Zusammenfassung
Der Alltag in den ersten Jahrzehnten dieses Jahrhunderts ähnelte in vielem dem Leben im 19. Jahrhundert. Die Massenmedien, die Konsum-, die Freizeit- und die Vergnügungsindustrie nahmen noch nicht so eine zentrale Rolle wie heute ein. Das Leben spielte sich meist im Kiez ab, und die Reisen führten in die nähere Umgebung. Die Lehrer kamen zu Fuß, mit dem Fahrrad oder wie Direktor Marschall, der seine Dienstwohnung hatte aufgeben müssen, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zur Schule. Das Denken und Handeln sowie die politische Vorstellungswelt waren an der Vergangenheit orientiert und noch ganz einer vorindustriellen Zeit verhaftet. „Lebten doch, während die Flugzeuge schneller und die Waffen mörderischer wurden, auch die meisten Erwachsenen geistig im 19. Jahrhundert, ob nun Wagner-, Nietzsche-, Bismarck-Verehrung oder ein monarchistischer, nationalistischer oder sozialistischer Traum ihnen die Augen verschloß“ (G. De Bruyn: Zwischenbilanz. Eine Jugend in Berlin. 1992, S.45). Die Wende von 1918/19 war für viele Zeitgenossen nicht leicht zu verkraften gewesen. Was gestern noch selbstverständlich war, sollte heute nicht mehr gelten. Das überkommene autoritäre Gesellschaftssystem mit seinen Werten wie Tugend, Ehre und Treue, die aus der Zeit des Feudalismus stammten, drohte von einer modernen, technisierten und materialistischen Gesellschaft überrollt zu werden.
This is a preview of subscription content, log in via an institution.
Buying options
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Learn about institutional subscriptionsPreview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Anmerkungen
GStA Merseburg Rep 76 VI Sekt 15 aa Spezialia 52: Die Oberrealschule in Rixdorf (Albrecht-Dürer-Oberrealschule), enthält u.a. Unterlagen zur Biographie von Dr. Oscar Marschall sowie zum Rechtsstreit.
Reichskommissar für die Überwachung der öffentlichen Ordnung Bd. 285, Bl. 202, 203, 240 — BA Potsdam 15.7. Roßbach, Danicke, insgesamt 26 Mitglieder, werden im März 1923 festgenommen; bei der Hausdurchsuchung werden mehrere schwarzweißrote Fahnen mit Hakenkreuz gefunden. Bd. 288, Bl. 267 (Aufruf der DvF 1924 ), Bd. 289, Bl. 148 (Wahlliste). Siehe auch B. Kruppa: Rechtsradikalismus in Berlin 1918–1928. Berlin/New York 1988, bes. S. 232–235
Reichskommissar für die Überwachung der öffentlichen Ordnung Bd. 636 BA Potsdam 15.7
Stadtpräsident Berlin, Bezirksamt Neukölln bis 30.4. 1934, Bl. 3 — StA Potsdam PR Br Rep 60 Nr. 445
Siehe dazu E. Meier: Feste mit vepniiten Sinn. Berlin 1983, S. 147ff und G. de Bruyn, Zwischenbilanz,S. 103–108
Schülerzeitung der Albrecht-Dürer-Oberrealschule Die Pauke,H.2 (1959)
Akte Königl. Gymnasium mit Realgymnasium zu Neukölln betr. Die Disziplinarfälle, Schülerverbindungen in der Anstalt etc. 1922–1928 — PZ Berlin E8
W. Hoffmann, W. Stern: Sittlichkeitsvergehen an höheren Schulen und ihre disziplinarische Verhandlung. Leipzig 1928. Hrsg. v. Preuß. Minist. für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung, S. 104
Das Schulklima war bei Kassen und an der liberalen Walther-Rathenau-Schule, wo man sich um eine demokratische Erziehung bemühte, deutlich anders. Man »legt Wert auf Ordnung und Zucht, strebt aber ein freieres und ein mehr kameradschaftliches Verhältnis mit dem Schüler an und nimmt bei Strafen Rücksicht auf die Erkenntnisse der Jugendpsychologie.“ Dr. Lötzbeyer: »Die Entwicklung der Walther-Rathenau-Schule” — Der Schund 2, Nr. 6 (1928), 59
Das Schulklima war bei Kassen und an der liberalen Walther-Rathenau-Schule, Diefreie weltliche Schule 6 (1926), 79. Dr. Grelling hatte allerdings Glück. Er kam an Karsens Schule und galt dort als befähigter und beliebter Mathematiklehrer, wie ein Arbeiter-Abiturient der Jahre 1926–29 besonders hervorhebt (Okt. 1992, Hinweis von G. Radde).
Euer Hochwohlgeboren“–wir schreiben das Jahr 1924–lautet die Anrede an den Direktor des Königlichen Gymnasiums mit Realgymnasium in Neukölln in einer Anfrage einer Firma wegen eines dort arbeitenden Schülers.
Bericht von Oberstudienrat Burckhardt an das Provinzialschulkollegium 18.3. 1933 — GStA Merseburg Rep 76 VI Sekt 15 Nr. 35, Bl. 444
H. Behrend: Des Schicksals Wagen. Ein Beitrag zur 150-Jahr-Feier des Luisen-GymnasiumsDüsseldarf Krefeld 1987, S.8–9 (Hinweis von M. Homann)
GStA Merseburg Rep 76 VI Sekt 15 Nr. 35, B1.448–450
Editor information
Editors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 1993 Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
About this chapter
Cite this chapter
Meier, E. (1993). Geschlossene Gesellschaft — Zur Mentalität deutschnationaler Gymnasiallehrer. In: Radde, G., Korthaase, W., Rogler, R., Gößwald, U. (eds) Schulreform — Kontinuitäten und Brüche Das Versuchsfeld Berlin-Neukölln. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-96020-7_12
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-96020-7_12
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-322-96021-4
Online ISBN: 978-3-322-96020-7
eBook Packages: Springer Book Archive