Zusammenfassung
Die Suche in den Sozialwissenschaften nach der adäquaten Beschreibungsformel für das, was in den 70er Jahren noch „Spätkapitalismus“ genannt wurde, manifestiert sich in der Summe der Begriffe, die inzwischen bereitstehen. Nach der Welle der „Post“-Termini, wie Postmoderne, postnationale Gesellschaften, postindustrielle Gesellschaft etc. begann die bis in die Gegenwart nicht abreißende Neutaufe der Moderne. Dahinter versteckt sich vielerlei: Zunächst — und das kennzeichnete die 80er und frühen 90er Jahre — handelt es sich um eine Auseinandersetzung darüber, ob denn die Moderne noch im klassischen Sinne „modern“ sei, d. h. ob sie (noch) gemäß den Entwicklungsparadigmen der Modernisierungstheorie plausibel beschreibbar ist. Ursächlich hierfür waren wachsende Irritationen bezüglich des zeitdiagnostischen Gehalts dieser Entwicklungsparadigmen: Der soziale Wandel moderner Gesellschaften ließ sich vor dem Hintergrund der ökonomischen Krise der ersten Hälfte der 70er Jahre und der im Anschluss daran resonanzreich proklamierten Verabschiedung des sozialmarktwirtschaftlichen Gesellschaftsmodells im Zeichen von Globalisierung und Deregulation nur noch mit erheblichen Schwierigkeiten als linearen Prozess der funktionalen Differenzierung, Demokratisierung und Rationalisierung sowie als Universalisierung von Werten und Normen beschreiben. Die seit dem Ende der 60er Jahre virulenten sozialen Bewegungen und Protestparteien, ihre partikularistischen Problembezüge und auch das überdeutliche „Ethnic Revival“ machten die Modernisierungstheorie unplausibel: Sie entpuppte sich als Artefakt der „zukunftsgewissen“, durch Vertrauen in die Fähigkeit zum „fine tuning“ wirtschaftlicher und sozialer Entwicklung geprägten 50er und frühen 60er Jahre — mithin der Hochphase des sozialmarktwirtschaftlichen Gesellschaftsmodells, das sich nach dem Zweiten Weltkrieg in allen Zentrumsnationen durchsetzte.
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© 2004 Springer Fachmedien Wiesbaden
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Imhof, K., Blum, R., Bonfadelli, H., Jarren, O. (2004). Einleitung. In: Imhof, K., Blum, R., Bonfadelli, H., Jarren, O. (eds) Mediengesellschaft. Mediensymposium Luzern, vol 8. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95686-6_1
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-95686-6_1
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-531-14372-9
Online ISBN: 978-3-322-95686-6
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