Zusammenfassung
Die Entwicklungen 1995 verdeutlichten einmal mehr die internationale Dimension der Kurdenfrage. Sie ist längst ein Problem geworden, das den regionalen Rahmen sprengt und daher Lösungsstrategien erfordert, die über den nationalen Kontext der betroffenen Länder hinausgehen. Von den schätzungsweise 22–23 Mio. Kurden lebt nur gut die Hälfte in einem geschlossenen Siedlungsgebiet, das sich von der Südosttürkei nach Nordwestiran und in den Nordostirak erstreckt und das an seinen Rändern engräumig mit den Siedlungsgebieten anderer ethnischer Gruppen verzahnt ist. Bereits in historischer Zeit waren durch Wanderungen und Umsiedlungen kurdische Enklaven außerhalb dieses Kerngebiets entstanden. In jüngerer und jüngster Zeit trugen Deportationen, Arbeitsmigrationen, Stadtwanderungen und auch politisch motivierte Fluchtbewegungen zur weiteren Zerstreuung der Kurden bei. So entstand durch Gastarbeiter und politische Flüchtlinge allein in Westeuropa eine auf etwa 600.000 Personen geschätzte Migrantenkolonie der ca. 12 Mio. Kurden in der Türkei. Die innerhalb dieser Kolonie politisch aktive PKK (Arbeiterpartei Kurdistans) sorgte dafür, daß das Kurdenproblem in der Türkei nicht aus dem europäischen Gedächtnis verdrängt wurde. Auch die blutigen Parteikämpfe unter den ca. 3,4 Mio. Kurden im Irak erhielten durch den Gebietsschutz der Alliierten unter amerikanischer Führung gegenüber früheren Fraktionskämpfen eine neue Bedeutung.
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© 1996 Leske + Budrich, Opladen
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Franz, E. (1996). Die Internationalisierung der Kurdenfrage. In: Koszinowski, T., Mattes, H. (eds) Nahost Jahrbuch 1995. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95734-4_28
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