Zusammenfassung
In aller Regel werden Staat und Privatheit als getrennte Sphären beschrieben. Ob man nun dabei den Staat für einen Garanten von Freiheit und Gleichheit hält oder für einen alles kontrollierenden Leviathan — immer erscheint er an einem öffentlichen Ort, der durch rechtliche und rational nachvollziehbare Verfahren geregelt ist. Demgegenüber steht die private Familie als vermeintlich „natürliche“, soziale Institution, ein Hort selbstbestimmten Lebens mit fürsorglichen, gar „mütterlichen“ Umgangsformen. Doch so eingängig und selbstverständlich uns die dualen Bilder von Staat und Privatheit auch scheinen mögen, so wenig plausibel bleiben sie, wenn wir ihren empirischen Gehalt in konkreten historischen Situationen und klar bezeichneten kulturellen Räumen aufsuchen. So wundert es auch nicht, daß sich immer dann, wenn es darum geht, das sich wandelnde Verhältnis von Privatheit und Intimität auf der einen und Staat und Öffentlichkeit auf der anderen Seite wissenschaftlich zu beschreiben, mehrere, zum Teil konträre Auffassungen gegenüberstehen.
„Ja [… will man] uns überreden, wegen unseres Familienlebens auf die politische Freiheit, auf die würdige Gestaltung des Staates zu verzichten? Als wenn nicht die freie würdige Familie und das freie würdige Staatsleben sich wechselseitig unterstützten und nicht auch in ihrem Verfall sich gegenseitig hineinzögen!“
C. Th. Welcker, Staatslexicon 1838
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Literatur
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Kerchner, B., Wilde, G. (1997). Einleitung. In: Kerchner, B., Wilde, G. (eds) Staat und Privatheit. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95832-7_1
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