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Frau : Mann = Frieden : Gewalt?

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Part of the book series: Friedens- und Konfliktforschung ((FUKFO,volume 4))

Zusammenfassung

Wir werden in diesem Kapitel die Beziehung zwischen Geschlecht und direkter Gewalt und insbesondere zwischen männlicher Sexualität und männlicher Aggressivität untersuchen. Wir werden teilweise auf der biologischen Ebene argumentieren, aber nicht biologistisch, denn das wäre ein Diskurs mit unabhängigen Variablen aus nur einer Disziplin, im vorliegenden Falle der Biologie. Um Frieden/Gewalt als abhängige Variablen erklären zu können, werden wir den Vier-Faktoren-Diskurs unabhängiger Variablen einsetzen, der auf Körper und Geist, Struktur und Kultur baut. Der „Körper“ soll hier hinsichtlich seiner Männlichkeit oder Weiblichkeit behandelt werden, der „Geist“ hinsichtlich hoher oder niedriger Empathie, die „Struktur“ als horizontal oder vertikal („hierarchisch“) und die „Kultur“ als zentripetal oder zentrifugal („expansionistisch“). Daß Weiblichkeit/hohe Empathie/Horizontalität/Zentripetalität Merkmale sind, die zu friedlichen Verhaltensweisen disponieren, wohingegen Männlichkeit/niedrige Empathie/Vertikalität/Zentrifugalität eher zu Gewalttätigkeit führen, ist die zentrale Hypothese.

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Literatur

  1. Siehe z.B. Betty A. Reardon: Sexism and the War System, New York 1985; Birgit Broch-Utne: Educating for Peace. A Feminist Perspective, Oxford 1985.

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  2. Siehe Riane Eisler: The Chalice and the Blade: Our History, Our Future, San Francisco 1987. Es gibt eine schwächere (verteilungsbezogene) Interpretation der „Gleichheit der Geschlechter“ als niedrige oder Null-Korrelation zwischen Geschlecht und jeder beliebigen Gesellschaftsvariablen und eine stärkere (relationale) Definition als ausgeglichene Interaktionsbeziehungen zwischen den Geschlechtern, zu Hause, am Arbeitsplatz, in der Gesamtgesellschaft. Die Parität bezieht sich auf die stärkere Interpretation, über die 50%-Grenze und gleiche Möglichkeiten hinaus.

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  3. Ein fest institutionalisiertes Muster direkter Gewalt, wie die Vendetta, der Bandenkrieg oder der Infantizid an Mädchen könnte man „ritualisierte“ oder „institutionalisierte” Gewalt nennen. Diese Art von Gewalt ist meist gesellschaftlich akzeptiert, da man sie als Teil der „Natur des Menschen“ oder der gesellschaftlichen Realität betrachtet. Die Vergewaltigung aus dieser Kategorie zu entfernen, erfordert Bewußtseinsbildung, Mobilisierung und Konfrontation der Art, wie sie insbesondere von US-Feministinnen betrieben wird: ein Angehen gegen Internalisierung und Institutionalisierung, um die Vergewaltigung als direkte Gewalt, gar als Krieg zwischen den Geschlechtern zu entlarven. Kate Milletts Sexual Politics, New York 1969, gebührt ein Platz neben Karl Marx’ Das Kapital

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  4. Für mich war Marylin French: Beyond Power: On Women, Men and Morals, London 1985, besonders hilfreich.

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  5. Die Encyclopaedia Britannica, Micropaedia, Bd. I, verortet Amazonen in der griechischen Mythologie, mit dem Zusatz, daß „die den Amazonen zugeschriebene Heimat notwendigerweise entlegener wurde, als das geographische Wissen der Griechen zunahm.“ Der Mythos hatte offensichtlich starken Einfluß auf die spanische Karthographie Südamerikas im 16. Jahrhundert, nachdem Francisco de Orellana „behauptet hatte, er habe sich mit kämpfenden Frauen bekriegt”.

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  6. Zahlen zur Lage in Schweden aus einer Rede von Margot Wallström, damalige Ministerin für Frauenfragen, auf der „Mannsmässa“, Göteborg, 21. Mai 1991.

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  7. Siehe zur Inquisition Cecil Roth: The Spanish Inquisition, New York/London (Barcelona) 1989; und Robert Held: Inquisition — Inquisicion: a Bilingual Guide to the exhibition of torture instruments from the Middle Ages to the Industrial Era presented in various European Cities in 1983 — 92, Florenz o. J. Alle Texte und Bilder zeigen Männer in den gewalttätigen Rollen und häufig Frauen unter den Opfern.

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  8. Siehe Francesco Alberoni: Innamoramento e amore, Garzanti 1979 (amerik. Ausgabe Falling in Love, New York 1983). Das Muster verliebter Frauen, die zusammen mit ihren Liebhabern Gewalttaten verüben, konnte man in der deutschen RAF, den italienischen Brigate Rosse und der japanischen sekigun finden. Man lese auch Robin Morgan: The Demon Lover: On the Sexuality of Terrorism (New York 1989), zu eben diesem Syndrom.

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  9. Es muß aber auf den indirekten Beitrag von Frauen als Mittäterinnen (dt. im Orig.) hingewiesen werden. Siehe z.B. Tordis Batscheider,Susanne Lang, Ilse Petry „Kriegerische Männer — Friedliche Frauen?“, in: Friedensforschung Aktuell, Winter 1990, Nr. 24. Die berühmten Gemälde der florentinischen Malerin des 17. Jahrhunderts, Artemisia Gentileschi,schockieren besonders deshalb, weil sie den Gewaltakt selbst darstellt, bei dem Frauen Männer brutal und leidenschaftslos töten.

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  10. Konrad Lorenz scheint nach der Darstellung eines seiner ehemaligen Assistenten, Norbert Bischof: Gescheiter als alle die Laffen, Hamburg 1990, ein konservativer Extremist gewesen zu sein. Lorenz sprach immer von „Mensch“, wenn „Mann” angebrachter gewesen wäre. Oder war beides für ihn dasselbe?

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  11. Der Marquis de Sade (Sadismus`) war besonders berüchtigt, nicht nur wegen seiner schändlichen Mißhandlung der jungen Prostituierten Rose Keller, sondern auch wegen seiner Rechtfertigung der Sex-Gewalt-Verbindung in seinen Schriften, die Titel trugen wie Les crimes de l’amour Auch der zweite Begriffsbestandteil (Masochismus`) leitet sich von einem Mann her, nämlich vom österreichischen Romancier Leopold von Sacher-Masoch

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  12. Reich war klassenbewußter als Freud, bei dem diese wichtige Dimension fehlt — so, als ob die Gesellschaft horizontal wäre. Vgl. hierzu Reichs Massenpsychologie des Faschismus (Köln 1971). Die Ziele der Führer sind verbunden mit den unbewußten Wünschen der Massen.

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  13. Eine Analyse der Vorrangstellung von Göttinnen im Nahen und Mittleren Osten bei Toni Liversage: Den Store Gudinde, Kopenhagen 1990; die klassische Arbeit zum Thema ist Robert Graves’ The White Goddess (New York 1948).

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  14. Siehe Gunnar Heinsohn und Otto Steiger: Die Vernichtung der weisen Frauen, Hemsbach 1985, zum Zusammenhang von Bevölkerungswachstum und „Hexenprozessen“ (Hexen wurden oft beschuldigt, Geburtenkontrolle zu betreiben).

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  15. Es gibt einen eigenartigen Aspekt bezüglich des Berufssoldatentums als Karrieremöglichkeit. Wo andere Berufe relativ stetig Gelegenheit bieten, sich selbst zu beweisen, muß ein Berufssoldat oft viele Jahre auf die sich dann plötzlich bietende Gelegenheit, den Krieg, warten. Dieser wird dann natürlich begeistert begrüßt als Chance, die eigenen Fertigkeiten einzusetzen; das ist etwa so, als hätte ein Schriftsteller nur ein-oder zweimal im Leben Zugang zu Papier. Die Village Voice berichtete am 26. März 1991 von der Begeisterung unter den Desert-Shield-Soldaten, als der Beginn von „Desert Storm“ verkündet wurde.

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  16. Carol Gilligan zeigt in ihrem bekannten Werk: In a Different Voice: Psychological Theory and Women’s Development, Cambridge, MA 1982, wie Frauen dazu tendieren, ethische Probleme in Begriffen der Fürsorge und in bezug auf die direkten Konsequenzen für die Betroffenen, Männer dagegen, diese mittels abstrakter Prinzipien anzugehen. Man könnte es auch anders formulieren: Frauen sehen eine Alternative zur direkten Gewalt in der direkten Fürsorge und Liebe. Männer haben Angst vor ihren eigenen gewalttätigen Neigungen (und vor denen anderer Männer) und versuchen, sich in streng kontrollierten gesellschaftlichen Hierarchien zu engagieren und überlassen denen an der Spitze das Monopol an (Befehls-) Gewalt; und/oder sie engagieren sich in verbalen Hierarchien von Vorschriften, Befehlen und allgemeinen Normen, wie sie von Theologie und Recht produziert werden. Sie versuchen also, sich selbst in strukturelle und kulturelle Gewaltverhältnisse einzuordnen, um der direkten Gewalt und deren Alternative, der direkten Fürsorge, entrinnen zu können.

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  17. Das Mädchen würde folglich im Erwachsenenalter Sex eher mit Liebe verbinden und der Junge mit Entdeckung, Eroberung oder gar Gewalt. Siehe Nancy Chorodow: The Reproduction of Mothering: Psychoanalysis and the Sociology of Gender, Berkeley, CA 1978.

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  18. Siehe Anthony Walsh „The Biological Relationship Between Sex and Love“, in: Free Inquiry, Sommer 1991, S. 20–24, zur Rolle der Endorphine im Zusammenhang mit Genital-und Hautkontakten.

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  19. Zur Einbeziehung von Frauen in die meisten Ministerien und ihren Ausschluß aus Außen-und Verteidigungsministerien siehe Karin Lindgren: Participation of Women in Decision-Making for Peace, New York/Wien 1989.

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  20. Dieser Befund wie das zum Hautkontakt und zu den Endorphinen Gesagte lassen die weibliche Sexualität schon als holistischer, im Gegensatz zur genitalen, auf einen Höhepunkt ausgerichteten männlichen Sexualität, erscheinen. Es muß darauf hingewiesen werden, daß auch letztere Tradition okzidental ist; eine chinesische Alternative für Männer wird bei Jolan Chang: The Tao of Love and Sex, New York 1977, detailliert beschrieben.

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  21. Siehe A. B. Titkin, R M. Warshawsky und J. C. Engle: It All Adds Up, Englewood Cliffs, NJ 1983, Kap. 9, über die synergistische Wirkung von Kaffee und Zucker.

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© 1998 Leske + Budrich, Opladen

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Galtung, J. (1998). Frau : Mann = Frieden : Gewalt?. In: Frieden mit friedlichen Mitteln. Friedens- und Konfliktforschung, vol 4. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95822-8_4

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-95822-8_4

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

  • Print ISBN: 978-3-322-95823-5

  • Online ISBN: 978-3-322-95822-8

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