Zusammenfassung
Die zivilisatorische Funktion der Wand, neben Wind und Wetter auch unerwünschte Sinnesannäherungen Dritter abzuhalten, gerät beizeiten ins Wanken. Wenn etwa gefeiert wird, „daß die Wände wackeln“, ist der akustische Schutzwall zu schwach geworden und entäußert hilflos, was drinnen vor sich geht. Bei dieser zunehmenden Hellhörigkeit des Hauses wird der Hinweis auf die Ohren (an) der Wand auch im Alltag immer häufiger auch als Warnsignal zu verstehen sein. Aus der Binnenperspektive einer Wohnung heraus kann das bedeuten: dreh die Bässe raus, schrei nicht so laut, laß die Wäsche morgen durchlaufen. Gerichtsurteile pflastern die Wege der im Entstehen begriffenen auditiven Ethnologie, die mit Hilfe solcher Zeugnisse sogar historisch rekonstruieren kann, welche Geräusche zu welcher Zeit wen warum und wie gestört haben.
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Literatur
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Faust, Isabelle et al. (Hrsg.): Klang Wege. Kassel 1995
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Winkler, Justin: Klanglandschaften. Untersuchungen zur Konstitution der klanglichen Umwelt in der Wahrnehmungskultur ländlicher Orte in der Schweiz. Basel 1995
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Driller, M. (1996). Wände haben Ohren. In: Schillerpromenade 27 12049 Berlin EIN HAUS IN EUROPA. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95710-8_6
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