Erziehungsberatung und die damit befaßten Beratungsstellen gelten in Deutschland als typische Errungenschaft der sechziger und siebziger Jahre. Jedoch reichen die Wurzeln bis in die Weimarer Republik zurück. Genau genommen hatte eine Grundsatzdebatte zur Jugendhilfe und Jugendfürsorge schon im Kaiserreich begonnen, war aber durch den ersten Weltkrieg teilweise unterbrochen worden. Der Begriff “Erziehungsberatungsstelle” tauchte allerdings erst in der Weimarer Zeit auf und stammt aus Wien, damals Zentrum der Psychoanalyse (S. Freud) und Individualpsychologie (A. Adler). Alfred Adler und August Aichhorn gründeten dort in den zwanziger Jahren in allen 22 Stadtbezirken Beratungsstellen, die richtungsweisend wurden vor allem für die psychotherapeutisch orientierten Beratungsstellen in Deutschland.
Eine grundlegende Untersuchung zu diesem Thema hat Anne-Marie KadaukeList in ihrer Dissertation geleistet (vgl. Literaturliste), insbesondere über die Zeit des Nationalsozialismus. Deshalb wurde in Zweifelsfällen (z.B. bei unterschiedlichen Zahlenangaben) diese Arbeit als ausschlaggebend erachtet.
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