Zusammenfassung
Als sich im Herbst 1904 in Berlin und Mannheim Handwerkslehrlinge zu den ersten Vereinen der Arbeiterjugend zusammenschlossen, war die Sozialdemokratie als politische Partei schon über 40 Jahre alt. In den Diskussionen über Fragen der Ökonomie, der politischen Strategie und die Stellung des Menschen in Natur und Geschichte, hat sich in diesen vier Jahrzehnten eine spezifisch sozialdemokratische Weltanschauung herausgebildet. Denn so sehr die Ansichten innerhalb der SPD über fast alle Einzelfragen auch auseinandergingen, so hatten sich doch einige weltanschauliche Selbstverständlichkeiten ergeben, die als unumstößlich galten. Zu diesem weltanschaulichen Fundament der Arbeiterbewegung gehörte die biologische Entwicklungslehre und ihre Erklärung durch natürliche, negative Selektion, wie sie Alfred Russell Wallace und Charles Darwin entdeckt und beschrieben hatten. Wie sehr die Entwicklungslehre und der Darwinismus das Denken der sozialistischen Theoretiker und die Weltanschauung der sozialdemokratischen Arbeiterschaft vor der Jahrhundertwende geprägt hat, ist von der Geschichtsschreibung lange Zeit unterbewertet und die „Schlüsselstellung“, die „Darwin und seine Lehre in der geistigen Welt dieser Generationen eingenommen haben“, verkannt worden (Steinberg 1976, S. 45–59).
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