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Portrait der Schule B

  • Chapter
Schulkultur und Schulmythos

Part of the book series: Studien zur Schul- und Bildungsforschung ((SZSBF,volume 13))

  • 892 Accesses

Zusammenfassung

In diesem Abschnitt soll über die Darstellung der Rekonstruktion der Schulleiterrede im Rahmen einer Abiturfeier mit der Herausarbeitung zentraler Strukturprobleme eine Grundlage geschaffen werden, um auf einer synchronen Ebene die strukturelle Prädisponierung schulischen Handelns für die beteiligten Akteure aufzuzeigen. Gleichzeitig wird mit der Rekonstruktion der Rahmen schulischer Lösungsmöglichkeiten entworfen. Die folgende Darstellung der Rekonstruktion ist aus Gründen der Lesbarkeit zusammengefaßt und z.T. fokussiert. Sie stellt gegenüber dem tatsächlichen Rekonstruktionsverlauf eine Verdichtung dar, die jedoch die Argumentationslogik des rekonstruktiven Vorgehens beibehält. Im weiteren Vorgehen wird deshalb die Position einer künstlichen Naivität eingenommen und der sequentiellen Struktur des Textes gefolgt. Dieser beginnt nun wie folgt:

liebe abiturientinnen und abiturienten verehrte eltern verehrte gäste liebe kolleginnen und kollegen ..

Betrachten win zunächst die gesamte Sequenz, dann lassen einuge Kontextbestimmungen vornehmen. Es handelt sich hier um die Eröffnung eines Redebeitrages im Rahmen eines feierlichen schulischen Zusammenhanges, mit der eine Anrede bzw. Begrßung der anwesenden Personen vollzogen wird. Über die Positionierung der angesprochenen Personen und die Formen der Anrede lassen sich weitere Aussagen ableiten. Mit der Erstennung der Abiturienten werden diese als zentrale Personnengruppe ausgewiesen und ihnen eine herausgehobene Bedeutsamkeit im situativen Arrangement zugewiesen.

Das Portrait konnte in der vorliegenden Form nur durch die Mitarbeit der anderen Projektmitarbeiter realisiert werden. Als studentische Hilfskräfte haben mich besonders Sandra Hommel (maßgeblich in der Erhebungsphase des Projektes und bei der Durchführung der Rekonstruktionen) und Susann Busse (bei der Sichtung der Lehrerinterviews und der Korrektur des Schulportraits) unterstützt.

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Literatur

  1. Die Schulform der Oberrealschule setzte sich wie die Realgymnasien zum Ende des letzten Jahrhunderts als alternative Konzeption zum klassischen Gymnasium durch, dem man die Orientierung an (beruflich und wirtschaftlich) wenig nützlichen Wissensgebieten, insbesondere den alten Sprachen vorwarf (vgl. Berg 1991, S. 229 und 235). Während die naturwissenschaftliche Orientierung zunächst ein Spezifikum der Oberrealschulen blieb, gewann Deutsch als Schulfach auch an Gymnasien an Bedeutung und übernahm bald die Position, die vormals dem Fach Latein zukam (vgl. Kraul 1984, S. 104).

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  2. Diese Gedanken stützen sich auf Überlegungen von du Bois-Reymond (1998). Aus ihrer Sicht stellen die gesellschaftlichen Veränderungen in der und im Umfeld von Schule einen Modernisie- rungsprozeß dar, indem die Schule an Aura einbüßt. Ein wesentliches Indiz ist dafür, daß Lehrer nicht mehr als Vorbilder der Schüler bestehen können. Meiner Ansicht nach kann diese Tendenz zwar nicht auf alle Schulen und jedes Lehrer-Schüler-Verhältnis generalisiert werden. Hier kann es auch Gegentendenzen, Ausnahmen oder auch schulische Enklaven geben. Jedoch deutet sich hier die Transformation einer Bedeutungsstruktur an, mit der das schulische Handeln von Lehrern und Schülern neu prädisponiert wird. So z.B. auch mit dem Versuch, an frühere schulische Verhältnisse anzuschließen und ein bestimmtes traditionelles Lehrer-Schüler-Verhältnis zu (re-) institutionalisieren: als Versuch, der Entauratisierung mit einer Reauratisierung entgegenzuwirken

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  3. Hier beziehe ich mich auf die Überlegungen Oevermanns, der mit seinem Strukturmodell von Lebenspraxis von der grundlegenden Spannung zwischen Entscheidungsnotwendigkeit und Unmöglichkeit der Begründung der Entscheidung an jedem Punkt einer sich entfaltenden Lebenspraxis ausgeht (vgl. z.B. Oevermann 1991 und 1995). In diesem Strukturmoment ist eine Bewährungsdynamik eingelagert, die durch eine rational nicht verfügbare Begründung von Entscheidungen eine imaginäre Überbrückung dieser Problematik erzwingt. In der oben zitierten ‚Lebensmaxime‘ würde die Überbrückung gerade in einem bewußten Ausblenden der Zukunft und damit der Offenheit der Bewährungsdynamik erfolgen.

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  4. Die hier enthaltene Figur einer Aussetzung der Autonomie der Lebenspraxis durch die Orientierung an wissenschaftlichen Autoritäten ähnelt der von Oevermann (1988) rekonstruierten Struktur einer versozialwissenschaftlichten Lebenspraxis. Man kann den hier praktizierten Charismatisierungsversuch als ‚Vernaturwissenschaftlichung der Lebenspraxis‘ kennzeichnen, weil der naturwissenschaftlichen Autorität per se hohe Kompetenz für gelingendes Leben zugeschrieben wird.

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  5. Man kann an dieser Stelle durchaus die naheliegende Variante hinzuziehen, wonach die Schule nachwirkend durch den Wendeprozeß in der ehemaligen DDR erschüttert ist. Detaillierter gehen wir auf diese Thematik im Abschnitt II./3.2. des Schulportraits ein.

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  6. Eine ausführliche Fassung der Rekonstruktion der Schulleiterrede zur Abiturfeier kann hier nicht wiedergegeben werden. Sie findet sich jedoch im Zwischenbericht an die DFG (vgl. Helsper u.a. 1997a).

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  7. Vergleiche die Abschnitte zum Verständnis des Schulmythos und zur Methodologie für die Rekonstruktion des Mythos in diesem Band (Kap. I./2.).

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  8. In der früheren Schulleiterrede zur Abiturfeier findet sich eine längere Stellvertretererzählung, mit der das seemännische Wagnis des Kolumbus als beseelter Aufbruch zu Neuem präsentiert wird (vgl. Helsper/Böhme 1998, 2000 und Helsper u.a. 1997b).

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  9. Vgl. die einführenden Überlegungen zum Schulmythos in Kap. I./2. in diesem Band

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  10. Oevermann stellt ein Modell der charismatisierenden Ablaufgestalt vor, die im Prozeß der gelungenen Institutionalisierung eines Mythos durchlaufen werden muß (vgl. Oevermann 1995).

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  11. An dieser Stelle läßt sich eine Analogie zum dominanten Lösungsentwurf in der früheren Schulleiterrede feststellen (vgl. Abs. II./3.1.3.2.). Dort wurde über die Kolumbuserzählung eine ‚Steuermannmetapher ‘ entworfen, mit der Lehrer Verantwortung für die Schüler übernehmen und zu umfassenden Orientierungshilfen werden. Damit spiegelt sich in der Bilanzierung des Sprechers die Verbürgung des damaligen Schulmythos.

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  12. So stiegen die Schülerzahlen an dieser Schule vom Schuljahr 90/91 zum Schuljahr 91/92 von 840 auf 1050 Schüler. Die Anzahl der Lehrer im Kollegium erhöhte sich in diesem Zeitraum von 32 auf 75. Heute werden an der Schule nach der Einführung der Förderstufe noch ca. 600 Schüler von ca. 45 Lehrern unterrichtet.

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  13. Mit diesen beiden Differenzierungskriterien greifen wir die Überlegungen Schützes auf, der grundlegende Prozeßstrukturen des Lebenslaufs durch differente Erfahrungsmodi für die Ebene biographischer Entwicklungen rekonstruierte. Er unterscheidet daneben zusätzlich ein normativrationales Prinzip, daß bei ihm zwischen den genannten Kriterien verortet wird und Wandlungsprozesse als Übergänge zwischen jeweils dominanten Prozeßstrukturen (vgl. Schütze 1981 und 1983). M.E. ist jedoch die übernommene Polarisierung das Entscheidende, weil damit eine grundsätzlich verschiedene Einstellung zum Ereignisstrom ausgedrückt wird, während ein normatives Prinzip letztlich für jede Prozeßstruktur relevant ist (vgl. auch Abs. I./1.3.5.).

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© 2001 Leske + Budrich, Opladen

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Helsper, W., Böhme, J., Kramer, RT., Lingkost, A. (2001). Portrait der Schule B. In: Schulkultur und Schulmythos. Studien zur Schul- und Bildungsforschung, vol 13. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-96398-7_6

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-96398-7_6

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

  • Print ISBN: 978-3-8100-2719-1

  • Online ISBN: 978-3-322-96398-7

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