Libyen 1994

Zusammenfassung

Das am 1.9.1969 begründete republikanische politische System unter Führung von Mu’ammar al-Qaddafi feierte 1994 sein 25jähriges Bestehen, was Anlaß zu entsprechenden Feiern am 31.8. (Show) und 1.9. (Militärparade mit 1.088 Panzern) gab, deren Glanz indes durch die auch 1994 anhaltenden UNO-Sanktionen wegen des Lockerbiekonfliktes ( →JB 1992) und folglich wenig prominenten Gästen getrübt wurde. Die ersten beiden Wochen des Jahres waren nach der Verlängerung der UNO-Sanktionen im Dezember 1993 — trotz aller Vermittlungsbemühungen u.a. der Arabischen Liga und Präsident Mubaraks und trotz aller konzilianten Schritte des Regimes - geprägt von zahlreichen landesweiten Auftritten von Revolutionsführer Qaddafi (u.a. Zuwara 4.1.; al-Alalaqa/Sabratha 6.1.; Abu Slim/Surman 8.1.; Qara Bulli 10.1.), die nicht nur dazu dienten, schriftliche und mündliche Solidaritäts- und Loyalitätsbezeugungen der Bevölkerung und der Stammesscheiche (als moderne Form der Bai’a) entgegenzunehmen, sondern in teilweise aggressiven Reden den “neuen Kreuzzug des Westens gegen die Jamahiriy” zu verurteilen und auf die Kampfbereitschaft der libyschen (lib.) Volksmassen hinzuweisen. Besonders typisch in dieser Hinsicht war die Rede Qaddafis vor mehreren hunderttausend Libyern in Benghazi am 13.1. (FJ, 14.1.), wo er für den Fall einer westlichen Aggression zur Erzwingung der Auslieferung der beiden vermeintlichen Lockerbieattentäter einen langen und für alle Seiten verlustreichen Kampf ankündigte.