Zusammenfassung
Der politische Umbruch in Ost-Deutschland im Jahre 1989–1990 stellte die juristischen und ökonomischen Sektionen ostdeutscher Universitäten vor besonders schwierige Aufgaben. Denn der bislang dort angebotene Lehrstoff war nicht mehr gefragt, die Lehrpersonen waren in vielen Fällen nicht mehr vermittlungsfähig, zum Teil nicht mehr präsentierbar. So gesehen, hätten diese Sektionen geschlossen werden müssen, mangels Nachfrage des Angebotenen. Andererseits war der Lernbedarf an „westlichen“ Rechtskenntnissen und der Wunsch, das marktwirtschaftliche System und seine Details zu erfassen, bei den Studenten gewaltig. Um diesen Bedarf zu befriedigen, wurde auf der Organisationsstruktur der überkommenen Universitätslandschaft ein neues Lehrangebot den Studenten in Ostdeutschland präsentiert, und zwar mit Lehrpersonal, das aus Westdeutschland kam. Da diese Westdeutschen zu Hause ihre Aufgaben weiter zu erfüllen hatten, mußten sie die neuen Pflichten „daneben“ abarbeiten. Dies geschah transsporttechnisch in der Weise, daß die westdeutschen Professoren für ein oder zwei Tage in der Woche in die damalige DDR fuhren, um an dortigen Universitäten zu lehren. Daher die Bezeichnung der ostdeutschen Studenten dieser Personen als „Lufthansa-Profs“. Die Bezeichnung „Spagat-Professor“ kommt ebenfalls aus dieser räumlichen Doppelanbindung: mit dem Hauptbein im Westen, mit dem anderen im Osten.
„Jeder muß es an der Universität auf sich hin wagen, während er ständig hört, Kommunikation sucht, damit die Idee der Universität wieder wachse“, Karl Jaspers, 1946
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© 1993 Leske + Budrich, Opladen
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Claussen, C.P. (1993). Reflektionen eines „Lufthansa“ - oder „Spagat“ -Professors. In: Muszynski, B. (eds) Wissenschaftstransfer in Deutschland. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95906-5_5
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-322-95907-2
Online ISBN: 978-3-322-95906-5
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