Zusammenfassung
Seit mehr als dreißig Jahren hat der Stellenwert der Rüstungskooperation zwischen westlichen Industrieländern ständig zugenommen. Zum einen galt es, nach Wegen zu suchen, um die stark steigenden Forschungs- und Entwicklungskosten auf mehrere Partner zu verteilen. Zum anderen war die Standardisierung der militärischen Ausrüstung stets ein wichtiges Anliegen des westlichen Verteidigungsbündnisses. Gemeinsame Rüstungsprojekte wurden aber auch als Bausteine einer abgestimmten Verteidigungspolitik betrachtet. Jedoch ist die Zahl der erfolgreich abgewickelten Kooperationsvorhaben für die meisten Mitgliedsstaaten der NATO begrenzt geblieben. Es gab immer wieder Rückschläge, auch in jüngster Zeit. Die sowjetische Bedrohung war im Ganzen gesehen nur ein schwacher Anstoß, die Rüstungskooperation unter den NATO-Partnern auszubauen. Die Strategie einer Kriegsverhinderung durch nukleare Abschreckung minderte die Bedeutung konventioneller Waffensysteme und verringerte daher den Anreiz für Kooperationsanstrengungen in diesem Bereich.
Übersetzung: Urs Leimbacher.
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Literatur
Übersetzung: Urs Leimbacher.
Die Bestimmungen der Einheitlichen Europäischen Akte betreffen nur indirekt den Bereich der Rüstungsproduktion. Er bleibt außerhalb des Zuständigkeitsbereichs der Europäischen Gemeinschaft. Immerhin hat der Binnenmarkt auch für den militärisch-industriellen Sektor grundlegende Bedeutung, indem er die grenzüberschreitende industrielle Zusammenarbeit auch für die Rüstungsindustrie erleichtert.
Die 1976 geschaffene IEPG wurde 1993 in die Westeuropäische Union (WEU) integriert. Parallel dazu wurde Ende 1993 die Eurogroup der NATO aufgelöst, die sich ebenfalls mit Fragen der Rüstungskooperation befaßt hatte.
Währungseinflüsse verändern das wertmäßige Volumen der in den einzelnen Partnerländern ausgeführten Aufträge. Solche Schwankungen machten bisweilen die Verlagerung von Produktionslinien von einem Land ins andere nötig, um die prozentualen Anteile der Partner an den Auftragsvolumina einzuhalten.
Nach Angaben des GRIP (Europäisches Institut für Forschung und Information über Frieden und Sicherheit) hat die europäische Rüstungsindustrie zwischen 1983 und 1991 ein Drittel ihrer Arbeitsplätze verloren. Von 1.567.000 sank die Zahl der in diesem Sektor Beschäftigen auf 1.040.000 Personen. Bis 1998 könnte schätzungsweise ein weiteres Drittel verloren gehen.
Bekanntlich hatte sich die Bundesrepublik schon früher an einem ähnlichen multilateralen NATO-Programm, der „Modular Stand-Off Weapon“ (MSOW) beteiligt, zog sich davon aber Ende der achtziger Jahre zurück.
Aufgrund des geplanten Einsatzes des PAH gegen sowjetische Panzerkolonnen an der Zentralfront sahen die ursprünglichen deutschen Spezifikationen einen schweren, mit Luft-Boden und Luft-Luft-Raketen bewaffneten Hubschrauber vor.
Die Entwicklungsphase wurde im September 1992 eingeleitet. Am Programm beteiligen sich Deutschland, Frankreich, die Niederlande und Italien.
Großbritannien beteiligt sich an der Entwicklung eines der Waffensysteme des HAC/PAH, der Panzerabwehrrakete dritter Generation, die vom trilateralen Konsortium „Euromissile Dynamics Group“ (EMDG) durchgeführt wird. Großbritannien wollte sich von dieser Mitarbeit zurückziehen, was zum Ausfall eines Drittels der entsprechenden Gelder geführt hätte. Dadurch wurde die Zukunft des ganzen Hubschrauberprogramms in Frage gestellt. Um den Rückzug der Briten abzuwenden, willigten Frankreich und Deutschland ein, die Hälfte des britischen Anteils an der nächsten Entwicklungsphase im Umfang von ca. 140 Mio. DM zu übernehmen.
Dieses Projekt wurde in einem Bericht des britischen Verteidigungsminister an das Unterhaus angesprochen.
„Eurodynamics“ zielte auf die Zusammenlegung der Raketenbereiche von Thomson und British Aerospace.
Dies nach den Programmen „Atlantic“ und „Alphajet“, die im wesentlichen von Bréguet „ererbt“ waren.
Die teilweise Verflechtung der industriellen und finanziellen Strukturen von Thomson, Aérospatiale und Crédit Lyonnais durch gegenseitige Beteiligungen stellt offensichtlich einen Versuch dar, das deutsche Modell nachzuahmen.
für einen Umsatz von 60 Mrd. FF wurden 1991 nur 70 Mio. FF Gewinn erzielt. Die Deutsche Aerospace hat gerade 7.500 Entlassungen angekündigt. Bei einem Scheitern des Eurofighters werden wahrscheinlich nochmals 8.500 Arbeitsplätze verloren gehen.
Die Verluste vor Steuern für das erste Halbjahr 1992 beliefen sich auf 129 Mio. Pfund. Ungefähr 25.000 Entlassungen wurden im Zeitraum von 1991 bis 1994 vorgenommen.
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© 1995 Leske + Budrich, Opladen
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Muguet, C. (1995). Die militärisch-industrielle Zusammenarbeit, die deutsch-französische Kooperation und die europäische Verteidigung. In: Handeln für Europa. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95754-2_6
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