Zusammenfassung
Wenn wir uns nun dem Paradigma-Ansatz, auf den wir im Verlauf unserer Darstellung bereits mehrfach Bezug genommen haben, ausführlicher zuwenden, so könnte zunächst der Eindruck entstehen, daß wir die zuvor dargelegte Erweiterung der Untersuchungsperspektiven sozialwissenschaftlicher Technikforschung durch den Rückgriff auf eine bestimmte Techniktheorie wieder aufgeben wollten. Wir halten allerdings eine solche Focussierung des untersuchungsleitenden Ansatzes dann für angebracht, wenn sie sich für das konkrete Untersuchungsobjekt als ein geeigneter konzeptioneller Zugang erweist. Zudem kann der Paradigma-Ansatz mit einiger Berechtigung als Bündelung der Ergebnisse bisheriger evolutionstheoretisch orientierter Innovationsforschung betrachtet werden1, was jedoch hier nicht als eine schlichte unkritische Übernahme zu verstehen ist.
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Literatur
Um so unverständlicher ist es, daß er in einer neuen Untersuchung zur evolutorischen Innovationsforschung, wie der von Bollmann (1990), ignoriert wird.
Vgl. dazu auch den Abschnitt 2.1 der vorliegenden Untersuchung.
Nach Pinch, Bijker (1987, S.24) wurde bereits im Jahre 1972 von Johnston erstmals die Kuhn’sche Terminologie auf die Technologie angewandt. Dosi selbst gibt hingegen den Hinweis, daß die Analogiebildung zwischen Wissenschaft und Technologie in dieser Form zunächst von Freeman (1979) ausgeführt wurde (vgl. Dosi 1984, S.74).
Vgl. Arrow 1962a und 1962b; siehe dazu und zu den anderen techniktheoretischen Ansätzen auch die Abschnitte 2.1 und 2.2 der vorliegenden Arbeit.
In einer späteren Arbeit definiert Dosi ein Paradigma sowohl als “exemplar/artifact” als auch als “a set of heuristics” (Dosi 1988a, S. 1127). Insgesamt gibt er — zum Teil in enger Anlehnung an konzeptionell nahe stehende Arbeiten — hier noch mehrere Definitionen des Paradigma-Begriffs, z.B. analog zu Rosenberg’s “focusing devices” (vgl. Rosenberg 1976), Sahal’s “technological guide posts” (vgl. Sabal 1981). Es zeigt sich hier — wie auch bei Kuhn’s Paradigma-Begriff (vgl. Kuhn 1976, S. 186ff.) — die Schwierigkeit einer Balance zwischen notwendiger begrifflicher Präzision und genügender konzeptioneller Offenheit bei dem zu bezeichnenden komplexen Sachverhalt.
Den Begriff der “trajectories” übernimmt Dosi von Nelson,Winter (1977, 1982).
Siehe dazu Abschnitt 2.3, Fußnote 21, der vorliegenden Arbeit.
Ausführlicher zu dem Ansatz von Nelson, Winter der Abschnitt 2.3.
Symptomatisch erscheint uns dafür die Ersetzung des Begriffs “technological” durch “technoeconomic problems” (Dosi 1988a, S. 1127) in seiner Paradigma-Definition, wenngleich eine solche ‘Begriffshülse’ durchaus auch problematisch ist.
Etwa in dem von MacKenzie, Wajcman treffend formulierten Sinn: “the paradigm is not a rule that can be followed mechanically, but a resource to be used” (MacKenzie, Wajcman 1985, S. 11).
Dieses wird auch von seinen Kritikern nicht bestritten (vgl. z.B. Pinch, Bijker 1987; Vergragt 1988; Williams, Edge 1991).
Vgl. dazu die in dem 2.Kapitel der vorliegenden Arbeit vorgestellten Ansätze neuerer sozialwissenschaftlicher Technikforschung, insbesondere diejenigen Konzepte, die die institutionellen und organisatorischen Kontexte einerseits und die Strategien und Handlungen sozialer Akteure andererseits in das Zentrum ihrer Untersuchung stellen.
Vgl. dazu den Abschnitt 2.1 der vorliegenden Untersuchung.
Der Begriff ‘sozial’ wird hier zum einen in einem umfassenderen Sinn verstanden — er schließt also ökonomische etc. Ziele ein — und zum anderen nicht normativ — mit konnotativen Bezügen zu ‘gerecht’o.ä. -aufgeladen.
Der Begriff De-Kontextualisierung weist offenkundig eine Ähnlichkeit mit der Kategorie der “closure mechanisms” des sozialkonstruktivistischen Ansatzes (vgl. Pinch, Bijker 1987, S. 27; siehe dazu auch den Abschnitt 2.3 der vorliegenden Arbeit) auf, ohne daß er sich deren Erkenntnisprogramm vollständig zu eigen machen müßte (vgl. zur Kritik auch Hack 1988, S. 202).
Für einen empirischen Zugang sind dabei neben mündlichen Befragungen der beteiligten Akteure insbesondere die Analyse von Unternehmens- und/oder projektbezogenen Materialien, die die — technischen -Zielvorgaben (z.B. in Form von Lastenheften) formulieren, geeignet; vgl. dazu auch die Fallstudien im dritten Teil der vorliegenden Untersuchung.
Der Begriff setzt bewußt auf seine doppelte Verwendungsmöglichkeit, um diesen Spannungsbogen auszufüllen: Zum einen die Tatsache, daß im Prozeß der Technikentwicklung technikimmanente Parameter faktisch als ‘Vorgaben’ wirksam werden; zum anderen daß ‘vorgebliche’ technische Fakten dahinterstehende soziale Handlungen verbergen.
Vgl. dazu auch empirische Befunde aus der Analyse betrieblicher Innovationsprozesse, die einen Übergang von sequentieller zu reziproker Interdependenz zwischen Forschung und Entwicklung, Produktion und marktnahen Bereichen erkennen lassen (Bieber, Möll 1989, S.60).
Vgl. dazu bereits die Ausführungen in der einleitenden Übersicht zu der Untersuchung.
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Prätorius, G. (1993). Anschlüsse — Explikation des untersuchungsleitenden Ansatzes. In: Das PROMETHEUS-Projekt. Gabler Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-96345-1_4
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Publisher Name: Gabler Verlag, Wiesbaden
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