Zusammenfassung
Mit dem Anschluß des utopischen Denkens an die bürgerliche Emanzipation ändert sich seine Bestimmung. Während in den antiken Utopien die für den Freien schändliche Arbeit kaum eine Rolle spielt und ebensowenig, bei aller Kühnheit der Pläne zum Goldenen Zeitalter, die Forderung nach Gleichheit der Individuen (eine hierarchische Ordnung des Staates mithin akzeptiert wird), während in den religiösen Reichsintentionen die konstruktiven Einzelzüge noch ungenau sind, kommt in den Utopien der Renaissance, der Reformationszeit, des Humanismus eine genauer einschlagende Dynamik auf — gewaltig begleitet vom naturwissenschaftlichen und technischen Umbruch jener Zeit, von Veränderungen der Arbeitswelt, vom Kunstgenie eines Leonardo, in dessen italienischem Licht das Rinascimento, die Wiedergeburt des Menschen als Menschen, ein besonderes Maß an Schönheit bekommt. Im Übergang vom Feudalismus zum Frühkapitalismus, in der Zwischenwelt des Nicht-Mehr der Desintegration und des Noch-Nicht der Antizipation, stellen sich auf allen Lebensgebieten die altneuen Probleme der Antike schärfer. Das Neue der Renaissance beginnt mit der kritisch-entdeckenden Rückwendung zum Alten. Die erstarrte Wirklichkeit der Gegenwart ist die Negation einer möglichen besseren Welt — und die Utopie die Negation dieser Negation.
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© 1997 Leske + Budrich, Opladen
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Bloch, J.R. (1997). Die rationalen Sozialutopien der beginnenden Neuzeit. In: Utopie: Ortsbestimmungen im Nirgendwo. Kieler Beiträge zur Politik und Sozialwissenschaft, vol 13. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95801-3_5
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-8100-1773-4
Online ISBN: 978-3-322-95801-3
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