Zusammenfassung
Kurt Schumacher war überzeugt, daß er für seine Rolle als nachtotalitärer Führer Deutschlands eine disziplinierte und kämpferische sozialdemokratische Bewegung brauchen würde. Die SPD sei das auserwählte Instrument im Kampf um die Errichtung einer sozialistischen Demokratie in Deutschland, und Schumachers Beurteilung der internen und externen Situation trug dazu bei, seine Auffassung von der Führungsrolle zu konkretisieren. Die Partei würde sich leichter den Erfordernissen der Situation anpassen können, wenn sie einen starken Führer hätte, der interne und externe Hindernisse aus dem Weg räumen, heterogene Elemente zusammenbringen und zentrifugale Tendenzen ausgleichen könnte und dadurch eine disziplinierte Partei für den Kampf um die Macht formen würde. Außerdem würde dieser Führer die Strategie und Taktik der Partei im Kampf gegen eine feindliche politische Umgebung festlegen. Von den Parteiführern, Funktionären, Amtsträgern und Mitgliedern wurde erwartet, daß sie alle anderen Werte und Ziele dem höheren Ziel der Errichtung eines sozialdemokratischen Staates unterordneten. Diesen Auftrag habe die Partei von der Geschichte erhalten.
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Anmerkungen
Severing, II, S. 452; S. 485.
Siehe: Keil, II, S. 677–681.
Brief von Schumacher an Oechsle vom 13. Juni 1945.
Ebsworth, S. 26.
Litchfield, S. 20.
»Politische Richtlinien für die SPD in ihrem Verhältnis zu den anderen politischen Faktoren«, Pers. Archiv, SPD, KS, Bd. IV. Eine Zusammenfassung dieses sehr schwer erhältlichen Dokuments findet sich in: Wese-mann, S. 80–88, und Kaden, S. 70 ff.
Die Mitgliederzahl der SPD in der SBZ wurde zum Zeitpunkt des Zusammenschlusses mit der KPD auf 619000 bis 631000 geschätzt. Etwa 65 000 dieser Mitglieder lebten in West-Berlin und schlossen sich später der wiedererrichteten SPD in den Westzonen an. Siehe: Office of the U.S. High Commissioner for Germany, The Socialist Unity Party as the Soviet Instrument of Power in Eastern Germany, unpaginiert, 15. November 1950. Siehe auch: Wesemann, S. 104; Klaus Schütz, »Die Sozialdemokratie im Nachkriegsdeutschland«, in: Lange et ah, Parteien in der Bundesrepublik, S. 196; und SPD, Protokoll, Parteitag, Nürnberg 1947, S.95f.
Wesemann, S. 104.
Angaben über den Anteil der alten Parteimitglieder in der neuen SPD finden sich in: Kaden, S. 312 ff. Der organisatorische Aufbau der SPD in der Nachkriegszeit und die lokale Führung und Mitgliedschaft wird behandelt von Schütz in: Lange et ah, S. 174–181; S. 198–215.
Im Jahre 1931 waren fast 47% der Mitglieder der SPD unter 40 und weniger als 27% über 50 Jahre alt. Siehe: Hans Gerth, »The Nazi Party: Its Leadership and Composition«, in: American Journal of Sociology, XIV (1940), S. 530. Die 1952er Zahlen beruhen auf einem repräsentativen Querschnitt der Parteimitglieder; siehe SPD, Protokoll, Parteitag, Dortmund 1952, S. 170.
Mehnert/Schulte, Hrsg., Deutschland-Jahrbuch 1953, S. 95.
Zu diesem Punkt s. Schütz in: Lange et ah, S. 206.
Siehe: Protokoll, Sonderausschuß »Neuaufbau der Länder«, 6. September 1946. Schumacher war Vorsitzender dieses Sonderausschusses zur politischen Reorganisation der deutschen Länder.
Siehe: Erich Klabund, »Neuorganisation des Parteilebens?«, in: Das Sozialistische Jahrhundert, IX (1950), S. 19.
Bemerkungen auf einer Pressekonferenz, zitiert in: SPD, »Schumacher-Kurs«, Mitteilungsblatt der Sozialdemokratischen Partei Hessen, II, 49, 5. Dezember 1947.
Oscar Pollak in: Turmwächter ..., III, S. 139. Siehe auch a.a.O., S. 92; S. 141 f.
Im folgenden stützt sich die Untersuchung auf Fritz Redls Artikel »Group Emotions and Leadership«.
Schulz, Sorge um die deutsche Linke, S. 26.
Zu diesem Punkt s. das Interview mit dem Münchner Psychiater P. Ma-
tussek in: Theo Lobsack, »Im tiefsten Schatten der Vergangenheit«, in: Die Zeit, 25. August 1961, S. 19.
Petry, S. 669.
Marcus, S. 236. Siehe auch: Hook, S. 22.
Brief an Peter Blachstein, MdB, vom 26. November 1949. Archiv Renger, Bonn.
Kaufmann-Int.
Ich bin Wilhelm Kaisen, Annemarie Renger und der SPD in Bonn zu Dank verpflichtet, daß ich die Akten mit dieser Korrespondenz einsehen durfte.
Der folgende Bericht über das Verhältnis zwischen Schumacher und Reuter stützt sich auf zahlreiche Interviews mit Personen, die entweder mit einem von ihnen oder mit beiden Männern in der fraglichen Zeit eng zusammengearbeitet haben; auf Beobachtungen alliierter Beamter in Berlin und Westdeutschland; auf unveröffentlichtes Quellenmaterial wie beispielsweise Schumachers Terminkalender und auf veröffentlichtes Material, besonders auf Brandt/Lowenthal, S. 358–656.
Siehe Ernst Reuter, »Aufgaben und Funktionen der SPD«, in: Das Sozialistische Jahrhundert, April 1947, S. 163–165.
A.a. O.,S. 180.
»Wer wie ein Säulenheiliger nur von seiner politischen Leidenschaft lebt und keine Berührung zum Leben hat, der ist nicht immer der allergeeig-netste Politiker. Schließlich soll ja auch der Politiker ein Ausdruck der Kräfte und Vorstellungen sein, die in dem normalen Menschen verkörpert sind.« Zitiert in Brandt/Lowenthal, S. 576.
Zitiert in Brandt/Lowenthal, S. 650.
Angaben über Neumann und Scholz finden sich in: Anhang A, Abschnitt 1, 2 und 3.
Siehe SPD, Protokoll, Parteitag, Nürnberg 1947, S. 55 ff.; S. 91; S. 222.
Siehe: Lewis J. Edinger und Douglas A. Chalmers, »Ouverture or Swan Song: German Democracy Prepares for a New Decade«, in: Antioch Review, XX (1960), S. 163–175.
Siehe: Schütz, S. 199–205. Ferner Egon Frankes Bericht auf dem Dortmunder Parteitag in: SPD, Protokoll, Parteitag, Dortmund 1952, S. 170 ff.
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© 1967 Lewis J. Edinger
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Edinger, L.J. (1967). Der Parteiführer. In: Kurt Schumacher. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-96265-2_6
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