Zusammenfassung
Ein individueller Kinderwunsch ist ein historisch neues Phänomen. Erst seit kurzem können breite Bevölkerungskreise eine bewußte Entscheidung für oder gegen ein Kind fällen. Noch für die Generation unserer Groß- und Urgroßeltern stellten Kinder die erwartete und nahezu unvermeidbare Folge einer ehelichen Partnerschaft dar. In früheren Jahrhunderten waren Empfängnis, Geburt und Tod in eine religiöse und soziale Ordnung eingebunden. Die Gründe für Kinder waren eher äußerliche, Kinder zu haben galt als religiöse Verpflichtung, sie waren ökonomisch notwendig als Arbeitskräfte oder dienten dazu, den eigenen Namen bzw. ein Geschlecht weiterführen. Seit den sechziger Jahren dieses Jahrhunderts verfügen breite Bevölkerungsgruppen über sichere Methoden der Empfängnisverhütung. Aufgrund der Möglichkeit eines Nein zu Kindern entstand überhaupt erst die Voraussetzung für ein bewußtes Ja Die Frage, ob man Kinder haben möchte, hat sich von einer kollektiven Norm zu einer individuell motivierten Entscheidung gewandelt. Daher sprechen Sozialwissenschaftler von einem säkularisierten, individualisierten oder intrinsisch motivierten Kinderwunsch (Beck-Gerasheim, 1988; Sichtermann, 1986; Mittag & Jagenow, 1984, 1985; v. Rosenstiel et al., 1986). Neue medizinisch-technische Möglichkeiten wie sicherere Empfängnisverhütung und Reproduktionstechniken führten zu einer weitgehenden Trennung von Sexualität und Fortpflanzung.
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© 1993 Leske + Budrich, Opladen
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Gloger-Tippelt, G., Gomille, B., Grimmig, R. (1993). Einleitung. In: Der Kinderwunsch aus psychologischer Sicht. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95956-0_1
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-95956-0_1
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-8100-0959-3
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