Zusammenfassung
Seit Adam Smith, über Ricardo und Marx, bis hin zu den sozialwissenschaftlichen Studien der Jahrhundertwende war Arbeit und das mit Arbeit verbundene kulturelle Wertesystem zentrales Thema sozialwissenschaftlicher Abhandlungen. Bekanntlich war es Adam Smith, der in der Arbeit den Grund für den „Wohlstand der Nationen “ sah, wenn es nur gelänge, ihr die feudalen Fesseln abzustreifen. Arbeit schaffe, so auch in der Semantik der Politischen Ökonomie von Ricardo, die Werte einer Gesellschaft. Marx radikalisierte den Arbeitsbegriff, indem er Arbeit als die zentrale Kategorie bestimmte, mit der sich menschliches Leben erst von dem anderer Lebewesen unterscheide. Zusätzlich differenzierte er den Arbeitsbegriff, indem er über die Definition der Ware auch den entsprechenden „Doppelcharakter“ der Arbeit bestimmte: Mit der konkret nützlichen Arbeit werden Gebrauchswerte, mit der abstrakten Arbeitskraft Tauschwerte geschaffen. Neben dem analytischen Gehalt dieser Differenzierung beschreibt Marx damit einen historischen Vorgang, denn der Beginn der Moderne zeichnet sich durch die spezifische Engführting des Arbeitsbegriffs aus. Nicht Work wird als die Arbeit angesehen, die gesellschaftlichen Reichtum schafft und deshalb von kultureller Bedeutung ist, sondern Labour — also verwertungsbezogene Arbeit. Tätigkeiten außerhalb des verwertungsbezogenen Bereichs der Erwerbsarbeit — etwa weibliche Familienarbeit — werden im strengen Sinne nicht mehr als Arbeit thematisiert und die Verwertungsrationalität des Kapitals, wie Marx es nannte, greift auch auf andere Bereiche der Lebensfilhrung über.
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Mutz, G. (1997). Arbeitslosigkeit und gesellschaftliche Individualisierung. In: Individualisierung und Integration. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95818-1_10
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