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Entwicklungsphasen der öffentlichen Verwaltung in Deutschland

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Verwaltung und Verwaltungswissenschaft in Deutschland

Part of the book series: Grundwissen Politik ((GPOL,volume 36))

  • 1574 Accesses

Zusammenfassung

Will man die Entwicklung der öffentlichen Verwaltung in Deutschland charakte- * risieren, so kommt man zu einem eher widersprüchlichem Bild. Zum einen gibt es Tendenzen einer außerordentlichen Kontinuität des deutschen Verwaltungssystems, aber auf der anderen Seiten sind ebenfalls deutliche Veränderungen unübersehbar. Heute wie vor fünfzig Jahren, und im Prinzip wie vor einhundert oder sogar einhundertfünfzig Jahren, ist unsere öffentliche Verwaltung durch die Merkmale einer klassischen weberianischen Bürokratie gekennzeichnet, also durch Aktenmäßigkeit, Amtshierarchie, generell geordnete Kompetenzen, Regelgebundenheit der Amtsführung und ähnliches. Die bestimmenden Strukturmerkmale der Verwaltung, sei es im Bereich des Personals (Berufsbeamtentum), der Makro- und MikroOrganisation (Dreistufigkeit, Linienorganisation), der Verfahren (Rechtsförmigkeit, Justiziablilität) und der Finanzen (Kameralistik) wurden, trotz kontinuierlicher Reformversuche, nicht grundlegend verändert (König 1996).

„Das Beharrungsvermögen der deutschen öffentlichen Verwaltung war und ist beträchtlich. Manchmal ist es auch furchterregend“ (Thomas Ellwein 1997, S. 324).

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Literatur

  1. Für den den alliierten Vorstellungen nahestehenden Leiter der bizonalen Personalbehörde, die auch nach damaligen Sprachgebrauch „abgewickelt“ wurde, erwies es sich als sehr schwierig, in der neuen Bundesverwaltung eine entsprechende Aufgabe zu finden. Er wurde schließlich Gesandter in Island (Morsey 1977, S. 235).

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  2. Der Aufbau des Staats- und Verwaltungsapparates in den neuen Bundesländern nach der Wiedervereinigung wird hier im Gegensatz zu Seibel (1997) nicht als Verwaltungsreform im oben genannten Sinne betrachtet, da es sich hierbei eher um einen Neuaufbau handelt (vgl. hierzu Kapitel 5.3).

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  3. Spätestens ab Anfang der 80er Jahre funktioniert dieses System des bundesstaatlichen Finanzausgleiches aber zunehmend weniger, da sich in einigen Bundesländern durch Kohle, Stahl- und Werftenkrise die Finanzkraft drastisch verringerte, die Stadtstaaten durch Abwanderungen ins Umland getroffen und Einnahmen bestimmter Bundesländer nicht berücksichtigt wurden. Zur Neugestaltung des Finanzausgleich wurde daher mehrfach des Bundesverfassungsgericht angerufen. Durch die deutsche Einheit wurde das generelle Ziel der Annäherung der Wirtschaftskraft der Länder dann nochmals erheblich beeinträchtigt.

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  4. Diese führte von 1971 bis 1976 Untersuchungen in der Steuerverwaltung (Grunow u.a. 1978) durch, zunächst durch die Volkswagenstiftung finanziert, und von 1975 bis 1979 im vom BMFT finanzierten Forschungsverbund „Bürgernahe Sozialpolitik“ (vgl. Kaufmann 1977; 1979). In separaten Publikationen haben sich Hegner (1978) zudem mit den psychischen Belastungen und Spannungen im Verhältnis von Bürger und Verwaltung und Grunow zunächst mit den Alltagskontakten mit der Verwaltung (1978) und später mit konzeptionellen Überlegungen zur bürgernahen Verwaltung überhaupt (Grunow 1982; 1988, vgl. auch Hoffmann-Riem 1979; Gramke 1978) auseinandergesetzt.

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  5. Gründe für die in Deutschland vergleichsweise relativ späte Rezeption liegen im Fehlen eines akuten Problem- und Handlungsdrucks in den 80er Jahren, dem relativ günstigen Abschneiden Deutschlands im internationalen Vergleich und in der Existenz einiger institutioneller Regelungen (das föderative System, die Garantie der kommunalen Selbstverwaltung sowie die Dekonzentration der staatlichen Verwaltungsfunktionen), die lange Zeit einen Modernitätsvorsprung sicherten (vgl. Wollmann 1996a, S. 19).

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  6. Mit dem Begriff der Staatsaufgaben werden die von einem Staat konkret übernommenen Zuständigkeiten beschrieben, also die konkreten Tätigkeitsfelder. Dies ist etwas anderes als die Staatsfunktionen, auf die sich diese Aufgaben in der Regel beziehen. Um ein Beispiel zu geben: Um ein Staatsgebiet nach außen hin zu schützen (Staatsfunktion), können verschiedene Aufgaben wahrgenommen werden: z.B. militärische Verteidigung, Aufbau friedlicher Beziehungen mit anderen durch Außenpolitik oder verschiedenste Formen von Grenzkontrollen (vgl. Benz 2001, 183).

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  7. Unter dem Begriff „Leistungstiefe“ im öffentlichen Sektor wird analog zur „Fertigungstiefe“ von Industrieunternehmen diskutiert, in welchem Umfang und in welcher Qualität öffentliche Leistungen selbst erstellt werden sollten. Je geringer die Leistungstiefe, um so mehr müssen bei gegebenem Leistungsumfang Teilleistungen von dritter Seite zugekauft werden. Das Spektrum der Leistungstiefe reicht von 100%, einer vollständigen Eigenerstellung durch öffentliche Einrichtungen, bis zu 0%, einem vollständigen Verzicht auf öffentliche Eigenleistungen (vgl. Naschold/Bogumil 2000).

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  8. Es gab praktisch keine Modernisierungsstrategie, sei es im Bereich des Personals (leistungsgerechte Bezahlung, Personalentwicklung und Mitarbeitelführung, Spitzenpositionen auf Zeit, Qualifizierung), der Organisation (flachere Hierarchie, Projektorganisation, Bürgerämter), der Verfahren (Kennzahlen, Berichtspflichten, Kundenorientierung, Leistungsvergleiche) oder der Finanzen (Budgetierung, Kostenrechnung, Globalhaushalt), die nicht unter dieser Überschrift zusammengefasst wurde — einerlei, ob es sich um neuartige oder im Prinzip altbekannte Reformvorschläge handelt.

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  9. Controlling ist zunächst ein Sammel- und Modebegriff für eine Vielzahl von auf Führungsund Sachfunktionen bezogenen Verfahren. Hier wird Controlling als ein System der Führungsassistenz angesehen, welches der Zielentwicklung, Entscheidungsfindung und Entscheidungskontrolle des Managements durch Informationsversorgung, -bearbeitung und — auswertung dient (in Anlehnung an Damkowski/Precht 1994, S. 412). Controlling versucht, die Führungsftinktionen „Planung“ „Organisation“ „Personal“ und „Kontrolle“ funktional miteinander zu verknüpfen (Budäus 1994, S. 65). Geht es um die Gesamtsteuerung einer Organisation im Bereich der Ziel- und Aufgabenentwicklung und Erfolgskontrolle, spricht man von strategischem Controlling. Geht es dagegen um den Aufbau eines effizienten Re-chungswesens und um die Binnensteuerung einzelner Organisationseinheiten, spricht man von operativem Controlling.

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  10. Die Herausbildung einer CI ist ein strategisch geplanter Prozess, mit dem das Erscheinungsbild sowie die Verhaltens- und Wirkungsweisen der Organisation nach innen und außen durch ein einheitliches Konzept koordiniert wird. CI hat aber immer eine Doppelfunktion: Einerseits soll nach innen die Mitarbeitermotiviation und -identifikation gestärkt und andererseits nach außen eine kundenorientierte Marktstrategie entwickelt werden.

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  11. Als empirische Feldstudien über die Betrachtung von Verlauf und Stand der Reform sind zu nennen: Kißler u.a. 1997; Gerstlberger/Kneissler 2000; Engelniederhammer u.a. 1999; Grunow/Grunow-Lutter 2000; Wegrich u.a. 1997; Maaß/Reichard 1998. Als empirische Studien, die sich ausdrücklich um eine erste Analyse der Wirkungen der Reformprojekte bemühen, sind zu nennen: Jaedicke u.a. 1999; Bogumil u.a. 2000; Osner 2001. Eine international vergleichende Analyseperspektive wird eingenommen in den Arbeiten von Naschold 1995; Naschold u.a. 1998; Naschold u.a. 1999; Pollitt/Bouckaert 2004. Zu den Forschungsdesigns dieser Studien siehe Wollmann 2000, S. 218ff.

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  12. Ähnliche Probleme zwischen kundenahen und kundenfernen Abteilungen gibt es auch in der Privatwirtschaft: Häufig entsteht die Ursache für die Kundenunzufriedenheit „nicht an der direkten Schnittstelle zum Kunden, sondern in dem Back-Office des Unternehmens… Alle Mitarbeiter — auch die Vertreter kundenferner Abteilungen — müssen die Kunden und deren Bedürfnisse genau kennen. Hierzu dienen die Instrumente Job-Rotation und Kundenforum“ (Schneider 2000, S. 169).

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  13. Zwischen 1985 und 1995 stieg die Zahl der Selbsthilfegruppen in Deutschland von 25.000 auf 60.000 an. Besonders stark ist das Wachstum bei Seniorenselbsthilfegruppen, hier stieg die Zahl allein in NRW von 850 im Jahr 1992 auf 2.050 im Jahr 1998. Zudem gibt es 235 Selbsthilfekontaktstellen in Deutschland, die Hilfestellung bei der Gründung von Gruppen leisten, Beratung und Vermittlung von Bürgern vornehmen und Kooperationen mit Politik, Verwaltung und professionellen Stellen aufbauen.

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  14. Insgesamt gibt es 585 Informations- und Kontaktstellen in Deutschland, also entweder Selbsthilfekontaktstellen, Seniorenbüros oder Freiwilligenzentren. 383 Kommunen haben eine oder mehrere solcher Stellen, das entspricht 25% der Kommunen über 10.000 Einwohnern und 85% der Kommunen über 100.000 Einwohner (Braun u.a. 2000, S. 28).

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  15. Ein Gemeinsamer Markt beinhaltet über die Zollunion hinaus die Herstellung der vollen Freizügigkeit für Personen, Kapital, Güter und Dienstleistungen. In einer Wirtschafts- und Währungsunion kommt es zudem zu Absprachen über die nationalen Wirtschaftpolitiken und Vereinbarungen über eine gemeinsame Währung.

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  16. In Norwegen entschieden sich die Bürger sowohl 1973 als auch 1994 gegen eine Aufnahme in die EG bzw. EU, zuletzt mit 52,2% der Stimmen.

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  17. In der EU-25 sind die Stimmen neu verteilt worden. Die vier größten Länder haben nun 29 Stimmen, kleine Länder wie Luxemburg, Zypern, Estland, Lettland 4 Stimmen und Malta 3 Stimmen.

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  18. Im europäischen Verwaltungsapparat arbeiten insgesamt im Jahr 2002 ca. 24.000 Beschäftigte, davon entfallen neben den erwähnten 16.000 Personen, die für die Europäische Kommission arbeiten, 4.000 auf das Europäische Parlament, 1.000 auf den EuGH und 2.500 auf den Ministerrat. Zum Vergleich: Den 24.000 europäischen Beamten stehen ca. 10 Mio. Beschäftigte im öffentlichen Dienst der Mitgliedsländer gegenüber, ein Verhältnis von 1:500.

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© 2005 VS Verlag für Sozialwissenschaften/GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden

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Bogumil, J., Jann, W. (2005). Entwicklungsphasen der öffentlichen Verwaltung in Deutschland. In: Verwaltung und Verwaltungswissenschaft in Deutschland. Grundwissen Politik, vol 36. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95687-3_5

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-95687-3_5

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

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