Zusammenfassung
Die politische Bildung — in den 50er Jahren als Schulfach und universitäre Disziplin (wieder) ein- und seitdem länderspezifisch in unterschiedlichen Konzeptionen, Bezeichnungen und Gewichtungen durchgeführt — sieht sich insbesondere seit der Vereinigung der beiden deutschen Staaten veränderten und schwieriger gewordenen Aufgabenstellungen gegenüber. Der wohl eher desolate Ist-Zustand auf allen Ebenen schulischer und universitärer Praxis — minimale Stundenzahl bei ins Haus stehenden Kürzungen, geringes Prestige bei Lehrenden wie Lernenden etc. — ist in seinen sozialen Konsequenzen für Gesellschaft und Demokratie langfristig nicht abund kaum zu unterschätzen. Aufgrund der gegenwärtig existierenden, gravierenden sozialen Probleme, ist die Gefahr nicht von der Hand zu weisen, daß die unsere Gesellschaft tragenden Werte nicht mehr allseits in wünschenswerter und erforderlicher Weise geschätzt, gebilligt, gelebt und durchgesetzt werden. Ein sozial verträglicher (und zugleich kritischer) Umgang mit den sich veränderten Lebensbedingungen wird nur mehr begrenzt erfahren und erlernt. Besonders im Blick auf die neuen Bundesländer und deren historisch begründetetes Defizit an politischdemokratischer Bildung und Erfahrung sind Nachholprozesse zu initiieren. Politische Bildung darf schon deshalb nicht (weiter) marginalisiert werden. Diese Forderung bezieht sich nicht allein auf die politische Dimension politischer Bildung, sondern insbesondere der soziale Aspekt muß vermittelt und einer Inferiorisierung entzogen werden.
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Literatur
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© 1997 Leske + Budrich, Opladen
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Lamnek, S. (1997). Soziologie und politische Bildung. In: Lamnek, S. (eds) Soziologie und Politische Bildung. Schriften zur Politischen Didaktik, vol 28. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95817-4_1
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