Zusammenfassung
Auch 1992 gelang es nicht, den Friedensplan zur Lösung des Westsahara(W.)-Konflikts umzusetzen, der, US-amerikanischen Quellen zufolge, 6.000–12.000 Menschenleben forderte und Marokko 4,5 Mrd. $ (an Militärausgaben) sowie Algerien 640 Mio. $ (an Unterstützung für die Polisario-Front) kostete (JA, 12.3.). Darüber hinaus verstärkte sich der Eindruck, der UNO fehle es an der gebotenen Neutralität sowie an Autorität. Laut Friedensplan (Resolution 690 des Sicherheitsrates vom 29.4.1991), dem auch Marokko zustimmte, hat die UNO auf der Basis des letzten spanischen Zensus (1974) ein Referendum zu organisieren, in dem die Sahrauis frei darüber abstimmen, ob die W. unabhängig oder marokkanisch wird. Nach Inkrafttreten des Waffenstillstands am 6.9.1991 sollte dieses Referendum Anfang 1992 stattfinden, wurde jedoch von Pérez de Cuéllar Ende 1991 verschoben, weil sich die Konfliktparteien nicht über den Kreis der Abstimmungsberechtigten einigen konnten. Marokko, das drei Viertel der umstrittenen W. besitzt, ließ auch 1992 keinen Zweifel daran, daß es “seine Südprovinzen” nicht aufgeben will. Da es das Risiko eines Referendums nur eingehen will, wenn der eigene Sieg sicher ist, verlangte es 1991, daß nicht nur die 70.204 inzwischen von der UNO identifizierten Saharauis stimmberechtigt seien, sondern legte eigene Listen mit 120.000 Namen vor und schaffte 30.000–50.000 angeblich aus der Sahara stammende Personen aus Marokko zum Wählen in die W., wo sie auch 1992 noch in Zeltlagern lebten. Pérez de Cuéllar hatte zwar in seinem letzten Bericht (Dezember 1991) dem marokk. Wunsch und, laut Polisario-Front, französischem Drängen entsprechend vorgeschlagen, den Kreis der Wahlberechtigten wesentlich zu erweitern.
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Clausen, U. (1993). Westsahara 1992. In: Koszinowski, T., Mattes, H. (eds) Nahost Jahrbuch 1992. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-96022-1_24
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