Zusammenfassung
Zum Ende des 20. Jahrhunderts fordert Menschenhandel die westliche Gesellschaft an ihren Grundpfeilern von Rechtsstaatlichkeit und Werteorientierung heraus. Politikerinnen, Polizei und Verbände stehen eher schockiert und etwas hilflos einem überwunden geglaubten Phänomen gegenüber: In zunehmendem Maße werden Frauen relativ risikofrei und besonders gewinnträchtig in der Bundesrepublik ihrer Menschenrechte beraubt, gewaltsam zu fremdbestimmten Sexualobjekten transformiert, zu Opfern von Menschenhandel gemacht.
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Literatur
Bundeskriminalamt 22.05.1996: 34. Der Bericht der International Organization for Migration (IOM) (May 1995) bestätigt weltweit die Expansionstendenzen.
In der Bundesrepublik waren von 1976 bis 1980 hauptsächlich südamerikanische Frauen (Dominikanische Republik, Kolumbien) betroffen, von 1980 bis 1983 hauptsächlich Filipinas, von 1984 bis 1985 afrikanische Frauen, von 1985 bis 1988 Frauen aus französischen Überseegebieten (Guadeloupe, Martinique und Reunion), von 1988 bis 1989 südamerikanische Frauen (Brasilien) und von 1984 bis 1989 Frauen aus Thailand (Bundeskriminalamt 22.05.1996:3).
Vgl. FR: 11.03.1997. Auch auf europäischer Ebene finden zunehmend Bemühungen statt, effektive Strategien gegen Gewalt, Ausbeutung und sexuellen Mißbrauch dieser Frauen zu entwickeln. So auch mittels der europäischen Konferenz über Migration und Frauenhandel vom 10–11. Juni 1996 in Wien, dem europäischen Expertenmeeting trafficking in women’ vom 9. — 10. Dezember 1996 in Den Haag, der Konferenz der Nichtregierungsorganisationen “European NGO Conference on Trafficking in Women”, 5.–7. April 1997 in Noordwijker-hout in den Niederlanden.
Beispielsweise in der FR vom 12. Juni 1996 „Signal wider den Frauenhandel“, wo von 200.000 bis 500.000 Zwangsprostituierten auf dem Gebiet der Europäischen Union gesprochen wird.
Als Schwellenland werden Länder bezeichnet, die sich im Übergang von einem Entwicklungsland zu einem Industriestaat befinden.
Vgl. hierzu die Zahlen zu den thailändischen Arbeitsmigrantinnen in Kap. II. 1. Außerdem verweisen Aufenthaltszahlen in der Bundesrepublik auf deutliche Tendenzen. Am 31.12.1995 lebten 22.337 thailändische Frauen, demgegenüber nur 4.338 thailändische Männer in Deutschland; zum gleichen Zeitpunkt wurden 20.031 philippinische Frauen und nur 5.171 philippinische Männer gezählt (Statistisches Bundesamt).
So beispielsweise die Definition der „The Global Alliance against Traffic in Women -GAATW“, die auf dem International Workshop on International Migration and Traffic in Women in Chiangmai im Oktober 1994 gegründet wurde.
Beratungs- und Informationsstelle für Migrantinnen aus Afrika, Asien, Lateinamerika und Osteuropa, Ökumenische Asiengruppe 02. April 1997.
Frau Coomaraswamy, die Sonderberichterstatterin der UN-Menschenrechtskommission, machte dies in ihrem Bericht für die Vereinten Nationen (10 March to 18 April 1997) deutlich.
Lipka arbeitete das Klischee der „Exotin“ in Medien und Werbung eindrucksvoll auf. Lipka 1985.
Vgl. zur ähnlichen Situation in der Schweiz, Japan und Australien: Cahill 1990: 53ff.
Vgl. Beratungsstatistik des FIZ. Von 281 (Grundzahl = n) der 296 Klientinnen des FIZ wurden die Zugangswege zur Beratungsstelle bekannt. In den gesamten folgenden Tabellen beziehen sich die Prozentzahlen immer auf die angegebenen Grundzahlen (n). Diese Zahlen nennen die Anzahl der Frauen, die bereit waren, die jeweilige Frage zu beantworten. Bei Mehrfachnennungen (MFN) waren jeweils bis zu drei Angaben möglich.
Im FIZ fand keine aufsuchende Sozialarbeit statt, weil mit der Einrichtung der Beratungsstelle sofort zahlreiche Ratsuchende auf sie zukamen und die personelle Situation ein aktives Heranfuhren von weiteren Klientinnen nie zuließ.
Ziel war es, zehn verheiratete Migrantinnen, fünf Frauen ohne Aufenthaltsrechte und fünf Prostituierte jeweils aus Thailand, den Philippinen und Lateinamerika zu interviewen.
Interviews mit Prostituierten und sich illegal aufhaltenden Frauen wurden auch in Frankfurt, Bonn und Hamburg durchgeführt.
Da diese Untersuchung bereits vor der Novellierung des § 181 StGB Menschenhandel stattfand, ist sie hinsichtlich ihrer Analyse von strafrechtlichen Grundlagen nicht mehr aktuell. Die Studie „Die Würde der Frau ist unantastbar“ (Niesner, Anonuevo, Songsiengchai-Fenzl 1991) ist in deutscher und englischer Fassung im Frankfurter Institut für Frauenforschung sowie im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend erhältlich.
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© 1997 Leske + Budrich, Opladen
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Niesner, E., Anonuevo, E., Aparicio, M., Sonsiengchai-Fenzl, P. (1997). Einleitung. In: Ein Traum vom besseren Leben. Geschlecht und Gesellschaft, vol 9. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95830-3_2
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-95830-3_2
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