Zusammenfassung
Nun gibt es die verschiedensten Möglichkeiten, einen Transfer von Interessen ins politische Entscheidungssystem zu bewerkstelligen. Nicht für alle bedarf es gesonderter Organisation: Schon dem Individuum stehen einige Wege offen. In vor-demokratischen Systemen verlegten einzelne sich aufs “Antichambrieren”, d.h. sie harrten in Vorzimmern aus, in der Hoffnung, irgendwann zum Mächtigen vorgelassen zu werden und ihm ihr Anliegen vortragen zu können. Speziell auf Gemeindeebene soll diese Ur-Form der Interessenvermittlung weiterhin vorkommen; ja auch auf höchster Politik-Ebene gibt es natürlich das, was man “privates lobbying” nennen könnte: Ein einzelner (gern ein Einzelunternehmer) versucht, Politiker oder Ministerialbeamte zu beeinflussen, nicht um das Interesse einer Gruppe, sondern sein eigenes zu befördern. Das funktioniert um so besser, je mehr der besagte einzelne im Tausch anzubieten hat; d.h. die Erfolgswahrscheinlichkeit ist an den Besitz bestimmter Ressourcen gebunden — Geld vor allem, aber auch Informationen (Expertenwissen) sowie Vergünstigungen aller Art (wie z.B. Segel-Törns in der Ägäis).
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Literatur
In der Praxis ist hiermit Vorsicht geboten: Sogenannte Bürgerinitiativen werden auch gern von Parteien ins Leben gerufen und als eine Art “Zubringer-Organisation” instrumentalisiert.
Otthein Rammstedt: Soziale Bewegung, Frankfurt a.M. 1978, S.130; ähnlich Joachim Raschke: Soziale Bewegungen, Frankfurt a.M./New York 1985, S.77.
Rammstedt, a.a.O., S.132f.
Zum Folgenden s. Anthony Downs: An Economic Theory of Democracy, New York 1957, S.91ff.
Claus Offe: “Politische Herrschaft und Klassenstrukturen”, in: Kress/Senghaas, Hg.: Politikwissenschaft, Frankfurt a.M. 1969, S.169.
Joseph A. Schumpeter: Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie, Bern 1950, S.416.
S. Seymour M. Lipset/Stein Rokkan, Hg.: Party Systems and Voter Alignments, New York 1967.
S. Elmar Wiesendahl: Parteien und Demokratie, Opladen 1980.
Jürgen Hartmann: Parteienforschung, Darmstadt 1979, S.5.
Wirtschaft und Gesellschaft, hg. von Johannes Winckelmann, Tübingen 1956, 1. Halbband S.211.
Anthony Downs hat in seiner “ökonomischen Theorie der Demokratie” (a.a.O., S.27f.) diese Basis-Annahme zum “self-interest axiom” pointiert: Politiker erstreben allein das Einkommen, das Prestige und die Macht, die mit Regierungsämtern verbunden sind.
a.a.O., S.448.
Zum Folgenden s. Anthony Downs, a.a.O.
S. hierzu auch das “Arrow-Problem” unvermeidbarer Negativkoalitionen in segmentierten Gesellschaften (Kenneth Arrow: Social Choice and Individual Values, New York 1951).
S. hierzu Giovanni Sartori: Parties and Party Systems, Cambridge 1976.
S. hierzu Renate Mayntz, Hg.: Verbände zwischen Mitgliederinteressen und Gemeinwohl, Gütersloh 1992.
Zur Begrifllichkeit s. Philippe C. Schmitter/Wolfgang Streeck: The Organization of Business Interests, discussion papers IIM/LMP 81–13, Berlin (WZB) 1981.
Zum Folgenden s. Mancur Olson jr.: Die Logik kollektiven Handelns, Tübingen 1968.
In der ökonomischen Theorie ist diese Rationalitätsfalle als “prisoners’ dilemma” bekannt. In ihr liegt im übrigen die ökonomische Rechtfertigung der Zwangsgewalt des Staates.
S. dazu Claus Offe/Helmut Wiesenthal: “Two Logics of Collective Action”, in: Political Power and Social Theory, Vol.1, 1980, S. 67–115.
Soziologie der Herrschaft, 1922.
S. hierzu und zum Folgenden Ulrich Roppel: Ökonomische Theorie der Bürokratie, Freiburg 1979; Günther Schmid/Hubert Treiber: Bürokratie und Politik, München 1975.
S. bes. William A. Niskanen: Bureaucracy and Representative Government, Chicago 1971.
Roppel, a.a.O., S. 149.
Zum Folgenden s. Hubert Rottleuthner: Richterliches Handeln, Frankfurt a.M. 1973; Theo Rasehorn: Der Richter zwischen Tradition und Lebenswelt, Baden-Baden 1989.
Rottleuthner, a.a.O., S.66.
Vor allem ist die “ökonomische Analyse des Rechts” keine Verhaltenstheorie, sondern eher eine Art Leitfaden für die rechtliche Wertung, der am Marktmodell orientiert ist. Vgl. Heinz-Dieter Assmann/Christian Kirchner/Erich Schanze, Hg.: Ökonomische Analyse des Rechts, Kronberg/Ts. 1978.
Diese These vertritt Carola Schulz: Der gezähmte Konflikt. Zur Interessenverarbeitung durch Verbände und Parteien, Opladen 1984 (bes. S.78ff.).
S. dazu Dirk Stegmann: Die Erben Bismarcks, Köln/Berlin 1970, S. 146ff.
Jonathan Lynn/Antony Jay: Yes Minister, 3 Bde., London 1981.
S. Francis G. Castles/Rudolf Wildenmann, Hg.: Visions and Realities of Party Government, Berlin/New York 1986; Richard S. Katz, Hg.: Party Governments: European and American Experiences, Berlin/New York 1987.
S. Jürg Steiner: “The Principles of Majority and Proportionality”, in: British Journal of Political Science 1, 1971, S.63–70.
Heidrun Abromeit: “Mehrheitsprinzip und Föderalismus”, in: Bernd Guggenberger/ Claus Offe, Hg.: An den Grenzen der Mehrheitsdemokratie, Opladen 1984, S.133. Vgl. auch Niklas Luhmann: Legitimation durch Verfahren, Neuwied 1969, S.196.
S. Abromeit, a.a.O., S. 134 f.
The Calculus of Consent, Ann Arbor 1965, S.221.
S. William Riker: The Theory of Political Coalitions, New Haven/London 1962.
Das Pareto-Optimum ist ein Zustand, der nicht verbessert werden kann, ohne ein Gesellschaftsmitglied schlechter zu stellen. Es gilt in der Wohlfahrtsökonomie als Richtlinie für wirtschaftspolitische Maßnahmen, die demnach nur dann “pareto-optimal” sind, wenn der Verbesserung der Wohlfahrt einer gesellschaftlichen Gruppe keine Verschlechterung der Lage auch nur eines einzigen Individuums gegenübersteht.
“... all less-than-unanimity decision-making rules can be expected to lead to nonoptimal decisions by the Pareto criterion”; Buchanan/Tullock, a.a.O., S.95.
Buchanan/Tullock (a.a.O., S.81) folgern konsequent, vom individualistischen Standpunkt aus: “once the rule of unanimity is departed from, there seems to be nothing to distinguish sharply anyone rule from another.”
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© 1993 Leske + Budrich, Opladen
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Abromeit, H. (1993). Interessenvermittlung: die Akteure. In: Interessenvermittlung zwischen Konkurrenz und Konkordanz. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-96029-0_3
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-96029-0_3
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