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Soziologische Dimensionen der Zeitstrukturkrise von Arbeitslosen

  • Chapter
Zeitstrukturkrisen

Part of the book series: Biographie und Gesellschaft ((BUG,volume 12))

  • 56 Accesses

Zusammenfassung

In diesem Kapitel stellen wir noch nicht die Ergebnisse unserer Studie zu Veränderungen von Zeitstrukturen und Zeiterfahrungen in der Arbeitslosigkeit dar. Statt dessen rekonstruieren wir wesentliche Merkmale der Zeitstrukturkrise von Erwerbsarbeit, um die Vergleichsbasis präziser zu fassen, von der aus in begründeter Weise von Veränderungen der Zeitperspektiven Arbeitsloser gesprochen werden kann. Diese Rekonstruktion bezieht sich zunächst auf typische Zeitstrukturen in der “Vergangenheitsdimension” der Erwerbsarbeit (Abschnitt 2.1), wie sie nur sehr bedingt in Interviews abgefragt werden können. Im Hinblick auf die Gegenwartsproblematik von Arbeitslosen thematisieren wir im Abschnitt 2.2 allgemeine Aspekte des nach einem Arbeitsplatzverlust problematisch werdenden Zusammenhangs von Alltagszeit und Lebenszeit sowie die Fragen nach dem Unterstützungspotential in primären Interaktionsnetzen und nach möglichen Zeitstrukturierungen jenseits dieser Primärbeziehungen.

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Literatur

  1. Wirklich neu ist nach Bergmann ( 1987: 119) in der Massenfertigung der Arbeitstypus der ProzeBführer an hochautomatisierten Anlagen. Seine Arbeit bestehe in der Bewältigung von stofflichen oder auch logistischen Kontingenzen, in der Beseitigung von Störungen und in der Korrektur von Steuerungsprogrammen. Von der Aufrechterhaltung des Kreislaufs von Erfahrungswissen, Riickmeldung und Programmkorrekturen hänge vor allem die optimale Nutzung der Anlagen ab. Gleiches gelte für EDV-gestützte Instandhaltungssysteme und in der betrieblichen Praxis sei daher die Grenze zu den Instandhaltern flieBend.

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  2. Piaget ( 1974: 310) fand bei seinen Experimenten mit Kleinkindern in der “sensomotorischen Phase” ( 0–2 Jahre), daß der Aufbau der Zeit parallel zu dem des Raumes und komplementär zu jenem der Objekte und der Kausalität verlaufe. Der Zeitbegriff werde an seinem Ursprung noch mit den Eindrücken der psychologischen Dauer vermischt. Diese Dauer werde dann in immer engere Beziehungen mit den Ereignissen der Welt gesetzt.

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  3. Joas (1980: 191) sieht diesbezüglich Ähnlichkeiten zwischen Mead und Piaget (z.B. daß beide nicht an eine endogene Entwicklung des Zeitbewußtseins denken, sondern Zeitschematisierung und Erwerb von Handlungsfähigkeit in Zusammenhang bringen, und daß beide den Begriff des kindlichen Zeitbewußtseins in der sensomotorischen Phase ansetzen).

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  4. Demgegenüber betont Joas ( 1980: 192) aber auch, daß Piaget die Koordination zweier Handlungen für den Kern des Zeitbewußtseins im Bereich des interpersonalen Handelns halte. Für Mead hingegen setze jede solche Koordination unabweislich Ich-Identität in einer elementaren Form schon voraus. Piaget halte das voll ausgebildete Zeitbewußtsein, das erst in der Adoleszenz erreicht werde, für die Höchstform der Beweglichkeit des Denkens, der operativen Sensibilität. Für eine intersubjektivitätstheoretische Auffassung sei dagegen entscheidend, daß die höchste Form des Verhältnisses des Ich zu seiner eigenen Zeitlichkeit gerade in seiner existentiellen Einwilligung in die Irreversibilität des eigenen Lebens und seine Begrenztheit liege. Insofern stellt Joas bei Mead “gewichtige” intersubjektivitätstheoretische MängeF fest (a.a.O.).

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  5. Mückenberger (1982: 57 L) betont, daß die Entwicklung des Arbeitszeitrechts in der Bundesrepublik deutlich von desjenigen des Arbeitsmarktes geprägt sei Zum Beispiel blieb die Arbeitszeit angesichts hoher Arbeitslosigkeit in der Nachkriegszeit hoch, während mit Einsetzen der Vollbeschäftigung ab 1956 schrittweise der tarifliche Übergang von der 48- zur 40-Stunden-Woche vollzogen wurde.

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  6. Wendorff (1988: 131 f.) weist auf die kulturelle Bedingtheit und Relativiti t desPúnktlichkeitsprin-zips hin. So sei etwa bei Malayen festgestellt worden, daß sie im Alltag uhrenmiBige Pünktlichkeit nicht schlitzten und nicht praktizierten, dagegen religiöse “Termine wie” Gebetszeiten sehr gewissenhaft einhielten.

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  7. Gerhard und Michailow (1987: 596 ff.) führen eine Untersuchung mit “Zeitpionieren” durch (Personen, die in reduzierten und flexiblen Arbeitszeitformen beschäftigt sind und “Zeit” als “zentrale Ressource des Lebensstils einsetzen und ausbauen”), in der nach unserer Einschätzung zum Ausdruck kommt, daß “Zeit” auch im persönlichen Bereich weitgehend auf eine Kategorie des vordergründig Verfügbaren reduziert bleibt.

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  8. In der Forschung ist die Beziehung von Arbeit und Freizeit vor allem unter drei konkurrierenden Hypothesen diskutiert worden, wobei die übergeordnete Frage diejenige nach dem Einfluß der Arbeitsbedingungen auf die arbeitsfreie Zeit war (vgl. den Überblick bei Rinderspacher, 1985: 232 ff.):

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  9. Soweit die neuere These einer “Etablierung der Massenarbeitslosigkeit als gesellschaftliche Normalität” (Heinz Offe, 1987: 403) Bestätigung finden sollte, müßte die Stigmathese relativiert werden. Arbeitslosigkeit wäre dann starker in das normale Leben integriert und würde als “weniger außergewöhnlicher Zustand, der daher auch bei der Selbstinterpretation weniger Beachtung findet” (a.a.O.) ihre Wirkungsweise verändern.

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  10. Bergmann (1987: 145) hat angemerkt, daß sich der phänomenologische Begriff der “Lebenswelt”, als reiner Strukturbegriff eingeführt, gegen eine empirisch-soziologische Umsetzung sperre: die historisch-konkrete Lebenswelt verkümmere zu einer bloßen Variante einer invarianten Grundstruktur, die nur ganz formal zu bestimmen sei, wie es die “Proto-Soziologie” von Schütz/Luckmann ja zeige. Hitzlers zeitdiagnostische “Miniaturisierung” des Lebensweltbegriffs kann als ein Versuch gesehen werden, die Sperrigkeit gegen Empirie zu überwinden, vermittelt aber immer noch den Eindruck eines formalen Strukturbegriffs.

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  11. Zum Konzept der Berufsbiographie vgl. Brose ( 1986: 6 ff.). Wir verstehen unter Berufsbiographie die subjektiv sinnhafte Ausformung des individuellen Erwerbslebens als ein zumindest in Teilphasen kontinuierlicher Prozeß. Berufliche Lautbahnen und Karrieren sowie auch Erwerbsmodelle “kürzerer Reichweite” (etwa “ABM”).oder befristete Beschäftigung) werden als soziale Orientierungsmuster in berufsbiographische Entwürfe eingearbeitet, die dann in der konkreten Realisierung zu modifizieren sind.

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  12. Hermanns ( 1984: 164 fl.), der den Berufsverlauf von Ingenieuren in biographischer Perspektive untersuchte, rekonstruierte Prozesse der Konstitution biographischer Ziele. Bei Ingenieuren können nach anfnelichen beruflichen Suchphasen biographische “Themen” (wie etwa “technischer Reiz der Arbeit”) aufgegriffen werden, deren orientierungsleitender Wert durch Phasen des Substanzaufbaus konsolidiert wird. Die Realisierung eines biographischen Themas kann dann eine solche Relevanz bekommen, daß sie zu einem biographischen Ziel wird. Die Verfestigung von Bindungen an biographische Themata führt zum Aufbau einer“biographischen Linie”.

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© 1991 Leske + Budrich, Opladen

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Heinemeier, S. (1991). Soziologische Dimensionen der Zeitstrukturkrise von Arbeitslosen. In: Zeitstrukturkrisen. Biographie und Gesellschaft, vol 12. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95922-5_3

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  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

  • Print ISBN: 978-3-8100-0912-8

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