Zusammenfassung
Man kann über Konversation einen Vortrag halten. Man kann auch über Vorträge eine Konversation führen. Man kann über die Ähnlichkeit von Psychoanalyse und Konversation eine psychoanalytische Betrachtung anstellen, man kann auch darüber eine Unterhaltung führen. Wir haben über eben jene Ähnlichkeit bzw. über die Differenz zwischen beiden eine Art Konversation geführt, deren Ergebnis hier dargestellt wird. Im einzelnen gehen wir so vor, daß wir jeweils Bemerkungen zur Konversation im allgemeinen machen und dann das psychoanalytische Apropos dazu bieten. Zunächst geht es darum, die konversatorische Vis-à-vis-Situation und das psychoanalytische Setting unter (mikro-)ökologischen und (d.h.) symbolischen Gesichtspunkten zu vergleichen. Dann soll der Frage nachgegangen werden, was sich hinter dem Sprecherbegriff in einer alltäglichen Konversation und in der Psychoanalyse verbirgt. In drei weiteren Schritten sind zeitliche, sachliche und soziale Aspekte der Konversation zu unterscheiden und auf die Psychoanalyse zu beziehen.
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Literatur
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Goffman 1977, S. 561
Man kann bei sozialer Regelung von Sprechzeiten deutlich die Parallele bemerken, die sich zur zeitlichen Begrenzung von Herrschaftsberugnissen in Demokratien ergibt. Jedenfalls hat bereits Montesquieu darauf aufmerksam gemacht, daß alle Gewaltenteilung nur wirksam werden kann, wenn ihr ein temporales Moment korrespondiert. So heißt es im Kapitel über die Aristokratie (L 2, Ch.3): „Dans toute magistrature, il faut compenser la grandeur de la quissance par la brièveté de sa durée“. (Oeuvres complètes. Ed. de la Pléida. Paris 1951, S.246). Allerdings liegt das Spezifische von Sprechzeitregelungen gegenüber der Begrenzung von Amtszeiten u.a. in der kürzeren Zeitspanne, die zur Verfügung steht, im schnelleren Wechsel der Rollen, kurz in der „mikrostrukturellen“ Dimension der hier geltenden Zeitordnung.
P. Mather, Ohrenschmaus, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Beilage Leben und Genießen Bd. 11, 11.11.86
vgl. hierzu die glänzende und ebenso materialreiche wie theoretisch anspruchsvolle Arbeit von Georg Stanitzek: Blödigkeit. Beschreibung des Individuums im 18. Jahrhundert. Tübingen 1989.
Heinrich von Kleist, Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden, in: ders., Werke in einem Band, hg. von helmut Sembdner, München 1966, S.813
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vgl. neben vielen anderen Texten der Epoche z.B. Jean-Baptiste Morvan de Bellegarde: Réflexions sur le ridicule et sur les moyenns de l’éviter... 3. Auflage. Paris 1696
Briefe von Christian Garve an Christian Felix Weiße und einige andere Freunde, 2.Teil, Breslau 1803, Brief vom 17.1 1794, S. 134f., zitiert nach Stanitzek 1989
K.P. Moritz, Andreas Hartkopf. Eine Allegorie, in: ders., Werke Bd.1, Autobiographische und poetische Schriften, hg. von Horst Günther, Frankfurt a.M. 1981, S. 426, zitiert nach Stanitzek 1989, S. 136f.
Stanitzek 1989, S. 135
vgl. Edmond Rostands Cyrano de Bergerac. Daß die Beredtsamkeit allein freilich auch nicht ausreicht, dafür steht das ganze Drama, bis auf die Schlußszene. Nur bei Ovid reichte sie angeblich noch: Non formosus erat, sed erat facundus Ulyxes, sed tarnen aequoreas torsit amore deas...
Stanitzek 1989
Niklas Luhmann, Systeme verstehen Systeme, in: N. Luhmann, K.E. Schorr (Hg.), Zwischen Intransparenz und Verstehen. Fragen an die Pädagogik, Frankfurt a.M. 1986, S. 114
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Hahn, A., Willems, H. (1997). Konversation und Psychoanalyse. In: Wicke, M. (eds) Konfigurationen Lebensweltlicher Strukturphänomene. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-96030-6_11
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