Zusammenfassung
Obgleich in der Frage der Struktur des weiterführenden Schulwesens seit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland niemals ein breiter gesellschaftlicher Konsens bestand und immer wieder Versuche unternommen wurden, das Schulsystem zu reformieren, blieb der vertikale Aufbau aus drei unterschiedlich anspruchsvollen Bildungsgängen alles in allem die dominierende Organisationsform der Sekundarstufe I. Die prominentesten Konzepte erstellten der Deutsche Ausschuss für das Erziehungs- und Bildungswesen („Rahmenplan zur Umgestaltung und Vereinheitlichung des allgemeinbildenden öffentlichen Schulwesens“, 1959) und der Deutsche Bildungsrat („Strukturplan für das Bildungswesen“, 1970). Als weitreichend galten die Empfehlungen des Rahmenplans, das allgemeinbildende Schulwesen nach einem klaren Stufenprinzip zu gliedern, die Jahrgangsstufe 5/6 als schulformunabhängige Förderstufe auszuweisen, die Oberstufe der Volksschule zur Hauptschule (mit verlängerter Schulzeit und erweitertem Bildungsangebot) umzuwandeln. Für eine organisatorische Verbindung unterschiedlicher Bildungsgänge sah der Deutsche Ausschuss nur unter dem Aspekt der Verbesserung der Bildungsversorgung in ländlichen Regionen einen Anlaß; Vorbild für den entsprechenden Vorschlag dürften die bereits bestehenden hessischen Mittelpunktschulen gewesen sein:
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Anmerkungen
Vom Bildungsrat empfohlene Bezeichnung für den Abschluß der Sekundarstufe I.
A-Länder: SPD-geführte Landesregierungen; B-Länder: CDU- bzw. CSU-geführte Landesregierungen.
Vgl. hierzu exemplarisch den Befund des Deutschen Ausschusses für das Erziehung.- und Bildungswesen („Rahmenplan”) aus dem Jahr 1959: „Die fühlbarste Belastung des heutigen Schulsystems ist der immer stärker werdende Andrang zu den weiterführenden Schulen (gemeint: Realschulen und Gymnasien; d. Vol.).“ Und: „Die weiterführenden Schulen erhalten eine Schülerschaft, deren Befähigungsdurchschnitt der überlieferten Höhe der Anforderungen nicht mehr voll genügt.” (Rahmenplan, S. 8). — Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Feststellung besuchten in den westdeutschen Ländern 68,8% der Schülerinnen und Schüler eine Volksschule, 11,3% eine Realschule und 17,2% ein Gymnasium (jeweils 7. Klassenstufe).
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© 1996 Leske + Budrich, Opladen
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Holtappels, H.G., Räsner, E. (1996). Schulsystem und Bildungsreform in Westdeutschland — Historischer Rückblick und Situationsanalyse. In: Melzer, W., Sandfuchs, U. (eds) Schulreform in der Mitte der 90er Jahre. Reihe Schule und Gesellschaft, vol 8. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95751-1_3
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-95751-1_3
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-8100-1338-5
Online ISBN: 978-3-322-95751-1
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