Zusammenfassung
Der Streit um die Individualisierungsthese ist so alt wie die These selbst. Um es gleich vorweg zu nehmen: Wir glauben nicht, daß er durch dieses Buch beendet wird. Dazu ist diese These, wie viele Kritiker zu Recht anmerken, zu schillernd, und in der Diskussion werden beinahe so viele Interpretationen gehandelt, wie es Befürworter und Gegner gibt. Dagegen glauben wir sehr wohl, daß diese These — und vor allem die vielfältigen Versuche eines produktiven Umgangs mit ihr — die deutsche Soziologie sehr angeregt haben und weiterhin fruchtbar sein werden. Denn im Gegensatz zu den konventionellen sozialwissenschaftlichen Kategorien lenkt sie den Blick auf offensichtliche, aber auch schleichenden Veränderungen in der Gesellschaft, die weiterhin sozialwissenschaftlicher Interpretationen und Erklärungsversuche harren. Zugleich wird häufig auch in der sozialwissenschaftlichen Diskussionen Individualisierung mit der Schwächung der sozialen Beziehungen und des sozialen ‘Kitts’ der Gesellschaft verbunden (vgl. Dettling 1996), also mit einem Rückgang der gesellschaftlichen Prägung des individuellen Lebens und, in der pessimistischen Variante, mit einem anomischen Zustand der Gesellschaft. Genau dieser Punkt veranlaßte uns in Zusammenarbeit mit dem Hamburger Institut für Sozialforschung im November 1995 in Hamburg einen Workshop zu veranstalten. Als Titel wählten wir „Sind hochindividualisierte Gesellschaften integrierbar?“ und knüpften damit an die angesprochenen Befürchtungen an. Die meisten Teilnehmer und Teilnehmerinnen konnten wir für die Mitarbeit an diesen Band gewinnen, und einige weitere Autoren erklärten sich dankenswerterweise bereit, einen Artikel beizusteuern.
Für kritische Kommentare zu einer früheren Fassung danken wir Peter A. Berger und Matthias Michailow.
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Beck, U., Sopp, P. (1997). Einleitung: Individualisierung und Integration — Versuch einer Problemskizze. In: Individualisierung und Integration. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95818-1_1
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