Syrien 1993

Zusammenfassung

Die Politik Syriens (S.s) wurde 1993 weitgehend von außenpolitischen Aktivitäten, vor allem den Nahost-Friedensgesprächen beherrscht, von denen bis zu einem gewissen Grade auch die Innenpolitik beeinflußt wurde, da die Regierung die Bevölkerung auf die — im Falle eines positiven Ausgangs der Gespräche — möglichen Auswirkungen für das Land vorbereiten mußte. Aufgrund der jahrzehntelangen anti-israelischen Propaganda stieß der neue Kurs in einigen Teilen der Bevölkerung auf Vorbehalte, insbesondere bei den islamistischen Kräften. Zwar herrschte seit der Niederwerfung des Aufstandes der Muslimbrüder im Februar 1982 in Hama Ruhe an der islamistischen Front, aber S. blieb von der in der arabischen und islamischen Welt um sich greifenden islamistischen Bewegung nicht unberührt. Um einem Wiedererstarken des militanten Islamismus der Muslimbrüder und anderer islamistischer Kräfte entgegenzuwirken, stärkte Asad die Vertreter des offiziellen Islams, indem er ihnen großzügige Unterstützung gewährte und günstige Sendezeiten im Fernsehen einräumen ließ, damit sie den Islam “richtig” interpretierten und vor dem “falschen Islam der extremistischen Islamisten” warnten. Einige islamische Prediger, wie Scheich Sa’id Buti, erlangten mit ihren islamischen Sendungen sogar landesweite Popularität (JP, 28.4.). Für die angemessene Vertretung des offiziellen Islams in S. sorgte der Mufti der Republik, Scheich Ahmad Kaftaru, der für seine Regimetreue bekannt ist. Anläßlich der 5. Konferenz des Hohen Rates für Islamische Angelegenheiten Anfang Februar in Damaskus vermittelte er durch seine Ausführungen den Eindruck, daß die Belange des Islams in S. bestens aufgehoben und Zweifel an der Islampolitik der unter der Ideologie der sozialistischen Ba’th-Partei stehenden Fiihrung unbegründet seien.