Zusammenfassung
Historische Ereignisse wie der Erste oder Zweite Weltkrieg haben die Möglichkeit des Individuums, seine private Lebensführung zu gestalten, tiefgreifend beeinflußt. Die vielen alleinerziehenden Mütter nach dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg sind dafür ein ebenso beredtes Zeugnis wie die von KREHER1 nachgewiesene Veränderung des Heiratsverhaltens vor und während des Zweiten Weltkrieges, als die jungen Männer im Gegensatz zu ihren Vätern vor der beruflichen Selbständigkeit heirateten, ein Muster, das erst in den späten 40er und Anfang der 50er Jahre wieder verschwand. Auch politische Ereignisse und politischer Gestaltungswille können die Möglichkeiten der privaten Lebensführung erheblich beeinflussen, wie KREHER am Beispiel des sich ändernden Alters der jungen Mütter bei der Geburt des ersten Kindes in der früheren DDR zeigt2. In diesem Buch wurde an anderer Stelle der Nachweis geführt, daß die Region, in der man lebt, in erheblichem Umfang die Gestaltung der privaten Beziehungen mit beeinflußt, weil ganz offenkundig die Lebensformen in den urbanen Zentren der Bundesrepublik ganz andere Möglichkeiten für die Ausgestaltung privater Beziehungen eröffnen als jene in bestimmten ländlichen Regionen oder dem Ruhrgebiet oder den reichen Vororten dieser urbanen Zentren.
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Anmerkungen
Kreher in diesem Band
Mozny (1994) zeigt, daß dieses Muster, was Kreher für die frühere DDR nachgewiesen hat, sich im Grunde in allen von den Kommunisten beherrschten Staaten Osteuropas und der Sowjetunion entwickelt hat.
Zapf (1987)
Wie Bertram, Bayer und Bauereiß in dem Familienatlas (1993; S. 42/43) nachweisen, lebten 1950 in der Bundesrepublik ca. 1,8 Mio. Frauen und 1987 ca. 4,6 Mio. Frauen.
Imhof (1994; S. 169 ff.)
Imhof (1981)
Mitterauer (1977)
Laslett (1988)
Zusammenfassend für die soziologischen und psychologischen Konsequenzen dieses Wandels siehe Baltes (1992)
Siehe S. Kreher in diesem Band
Schmidt (1993)
Im Familiensurvey II, der sich gegenwärtig im Feld befindet, wird für die alten Bundesländer der Versuch unternommen, in einem Längsschnitt die Stabilität privater Beziehungen in einem Zeitraum von fünf Jahren zu überprüfen. Daraus werden sich wichtige Hinweise darauf ergeben, wie verläßlich die Angaben von Personen hinsichtlich ihrer privaten Beziehungen sind. Durch einen Vergleich der verschiedenen Altersgruppen eröffnet sich auch die Möglichkeit, die Stabilität privater Beziehungen im einzelnen zu prüfen.
Beck (1986), Beck-Gernsheim (1994), Beck/Beck-Gernsheim (1990), Etzioni (1993), Coleman (1986)
Bien/ Marbach (1991); Bien/ Marbach (1989); Bertram, H. (1986)
Weber (1985)
Parsons, Bales (1955); Schneider (1994); Nave-Herz (1994); Etzioni (1993)
Parsons, Bales (1955)
Neidhardt (1975)
Weber (1985)
Etzioni (1993)
Imhof (1981)
Beck-Gernsheim (1994)
Etzioni (1993)
Wir können auch ausschließen, daß diese Nennungen der Personen, zu denen man Beziehungenunterhält, aufgrund normativer Vorstellungen erfolgte, weil aufgrund der Fragetechnik zunächst die Befragten nur gebeten wurden, beliebige Vornamen von Personen zu nennen, mit denen sie bestimmte Aktivitäten ausüben, die im vorigen Abschnitt genannt worden sind und erst im Anschluß daran, nach dem für alle Aktivitäten die Vornamen notiert worden sind, wurden die Befragten dann gebeten, auf der Basis eines 18 Kategorien umfassenden Schemas, das sich im Methodenabschnitt wiederfindet, die genannten Vornamen zuzuordnen.
Es sei hier allerdings darauf verwiesen, daß es sich hier um Querschnittsdaten handelt, so daß man gegen diese hier vorgenommene verlaufstheoretische Interpretation einwenden könnte, daß erst durch einen richtigen Längsschnitt nachweisbar ist, ob die Zahl der Nennungen der Personen sich tatsächlich in dieser Weise im Lebensverlauf ändert oder aber lediglich Ausdruck aktueller Lebenserfahrung ist. Wir werden aber später noch sehen, daß bei einigen anderen Graphiken Effekte auftreten, die eindeutig nur verlaufstheoretisch erklärt werden können, so daß die hier vorgezogenen verlaufstheoretischen Interpretationen angemessen erscheinen.
Die Graphik: Durchschnittliche genannte Personen gibt die Verläufe dieser Personengruppe in Relation zu den Verheirateten noch einmal wieder.
Marbach/Mayr-Kleffel (1988), Männer geben als Ledige in den höheren Altersgruppen weniger genannte Personen an als ledigeFrauen, die offenkundig trotz ihres Alleinlebens ein dichtes Kommunikations- und Interaktionsnetz aufgebaut haben. Das gleiche gilt auch tendenziell für die alleinlebenden verwitweten Männer, die auch etwas weniger Personen angeben als die verwitweten alleinlebenden Frauen.
König (1974)
Goode (1966); Parsons/Bales (1955); König (1974)
Die Quotenstichprobe der über 55jährigen Befragten orientierte sich im wesentlichen am Familienstand und weniger an der Zahl der Kinder, so daß ein solcher Vergleich hier auch zunächst unterbleiben muß.
5. Familienbericht des BMFUS (1994)
Bien (Hg) (1994)
Eine ausführliche Darstellung über den Zusammenhang zwischen Lebensalter der Kinder und Kommunikation und Interaktion mit Kindern findet sich in: Bertram (1993)
Es wäre sicherlich interessant zu überprüfen, wie die gefühlsmäßigen Beziehungen, die Bereitschaft, mit Kindern zu interagieren und kommunizieren, in den Fällen aussieht, in denen die Eltern ein gemeinsames Sorgerecht haben, und in den Fällen, in denen Scheidungen der Ehepartner in bezug auf die Kin-derkonsensual gelöst werden konnten (Fthenakis 1985).
Da es sich hier um eine Variable auf Nominalskalenniveau handelt, wurde eine nominale logistische Regression gerechnet, deren Ergebnisse hier wiedergegeben sind.
Giddens (1991), Beck (1986), Bellah u.a. (1991) u. (1985)
Mitterauer/Sieder (1977); Imhof (1981); Imhof u.a. (1990); Imhof, (1992) und (1994)
Die hier vorgetragenen Ergebnisse decken sich weitgehend mit den Ergebnissen, die in Bien (Hrsg.), (1994) schon an einer relativ kleinen Stichprobe dokumentiert worden sind. Insbesondere Marbach, (1994; S. 77 ff) sowie Walter Bien, (1994; S. 3).
Beck-Gernsheim, (1994).
Bien in diesem Band
Gesamtvarianz der Häufigkeiten genannter Personen
Bei Männern müssen die oben beschriebenen Einschränkungen berücksichtigt werden.
Siehe Bien/Bender in diesem Band
Esser (1993)
Bertram (1986)
Siehe hierzu Bien (1991), Bertram (1991), Marbach (1994)
Siehe dazu Schlemmer in diesem Buch
Die hier verwendeten Querschnittsdaten ermöglichen eigentlich nur einen Vergleich von Altersgruppen. Wenn wir sie dennoch lebensverlaufstheoretisch interpretieren, so deswegen, weil in den folgenden Beziehungsdaten eine Vielzahl von Lebensereignissen, die auch retrospektiv erfaßt werden können, aufscheinen, so daß eine lebensverlaufstheoretische Interpretation zumindest als Hypothesenformulierung gerechtfertigt erscheint.
Im Rahmen einer kurvenlinearen Anpassung lassen sich zwischen 90 und 94% des Verlaufs der genannten Familien- und Haushaltsmitglieder und des Lebensalters erklären.
Flandrin (1978)
Diesen Zusammenhang hat Barth (1973) bereits in den 50er Jahren gemeint, wenn er darauf verwiesen hat, daß beispielsweise die alleinlebende Großmutter in der Einliegerwohnung in der amtlichen Statistik zwar als Ein-Personen-Haushalt gezählt wird, aber in Wirklichkeit in einer Mehrgenerationenfamilie lebt.
5. Familienbericht des BMFUS (1994)
Da das Haupterhebungsjahr für den ersten Familiensurvey 1988 war und die anderen Untersuchungen später hinzugetreten sind, haben wir den Mikrozensus (1987) zugleich herangezogen. Allerdings irrt Beck-Gernsheim (1994) ehrlich, wenn sie glaubt, daß die späteren Mikrozensen hier von diesen Ergebnissen erhebliche Abweichungen aufweisen
Vgl. den Absatz über Geschiedene.
Ein Beispiel für die Absurdität dieser Definition zeigt die Studie von Vaskovics und Schneewind (1992). Die Autoren weisen die langfristigen Unterstützungsleistungen der Eltern für ihre inzwischen aus dem Haushalt ausgezogenen Kinderund der amtlichen Statistik zufolge selbständigen jungen Familien nach, ohne daß solche langfristigen Unterstützungen, die Eltern für ihre Kinder leisten und damit auch die wirklichen Beziehungen zu den Kindern aufrechterhalten, in den amtlichen Statistiken gar in der Politik die angemessene Berücksichtigung finden.
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© 1995 Leske + Budrich, Opladen
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Bertram, H. (1995). Die Sicherheit privater Beziehungen. In: Bertram, H. (eds) Das Individuum und seine Familie. Deutsches Jugendinstitut Familien-Survey, vol 4. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95771-9_4
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-95771-9_4
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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