Zusammenfassung
Seit Mitte der 60er Jahre dieses Jahrhunderts fanden zahlreiche Veränderungen im Bereich von Partnerbeziehung, Ehe und Familie statt, die allesamt anzeigen, daß das traditionelle Normalmuster von Ehe und Kleinfamilie nicht mehr allgemeingültig ist (Kaufmann 1988). Die sinkende Heirats- und Geburtenrate, die bis Ende der 80er Jahre steigenden Scheidungszahlen (Höhn u.a. 1990; Pohl u.a. 1992; Hammes 1994, S. 129), die bis 1985 rückläufige Wiederheiratsquote Geschiedener, die dann allerdings bis 1992 wieder leicht ansteigt (Hammes 1994, S. 133), der Anstieg der Erwerbstätigkeit verheirateter Frauen, vor allem jener mit Kindern im Alter zwischen 10 und 15 Jahren (Krombach 1991, S. 194), die veränderten Ansprüche an die Partnerbeziehung (Beck-Gernsheim 1983; Metz-Göckel, Müller 1987; Scheller 1992) und schließlich die Pluralisierung der Lebensformen verdeutlichen in besonders prägnanter Weise den von Beck (1986) diagnostizierten Individualisierungsschub, der mit einem weitgehenden Abbau herkömmlicher Sozialnormen sowie einer Zunahme individueller Entscheidungs- und Handlungsspielräume in diesem Lebensbereich verknüpft war bzw. ist. Von den zahlreichen Veränderungen in diesem Lebensbereich sollen in diesem Kapitel 1. die Selbstverständlichkeit von Ehe und Familie bei ArbeiterInnen, 2. der Stellenwert von Verlobung, kirchlicher Heirat und Namensregelungen, 3. die demographische Struktur und Akzeptanz Neuer Haushaltsformen, 4. die Verbindlichkeit traditioneller Geschlechterrollen und schließlich 5. der Stellenwert zeitlich gebundener Mahlzeiten diskutiert werden.
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Literatur
Im Hinblick auf die Frage, ob das Ehescheidungsrisiko nach Berufsstatus und Bildungsniveau variiert, zeigen die Daten, die Wagner aufgrund einer für die alten Bundesländer repräsentativen Datenquelle präsentiert, daß „sich die Scheidungsziffern bei allen Bildungsgruppen erhöht haben, daß aber bei den unteren Bildungsgruppen die stärksten Zuwächse gegeben sind“ (1991, S. 374), während sich ein Effekt des Berufsstatus auf die Ehescheidungshäufigkeit nicht nachweisen ließ.
Bei diesem Trend ist aber zu bedenken, daß die in den Statistiken erfaßten Angaben über Einpersonenhaushalte vermutlich stark überhöht sind, denn die Amtliche Statistik definiert als Einpersonenhaushalt eine alleinstehende und alleinwirtschaftende Person. Daraus folgt aber, daß z.B. unverheiratet zusammenlebende Personen als zwei Einpersonenhaushalte gezählt werden, wenn sie nicht angeben, gemeinsam zu wirtschaften (Herlyn 1990, S. 82).
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© 1994 Leske + Budrich, Opladen
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Herlyn, U., Scheller, G., Tessin, W. (1994). Ehe, Familie, neue Lebensformen. In: Neue Lebensstile in der Arbeiterschaft?. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95990-4_3
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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