Theoretische Entwicklungslinien

Zusammenfassung

Die theoretische Diskussion um die demokratische Verfaßtheit von Parteien und Verbänden hat in Robert Michels’ These vom “ehernen Gesetz der Oligarchie” (Michels, 1970) zwar einen gemeinsamen Ausgangspunkt, ist aber in der Verbändeforschung aus einer Vielfalt von Gründen mehr noch als in der Parteienforschung kritisiert worden. Michels’ Analogie der Gewerkschaften als “parteiähnliche Gebilde”, die deshalb die gleichen Oligarchisierungen wie Parteien erfahren würden, ist wegen der fehlenden definitorischen Trennschärfe und den kaum haltbaren Analogien zwischen Parteien und Gewerkschaften ins Kreuzfeuer der Kritik von Verbändeforschern gelangt (Müller-Jentsch, 1986). Kritisiert wird ebenso Michels’ fragwürdiges psychologisches Erklärungsmodell der Mitgliedermassen (Alemann, 1989: 164), das aufgrund der vermeintlich fortdauernden fachlichen Inkompetenz der Massen die Möglichkeit einer auf breiter Basis angelegten demokratischen Partizipation ausschließt. Auch seine zweite Hypothese, die des “technologischen Determinismus”, ist als ungerechtfertigt zurückgewiesen worden (Müller-Jentsch, 1986).