Zusammenfassung
Für den Schulleiter ist es eine der interessantesten psychologischen Erfahrungen, wie wenig die Eltern sich vorstellen können, daß die Schule heute anders aussieht als zu ihrer Zeit. An alle technischen Errungenschaften unserer Zeit haben sie sich gewöhnt, sie könnten ohne sie nicht existieren. Nur die Schule lebt bloß als Erinnerungsbild bei ihnen, und es gibt in meinem Amtszimmer die köstlichsten Entrüstungen von Eltern, die nicht begreifen können, daß es keine Strafen mehr geben soll, daß man nicht bestimmte Lehrbücher zugrunde legt, nach denen Lektion für Lektion entweder in der Schule oder bei schwachen Schülern durch Nachhilfestunden eingetrichtert werden kann, daß man keine Hausarbeiten aufgibt, die alle Schüler in gleicher Weise erledigen müssen, daß der Lehrer nicht am nächsten Tage mit dem Buch in der Hand kontrolliert und seine wichtigen Notizen einträgt, daß die Klassenarbeiten nicht auf einen bestimmten Tag der Woche fallen und nicht vom Lehrer zensiert und von den Eltern unterschrieben werden müssen, daß am Ende gar die Zensuren einer freieren Form der Beurteilung weichen sollen und damit die Versetzungsthematik erschwert wird. Was soll man denn nun eigentlich als Vater oder als Mutter machen? Man weiß ja nicht mehr, wie man dem Kind zu Hause helfen soll, wenn alles so fürchterlich verändert ist. Man weiß nicht einmal, ob das Kind ein mäßiger oder schlechter Schüler ist, wenn diese neumodische Form der Beurteilung einreißt. —
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Karsen, F. (1993). Neue Schule in Neukölln. In: Radde, G., Korthaase, W., Rogler, R., Gößwald, U. (eds) Schulreform — Kontinuitäten und Brüche Das Versuchsfeld Berlin-Neukölln. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-96020-7_19
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