Zusammenfassung
Zum Jahresanfang war in Afghanistan (A.) die Frage nach der Ablösung des Präsidenten Burhanuddin Rabbani (Jami’at-i Islami) von seinem Amt weiterhin strittig. Rabbani war ursprünglich am 28.6.1992 für die Dauer von vier Monaten zum Staatspräsidenten ernannt worden, konnte aber seine turnusmäßige Ablösung hinauszögern, bis ihn ein Beratungsgremium (majlis-i shura) im Dezember 1992 für weitere zwei Jahre in seinem Amt bestätigte. Sein Hauptrivale Gulbadin Hikmatyar (Hizb-i Islami) war von Anfang an bestrebt, Rabbani zum frühest möglichen Termin aus dem Präsidentenamt, das er für sich beanspruchte, zu drängen. Im Gegensatz zu Rabbani, der der tadschikischen Minderheit angehört, ist Hikmatyar ein Paschtune und somit ein Vertreter der größten afghan. Ethnie, die in der Geschichte die meiste Zeit die Herrschaft ausgeübt hat. Der vom UNO-Sonderbotschafter Mahmoud Mestiri vorgelegte Friedensplan, der die Bildung einer Übergangsregierung zur Abhaltung von Wahlen vorsah, wurde im Prinzip auch von Rabbani angenommen. Als aber im November 1994 die aus afghan. Studenten religiöser Schulen in Pakistan bestehende Taleban-Mflxz auftauchte und binnen Wochen mehrere Provinzen unter ihre Kontrolle brachte, verlangte Rabbani deren Einbindung in den UNO-Friedensplan. Seine Rechnung ging auf, weil die Taleban jegliche Zusammenarbeit mit den Mujahidin -Gruppen, die sie als “Verbrecher” brandmarkten, strikt ablehnten. Somit konnte Rabbani sein Festhalten am Präsidentenamt mit dem Fehlen einer verläßlichen Übergangsregierung und dem Hinweis auf die Gefahr eines Machtvakuums begründen.
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© 1996 Leske + Budrich, Opladen
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Ahmed, M.D. (1996). Afghanistan 1995. In: Koszinowski, T., Mattes, H. (eds) Nahost Jahrbuch 1995. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95734-4_6
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