Zusammenfassung
Das „Europa von Jalta“, d.h. das von den beiden Weltmächten USA und Sowjetunion in ihre jeweiligen Einfluß- bzw. Herrschaftssphären aufgeteilte Europa, wurde gerade von französischen Politikern immer wieder beklagt. „Jalta überwinden“ lautet eine Maxime der französischen Außenpolitik in der V. Republik, die von de Gaulle bis Mitterrand ihre Gültigkeit behielt, auch wenn ihr Verpflichtungsgrad für die tatsächlich betriebene Politik höchst unterschiedlich war. Der in den Jahren 1989 bis 1991 überraschend schnell eingetretene Zusammenbruch der Ordnung von Jalta hat jedoch paradoxerweise zu einer tiefen Orientierungskrise der französischen Außenpolitik geführt.
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Anmerkungen
So Georges Pompidou 1964, zit. in: Dokumente 48 (1992), S. 199.
Vgl. die Umfrage in L’Express, 1.3.1991, S. 28–33 (mit der viel kritischeren Sicht des Auslandes).
Schien dagegen in Krisensituationen — Berlin, Kuba — die sowjetische Hegemonie akut zu werden, so erwies sich das gaullistische Frankreich als ein zuverlässiger Partner im westlichen Bündnis.
Insbesondere Mitterrands Rede vor der UNO-Generalversammlung am 24.9.1990 und sein Projekt einer Erklärung de Sicherheitsrates vom 14.1.1991.
Vgl. eine ähnliche Argumentation bei Stanley Hoffmann: La France dans le nouvel ordre européen, in: Politique étrangère 55 (1990), S. 503–512.
So der ehemalige Außenminister Jean François-Poncet, Der Spiegel, 23.7.1990.
Zu erinnern wäre in diesem Zusammenhang an Mitterrands Reise nach Kiew und seine Gespräche mit Gorbatschow am 6.12.1989, bei denen er an das traditionelle französisch-russische Bündnis erinnerte...
Artikel des außenpolitischen Chefs Daniel Vernet am 23.12.1991.
Dazu besonders die beiden Aufsätze von Hans Stark, auf die sich die folgenden Ausführungen teilweise stützen: Was sagt der Jugoslawienkonflikt über Frankreichs Ostpolitik? in: Dokumente 48 (1992), S. 128–133 und: Dissonances franco-allemandes sur fond de guerre serbo-croate, in: Politique étrangère 57 (1992), S. 339–347.
Vgl. Mitterrands Rede auf dem Kolloquium „Les tribus et l’Europe“ am 29.2.1992, in: Frankreich-Info Nr. 92–8.
Rede vor dem Auswärtigen Ausschuß der Nationalversammlung am 14.2.1991; Hinweis in: Dokumente 47 (1991), S. 175.
So Außenminister Dumas hinsichtlich der französischen Afrikapolitik in: Dokumente 47 (1991), S. 68. Während der Golfkrise hat Frankreich keinen Versuch unternommen, seiner rein nationalen Politik eine europäische Dimension zu geben.
Außenminister Dumas brachte diese „Ambivalenz“ in einer Rede in der Nationalversammlung vom 27.11.1991 treffend, wenn auch möglicherweise unbewußt zum Ausdruck: „Frankreich verzichtet nicht auf seinen ständigen Sitz im Sicherheitsrat und wird nicht auf seine internationalen, weiterhin starken und eigenständigen Verantwortungen verzichten ... Frankreich ist entschlossen, die Grundlagen einer Union mit föderaler Zielsetzung zu legen. Wir haben mit Maastricht auf eine fundamentale Veränderung hin zu einer supranationalen Ganzen gesetzt.“
Interview Der Spiegel 13.7.1992. Vgl. aber immerhin ein erstes, äußerst vorsichtiges In-fragestellen bei Mitterrand, LM 15.1.1992.
Vgl. den Untertitel des Buches von Pierre Lellouche: Le nouveau monde. De Tordre de Yalta au désordre des nations, Paris: Grasset 1992.
Vgl. Paul Fabra: Mitterrand — Metternich, LM 3.7.1991.
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Kimmel, A. (1992). Frankreich im Europa nach Jalta: Welche Rolle, welcher Rang?. In: Frankreich-Jahrbuch 1992. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95912-6_2
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