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Sozialer Wandel durch Positives Recht

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Rechtssoziologie

Part of the book series: WV studium ((WVST,volume 1))

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Zusammenfassung

Gesellschaft und Recht hängen auf mehr als eine Weise zusammen. Bisher haben uns im wesentlichen zwei Perspektiven geleitet: Wir haben nach der Funktion des Rechts für das soziale System der Gesellschaft gefragt, und wir haben die Art und Weise, in der diese Funktion erfüllt wird, in Beziehung gesetzt zu verschiedenartigen Gesellschaftsstrukturen, die sich im Prozeß gesellschaftlicher Evolution nacheinander herausgebildet haben. In dieser globalen Betrachtungsweise wurde die Evolution des Gesellschaftssystems als Auslöser sozialen Wandels gesehen und die Veränderungen im Rechtsgefüge als Begleiterscheinung, die durch Umstrukturierungen des Gesellschaftssystems, vor allem seines Differenzierungsmodus, ermöglicht werden und zugleich wichtige institutionelle Errungenschaften des Evolutionsprozesses stabilisieren helfen. In evolutionärer Perspektive ist Recht als unaufgebbares Element der Gesellschaftsstruktur immer Bewirktes und Wirkendes zugleich.

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Literatur

  1. Vgl. Die Rechtsinstitute des Privatrechts und ihre soziale Funktion: Ein Beitrag zur Kritik des bürgerlichen Rechts. Neudruck Stuttgart 1965 (zuerst in Marx-Studien Bd. I, Wien 1904, S. 63–192): Auf besseren rechtstheoretisdlen Grundlagen, nämlich mit Hilfe seines Begriffs der Reinstitutionalisierung (vgl. oben Bd. I, S. 79, Anm. 98) argumentiert auch Paul Bohannan, a. a. O., daß die Rechtsentwidklung immer in gewissem Maße ‹out of phase, sei im Verhältnis zur gesellschaftlichen Entwicklung. Eingehende historische Analysen über das Verhältnis von Redltsentwidklung und Gesellschaftsentwicklung (namentlich Wirtschaftsentwicklung) für einen räumlich-zeitlich begrenzten Bereich verdanken wir den Arbeiten von James William Hurst. Siehe: The Growth of American Law: The Lawmakers. Boston 1950; Law and the Conditions of Freedom in the Nineteenth-Century United States. Madison 1956; Law and Social Progress in United States History. Ann Arbor 1960; Law and Economic Growth. The Legal History of the Lumber Industry in Wisconsin 1836–1915. Cambridge/Mass. 1964. Vgl. ferner Lawrence M. Friedman, Legal Culture and Social Development. Law and Society Review 4 (1969), S. 29–44.

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  2. Siehe z. B. Yehezkel Dror, Law and Social Change. Tulane Law Review 33 (1959), S. 787–801; auszugsweise audi in Vilhelm Aubert (Hrsg.), Sociology of Law. Harmondsworth, England 1969, S. 90–99; Per Stjernquist, How Are Changes in Social Behaviour Developed by Means of Legislation? In: Legal Essays. Festskrift til Frede Castberg. Kopenhagen—Stockholm—Göteborg 1963, S. 153–169; Helmut Coing, Law and Social Development. In: Raymond Aron/Bert F. Hoselitz (Hrsg.), Le développement social. Paris—Den Haag 1965, S. 293–312; William M. Evan, Law as an Instrument of Social Change. In: Alvin W. Gouldner/ S. M. Miller (Hrsg.), Applied Sociology. Opportunities and Problems. New York —London 1965, S. 285–293 (286 f); Philip Selznick, Law. The Sociology of Law. International Encyclopedia of the Social Sciences Bd. 9, 1968, S. 50–59 (56); Wolfgang Friedmann, Redit und sozialer Wandel. Frankfurt 1969, S. 13 ff.

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  3. nicht einmal William G. Sumner - trotz des berühmten Diktums ‹stateways cannot change folkways». Dazu vgl. Henry V. Ball/George E. Simpson/Kiyoshi Ikeda, Law and Social Change. Sumner Reconsidered. The American Journal of Sociology 67 (1962), S. 532–540.

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  4. Vgl. dazu die temperamentvolle Kritik von Rudolf Wiethölter, Die GmbH in einem modernen Gesellsdhaftsrednt und der Referentenentwurf eines GmbH-Gesetzes. In: Probleme der GmbH-Reform. Köln 1969, S. 11–41; ferner etwa Frieder Naschold, Kassenärzte und Krankenversicherungsreform. Zu einer Theorie der Statuspolitik. Freiburg 1967.

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  5. Zur Kritik siehe bereits Boden, Über eine experimentelle Methode der Gesetzgebung. Archiv für die gesamte Psychologie 33 (1915), S. 355–372; ferner die Forderung einer experimentellen, erfahrungswissenschaftlich orientierten Jurisprudenz bei Frederick K. Beutel, Some Potentialities of Experimental Jurisprudence as a New Branch of Social Science. Lincoln 1957. Heute wird man die Kritik beibehalten, aber das Wissenschaftsvertrauen weniger hoch ansetzen.

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  6. So besonders der unseren Überlegungen nahestehende Versuch von Donald T. Campbell, Variation und Selective Retention in Socio-Cultural Evolution. General Systems 14 (1969), S. 69–85. Siehe dazu (unter der eher irreführenden Bezeichnung als ’collectivistic approach) auch Amitai Etzioni, The Active Society. A Theory of Societal and Political Processes. London—New York 1968, S. 65 ff und passim.

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  7. Eine Vorstufe dazu ist das Erkennen der Funktionalität von Zufall. Vgl. dazu Vilhelm Aubert, Chance in Social Affairs. Inquiry 2 (1959), S. 1–24. Zu den Schwierigkeiten der planmäßigen Erzeugung von Zufälligkeit in sozialen Systemen ferner Stafford Beer, Kybernetik und Management. Frankfurt 1962, S. 216 ff.

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  8. In der gleichen Richtung, aber mit andersartigen Konzepten, sucht Amitai Erzion!, a. a. O., eine makrosoziologische Theorie, die eine integrierte Erforschung ungeplanten und geplanten sozialen Wandels leisten kann. Vgl. auch Ders., Elemente einer Makrosoziologie. In: Wolfgang Zapf (Hrsg.), Theorien des sozialen Wandels. 2. Aufl. Köln—Berlin 1970, S. 147–176.

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  9. Selbst die logischen Probleme, deren Lösung der Aufbau einer solchen Theorie über Prozesse mit eingebauter Reflexion voraussetzen müßte, sind völlig ungeklärt. Zum Evolutionsproblem speziell unter dieser Hinsicht Gotthard Gunther, Logik, Zeit, Emanation und Evolution. Köln—Opladen 1967; und, im Anschluß an Günther, Walter Bühl, Das Ende der zweiwertigen Soziologie. Soziale Welt 20 (1969), S. 163–180.

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  10. Siehe an zusammenfassenden neueren Publikationen etwa Wilbert E. Moore, Social Change. Englewood Cliffs/N. J. 1963, deutsch: Strukturwandel der Gesellschaft. München 1967; Tjaden, a. a. O.; Wolfgang Zapf (Hrsg.), Theorien des sozialen Wandels, a. a. O. (mit Bibliographie.)

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  11. Für den Versuch, den Strukturbegriff auf normativ stabilisierte Verhaltensmuster (aber nicht allein auf Recht, sondern vor allem auch auf Sprache und andere Kommunikationsmedien) zu beschränken, ist die soziologische Theorie von Tal-con Parsons repräsentativ. Vgl. die Nachweise Bd. I, Kap I., Anm. 22 und 23. Der dabei verwendete Normbegriff bleibt jedoch ebenso unklar wie die genaue Funktionsweise und die Tragweite des Normierens für Probleme der Stabilisierung. Selbst im näheren Umkreis von Parsons wird diese Verengung des Strukturbegriffs heute nicht mehr akzeptiert (oder, was auf dasselbe hinausläuft, das Fehlen eines Strukturbegriffs moniert). Vgl. Leon Mayhew, Action Theory and Action Research. Social Problems 15 (1968), S. 420–432.

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  12. Dies belegen die Ergebnisse von Peter M. Blau, Patterns of Deviation in Work Groups. Sociometry 23 (1960), S. 245–261 (258 f).

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  13. Dazu Claude C. Bowman, Distortion of Reality as a Factor in Morale. Tn: Arnold M. Rose (Hrsg.), Mental Health and Mental Disorder. London 1956, S. 393–407.

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  14. Die hierzu verfügbare sozialpsydlologische Forschung resümiert Ralph M. Stogdill, Individual Behavior and Group Achievement. New York 1959, S. 59 ff.

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  15. Hierzu audi Niklas Luhmann, Status quo als Argument. In: Horst Baier (Hrsg.), Studenten in Opposition. Beiträge zur Soziologie der deutschen Hochschule. Bielefeld 1968, S. 73–82.

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  16. Wir treffen uns hier mit der berechtigten methodologischen Kritik einer lediglich auf den ‹Bestand des Systems› bezogenen funktionalen Theorie. Siehe vor allem Ernest Nagel, Logic Without Metaphysics. Glencoe/Ill. 1956, S. 247 ff. Ähnliche Bedenken kleiden sidi oft in den Vorwurf einer ‹Reifikation› des Systembegriffs.

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  17. Diese Problemfassung findet sich für System/Teilsystem-Verhältnisse audi bei ODD RAMSÖY, Social Groups as System and Subsystem. New York—London 1963, S. 190 ff.

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  18. Talgott Parsons spricht von ‹collectivities›, wenn soziale Systeme eine gemeinsame Wertorientierung so ausbilden, daß für das System gehandelt werden kann. (Definitionen des Begriffs und Sprachgebrauch schwanken allerdings.) Siehe z. B. The Social System. Glencoe/I11. 1951, S. 96 ff, und Ders./Neil J. Smelser, Economy and Society. Glencoe/Ill. 1956, S. 15.

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  19. Dies wiederum ist in mindestens zwei Formen möglich: im Kampf gegen ‹Feinde des Systems› oder in der Form von Eintritts-oder Austrittsentscheidungen. Der letztere Fall ist konstitutiv für die strukturelle Identität von Organisationen. Siehe im einzelnen NI a.AS LuRMANN, Funktionen und Folgen formaler Organisation. Berlin 1964.

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  20. wie wir sie vor allem am Falle des Hierarchiemodells erörtert haben; siehe oben Bd. I, S. 197.

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  21. Darüber hinaus gibt es namentlich in der niederländischen und in der skandinavischen Rechtssoziologie einschlägige Forschungen. Vgl. die Berichte von Jan F. Glastra Van Loon und Torstein Eckhoff in: Renato Treves (Hrsg.), La sociologia del diritto. Problemi e ricerche. Mailand 1966, englisch übersetzt: Renato Treves/Jan F. Glastra Van Loon (Hrsg.), Norms and Actions. National Reports on Sociology of Law. Den Haag 1968.

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  22. In den Veröffentlichungen Parsons liegen nur sehr kursorische Darstellungen vor, die voraussetzen, daß Information und Energie klare Begriffe seien, und sogleich zu verschiedenartigen Anwendungen des allgemeinen Schemas übergehen. Für eine frühe Darstellung siehe TALCOTT PARSONS, Durkheim’s Contribution to the Theory of Integration of Social Systems. In: Kurt W. Wolff (Hrsg.), Emile Durkheim 1858–1917. Columbus/Ohio 1960, S. 118–153 (122 ff). Als neuere Formulierungen vgl. Ders., Die jüngsten Entwicklungen in der strukturell-funktionalen Theorie. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 16 (1964), S. 30–49 (insbes. 36 f); Charles Ackerman/Talcott Parsons, The Concept of ‹Social System as a Theoretical Device. In: Gordon J. Direnzo (Hrsg.), Concepts, Theory, and Explanation in the Behavioral Sciences. New York 1966, S. 19–40 (34).

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  23. Vgl. Talgott Parsons, An Approach to the Sociology of Knowledge. Transactions of the Fourth World Congress of Sociology. Mailand 1959, Bd. IV. Neu gedruckt in: Ders., Sociological Theory and Modern Society. New York—London 1967, S. 139–165 (142 ff); Ders., Interaction. Social Interaction. Encyclopedia of the Social Sciences, Bd. 7. New York 1968, S. 429–441 (437). Zur Klarstellung sei angemerkt, daß dies ein ganz anderer Begriff von ‹Insttutionalisierung› ist als der, den wir oben Bd. I, S. 64 ff eingeführt haben.

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  24. Law and Equal Opportunity. A Study of the Massachusetts Commission Against Discrimination. Cambridge/Mass. 1968. Vgl. auch Ders., Action Theory and Action Research. Social Problems 15 (1968), S. 420–432; Ders., Law. The Legal System. International Encyclopedia of the Social Sciences, Bd. 9. New York 1968, S. 59–66.

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  25. Vgl. zum Beispiel Gregory J. Massel, Law as an Instrument of Revolutionary Change in a Traditional Milieu. The Case of Soviet Central Asia. Law and Society Review 2 (1968), S. 179–228.

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  26. So zum Beispiel die an sich begrüßenswerte Psychologisierung und Psychiatrisierung der Rechtspflege mit Nachteilen in bezug auf ‹rechtsstaatliche› Werte, insbesondere Gleichheit, Berechenbarkeit, Gerechtigkeit. Vgl. dazu Harold J. Berman, Law as an Instrument of Mental Health in the United States and Soviet Russia. University of Pennsylvania Law Review 109 (1961), S. 361–376. Aus ‹westlicher› Sicht zum gleichen Problem ferner Vilhelm Aubert, Legal Justice and Mental Health. Psychiatry 21 (1958), S. 101–113, und Ders. mit Sheldon L. Messinger, The Criminal and the Sick. Inquiry 1 (1958), S. 137–160.

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  27. In deutscher Übersetzung ist verfügbar: ADAM PODG6RECKI, Dreistufen-Hypothese, über die Wirksamkeit des Rechts (Drei Variable für die Wirkung von Rechtsnormen). In: Ernst E. Hirsch/Manfred Rehbinder (Hrsg.), Studien und Materialien zur Rechtssoziologie. Sonderheft 11 der Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie. Köln—Opladen 1967, S. 271–283. Vgl. auch Ders., Law and Social Engineering. Human Organization 21 (1962), S. 177–181; Ders., Loi et morale en théorie et en pratique. Revue de l’Institut de sociologie 1970, S. 277–293.

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  28. The Study of Man. New York 1936, S. 115. Weitere Belege für die Verwendung dieser Kategorien bei Ralph Dahrendorf, Homo Sociologicus. 7. Aufl., Köln—Opladen 1968, S. 54 ff. In der soziologischen Theorie von TALcorr Parsons finden sich zwei Arten der Fortführung dieser Distinktion. Die eine setzt ascription mit Funktionsfusion, also mit Multifunktionalität gleich und macht die besonderen Begriffe Lintons damit überflüssig — vgl. Talcorr Parsons, Some Considerations on the Theory of Social Change. Rural Sociology 26 (1961), S. 219–239, und als weitere Ausarbeitung Leon Mayhew, Ascription in Modern Societies. Sociological Inquiry 38 (1968), S. 105–120. Die andere bezeichnet Parsons heute als Unterschied von Qualität und Leistung; sie betrifft die Frage, ob ein Handelnder den anderen danach charakterisiert, was er ist, oder danach, was er leistet (geleistet hat, leisten wird) — vgl. Talcott Parsons, The Social System. Glencoe/Ill. 1951, S. 63 ff; Ders., Pattern Variables Revisited. American Sociological Review 25 (1960), S. 467–483. Vgl. dazu auch die berühmte Wettkampf-Entscheidung im Buch XXIII der ‹Ilias› unter dem Gesichtspunkt, wer aristos ist; nicht, wer gewonnen hat. Und ähnliche Beobachtungen in den Bostoner Slums bei William F. Whrre, Street Corner Society. Chicago 1943.

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  29. So auch Cr.AUS Orff, Leistungsprinzip und industrielle Arbeit. Frankfurt 1970.

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  30. Hierzu Niklas Luhmann, Wahrheit und Ideologie. Der Staat 1 (1962), S. 431–448; Ders., Positives Recht und Ideologie. Archiv für Rechts-und Sozialphilosophie 53 (1967), S. 531–571; beides neu-gedruckt in Ders., Soziologische Aufklärung. Köln—Opladen 1970. vgl. ferner oben Bd. I, S. 93.

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  31. Ein Derivat dieses strukturell erzeugten Sicherheitsbedarfs ist die verbreitete kulturelle Bewertung von Sicherheit, die Franz-Xaver Kaufmann, Sicherheit als soziologisches und sozialpolitisches Problem. Untersuchungen zu einer Wertidee hochdifferenzierter Gesellschaf ten. Stuttgart 1970, behandelt.

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  32. Vgl. oben Bd. I, S. 14 f. Diese Unterscheidung MAINES gehört im übrigen zu den direkten Vorfahren unserer Dichotomie von zugeschriebenen und erworbenen Merkmalen, vermittelt namentlich durch die Unterscheidung von Gemeinschaft und Gesellschaft von Ferdinand Tmnnies. Einen Überblick über diese geistesgeschichtlichen Zusammenhänge vermittelt Horace M. Miner, Community-Society Continua. International Encyclopedia of the Social Sciences, Bd. 31968, S. 174–180.

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  33. Vgl. die Verwendung dieses Begriffsschemas bei Gabriel A. Almond, Introduction. A Functional Approach to Comparative Politics. In: Gabriel Almond/ James S. Coleman (Hrsg.), The Politics of the Developing Areas. Princeton/N. J. 1960, S. 3–64; Talgott Parsons, An Outline of the Social System. In: Talgott Parsons/Edward A. Shils/Kaspar D. Naegele/Jesse R. Pitts (Hrsg.), Theories of Society, Bd. I. Glencoe/Ill. 1961, S. 30–79, insbes. 53 ff. Bei weitem nicht alle einschlägigen Erörterungen bedienen sich jedoch dieser Begrifflichkeit; siehe als ein Beispiel unter vielen anderen: Emile Durkheim, Les règles de la méthode sociologique. 8. Aufl. Paris 1927, S. 110 ff.

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  34. Darauf beruht die (begrenzte) Berechtigung einer teleologisch-funktionalen Rechtstheorie. Vgl. Werner Krawietz, Das positive Recht und seine Funktion. Berlin 1967.

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  35. Bei der Analyse der Folgen der Erfindung des Radios kommen William F. Ogburn/S. C. Gilfillan, The Influence of Invention and Discovery. In: Recent Social Trends in the United States. New York—London 1933, Bd. I, S. 122–166 (153), auf 150 Gesichtspunkte. Hier liegt im übrigen der Grund, der W. Ross Ashby, Design for a Brain. 2. Aufl., London 1954, bestimmte, für alle komplexen Systeme ‹Teilfunktionen› zu postulieren, die Kausalitäten unterbrechen und nur einen Teil der Effekte weiterleiten.

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  36. Dieses Beispiel bei Morris C. Cohen, Positivism and the Limits of Idealism in the Law. Columbia Law Review 27 (1927), S. 237–250 (245) mit einigen weiteren Ausführungen zum Thema. Für andere Beispiele und den Versuch einer Typisierung der Auslösung von Folgeproblemen durch Recht siehe Arnold M. Rose, Law and the Causation of Social Problems. Social Problems 16 (1968), S. 33–43.

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  37. Die Multifunktionalität rechtlicher Gesetze und Institutionen betont z. B. Lon L. Fuller, Anatomy of the Law. New York—Washington—London 1968, S. 36 ff.

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  38. Begriffstechnisch muß also, diese Komplikation kommt noch hinzu, zwischen Multifunktionalität in einem System und Mehrheit von Systemreferenzen (bzw. Systemrelativität) unterschieden werden. Zu letzterem eingehend RAMSÖY, a. a. O.

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  39. Man lese unter diesem Gesichtspunkt als allerdings rein redltswissenschaftliche Untersuchungen Gerd Winter, Sozialer Wandel durch Rechtsnormen, erörtert an der sozialen Stellung unehelicher Kinder. Berlin 1969, oder Bernhard Weller, Arbeitslosigkeit und Arbeitsrecht. Untersuchungen der Möglichkeiten zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit unter Einbeziehung der Geschichte des Arbeitsund Sozialrechts. Stuttgart 1969. Harold Goldblatt/Florence Cromien, The Effective Social Reach of the Fair Housing Practices Law of the City of New York. Social Problems 9 (1962), S. 365–370, behandeln das gleiche Problem mit der Begriffsdichotomie partikularistischer Effekte einer universalistisch angesetzten Gesetzgebung: Was für alle gleich gelten soll, wird in je besonderen Situationen je besonders aufgenommen und verarbeitet.

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  40. Diesen Gedanken einer Überlastung des Systems mit funktionalen Erfordernissen und des Gebots eines sparsamen Einsatzes von funktionstragenden Organen findet man vor allem in der Theorie des Organismus vertreten. Siehe z. B. Andras Angyal, Foundations for a Science of Personality. New York 1941, S. 303.

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  41. und hat ungefähr den Verwendungszweck, für den auch wir ihn benutzen, ist aber als Begriff noch nicht hinreichend ausgearbeitet. Siehe etwa TALCOrr Parsons/Neil J. Smelser, Economy and Society. Glencoe/Ill. 1956, S. 15 f; TALCOrr PARSONS, (Voting› and the Equilibrium of the American Political System. In: EUGENE Burdick/Arthur J. Brodbeck (HIsg.), American Voting Behavior. Glencoe/Ill. 1959, S. 80–120 (116 f). Vgl. auch ohne ausreichende Erläuterung gebrauchte Formulierungen wie ‹overwhelmingly preoccupied with), (primarily oriented toi, (predominantly oriented› bei Marion J. Levy, JR., Modernization of the Structure of Societies. A Setting for International Affairs. 2 Bde. Princeton 1966, passim.

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  42. und das ist in einem bestimmten Sinne Strukturpolitik. Hierzu Niklas Luhmann, Reform und Information. Theoretische Überlegungen zur Reform der Verwaltung. Die Verwaltung 3 (1970), S. 15–41 (28 f); neu gedruckt in: Ders., Politik und Verwaltung. Opladen 1971.

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  43. Zu diesem vieldiskutierten Problem vgl. allgemein Clark Kerr/John T. Dunlop/Frederick H. Harbison/Charles A. Myers, Industrialism and Industrial Man. The Problems, Labor and Management in Economic Growth. Cambridge/ Mass. 1960, S. 140 ff; sowie als Fallanalysen z. B. C. Roland Cxristensen, Management Succession in Small and Growing Enterprises. Boston 1953; A. K. Rice, Productivity and Social Organization. The Ahmedabad Experiment. London 1958; und Ders., The Enterprise and its Environment. A System Theory of Management Organization. London 1963; Cyril Sofer, The Organization from Within. A Comparative Study of Social Institutions Based on a Sociotherapeutic Approach. Chicago 1961, S. 3 ff.

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  44. Bei allem moralisch begründeten Erziehungseifer war bei Einführung der allgemeinen Schulpflicht gleichwohl eine gewisse Rücksicht auf die Frage nötig, ob und wann die Kinder «aus der Wirtschaft entbehret werden können». Vgl. die preußische Verordnung betr. das Schulwesen in der Neumark vom 26. Dezember 1736, abgedruckt in: Leonhard Froese/Werner Krawietz (Hrsg.), Deutsche Schulgesetzgebung Bd. I. Brandenburg, Preußen und Deutsches Reich bis 1945. Weinheim—Berlin—Basel 1968, S. 95 ff. Für den klerikalen Widerstand siehe als ein typisches Produkt unter vielen: J. Ev. Diendorfer, Der staatliche Schulzwang in der Theorie und Praxis. Passau 1868.

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  45. Eine der besten Analysen dieser Frage ist immer noch Joseph A. Schumpeter, Die Krise des Steuerstaates. Zeitfragen aus dem Gebiete der Soziologie, Heft 4 (1918). Neu gedruckt in: Aufsätze zur Soziologie. Tübingen 1953, S. 1–71. Als Parallele interessant die Studie von Egon Brrrner, The Police on Skid-Row. A Study of Peace Keeping. American Sociological Review 32 (1967), S. 699–715, die zeigt, in welchem Maße eine polizeiliche Gewährleistung öffentlicher Sicherheit und Ordnung eine über die Zeit hinweg strukturierte Lebensführung der Bevölkerung mit einer von der Gegenwart aus abschätzbaren, zugriffsfähigen Zukunft voraussetzt. Viel eindrucksvolles Material findet man ferner in Studien über die sozialen Hindernisse der ökonomisch-technischen Entwicklung von Entwicklungsländern. Siehe namentlich Fred W. Riggs, The Ecology of Public Administration. London 1961; Ders., Administration in Developing Countries. The Theory of Prismatic Society. Boston 1964 (mit Rüdkschlüssen auf,legislative helplessness, S. 232 ff); ferner Guy Fox/Charles A. Joiner, Perceptions of the Vietnamese Public Administration System. Administrative Science Quarterly 8 (1964), S. 443–481; J. LLOYD MECHAM, Latin American Constitutions: Nominal and Real. Journal of Politics 21 (1959), S. 258–275.

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  46. Als eine theoretische Darstellung des Problems siehe Siegfried F. Nadel, The Theory of Social Structure. Glencoe/Ill. 1957. Für den Gesetzgebungsprozeß und seine Beeinträchtigung durch lokale Rollenverflechtungen der Abgeordneten bemerkenswert James D. Barber, The Lawmakers. Recruitment and Adaptation to Legislative Life. New Haven—London 1965. Vgl. auch Theodore D. Kemper, Third Party Penetration of Local Social Systems. Sociometry 31 (1968), S. 1–29.

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  47. Die Unterscheidung von Gesinnungsmoral und Verantwortungsmoral stammt von Max Weber, Politik als Beruf. 4. Aufl., Berlin 1964.

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  48. In die Vorgeschichte würden. zum Beispiel gehören: die rechtssoziologische Unterscheidung restitutiver und repressiver Sanktionen bei Durkheim; die handlungstheoretische Unterscheidung zweckrationalen und wertrationalen Handelns bei Max Weber; die gruppenpsychologischen Forschungen über die Verteilung von Kommunikationsmustern in Gruppen von BALES und die rollentheoretischen Versuche, instrumentelle und expressive (aufgabenbezogene und sozio-emotionale) Führungsrollen zu trennen. Zur empirischen Forschung unter den letzten beiden Gesichtspunkten findet man einen Zugang bei Robert F. Bales, Personality and Interpersonal Behavior. London 1970, oder bei Peter J. Burke, The Development of Task and Socio-Emotional Role Differentiation. Sociometry 30 (1967), S. 379 bis 392.

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  49. Für die Entwicklungsgeschichte der Parsoxsschen Begriffe siehe Talgott Parsons/Robert F. Bales/Edward A. Shils, Working Papers in the Theory of Action. Glencoe/Ill. 1953. Die spätere Verwendung ist am besten zugänglich in Talcott Parsons, General Theory in Sociology. In: Robert K. Merton/Leonard Broom/Leonard S. Comm., Jr. (Hrsg.), Sociology Today. New York 1959, S. 3–38 (5 ff), und neuestens in: Ders., Some Problems of General Theory in Sociology. In: John C. Mckinney/Edward A. Tiryaklan (Hrsg.), Theoretical Sociology. Perspectives and Developments. New York 1970, S. 27–68 (30 f).

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  50. Siehe Talgott Parsons, Some Reflections on The Nature and Significance of Economics›. The. Quarterly Journal of Economics 48 (1934), S. 511–545 (513 ff).

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  51. Diesen Gedanken verwendet im Hinblick auf die Wirksamkeit strafrechtlicher Sanktionen auch William J. Chambliss, Types of Deviance and the Effectiveness of Legal Sanctions. Wisconsin Law Review 1967, S. 703–719.

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  52. So ausdrücklich und ebenfalls mit Bezug auf die Zeitdimension David E. Apter, The Political Kingdom in Uganda. A Study in Bureaucratic Nationalism. Princeton/N. J. 1961, S. 85; Hers., The Politics of Modernization. Chicago—London 1965, S. 83 ff u. ö.

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  53. So Dror, a. a. 0. (1959) mit Hinweis auf die Schwierigkeiten bei der Modernisierung des Ehe-und Familienrechts in der Türkei und in Israel.

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  54. So argumentiert auch Leon Mayhew namentlich in: Ascription in Modern Societies. Sociological Inquiry 38 (1968), S. 105–120. Ähnliche Einwände gibt es gegen eine oberflächliche Dichotomie von Traditionalität und Modernität. Zu dieser Diskussion siehe etwa Joseph R. Gusfield, Tradition and Modernity. Misplaced Polarities in the Study of Social Change. The American Journal of Sociology 72 (1967), S. 351–362.

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  55. Hierzu näher Niklas Luhmann, Einfache Sozialsysteme. Zeitschrift für Soziologie 1 (1972), S. 51–65.

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  56. Zu diesem Begriff des organisierten Sozialsystems näher Niklas Luhmann, Funktionen und Folgen formaler Organisation. Berlin 1964.

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  57. Dies hängt damit zusammen, daß auch die einfachsten Interaktionssysteme ihre Struktur in der Form erwartbarer Erwartungen (siehe Bd. I, S. 31 ff) bilden müssen. Vgl. hierzu Herbert Blumer, Psychological Import of the Group. In: Muzafer Sherif/M. O. Wilson (Hrsg.), Group Relations at the Crossroads. New York 1953, S. 185–202 (198).

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  58. Dies ist ein Hauptthema umfangreicher organisationssoziologischer Forschungen. Siehe als Ausgangspunkt Frrrz J. Roethlisberger/William J. Dickson, Management and the Worker. Cambridge/Mass. 1939.

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  59. Siehe z. B. Robert E. Lane, The Regulation of Businessmen. Social Conditions of Government Economic Control. New Haven 1954; Harry V. Ball, Social Structure and Rent-Control Violations. American Journal of Sociology 65 (1960), S. 598–604; Harry V. Ball/Lawrence M. Friedman, The Use of Criminal Sanctions in the Enforcement of Economic Legislation. A Sociological View. Stanford Law Review 17 (1965), S. 197–223 (208 f); Morroe Berger, Equality by Statute. The Revolution in Civil Rights. 2. Aufl. Garden City/N. Y. 1967, S. 181 f; John Colombotos, Physicians and Medicare. A Before-After Study of the Effects of Legislation on Attitudes. American Sociological Review 34 (1969), S. 318–334.

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  60. Vgl. Jurgen Habermas, Der Universalitätsansprudl der Hermeneutik. In: Hermeneutik und Dialektik. Tübingen 1970, Bd. I, S. 73–103.

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  61. Solche Prozesse interaktiver Selbstverstrickung spielen bei der Entstehung abweichenden Verhaltens eine bedeutsame Rolle; man wird in ihnen auf Positionen gelotst, von denen aus abweichendes Verhalten naheliegt, und wird dann unwiderrufbar entsprechend etikettiert. Vgl. die Literaturhinweise Bd. I, S. 122, Anm. 166. Aber auch rechtlich geregelte Verfahren sind Interaktionssysteme, die eine eigene Geschichte aufbauen, als Struktur weiteren Vorgehens verwenden und unwiderrufbar machen. Vgl. dazu Aaron V. Cicourel, The Social Organization of Juvenile Justice. New York—London—Sydney 1968, insbes. die Zusammenfassung S. 328 ff, und NIKLAS LUHMANN, Legitimation durch Verfahren. Neuwied—Berlin 1969, S. 38 ff und passim.

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  62. Die Voraussetzung einer ‹Ausdifferenzierung aus der allgemeinen Weltgeschichte› ist natürlich von Fall zu Fall in sehr unterschiedlichem Umfang realisierbar. Siehe dazu Sherri Cavan, Liquor License. An Ethnography of Bar Behavior. Chicago 1966, insbes. S. 54 f, 79 ff.

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  63. Vgl. Philip Selznick, Foundations of the Theory of Organization. American Sociological Review 13 (1948), S. 25–35; Ders., TVA and the Grass Roots. Berkeley—Los Angeles 1949; Ders., Leadership in Administration. A Sociological Interpretation. Evanston/Ill.—White Plains/N. Y. 1957.

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  64. Vgl. dazu die von F. E. Emery/E. L. Trrsx, The Causal Texture of Organizational Environments. Human Relations 18 (1965), S. 21–32, für Organisationen entworfene Umwelttypologie.

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  65. Vgl. insbes. O. J. Harvey/David E. Hunt/Harold M. Schroder, Conceptual Systems and. Personality Organization. New York—London 1961.

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  66. In der rechtssoziologischen Forschung hat Adam Podgórecki, Loi et morale en théorie et en pratique. Revue de l’Institut de sociologie 1970, S. 277–293, diesen Gedanken aufgenommen und versucht, die Unterscheidung von moralischem Rigorismus und Toleranz mit anderen Variablen, z. B. Ausbildung und Schichtenzugehörigkeit, zu korrelieren.

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  67. Vgl. z. B. Robert L. Kahn/Donald M. Wolfe/Robert P. Quinn/Diedrick J. Snoek, Organizational Stress. Studies in Role Conflict and Ambiguity. New YorkLondon—Sydney 1964.

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  68. Hierzu bereitet Holger Rosteck auf Grund empirischer Erhebungen eine Veröffentlichung vor.

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  69. Vor allem Eugen Huber, Redit und Reditsverwirklidiung. Probleme der Gesetzgebung und der Rechtsphilosophie. Basel 1921, S. 319 ff, hat das vorhandene Redet, das «mit der Gewalt der Gegenwart ausgerüstet» ist, unter diesem Gesichtspunkt als «Reale der Gesetzgebung» behandelt.

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  70. Zur Geschichte des Vertragsrechts unter diesem Gesichtspunkt siehe Emmanuel Gounot, Le principe de l’autonomie de la volonté en droit privé. Contribution à l’étude critique de l’individualisme juridique. Paris 1912, insbes. S. 43 ff.

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  71. Zu den heute geläufigen Korrektiven dieser Vorstellung siehe den Überblick bei Wolfgang Friedmann, Recht und sozialer Wandel. Frankfurt 1969, S. 99 ff.

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  72. Henri Deguillem, La socialisation du contrat. Etude de sociologie juridique. Diss. Paris 1944, S. 27.

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  73. So formuliert Winfried Brohm, Strukturen der Wirtschaftsverwaltung. Organisationsformen und Gestaltungsmöglichkeiten im Wirtschaftsverwaltungsrecht. Stuttgart 1969, S. 20.

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  74. Hierzu ausführlicher Niklas Luhmann, Zur Funktion der ‹subjektiven Redite›. Jahrbuch für Rechtssoziologie und Rechtstheorie 1 (1970), S. 321–330.

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  75. In der Sprache von Alvin W. Gouldner, The Norm of Reciprocity. American Sociological Review 25 (1960), S. 161–178, heißt dies, daß die Beziehung nur Komplementarität, nicht Reziprozität gewährleistet. Daran wird, auch soziologisch, die Künstlichkeit der Figur erkennbar.

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  76. Die Rechtsinstitute des Privatrechts und ihre soziale Funktion. Neudruck Stuttgart 1965 (zuerst 1904).

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  77. Nicht sehr viel besser ist die Lage im Bereich der klassischen Zweck/MittelAnalyse. Immerhin sind hier ein ausgeprägtes Problembewußtsein und eine Bereitschaft zur Verwendung komplexerer Systemmodelle zu beobachten — vgl. Etwa James G. March/Herbert A. Simon, Organizations. New York—London 1958, insbes. S. 191 ff; und auch Niklas Luhmann, Zweckbegriff und Systemrationalitat. Ober die Funktion von Zwecken in sozialen Systemen. Tübingen 1968.

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  78. Vgl. am ausführlichsten Josef Esser, Grundsatz und Norm in der richterlichen Fortbildung des Privatrechts. Tübingen 1956. Aufs Prinzipielle zielende Formulierungen zum Zusammenhang von soziologischer Problemstellung, Rechtsvergleich und Rechtspolitik finden sich häufiger, aber die Ausarbeitung läßt sehr zu wünschen übrig. Siehe z. B. Ulrich Drobnig, Rechtsvergleichung und Rechtssoziologie. Zeitschrift für ausländisches und internationales Privatrecht 18 (1953), S. 295–309; Spiros Simitis, Die Informationskrise des internationalen Rechts und die Datenverarbeitung. Zeitschrift für Rechtsvergleichung 9 (1969), S. 276–298 (280 ff), mit weiteren Hinweisen.

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  79. Von der Raumplanung zur Entwicklungsplanung. Deutsches Verwaltungsblatt 85 (1970), S. 93–98 (97).

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  80. FRm Scharff, Die politischen Kosten des Rechtsstaates. Tübingen 1970, stellt unter diesem Gesichtspunkt der vergleichsweise zurückhaltenden Gesetzgebungspraxis in den Vereinigten Staaten, die mehr Details einer administrativen Regelung überläßt, ein günstigeres Zeugnis aus. Siehe andererseits Theodore J. Lowi, The End of Liberalism. Ideology,Policy and the Crisis of Public Authority. New York 1969, der seinerseits die rechtstedinischen Schwierigkeiten einer zentralen rechtlichen Regulierung unterschätzt.

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  81. Mit der Unterscheidung dieser drei Dimensionen von Komplexität folge ich einem unveröffentliduen Seminarpapier von Todd R. La Porte, Organized Social Complexity. An Introduction and Explication. Ms. 1969. Vgl. für eine etwas kompliziertere Fassung Andrew S. Mcfarland, Power and Leadership in Pluralist Systems. Stanford/Cal. 1969, S. 16.

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  82. Hierzu näher Niklas Luhmann, Systemtheoretische Beiträge zur Rechtstheorie. Jahrbuch für Rechtssoziologie und Rechtstheorie 2 (1972) (im Druck).

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  83. Vgl. Fritz W. Scharpf, Komplexität als Schranke der politischen Planung. Referat auf der Jahresversammlung der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft, Mannheim 1971. Ms. 1971.

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  84. Einige Beispiele für dieses Zögern, den Begriff Gesellschaft auf die weltweite soziale Realität im ganzen anzuwenden, sind: Kenneth S. Carlston, Law and Organization in World Society. Urbana/Ill. 1962 (trotz dieses Titels, siehe S. 66!); Wilbert E. Moore, Global Sociology. The World as a Singular System. The American Journal of Sociology 71 (1966), S. 475–482; Herbert J. Spiro, World Politics. The Global System. Homewood/Ill. 1966; Leon Mayhew, Society. Encyclopedia ‘of the Social Sciences Bd. 14 (1968), S. 577–586 (585); Amitai Etzioni, The Active Society. A Theory of Societal and Political Processes. New York 1968; Talcon Parsons, The System of Modern Societies. Englewood Cliffs/N. J. 1971, schon im Titel! und explizit S. 1. Auch die ältere Literatur sprach eher von Weltreich oder Weltstaat (in einem utopischen Sinne) als von Weltgesellschaft.

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  85. Die Einsicht, daß zunehmende Innendifferenzierung die einheitlichen Außengrenzen eines Systems problematisiert, ist altes soziologisches Gedankengut. Siehe Georg Simmel, Ober sociale Differenzierung. Leipzig 1890, oder Guillaume De Greef, La structure générale des sociétés. 3 Bde. Brüssel—Paris 1908, insbes. Bd. II, S. 245 ff, 299 ff.

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  86. Vgl. dazu Shmuel N. Eisenstadt, Religious Organizations and Political Process in Centralized Empires. The Journal of Asian Studies 21 (1962), S. 271 bis 294, der die Entstehung unterschiedlicher Bezugsgruppen für Religion und für Politik in den antiken Großreichen analysiert.

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  87. Siehe z. B. Knur Eiux Txnxöy, Wholes and Structures. An Attempt at a Philosophical Analysis. Kopenhagen 1959.

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  88. Siehe bereits oben S. 302. Wegen dieser Begriffsentscheidung ist Parsons genötigt, statt von Weltgesellschaft von einem globalen (system of societies› zu sprechen und den Gesellschaftsbegriff auf nationalstaatlicher Ebene innerhalb von nur territorial definierten Grenzen festzuhalten. Vgl. zuletzt The System of Modern Societies. Englewood Cliffs/N. J. 1971. Dazu kritisch M. H. Lessnorf, Parsons’ System Problems. The Sociological Review 16 (1968), S. 185–215 (186, 207).

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  89. Vielleicht ist dies auch der Grund, weshalb es keine Soziologie des Völkerrechts gibt. Als Versuche, die jedoch keinen ausreichenden Anschluß an die neueren Theorie-und Methodenentwicklungen der Soziologie finden, siehe Bart Landheer, Les théories de la sociologie contemporaine et le droit international. Académie de droit international, Recueil des Cours 1957, II, S. 525–626; Ders., On the Sociology of International Law and International Society. Den Haag 1966; Karl Berthold BAUM, Die soziologische Begründung des Völkerrechts als Problem der Rechtssoziologie. Jahrbuch für Rechtssoziologie und Rechtstheorie 1 (1970), S. 257–274, mit einem Überblick über ältere Ansätze.

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  90. Law Without Force. The Function of Politics in International Law. Princeton—London—Oxford 1941.

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  91. Hierzu auch Niklas Luhmann, Die Weltgesellschaft. Archiv für Rechts-und Sozialphilosophie 57 (1971), S. 1–35.

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  92. Siehe z. B. Jean Escarra, Le droit chinois. Conception et évolution, institutions législatives et judiciaires, science et enseignement. Peking—Paris 1936, S. 17 f, oder, stärker auf die soziologischen Zusammenhänge eingehend, Sybille Van Der Sprenkel, a. a. O., insbes. S. 114 ff. Vgl. ferner Dan Fenno Henderson, Conciliation and Japanese Law. Tokugawa and Modern. 2 Bde., Seattle—Tokyo 1965, zu Parallelen im japanischen Rechtssystem.

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  93. So bereits explizit bei Thomas Hobbes. Siehe dazu Bernard Willms, Die Antwort des Leviathan. Thomas Hobbes’ Politische Theorie. Neuwied—Berlin 1970, S. 14 f, 105 ff und passim.

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  94. Das bestätigt eine Untersuchung, die zeigt, daß es auch heute bei starker Einschränkung des relevanten Zeithorizontes keine sinnvolle Orientierung am Verschulden mehr gibt: EGON Brrrt zR, The Police on Skid-Row. A Study of Peace Keeping. American Sociological Review 32 (1967), S. 699–715 (insbes. 709 ff).

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  95. Auch ein abstraktes Plädoyer für den Zukunftsbezug des Rechts, wie es sich etwa bei Georges Burdeau, Traité de science politique. Bd. I, Paris 1949, S. 156 ff, zeigt, führt nicht weiter, weil man dem einen ebenso abstrakten Hinweis auf die Unentbehrlichkeit eines Vergangenheitsbezugs entgegensetzen kann.

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  96. Diese These ist der Soziologie im Prinzip geläufig, wird aber mit ganz unzulänglichen Zeitbegriffen expliziert und im wesentlichen nur auf das ‹Tempo› des ‹Zeitflusses› bezogen. Vgl. Z. B. Pitirim A. Sorokin/Robert K. Merton, Social Time. A Methodological and Functional Analysis. The American Journal of Sociology 42 (1937), S. 615–629; Georges Gurvitch, The Spectrum of Social Time. Dordredht 1964.

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  97. Daß gerade in dieser Form, im Ausgang von den Abstraktionsleistungen der Gegenwart, historisches Bewußtsein unentbehrlich ist, zeigen die MAxx-Interpretationen von Alfred Schmidt, Geschichte und Struktur. Fragen einer marxistischen Historik. München 1971.

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  98. Vgl. hierzu mit viel historischem Detail James W. Hmtsr, Law and the Conditions of Freedom in the Nineteenth-Century United States. Madison/Wisc. 1956.

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  99. Siehe dazu die biologisch inspirierte Unterscheidung von complexity in form und complexity in time bei J. W. S. Pringle, On the Parallel between Learning and Evolution. Behaviour 3 (1951), S. 174–215, insbes. 184 ff.

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  100. Hierzu näher Niklas Lohmann, Die Knappheit der Zeit und die Vordringlichkeit des Befristeten. Die Verwaltung 1 (1968), S. 3–30; neu gedruckt in: Ders., Politische Planung. Opladen 1971.

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  101. Siehe hierzu Stefan Jensen, Bildungsplanung als Systemtheorie. Beiträge zum Problem gesellschaftlicher Planung im Rahmen der Theorie sozialer Systeme. Bielefeld 1970, S. 64 ff.

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  102. Parallel dazu, und im Zusammenhang damit, wäre eine Theorie der Planung von Sozialisations-und Erziehungsprozessen zu entwickeln, die ebenfalls keine fest normierte Dressur, sondern das zu bedenken hätte, was Marion J. Levy «socialization for an unknown future» genannt hat. (Modernization and the Structure of Societies. A Setting for International Affairs. 2 Bde., Princeton/N. J. 1966, Bd. I, S. 79 ff).

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Luhmann, N. (1983). Sozialer Wandel durch Positives Recht. In: Rechtssoziologie. WV studium, vol 1. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95699-6_6

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