Zusammenfassung
Betriebsgröße ist eine Dimension, die für eine Vielzahl unterschiedlicher Sachverhalte stehen kann. Während sie in der Industriesoziologie häufig als eine Art ‘demographische’ Variable betrachtet wird, wobei letztlich unklar bleibt, welche Wirkungsmechanismen zwischen der Betriebsgröße und der Arbeitsorganisation bestehen, gibt es in der Organisationsforschung mehrere Strömungen, die sich intensiver mit Betriebsgröße auseinandersetzen. Eine lange Tradition haben in der Organisationsforschung Ansätze, die auf das Webersche Bürokratiemodell zurückgreifen. Eine zweite etablierte Strömung bindet Größe in den Kontext kontingenztheoretischer Überlegungen ein. Eine neuere Entwicklung ist die Auseinandersetzung mit Größe innerhalb evolutionistischer Modelle; und schließlich wird die Größenproblematik implizit auch in verhaltenstheoretischen Ansätzen und in der Transaktionskostentheorie behandelt.
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Literatur
Kimberly (1976) analysierte etwa 80 empirische Beiträge, die sich mit Zusammenhängen zwischen Größe und organisatorischer Struktur beschäftigen.
Kimberly ( 1976, S. 593) bemerkt zu diesem Standardmodell in Anbetracht der empirischen Ergebnisse: One reason the concept of size as it has emerged in the organizational literature has such an ambiguous status is that it is simply too global to permit specifications of its role. A more differentiated view of size needs to be used, one which enables the researcher to posit differential relationships between the various aspects of size and the various dimensions of structure.“
Weber selbst entwickelt keine theoretische Konzeption, welche Beziehungen zwischen der Effektivität rationaler Herrschaft und der Größe bürokratischer Organisation bestehen könnten. Größe als Dimension wird von ihm hauptsächlich im Zusammenhang mit Nationen betrachtet, wobei Größe in diesem Zusammenhang ein Indikator für Macht ist, vgl. Weber ( 1972, S. 520ff.).
Die Parallelen zu Colemans (1990) Konzeption des Korporativen Akteurs, die in Kapitel 6. behandelt wird, sind nicht zufällig. Coleman (1990, S. 422ff.) diskutiert Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Ansätze.
Wie vielfältig organisatorische Strukturen sein können, zeigt sich auch in den Ergebnissen des MFA-Panels. Widmaier/Schmid ( 1992, S. 239) sprechen von einem’ bunten’ Bild, das der Maschinenbau bietet, und verweisen auf die große Heterogenität der Branche.
Daß sich an der empirischen Uneindeutigkeit bis in die 80er Jahre wenig geändert hat, zeigt die Zusammenstellung von Kubicek/Welter (1985).
Bereits Luhmann (1964) stellt fest, daß Organisationen in der Regel eine Vielfalt von Zielen aufweisen, daß sich den Zielen nur selten eindeutig Mittel zuordnen lassen, so daß Ziele auf mehreren Wegen erreicht werden können (funktionale Äquivalenz), daß Ziele widersprüchlich sein können und daß zwischen Zielerreichung und Existenzsicherung nicht notwendigerweise ein Zusammenhang besteht.
Zur sprachlichen Vereinfachung wird die Betrachtung einer einzelnen Organisation als Individualebene bezeichnet, obwohl Organisationen natürlich keine Individuen sind. Dementsprechend wird die Betrachtung einer Population von Organisationen als Kollektivebene bezeichnet. Zur allgemeineren Darstellung des Ebenenproblems und der Gefahr von Fehlschlüssen vgl. Esser ( 1993, S. 592ff.).
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© 1996 Leske + Budrich, Opladen
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Freriks, R. (1996). Größe als unabhängige Dimension. In: Theoretische Modelle der Betriebsgröße im Maschinenbau. Neue Informationstechnologien und Flexible Arbeitssysteme. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95760-3_2
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