verbieten oder vom Zweck her zu erlauben, je nachdem, was die Vernunft und die Umstände geboten.

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  34. Solche Informanten haben eine „abgeleitete nichthierarchische Autorität“ über die Entscheidungsorganisation. Dazu näher Niklas Luhmann,„Lob der Routine”, a.a.O., S. 22 ff., und ders., Funktionen und Folgen formaler Organisation, Berlin 1964, S. 97 ff.

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  35. Ob der Jurist sich dabei durch seine Begriffe bestimmen läßt, begründbare Ergebnisse für Recht zu halten, oder ob er umgekehrt seine Begriffe im Hinblick auf bevorzugte Ergebnisse manipuliert, ist eine zweite Frage. Soziologisch gesehen hängt die stabilisierende Funktion der juristischen Problembearbeitung vermutlich davon ab, daß keine dieser Betrachtungsweisen durchgehend dominiert und daß im Einzelfall undurchsichtig bleibt, welche gewählt wurde.

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  36. Siehe für diese Probleme im rechtlichen Bereich etwa Otto Kirchheimer,„Die Rechtspflege und der Begriff der Gesetzlichkeit in der DDR“, Archiv des öffentlichen Rechts, 85, 1960, S. 1–65. Ein Ausweg ist natürlich, begrenzte Gedankenbereiche für ideologisch indifferent und jedenfalls unschädlich zu erklären. Durch ein solches Arrangement scheint sich die Soziologie im Einflußkreis der marxistischen Ideologie einzubürgern. Vgl. dazu Gdhor Kiss, „Gibt es eine,marxistische Soziologie? ” Köln, Opladen 1966, insb. S. 21 ff. Ob sich in solchen ausgegrenzten Bereichen nicht Sprengstoff ansammelt, wird man jedoch kaum voraussehen können, so wenig man voraussehen kann, ob nicht diese Bereiche eines Tages die gedankliche Führung des Wertens und Normierens übernehmen werden und die Ideologie zu einem Zeremoniell erstarren lassen, dem nur noch am Sonntag die Reverenz erwiesen wird.

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  37. Dazu treffend James G. March, Herbert A. Simon,Organizations, New York, London 1958, S. 164 f.

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  38. Siehe dazu Jerzy J. Wiatr,„Elements of the Pluralism in the Polish Political System“, The Polish Sociological Bulletin 1966, S. 19–26.

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  39. Vgl. zur Anwendung dieses kybernetischen Begriffs auf politische Systeme David Easton,A Systems Analysis of Political Life, New York, London, Sydney 1965, S. 58 f., 64 ff., 82 f., 119 ff.

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  40. Siehe dazu Fritz Werner,Das Problem des Richterstaates, Berlin 1960.

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  41. Dieses Thema hat in der Organisationssoziologie vor allem Philip Selznick beschäftigt: TVA and the Grass Roots, Berkeley, Los Angeles 1949, und: Leadership in Administration, Evanston, Ill., White Plains, N. Y., 1957.

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Luhmann, N. (1970). Positives Recht und Ideologie. In: Soziologische Aufklärung 1. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-96984-2_9

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