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Erscheinungsformen und Begleitfolgen des Gebrauchs von Heroin und anderen harten Drogen

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Drogenkonsum und Drogenpolitik
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Zusammenfassung

In unserer bisherigen Analyse haben wir uns in erster Linie mit der Frage beschäftigt, welche Konsequenzen aus dem in beiden Ländern unterschiedlichen Umgang mit Cannabis erwachsen. Wir haben damit eine Frage aufgegriffen, die am häufiigsten in der Öffentlichkeit thematisiert wird, wenn es um die möglichen Auswirkungen einer liberalen Drogenpolitik geht. Doch es gibt noch andere Aspekte des Drogenphänomens, die mit länderspezifischen Unterschieden in der Drogenpolitik zusammenhängen könnten, und diese betreffen vor allem die Konsumenten harter Drogen und deren Lebensbedingungen. Denn nicht nur gegenüber Cannabis gibt es Unterschiede in der Drogenpolitik zwischen beiden Ländern, sondern auch in der Art des Umgangs mit dem Gebrauch harter Drogen. Womöglich wirkt sich die jeweilige nationale Drogenpolitik weniger auf Unterschiede in der Prävalenz von Cannabis und von Heroin aus als auf die Lebensbedingungen, welche die Drogenabhängigen in den beiden Ländern kennzeichnen.

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Literatur

  1. Würde man die Daten über Methadonverabreichung an Konsumenten in polizeiliche Gewahrsam heranziehen (fast jeder Abhängige kann dort Methadon bekommen), so wird gleichwohl auch auf der Ebene polizeilich ermittelter Konsumenten der Eindruck bestätigt, wonach sich in Amsterdam in den 60er Jahren keine Ausweitung der Konsumenten vollzogen hat (vgl. GG & GD Amsterdam 1991:46).

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  2. Die nationalen Zahlen schwanken nach Angaben des niederländischen statistischen Amtes seit Mitte der 70er Jahre zwischen 20 und 35 Personen (vgl. dazu auch Zwart 1989). Die nationalen Statistiken basieren auf der Todesursachenstatistik, die Amsterdamer Zahlen erfassen — ähnlich den deutschen Statistiken der Polizei — die in Zusammenhang mit Drogenkonsum stehenden Todesfälle (ungeachtet der offiziellen Todesursache). Deren Zahlen liegen daher höher als die Zahlen auf der Basis der Todesursachenstatistik (Korf, Universität Amsterdam, persönl. Mitteilung 1992).

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  3. Probleme des Vergleichs ergeben sich aus den unterschiedlichen Erfassungsmodalitäten beim “Drogentod” in den beiden Ländern. Die Niederländer scheinen auf der nationalen Ebene oftmals etwas weniger stringente Maßstäbe und anderere Kriterien als in der Bundesrepublik anzulegen. Ob dies die Unterschiede in der Drogenmortalität erklären könnte, ist ungewiß. Die unterschiedliche Entwicklung kann dadurch nicht erklärt werden.

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  4. Zum Teil sind die Orte, an denen konsumiert wird, auch lediglich eine Funktion der Gelegenheitsstruktur. So zeigt eine Befragung von Benutzern zweier Spritzenautomaten in Berlin, daß — je nach Aufstellung des Spritzenautomates — öffentliche Toiletten mal häufiger und mal seltener zur Drogeninjektion aufgesucht wurden. Der Grund: An einem Ort war eine zugängliche Toilette vorhanden. Am anderen Ort nicht, Hausflure und Grünanlagen wurden stattdessen häufiger aufgesucht (Leicht o. J.:16).

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  5. Untersuchungen aus Nordrhein-Westfalen deuten auf eine Polarisierung hin: Der Anteil HIV-Infizierter in der offenen Drogenszene steigt, in der Therapie aber sinkt er (Kleiber und Pant 1991a:8). Daß in Berlin vergleichbare Entwicklungen nur in der Therapie, nicht aber in der offenen Szene zu beobachten sind, könnte eine dort stärkere Neigung HIV-Infizierter widerspiegeln, auch die offene Szene verstärkt zu meiden. Je weiter die HIV-Infizierung am Ort verbreitet ist und mehr Betroffene in fortgeschritteneren Stadien der Infektion sind, desto größer ist womöglich der Anteil Betroffener, die sich ins Private zurückgezogen haben. Aufklärungsmaßnahmen andererseits können nicht — wie mitunter vermutet (vgl. kritisch dazu Reuband 1989e:458f.) — ein Grund für die rückläufige HIV-Quote sein. Denn sie können sich nur bei denen auswirken, die sich neu in den Drogengebrauch rekrutieren. Angesichts der Möglichkeit differentieller Rekrutierung in die Drogenszene ist ebenfalls das Argument fragwürdig, nach dem man den Erfolg der eigenen Politik an konstanten bzw. sinkenden HIV-Raten unter Abhängigen ablesen kann, wie dies z. B. Engelsman (1989b:20) für die Niederlande behauptet.

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  6. Vergleichbar hohe Zahlen wie in den Amsterdamer Untersuchungen fmden sich in einer deutschen Studie, die speziell auf Fragen der Kriminalität eingeht und diese vermutlich auch über entsprechende Fragesequenzen besser ermittelt als die anderen genannten deutschen Studien. Es handelt sich bei den Befragten um Abhängige, die mehrheitlich über Jugendstrafanstalten und Kliniken rekrutiert wurden, die also im Drogengebrauch weiter fortgeschritten und daher vermutlich stärker in die Kriminalität involviert sind. Sie stammen aus unterschiedlichen Orten mit einer besonders starken Repräsentanz des Frankfurter Raums (Frankfurt einschließlich Umbgebung). Gefragt, welchen Anteil Prostitution, Drogenhandel und sonstige Kriminalität an der Finanzierung des eigenen Lebensunterhaltes innerhalb der letzten 12 Monate haben (vgl. Kreuzer, Römer-Klees und Schneider 1991: Frage 23a des Fragebogens), kommt man auf einen durchschnittlichen Wert von 65 % (eigene Berechnungen auf der Basis von Tabellen, die freundlicherweise von Frau Römer-Klees zur Verfügung gestellt wurden). Die gleiche Studie zeigt, daß bei der Finanzierung des Drogengebrauchs die nicht-legalen Einkommensquellen noch weiter an Bedeutung gewinnen, man kommt auf Werte von rund 80 % (vgl. Kreuzer, Römer-Klees und Schneider 1991:203).

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  7. In anderen Untersuchungen werden nicht-legale Einkünfte gar nur mit einem Anteil von 10–15 % genannt, die Sozialhilfe gewinnt stattdessen an Bedeutung und liegt über 50 % (vgl. Kleiber und Pant 1991:12, Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik 1987:63). Der geringe Anteil nicht-legaler Einkommensquellen mag — zumindest im Fall der Studie von Kleiber und Pant — durch die Art des methodischen Vorgehens mitbegünstigt worden sein: Bei der geschlossenen Frage wurde die Kategorie “Keine legale Einkommensquelle” nicht explizit aufgeführt, sondern war unter “Sonstiges” zu kategorisieren.

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  8. Ein vemachlässigenswerter Effekt der Methadonprogramme auf die Kriminalität findet in den Niederlanden zwar Grapendaal (1990). Doch könnte dies auch etwas mit dem methodischen Vorgehen zu tun haben und seine Ursache in einer unzureichenden Erfassung der Methadonverwendung haben. Korf findet in seiner differenzierteren Studie hingegen sehr wohl kriminalitätsreduzierende Effekte, und dies gilt auch im Längsschniuvergleich (Korf und Hoogenhout 1991).

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  9. In den Niederlanden hat sich die Praxis der Methadonanwendung langfristig verändert: Die Zahl der Erhaltungsprogramme steigt — im Gegensatz zu den Reduktionsprogrammen — an, die Überwachung des Verbrauchs illegaler Drogen (wie Heroin) wurde verringert, Übertretungen werden weniger streng geahndet (Hoekstra 1987:179). Ein derartiges Vorgehen hat — je nach Zielsetzung des Programms — Vorteile als auch Nachteile. Die Kriminalitätsbelastung wird bei einer liberalen Handhabung womöglich weniger stark reduziert, anderereits ein großer Kreis von Personen mit Methadon versorgt, was Einfluß auf deren Kriminalität haben könnte.

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  10. Hinweise für unterschiedliche Formen der Methadonverwendung je nach Art des Konsumenten sind bei Grapendaal (1991, 1992) dargestellt, ferner bei INTRAVAL (1992). Zu einer Diskussion des Methadonprogramms in Amsterdam und inzwischen eingesetzter Ernüchterung angesichts ursprünglich hoher Erwartungen, vgl. Trautmann (1989), für ähnliche Erfahrungen in der Schweiz siehe Fuchs (1989). Manche Autoren vertreten die Ansicht, daß für die Auswirkungen des Methadonprogramms auf die Kriminalität vor allem die psychosozialen Begleitprogramme entscheidend sind (vgl. Bülow 1991:102). Ob und wie sehr dies tatsächlich zutrifft, bedarf der näheren Klärung.

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  11. Mutmaßungen über Auswirkungen der Drogenpolitik ersetzen hier allzu oft die empirische Prüfung. So ist z. B. von K. Hurrelmann jüngst behauptet worden, der Zusammenhang zwischen der hohen Zahl der Drogentoten in der Bundesrepublik und der unzureichenden Möglichkeiten der Therapie von Abhängigen durch Ersatzdrogen sei “nicht zu leugnen”. Und behauptet wird weiterhin, daß in den Städten der Bundesrepublik, in denen das Methadonprogramm bereits läuft, die Zahl der Drogentoten ohne das Methadonprogramm noch höher ausgefallen wäre (Hurrelmann 1992:199). Empirische Belege für diese Aussage, die wie eine Tatsachenfeststellunge behandelt wird, werden nicht zitiert, und es gibt sie bislang auch nicht. Liegen auch gewisse empirische Befunde aus ausländischen Untersuchungen über günstige Auswirkungen über Methadon auf die Gesundheit vor, so ist damit noch lange nicht gesagt, daß über die Existenz von Methadonprogrammen die länderspezifiischen Variationen in der Drogenmortalität erklärt werden können. Die hohe Drogenmortalität in der Bundesrepublik Deutschland primär über das Fehlen von flächendeckenden Methadonprogrammen zu erklären, spiegelt eine zu eindimensionale Betrachtungsweise wider, sowohl hinsichtlich der Ursachen für Drogenmortalität als auch der Folgen des Methadons.

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© 1992 Leske + Budrich, Opladen

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Reuband, KH. (1992). Erscheinungsformen und Begleitfolgen des Gebrauchs von Heroin und anderen harten Drogen. In: Drogenkonsum und Drogenpolitik. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95890-7_6

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-95890-7_6

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

  • Print ISBN: 978-3-322-95891-4

  • Online ISBN: 978-3-322-95890-7

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