Zusammenfassung
In jener ideologischen Bürgerkriegslandschaft, die Europa seit dem Ersten Weltkrieg und bis vor kurzem gewesen ist, war der Nationalsozialismus das stärkste Erdbeben, dessen ferne Nachbeben uns noch ein halbes Jahrhundert nach seinem Untergang erreichen, und dies auf Diskussionsforen und Gedenkfeiern, auf Jahrestagen und in geschichtswissenschaftlichen Publikationen. Zu solchen Nachbeben gehören aber auch die Nachrichten, die uns seit einiger Zeit von einer Personengruppe erreichen, für die das Jahr 1933 zum Schicksalsjahr geworden ist und von der man bis vor kurzem viel geahnt und wenig gewußt hat: Die von den Nazis vertriebenen Namenlosen, die Exilierten, die nicht wie etwa Thomas Mann, Bertolt Brecht oder Lion Feuchtwanger über Prominenz und einen klangvollen Namen verfügten.1 In diesen Zusammenhang gehört auch das Buch von Manfred Flügge. Es bietet eine Reihe von Porträts, autobiographischen Erinnerungen, biographischen Skizzen und Tonbandaufzeichnungen, die der Autor von Gesprächen mit seinen Dialogpartnern mitgebracht hat. Sie alle weisen zwei Fluchtpunkte auf: Der chronologische ist das Jahr 1933, und der geographische ist Paris, „Paris als Schicksal, Paris als Utopie und Exil“, wie Flügge einleitend bemerkt.
Manfred Flügge: „Paris ist schwer“: Deutsche Lebensläufe in Frankreich. Berlin: Das Arsenal, 1992, 270 S., DM29,80
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Anmerkungen
Zwei Beispiele aus jüngster Zeit: Gundolf S. Freyermuth: Reise in die Verlorengegangenheit. Auf den Spuren deutscher Emigranten (1933 – 1940), Hamburg: Rasch und Röhring 1990; Anne Christel Recknagel: „ aus dem Dunklen ins Helle streben.“ Eine Frau revolutioniert die Frauenbildung an der Stuttgarter Volkshochschule: Carola Rosenberg-Blume, in. Stuttgart für Frauen. Herausgegeben von der Gleichstellungsstelle und dem Amt für Touristik der Landeshauptstadt Stuttgart. Stuttgart: SilberburgVerlag 1992, S. 112 – 120.
Es ist schade, daß Flügge durchweg von Emigranten, Emigrantenmilieu etc. spricht, war doch diese „Emigration“ in Wahrheit gar keine, denn es fehlte ihr das Charakteristikum der letztlichen Freiwilligkeit und Zustimmung, das bei den vor dem Tod Flüchtenden nicht gegeben war. Die historisch korrekten Termini sind also Vertriebene und Verfolgte.
Siehe Georg Lechner (Hrsg.): Prägungen. Deutsche in Paris, Düsseldorf: Bollmann 1991.
Editor information
Rights and permissions
Copyright information
© 1993 Springer Fachmedien Wiesbaden
About this chapter
Cite this chapter
Reichel, E. (1993). Fluchtpunkt Paris. In: Frankreich-Jahrbuch 1993. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-96031-3_17
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-96031-3_17
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-322-96032-0
Online ISBN: 978-3-322-96031-3
eBook Packages: Springer Book Archive