Der Kampf um die Rohstoffe in Zentralasien

Zusammenfassung

Die Auseinandersetzung um die Kontrolle und die Transportwege des Erdöls aus dem Kaspischen Meer wird oft als neues “great game” bezeichnet. Während der Westen langfristig neue Quellen unabhängig vom Persischen Golf sucht, bieten allein die reichen Vorkommen an Erdöl und Erdgas den neuen unabhängigen Staaten in Zentralasien die Aussicht auf wirtschaftlichen Aufschwung. Rußland dagegen betrachtet diese Region als seine angestammte Einflußsphäre und versucht mittels des Energiesektors seine Kontrolle zu erhalten bzw. wiederzugewinnen, während gleichzeitig die Türkei neue politische und wirtschaftliche Einfluß-möglichkeiten sucht. Die widerstreitenden Interessen prallen am stärksten in Aserbaidschan aufeinander. Gerade Aserbaidschan könnte eine Rolle als Vermittler im Rahmen einer Kooperation aller Beteihgten — USA, Rußland, Großbritannien, Türkei und auch Iran — ausfüllen. Die bisherige Entwicklung zeigt aber, daß es sich ebensogut zum Brennpunkt eines neuen Ost-West-Konflikts entwickeln könnte. Angesichts der pohtischen Gegebenheiten und Komplikationen ist eine baldige Nutzung der Reserven mit vielen Fragezeichen versehen. Nach Schätzungen könnten Aserbaidschan und Kasachstan in den nächsten 10–15 Jahren 1,5 Mio. b/d exportieren. Damit wäre die Region eine bedeutende Quelle für den internationalen Markt, da sich der globale Bedarf in den kommenden 25 Jahren verdoppeln wird. Die Vorkommen im aserbaidschanischen Sektor werden mit denen der Nordsee verglichen. Nachgewiesen sind bisher 16–32 Mrd. b, Schätzungen gehen von 100 Mrd. b aus, zuverlässige Informationen fehlen aber bisher.