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Politische Grundorientierungen

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Part of the book series: DJI-Jugendsurvey ((DJIJUG,volume 1))

Zusammenfassung

In diesem Kapitel sollen grundsätzliche Orientierungen der Befragten gegenüber der Politik untersucht werden. Der Begriff “politische Grundorientierung” wird dabei in einem ähnlichen Sinne verwandt wie der in der Psychologie übliche Einstellungsbegriff oder der von Converse (1964) vorgeschlagene Sammelbegriff “politische Überzeugung”. Alle drei können als mentale Dispositionen verstanden werden, die kognitive, affektive und verhaltensleitende Elemente enthalten.1 Der Begriff der politischen Grund-Orientierungen wird hier jedoch dem Einstellungsbegriff vorgezogen, um anzudeuten, daß die in diesem Kapitel betrachteten Grundorientierungen mehr sind als lediglich Einstellungen zu tagespolitischen Fragen. Einerseits sind sie für die politischen Überzeugungssysteme der Befragten zentraler und geben einen Orientierungsrahmen ab, der zur Einordnung tagespolitischer Ereignisse verwendet wird. So prägen sie die Einzeleinstellungen bis zu einem gewissen Grad. Andererseits sind sie auch über die Zeit stabiler und fluktuieren weniger in Abhängigkeit von aktuellen politischen Ereignissen.

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Anmerkungen

  1. Der von Converse (1964) eingeführte Begriff der politischen Überzeugung (political belief) ist der umfassendste dieser drei Begriffe, da er nicht nur (affektive) Einstellungen, sondern auch Meinungen umfaßt, also (kognitive) Vorstellungen über die politische Realität. Auch kann der Verhaltensbezug von Überzeugungen mehr oder weniger eng sein. Der Begriff politisches Überzeugungssystem bezieht sich auf die Gesamtmenge der politischen Meinungen, Einstellungen und Verhaltensdispositionen. In Anlehnung an Converse kann man davon ausgehen, daß politische Überzeugungssysteme eine hierarchische Struktur aufweisen, d.h. daß bestimmte Meinungen oder Einstellungen zentraler und daher wichtiger sind als andere. Die zentraleren Meinungen und Einstellungen haben eine prägende Kraft für die weniger zentralen.

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  2. Bei all diesen Fragen konnten die Befragten ihre Zustimmung bzw. Zufriedenheit mittels einer sechsstufigen Skala abstufen. Bei der Bewertung der Idee der Demokratie und der Idee des Sozialismus wurde danach gefragt, wie sehr die Befragten grundsätzlich für oder gegen diese Idee waren (“sehr für die Idee” bis “sehr gegen die Idee”). Bei der Zufriedenheit mit der Demokratie in der Bundesrepublik wurde nach dem Grad der Zufriedenheit gefragt (“sehr zufrieden” bis “sehr unzufrieden”). Die Bewertung des Sozialismus in der DDR erfolgte anhand folgender Frage: “Und wie denken Sie heute über den Sozialismus, so wie er in der DDR bestand?” (“sehr gut” bis “sehr schlecht”). Beim Nationalsozialismus wurde schließlich nach dem Grad der Zustimmung zu der vorgegebenen Aussage gefragt (“stimme voll und ganz zu” bis “stimme überhaupt nicht zu”).

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  3. Fuchs bezeichnet die Zufriedenheit mit der Demokratie dementsprechend als eine Einstellung zum Regime “auf einer niedrigen Generalisierungsebene” (1989:139), während Westle von diffus-spezifischer Unterstützung der politischen Ordnung spricht, bei der die Befragten angeben, “ob die real existierende politische Ordnung ihrer eigenen Zielsetzung entspricht” (1989: 189).

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  4. Die Vorstellung eines politischen Raums ist dabei nicht völlig aus der Luft gegriffen, sondern existiert durchaus auch im Bewußtsein vieler Politiker und Bürger. Nicht umsonst ist das Begriffspaar Links-Rechts seit der französischen Revolution zur Kennzeichnung politischer Positionen gebräuchlich.

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  5. Nach den Ergebnissen von Gluchowski u.a., die allerdings eine elfstufîge Links-Rechts-Skala verwendeten, lag der Mittelwert der Gesamtbevölkerung 1990 um 0,06 rechts von der rechnerischen Skalenmitte. Zudem zeigt die Zeitreihe dieser Autoren, daß der Mittelwert der Bevölkerung seit 1976 etwas näher an den rechnerischen Mittelpunkt herangerückt ist (1993: 180).

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  6. Zur Bildung des additiven Index wurden pro Befragtem die beiden Skalenwerte addiert und dann durch die Zahl der Items (2) geteilt, so daß der Index wieder den Wertebereich von 1 bis 6 aufweist. Die Indexwerte wurden für die weitere Analyse in drei Wertebereiche unterteilt: 1,0–2,0: niedrig; 2,1–4,0: mittel; 4,1–6,0: hoch.

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  7. Philip Converse (1964) hat als erster auf die vielfach nur geringe Konsistenz politischer Überzeugungen hingewiesen, die er auf das geringe Informationsniveau und Interesse der meisten Bürger zurückführte. Tatsächlich zeigen Einstellungsvergleiche von Bürgern und Eliten, daß Eliten sehr viel konsistentere politische Überzeugungssysteme aufweisen (vgl. hierzu auch Hoffmann-Lange 1992c: Kapitel 6). Dies ist neben der Komplexität des Forschungsgegenstandes eine weitere Erklärung dafür, daß bislang alle Versuche gescheitert sind, eine eindimensionale Skala zur Messung demokratischer Grundüberzeugungen zu entwickeln. So ist es nicht weiter verwunderlich, daß die “Demokratieskala” von Kaase, die vollständig in den DJI-Jugendsurvey 1992 übernommen wurde und aus der die meisten der hier analysierten Items stammen, in Faktorenanalysen immer mehrere Faktoren erbringt. Die im DJI-Jugendsurvey 1992 ermittelten Korrelationen zwischen den verschiedenen Items dieser Skala waren äußerst gering, so daß hier darauf verzichtet wird, die Ergebnisse im einzelnen darzustellen.

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  8. Wie die Ergebnisse von Gille zeigen, existieren jedoch deutliche Zusammenhänge zwischen Wertorientierungen und politischem Interesse sowie politischen Partizipationsbereitschaften, insbesondere für den Bereich der Selbstentfaltungswerte (1994: 63 ff.).

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  9. Die Häufigkeit einer Parteibindung ist unter den politisch Interessierten höher als bei den nur wenig Interessierten. Aber auch bei ihnen liegt die Bindungsquote im DJI-Jugendsurvey nur bei etwas mehr als der Hälfte, und dies einschließlich der Anhänger der Republikaner und der PDS.

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  10. An dieser Stelle kann nur auf die politikwissenschaftliche Diskussion über die Entwicklung von Parteibindungen in den neuen Bundesländern verwiesen werden. Während Roth (1990) davon ausgeht, daß in der DDR-Bevölkerung unmittelbar nach der Wende kaum Bindungen an die politischen Parteien vorlagen, betonen Bluck/Kreikenbom (1991), daß viele DDR-Bürger sich bereits seit längerer Zeit auf das westdeutsche Parteiensystem orientiert und dabei schon vor der Wende quasi antizipatorisch Bindungen an bestimmte Westparteien entwickelt hatten.

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  11. Eine Ausnahme machen hier vor allem die Republikaner-Anhänger im Osten mit nur 55,0% starker Unterstützung für die Idee der Demokratie. Bei den PDS-Anhängern im Westen ist der entsprechende Anteil noch geringer (38,5%), wobei diese Gruppe allerdings sehr klein ist (n = 52).

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  12. Der DDR-Sozialismus wird lediglich in der Gruppe der PDS-Anhänger im Osten von einem nennenswerten Anteil stark befürwortet (13,0%), während es sonst kaum Unterschiede zwischen den verschiedenen Gruppen von Parteianhängern gibt. Umgekehrt wird die Idee des Nationalsozialismus in allen Gruppen mit Ausnahme der Republikaner-Anhänger mehrheitlich stark abgelehnt. Bei diesen äußerten im Westen 28,4% und im Osten sogar 44,6% starke Zustimmung zum Nationalsozialismus.

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Ursula Hoffmann-Lange

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© 1995 Leske Budrich, Opladen

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Hoffmann-Lange, U. (1995). Politische Grundorientierungen. In: Hoffmann-Lange, U. (eds) Jugend und Demokratie in Deutschland. DJI-Jugendsurvey, vol 1. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95749-8_5

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-95749-8_5

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-8100-1392-7

  • Online ISBN: 978-3-322-95749-8

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