Französische Sozialgeschichte: Rückständigkeit oder eigener Weg?

Zusammenfassung

Wenn man sich bisher in deutscher Sprache über die Geschichte der französischen Gesellschaft im 19. und 20. Jahrhundert informieren wollte, stieß man sehr schnell auf Schwierigkeiten. Einen Überblick über die französische Sozialgeschichte der letzten 200 Jahre gab es bislang nicht. Die Überblicksdarstellungen von Michael Erbe, Winfried Loth und Ernst Weisenfeld sind allgemeine Darstellungen zur französischen Geschichte, die die Sozialgeschichte nur nebenbei behandeln können. Wolfgang Magers gelungene Sozialgeschichte Frankreichs geht nur bis ca. 1850. Die ins Deutsche übersetzten, von Fernand Braudel und Ernest Labrousse herausgegebenen zwei Bände zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte Frankreichs während der Industrialisierung enthalten Beiträge von sehr ungleicher Qualität, sind nicht mehr auf dem neuesten Stand der Forschung und behandeln zudem das 20. Jahrhundert kaum. Spezialliteratur über einzelne Themen zur französischen Sozialgeschichte ist in deutscher Sprache nicht sehr häufig. Auch die zahlreichen vergleichenden Studien zu einzelnen Aspekten der französischen und deutschen Sozialgeschichte sind weit überwiegend in Englisch publiziert und für denjenigen, der einen Überblick gewinnen will, auch meist zu speziell. Schon deshalb füllt das Buch von Heinz-Gerhard Haupt zur Sozialgeschichte Frankreichs in den vergangenen 200 Jahren eine empfindliche Lücke.

Heinz-Gerhard Haupt: Sozialgeschichte Frankreichs seit 1789. Frankfurt am Main 1989 (Neue Historische Bibliothek, hrsg. v. Hans-Ulrich Wehler, Edition Suhrkamp NF 535), 315 S., 18,— DM.