Zusammenfassung
Einer der Ausgangspunkte unserer Untersuchung realer Interessenvermittlungs-Systeme war, daß Organisation per se schon Selektivität erzeugt. Wie der Vergleich nun zeigt, folgt daraus jedoch nicht, daß mangelnde oder schwache Organisation höhere und gerechtere Grade der Interessenberücksichtigung ermögliche und in “durchorganisierten” Gesellschaften die Gesamtselektivität zwangsläufig am höchsten sei. Stattdessen erbrachte der Vergleich die folgenden Ergebnisse:
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Der Umfang — präziser: der Inklusivitätsgrad — der Interessenberücksichtigung variiert nominell von der minimalen bis zur maximalen Mehrheit der gesellschaftlichen Interessen; faktisch aber variieren eher die Minderheiten, die jeweils begünstigt sind. Weder kann bei Mehrheitsherrschaft tatsächlich eine Mehrheit der gesellschaftlichen Gruppierungen ihre Interessen durchsetzen, noch gar bei Konkordanz ihre Gesamtheit.
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Stets begünstigt sind ressourcenreiche Status quo-Gruppen (in tendenziell anarchischen Systemen ressourcenreiche Individuen; in der Regel sind das die Unternehmer bzw. Investoren), denen ihre außer-politische Macht unabhängig von Struktur und Institutionen des politischen Systems Veto-Macht verleiht.
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Literatur
S. z.B. Alfred Meier/Alois Riklin: “Von der Konkordanz zur Koalition”, in: ZSchr für Schweizerisches Recht 93, 1974, S.507–526.
Franz Lehner: “Konkurrenz, Korporatismus und Konkordanz”, in: Max Kaase, Hg.: Politische Wissenschaft und politische Ordnung, Opladen 1986, S.167.
Ebenda, S.155ff.; vgl. auch Manfred G. Schmidt: Wohlfahrtsstaatliche Politik unter bürgerlichen und sozialdemokratischen Regierungen, Frankfurt a.M./New York 1982.
S. fur die BRD Abromeit: “Mehrheitsdemokratische und konkordanzdemokratische Elemente...”, a.a.O.
Martin O. Heisler/Robert B. Kvavik: “Patterns of European Politics: The ‘European Polity’ Model”, in: Heisler, Hg.: Politics in Europe, New York 1974, S. 27–89.
S. Abromeit: “Staatstätigkeit und Immobilismus nur ein Schweizer Phänomen?”, in: Abromeit/Pommerehne, Hg., a.a.O., S.305–325.
Zum Zusammenhang von System-Alter und politischen Ineffizienzen vgl. Mancur Olson: Der Aufstieg und Niedergang von Nationen, 2. Aufl., Tübingen 1991.
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© 1993 Leske + Budrich, Opladen
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Abromeit, H. (1993). Interessenvermittlung zwischen Immobilismus und demokratischem Anspruch. In: Interessenvermittlung zwischen Konkurrenz und Konkordanz. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-96029-0_9
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-96029-0_9
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