Zusammenfassung
In den Jahren vor der „Wende“ häuften sich vor allem in der ehemaligen BRD die Fälle, in denen die „dunkle Stelle“ zum zentralen Thema in Psychotherapien geworden ist. Diese Tatsache hat die Therapeuten selbst in ein Dilemma gebracht. Während nämlich so heikle Themen wie Sexualität, Geschlechterrollen und Mutter/Vater-Töchter/Söhne-Konflikte bereits feste Bestandteile jeder Therapeutenausbildung sind, ist die NS-Zeit auch hier eine „dunkle Stelle“ geblieben. Daß die Zahl der Fälle in Therapien und daher das Dilemma der Therapeuten in Österreich noch immer viel geringer oder nur in Ansätzen vorhanden ist, läßt keineswegs den Schluß zu, das Problem wäre in Österreich nicht relevant. Im Gegenteil: die historische „Lebenslüge“, Österreich wäre das erste Opfer Hitler-Deutschlands gewesen, hat es nur stärker verstellt und in bewährt österreichischer Manier unterschwellig belassen. Al-muth Massing, Psychoanalytikerin am Zentrum für Psychologische Medizin der Universität Göttingen, hat 1982 gemeinsam mit anderen Autoren das Buch „Mehrgenerationen-Familientherapie“ veröffentlicht. Darin stellt sie fest, daß ein wesentlicher Aspekt der NS-Generation, über ihre Erlebnisse Stillschweigen zu bewahren, die Angst aus der NS-Ideologie war: „Wenn ich rede, was ich denke, sehe, weiß und fühle, dann werde ich bestraft“.
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© 1994 Leske + Budrich, Opladen
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Hauer, N. (1994). Grundlegende Überlegungen — Die Hypothesen. In: Die Mitläufer Oder Die Unfähigkeit zu fragen. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-96042-9_2
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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