Zusammenfassung
Unter kultureller Gewalt verstehen wir jene Aspekte der Kultur, der symbolischen Sphäre unserer Welt — man denke an Religion und Ideologie, an Sprache und Kunst, an empirische und formale Wissenschaften (Logik, Mathematik) —, die dazu benutzt werden können, direkte oder strukturelle Gewalt zu rechtfertigen oder zu legitimieren.269 Sternenbanner, Kreuze und Sicheln, Flaggen, Hymnen und Militärparaden, das allgegenwärtige Porträt des Führers, Hetzreden und Plakate — all dies fällt einem dazu ein. Warten wir aber mit Beispielen bis zum vierten Abschnitt dieses Kapitels, um zunächst mit der Analyse zu beginnen.
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Literatur
Das Konzept der „kulturellen Gewalt“ tritt in die Fußstapfen des Konzepts der „strukturellen Gewalt”; vgl. Johan Galtung: Violence, Peace and Peace Research, in: Journal of Peace Research,Bd. 6, 1969, Nr. 3, S. 167–191. Für eine neuere, sehr konstruktive Kritik und Bemühung, den Ansatz weiterzuentwickeln, s. Michael Roth: Strukturelle und personale Gewalt: Probleme der Operationalisierung des Gewaltbegriffs von Johan Galtung HSFK-Forschungsbericht, Nr. 1, April 1988. Ein ähnliches Konzept hat Hans Saner eingeführt: Personale, strukturelle und symbolische Gewalt, in: ders.: Hoffnung und Gewalt. Zur Ferne des Friedens Basel 1982, S. 73–95.
Hierzu vgl. auch Johan Galtung: „The Basic Needs Approach“, in: Katrin Lederer, David Antal, Johan Galtung (Hgg.): Human Needs: a Contribution to the Current Debate, Cambridge, MA 1980, S. 55–125.
Als einen Versuch des Vergleichs dieser drei Systeme (und nicht einfach des Hitlerismus und Stalinismus, wie im Glasnost-Revisionismus üblich) s. J. Galtung: Hitlerismus, Stalinismus, Reaganismus. Drei Variationen zu einem Thema von Orwell, Baden-Baden 1987.
Es gibt hier starke Ähnlichkeiten, die sich um die Shinto-Themen der Erwähltheit herum aufbauen. Für eine Analyse derselben vgl. Saburo lenaga: The Pacific War: 1931–45, New York 1978, besonders S. 154, den Begriff hakko ichiu (die acht Weltenden unter einem Dache) betreffend.
Vgl. hierzu J. Galtung: Menschenrechte — anders gesehen,Frankfurt/M. 1994, Kap. 2.
Ein Dokument, das aus der Allgemeinen Erklärung von 1948, den beiden Ergänzungen von 1966 und dem Freiwilligen Protokoll besteht. Die Charta hat noch nicht die Anerkennung gefunden, die sie verdient, neben anderen Gründen auch deswegen, weil die USA es nicht geschafft haben, alle Ergänzungen zu ratifizieren.
Mehr dazu bei J. Galtung: Peace and Social Structure. Essays in Peace Research Bd. 4, besonders Teil 1–3, Kopenhagen 1978.
Vgl. J. Galtung: Methodology and Ideology. Essays in Methodology,Bd. I, Kopenhagen 1977, Kap. 9.
Diese Faktoren werden sehr häufig für wichtig gehalten, um die japanische Aggressivität zu erklären, z.B. von Ruth Benedict in: The Chrysanthemum and the Sword,London 1972 (Erstaufl. 1946). Auch Saburo lenaga zitiert in The Pacific War: 193145,New York 1978, diese Faktoren.
Wenn die Bahn das Kaiserliche Schloß in Tokio passierte, pflegten die Passagiere aufzustehen und zum Kaiser hin sich zu verneigen. Und der Shinto-YasukuniSchrein ist immer noch ein Hauptherd nationaler und nationalistischer Konstruktionen in Japan. Nach der Niederlage seiner Partei bei den Wahlen am 23. Juli 1989 besuchte der neue Premierminister aus den Reihen der LPD, Kaifu,nicht den Schrein gelegentlich des Jahrestages der Kapitulation vom 15. August 1945, weil er gut wußte, daß der Wind nun stärker von links blies.
Für weitere Details siehe J. Galtung: „The,Middle East’ Conflict“, in: ders.: Solving Conflicts: A Peace Research Perspective,Honolulu, HI 1989, Kap. 3, S. 37–57, und ders.: Nonviolence and Israel/Palestine,Honolulu, Hi 1989. Eine exzellente Behandlung der Auserwähltheitsproblematik liefert Hans-Ruedi Weber,s. seine oben (Anm. 13) zitierte Studie.289 Vgl. Ekkehart Krippendorff1 Staat und Krieg. Die historische Logik politischer Unvernunft,Frankfurt/M. 1985.
Dies ist ein Hauptthema einer faszinierenden und unheimlichen (jetzt auch verfilmten) Novelle von Margaret Atwood: The Handmaid’s Tale,New York 1997. Ich schulde Carolyn DiPalma Dank für diesen Hinweis.
Mehr darüber bei Casey Miller and Kate Smith: The Handbook of Nonsexist Writing,New York 21988.
Vgl. Johan Galtung and Fumiko Nishimura: „Structure, Culture and Languages: An Essay Comparing the Indo-European, Chinese and Japanese Languages“, in: Social Science Information, Dezember 1983, Bd. 22, S. 895–925.
Die ganze Frage wird mit größerer Gründlichkeit behandelt in meinem Buch Europe in the Making,New York und London 1989.
Wie ausgeführt von Mogens Trolle Larsen: „Europas Lys („Europas Licht“)”, in: Hans Boll-Johansen and Michael Harbsmeier (Hgg.): Europas Opdagelse,Kopenhagen 1988, S. 9–37, bes. S. 21, 23.
Vgl. auch J. Galtung: „A Structural Theory of Imperialism“, in: Journal of Peace Research, Bd. 8, Nr. 2, S. 81–117, abgedruckt auch in Peace and World Structure. Essays in Peace Research, Bd. IV, Kopenhagen 1980; und ders.:,,,A Structural Theory of Imperialism` Ten Years Later”, in: Transarmament and the Cold War: Peace Research and the Peace Movement. Essays in Peace Research, Bd. VI, Kopenhagen 1988, S. 298–310.
Vgl. J. Galtung: Methodology and Development. Essays in Methodology,Bd. III, Kopenhagen 1988, Kap. 4, besonders Abschnitt 4.4.
Vgl. Johan Galtung: Methodology and Development. Essays in Methodology,Bd. III, Kopenhagen 1988, Kap. 1.1, insbes. S. 25ff.
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© 1998 Leske + Budrich, Opladen
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Galtung, J. (1998). Kulturelle Gewalt. In: Frieden mit friedlichen Mitteln. Friedens- und Konfliktforschung, vol 4. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95822-8_17
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-95822-8_17
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